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Schweizerisches Bundesblatt.

47. Jahrgang. III.

Nr. 39.

4. September

1895.

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Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli & die, in Bern.

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend Erstellung von Militärtelegraphenlinien am Gotthard.

(Vom 30. August 1895.)

Tit.

Schon seit dem Jahre 1888 wurde zu verschiedenen Malen vom eidgenössischen Generalstabsbureau auf die Lücke aufmerksam gemacht, welche mangels einer direkten Drahtverbindung Andermatt-Dissentis, Dissentis-Olivone, Grimselhotel-Innertkirchen im eidgenössischen Telegraphennetze existiert, und wurde die Erstellung dieser drei Drahtverbindungen als im hohen Interesse der Landesverteidigung liegend dringend verlangt. Ebenso wurde auf die geringe Zuverlässigkeit hingewiesen, welche die Telegraphenlinien GletschGrimselhotel und Gletsch-Andermatt gewähren, die nur während der Fremdensaison, d. i. während drei Monaten, betrieben werden, indem sie während des übrigen Teiles des Jahres durch den Einfluß der Elementarereignisse unterbrochen sind und zum Teil wegen der Lawinengefahr sogar abgebrochen werden müssen.

Von diesen Linien sind Gletsch-Andermatt und Dissentis-Andermatt als die wichtigsten zu betrachten, da sie die telegraphische Verbindung der Kantone Wallis und Graubünden mit der innern Schweiz sichern. Es ist von der höchsten Wichtigkeit, daß, im Falle Teile unserer Armee im Oberwallis oder im bündnerschen Oberlande operieren, die an diesen Gebieten operierenden Truppen mit der Armeeleitung und der Innerschweiz über den Gotthard gesichertere Drahtverbindungen haben, als die jetzt bestehenden, ßundesblatt. 47. Jahrg. Bd. III.

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850 welche der Gefahr, durch feindliche Einwirkung bei Martigny, beziehungsweise Chur oder Sargaus unterbrochen zu werden, sehr ausgesetzt sind.

Die Bedeutung der Telegraphenlinie Gletsch-Grimselhotel-Innertkircheu nach nunmehriger Vollendung der Grimselstraße braucht kaum hervorgehoben zu werden, und ebenso ist die Wichtigkeit der Linie Dissentis-Olivone zur Verbindung des Gottharda über Dissentis mit dem Lukmanier und Olivone, wo der Anschluß an das Bleniothal nach Biasca stattfindet, nicht wohl erst nachzuweisen.

Seit Erstellung der Gotthardbefestigungen haben alle diese Telegraphenlinien noch erhöhte Bedeutung erlangt, und es wird deren Mangel um so empfindlicher, da sie alle für die rasche Besammlung der Thalwehren dienen müssen und daher zu jeder Jahreszeit sicher funktionieren können sollen.

Das Militärdepartement nahm mit dem Post- und Eisenbahndepartemente bezüglich der Erstellung dieser Linien seit 1888 schon zu verschiedenen Malen Rücksprache, doch glaubte letzteres den Bau aller dieser Linien nicht übernehmen zu können, da es erachtete, daß für die gewöhnlichen Bedürfnisse die bestehenden Linien auch mit deren excentrischen Verbindungen und mit teilweisem Sommerbetrieb allein genügten.

Erst in diesem Jahre wurde von der Telegraphendirektion auf eigene Kosten die Linie Gletsch-Grimselhotel-lnnertkirchen als Linie des eidgenössischen Telegraphennetzes erstellt, und schließlich erklärte sich das Post- und Eisenbahndepartement bereit, auch die Erstellung der Linie Andermatt-Dissentis (als gewöhnliche Luftlinie) mit der Hälfte der Kosten auf den Budgetentwurf der Telegraphendirektion pro 1896 zu nehmen, da diese Linie auch von der Civilbevölkerung immer dringender verlangt werde; für die übrigen erwähnten Linien könne aber die Beteiligung des Postund Eisenbahndepartementes nicht zugesichert werden, weil der Bauconto der Telegraphenverwaltung sonst zu sehr belastet würde im Verhältnisse zu dem aus diesen Linien zu ziehenden Nutzen.

Die Erstellung einer gesicherten Linie Gletsch-Andermatt und der Linie Üiasentis-Olivone muß daher ganz auf das Militärbudget genommen werden und die Linie Andermatt-Dissentis zur Hälfte.

Durch unsere Botschaft vom 30. März 1895, betreffend Erweiterung der Anlagen der Furkaverteidigung in Hinsicht auf die neue Grimselstraße, haben wir unter anderm die Erstellung
einer gesicherten T e l e p h o n Verbindung der Furka mit dem Fort Bäzberg bei Andermatt beantragt. Diese gesicherte, möglichst solid auszuführende T e l e p h o n l i n i e könnte während der Zeit, in welcher die

851 den Lawinen und andern Störungsursachen stark ausgesetzte Civiltelegraphenlinie unterbrochen ist, auch als Telegraphenlinie gebraucht werden, wenn dieselbe von Furka aus mit Gletsch gesicherte Verbindung erhielte; mit Göschenen und dadurch auch mit Andermatt ist der Anschluß bereits vorhanden ; es ist also für diese Linie kein neuer Kredit mehr zu verlangen, sondern nur für den Anschluß derselben von Furka nach Gletsch.

Für die Oberalpseite hingegen bedürfen wir eines neuen Kredites für Tragung der Hälfte der Kosten der Luftlinie Andertnatt-Dissentis, mit Zuschlag für 2 Kilometer Eabel (deren Kosten die Telegraphendirektion nicht übernimmt, da sie hauptsächlich nur auf den Sommerbetrieb mit Sicherheit reflektiert), ferner für die ganzen Kosten der Telegraphenlinie Dissentis-Olivone, welche nur als Luftlinie gebaut wurde, da deren absolute Sicherung durch Kabelanlagen zu teuer zu stehen käme.

Die durch diese Militär-Telegraphenlinien am Gotthard für das Militärdepartement entstehenden Kosten sind auf Fr. 56,000 veranschlagt und verteilen sich wie folgt: a. Hälfte der Kosten für Erstellung der Luftlinie AnderrnattDissentis, 27 Kilometer Fr. 5,400 b. ganze Kosten der Einrichtung der Militärstation bei den Militär-Schirmhäusern und für Ankauf von Apparaten, Batterien und Installationen für die fliegenden Militärstationen dieser Linie . . ,, 2,600 Fr. 8,000 c. ganze Kosten der Erstellung der Luftlinie DissentisOlivone, 35 km. inkl. Beschaffung von Reservelinienmaterial Fr. 18,300 d. Beschaffung von Apparaten und Installationen für die fliegenden Militärstationen dieser Linie ,, 1,700 ,, 20,000 e. Kosten für die Anschlüsse der Militärtelephonlinien Andermatt-Furka an die Civilstation Gletsch (darunter 8 km. Luftlinie) f. Kosten für cirka 2 km. Kabellegung längs dem Oberalpsee auf der Linie Andermatt-Dissentis .

,, 20,000

Total

Fr. 56,000

,,

8,000

Es kann an dieser Stelle auf eine nähere Begründung unserer Forderungen nicht eingegangen werden, doch steht das betreffende

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ganze Aktenmaterial samt Auszug aus den bisherigen Akten, Protokolle, Voranschläge und Karten zur Disposition der Kommissionen beider Räte.

Wir empfehlen Ihnen die Annahme des beifolgenden Entwurfes eines Bundesbeschlusses und benutzen den Anlaß, Sie, Tit., unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 30. August 1895.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident: Zemp.

Der Stellvertreter des eidg. Kanzlers : Schatzmann.

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(Entwurf.)

Bundesbeschlnß betreffend

Erstellung von Militärtelegraphenlinien am Gotthard.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 30. August 1895, beschließt: Art. 1. Für die Erstellung von Militärtelegraphenlinien am Gotthard wird ein Kredit von Fr. 56,000 bewilligt.

Art. 2. Der Bundesrat wird mit der Vollziehung dieses Beschlusses beauftragt.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend Erstellung von Militärtelegraphenlinien am Gotthard. (Vom 30. August 1895.)

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Jahr

1895

Année Anno Band

3

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39

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.09.1895

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849-853

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10 017 162

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