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Bnndesratsbeschluß über

den Rekurs von Johann Rudolf und Jakob Kubier in Basel, gegen den Entscheid der Justizkommission des Kantons Baselstadt, vom 23. Januar 1895, betreffend die Führung der Firma ,,Witwe Kübler-Schwarz Söhne".

(Vom 20. März 1895.)

Der schweizerische Bundesrat hat

Über den Rekurs von Johann R u d o l f und Jakob K u b i e r in Basel, gegen den Entscheid der Justizkommission des Kantons Baselstadt, vom 23. Januar 1895, die Führung der Firma ,,Witwe Kubler-Schwarz Söhne" betreffend; auf den Bericht seines Justiz- und Polizeidepartements, folgenden Beschluß gefaßt: A.

In t h a t s ä c h l i c h e r B e z i e h u n g w i r d f e s t g e s t e l l t : I.

Johann Rudolf und Jakob Kubler, Söhne der unter der Firma ,,Witwe Kübler-Schwarz" in Basel im Handelsregister eingetragenen Frau Elisabeth Kubier geb. Schwarz in Basel, haben daselbst eine Kollektivgesellschaft eingegangen. welche sie unter der Firma ,,Witwe Kübler-Schwarz Söhne" zum Handelsregister anmeldeten.

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Das Handelsregister-Bureau Baselstadt erklärte diese Firma als unzulässig und verweigerte deren Eintragung. Die dagegen beim kantonalen Justizdepartement erhobene Beschwerde wurde von der Justizkommission des Kantons Baselstadt als Aufsichtsbehörde über das Handelsregister durch Erkenntnis vom 23. Januar 1895 abgewiesen, mit der Begründung: ,,Das in Sachen maßgebende Gesetz, schweizerisches Obligationenrecht 869, erfordere unbedingt, daß die Firma einer Kollektivgesellschaft, wie die der Beschwerdeführer ist, wofern darin nicht die Namen aller einzelnen Gesellschafter aufgenommen sind, den Namen wenigstens eines der Gesellschafter enthalten müsse; der Name Kübler-Schwarz sei aber weder der Name des einen noch des andern Gesellschafters.a II.

Gegen dieses Erkenntnis rekurrierten die Herren Kubier an den Bundesrat. Sie stellten das Begehren: ,,es sei die von den beiden Potenten gewünschte Firma ,, W i t w e K ü b l e r - S c h w a r z S ö h n e " als zulässig zu erklären und deren Eintragung in das Handelsregister des Kantons Baselstadt zu gestatten.1*

B.

In rechtlicher Beziehung fällt in Betracht: Art. 869 des Obligationenrechts bestimmt: ,,Die Firma einer Kollektivgesellschaft muß, sofern in dieselbe nicht die Namen sämtlicher Gesellschafter aufgenommen sind, den Namen wenigstens eines der Gesellschafter mit einem das Vorhandensein einer Gesellschaft andeutenden Zusätze enthalten."

Und Art. 871 schreibt vor: ,,Die Namen anderer Personen als der unbeschränkt haftenden Gesellschafter dürfen in der Firma einer Kollektiv- oder Kommanditgesellschaft nicht aufgenommen werden.a Gemäß Art. 874 ist auch der Erwerber oder Übernehmer eines Geschäftes an die obigen Vorschriften gebunden ; es ist ihm lediglich gestattet, seiner Firma einen das N a c h f o l g e v e r h ä l t n i s andeutenden Z u s a t z b e i z u f ü g e n .

Das Gesetz gestattet also nicht, daß in einer Firma der Name des frühern Geschäftsinhabers in den Vordergrund trete. Es will vielmehr, daß durch die Firma in erster Linie der oder die GeBnndesblatt. 47. Jahrg. Bd. II.

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schäftsinhaber selbst bezeichnet werden. Auf i h r e Persönlichkeit legt es das Schwergewicht, dem Prinzipe getreu, daß die Firma dem Namen der Träger entsprechen soll.

Wenn nun, wie z. B. iin Fall der Firma ,,J. S. ßloch Söhne", welche die Rekurrenten zu ihren Gunsten ins Feld führen möchten (Entscheid vom B'. März 1893; schweizerisches Handelsamtsblatt 1893, Nr. 71, pag. 288; Bundesbl. 1893, I, pag. 1073), der Firma der Gesellschafter lediglich einige den Vornamen des Vaters andeutende Buchstaben vorangestellt sind, so wird dadurch diesen Vorschriften nicht entgegen gehandelt; die Firma ist aus dem persönlichen Namen ihrer Träger gebildet, diese letztern erscheinen als die Geschäftsinhaber.

Bei der Firma ,,Witwe Kühler-Schwarz Söhnett dagegen ist die Firma dem Namen der bisherigen Geschäftsinhaberin, der ,,Witwe Kubier geb. Schwarz", entlehnt. Dieser letztern allein, nicht den Rekurrenten, kommt der Name ,,Kühler-Schwarz" zu.

Die Firma ,,Witwe Kübler-Schwarz Söhnea ist daher unzulässig.

Aus demselben Grunde wurde schon im Jahre 1890 dem Herrn Edmund Schmoll in Basel verweigert, die Firma ,,Schmoll-Dreifus fils"1 · zu führen (Entscheid des Bundesrates vom 12. Februar 1890; schweizerisches Handelsamtsblatt Nr. 22, vom 15. Februar 1890, pag. 117; Bundesbl. 1890, I, pag. 439), da nicht ihm, sondern nur seinem Vater der Name Schmoll-Dreifus zukam.

Demnach wird beschlossen: Der Rekurs ist unbegründet und wird daher abgewiesen.

B e r n , den 20. März 1895.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident: Zemp.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Ringier.

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Bundesratsbeschluß über den Rekurs von Johann Rudolf und Jakob Kubier in Basel, gegen den Entscheid der Justizkommission des Kantons Baselstadt, vom 23. Januar 1895,betreffend die Führung der Firma ,,Witwe Kübler-Schwarz Söhne". (Vom 20. März 1895.)

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