375

#ST#

B

e

r

i

ch

t

des

.hetzerischen Konsuls in Barcelona (Hrn.

J. Kohl von

trogen) über das Jahr 1869.

(Vom 22. Januar 1870.)

An den hohen Bundesrath.

Tit.l Industrie und Handel.

Jm Jahre 1868 war die Getreideernte, der herrsehenden Trokenheit wegen, gänzlich missrathen, es wurde desshalb die freie Getreideeinfuhr stattet. Das Jahr 186.) lieferte einen bedeutend bessern Ertrag, so dass die freie Einsuhr wieder ausgehoben werden konnte. Der Werth x Einsuhr ..n Getreide und Mehl, während dieser Veriode, wird auf läufig zweihundert Millionen Franken berechnet. Da Spanien, .ter normalen Eruteverhältnissen, nicht allein den eigenen Bedarf, andern aueh deuseuigen seiner Kolonien Euba und Vortorieo zu deken rmag, so ist es leicht begreiflich, dass jene Einfuhr schwer ans dem nde gelastet hat. Leider befizeu wir hier keinerlei statistische Arbeiten,

d ist es darum eiue Uumoglichkeit, die Ein- und Ausfuhr, sowie die

gebnisse der Landwirtschaft, der Jndustrie und der Bergwerke in ahlen auszudrüken.

Landesprodukte, welche Spanien in fortwährend steigenden Duan_ äten aussührt, sind folgende : Wein, Weintrauben, Oel, Vomeranzen, andeln, Haselnüsse, Kork, Süssholz uud Anderes mehr. Die südlichen.

376

Provinzen führen Blei, die nördlichen Eisen und Eisener^ ans.

Di Ble.miuen liesern etwas Silber, einige derselben Oueksilber. Jhre Haupl markte finden die spanischen Brodukte in England, den benachbart^ französischen Häfen, in Enba und Bortorieo. Der Wein geht in starke Quantitäten nach den Vereinigten Staaten Nordamerikas, nach Sü^ america und Deutschland, wo er besonders znr Nachahmung des Bo^ deau^weines verwendet wird.

Die Judustrie macht unglaubliche Fortschritte, namentlich in E.

talonien. Sie hat sich mit Ersolg der Weberei zugewendet und erzeug Mouchoirs, Jndieune, Jaeonnats, Madapolams, Hamburgos, Bie.u.^ Sammt und alle möglichen andern .Artikel, so dass die Einfuhr ^for^ wahrend abnimmt. Die Tuchsabrikation ist dermassen fortgeschritten dass die Einfuhr nicht mehr als ^wei Bruente beträgt. die Einfuhr vo wollenen und halbwollenen Stoffen für Fraueukleider beschränkt sich .....

einige Modenartikel.

^llle Sorten von Leinwand, besonders solche von geringerer Ou^ lität, werden im Laude erzeugt^ nur einige seine Artikel, weiss oder b.

drukt, werden aus England und Belgieu bezogen, da dex Zoll nur no.

ungefähr 25 Vrozent beträgt.

Die Seidensabrikation in Eatalonien macht fortwährend starke ^ort schritte, und z^ar ebensowohl in glatten als in faconnirteu Stoffen un^ .Kopftüchern, welch^ legerer Artikel eine grosse Bedeutung erlangt hat so dass er, tro^ der inländischen Fabrikation, in grosser Quantität au aus ^raukreich und En^laud eingeführt wird.

Die Haupteinsnhr Spaniens besteht uebstdem in Eolonialwaare^ Als Baumwollenmarkt nimmt Barcelona in Europa den vierten Ra^ eiu , seine Jndustrieexzeuguisse, welche es naeh den Eolonien sende^ gehen dort zollfrei ein.

^ ^ .^nineaillerie und Eisenwaaren, namentlich aber Maschinen en^ lischer Konstruktion, soivie schwedisches und uorwegis.hes Holz, werd^ ebenfalls in grossen Mengen eingeführt. Es mangelt aber an all.

statistischen Nachweisen.

Mit ^dem 1. August 18^9 ist der ueue Zolltarif in Kraft getrete.

er gewährt zu Gunsten der St. Galler und Appenzeller Erzeugni^ einige wesentliche Erleichterungen. Troz der Demonstrationen der Fabr^ kanten und Arbeiter, welche sieh, sehr mit Unrecht, darüber beschweren .

denn die Artikel, denen der Tarif Begünstigungen eingeräumt, werd^ iu ...^pauien nicht sabrizirt - gelang es dem Ministerium, das ^ handelsprinzip ausrecht zu erhalten.

Durch die Vereinsamung der Tarifvors.hristen sieht sieh je^t Jmporteur vor jenen Ehikanen und jeuer Kosteuu..acherei gesehnt, wel bisher nur zu sehr in der Hand der Zollbeamten lagen.

377 Die .^infuhrzollerleichterungen für Baumwollen., Leinen^ und Seidenwaaren, von ^denen der Bericht des .Konsuls sprich^ flnd in der hierauf bezüglichen Ueber^

ficht vom 1. März d. J.. welche das schwelz. .^andels^ und Zolldepartement den bel dieser ^rage betheiligten Industriellen zur .Verfügung gestellt hat, aufgenommen und ergänzt worden.

Uhren und Bijouterie bleiben den bisherigen Zollangen unterworsen. ersterer Artikel erfreute sich, besonders was die kostbaren Uhren betrifft, fortwährend eines starken Absazes.

Die spanischen Eisenbahnen bezahlen an ihre Aktionäre keine Divi-

denden, einige nicht einmal die Zinsen an ihre Obligationsglänbiger.

.Hierin liegt die Ursache der Schwierigkeiten, welche der Vollendung der noe^ nicht ausgebauten Bahnen entgegenstehen. diejenige von Verona nach der französischen Grenze hat in den lezten Jahren, troz der Vortheile, die ihr Ausbau den andern Bahnen bieten würde, ebenfalls keine Fortschritte gemacht.

Für^die ^..eldzirknlation liegt ein grosser ..^achtheil in dem Umstande, dass eine Menge falscher Münzen im Umlaufe stnd,^ woran die manuelhafte Ueberwachung der Falschmünzer schuld ist.

Der Diskonto steht immer auf sechs Vrozent.

Es ex^stirt in Bareelona ein schweizerischer Hülssverein von dreissig bis vieruuddreissig Mitgliedern, die nur zu oft zur Unterstüzung von Landsleuten sich genöthigt se^en, die, namentlich wenn sie Handwerker sind, nur mit der grossten Schwierigkeit Arbeit finden konnen, da das Reisen der Handwer^ksbursehe in Spanien nicht üblich ist.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsuls in Barcelona (Hrn. J. Kohl von Trogen) über das Jahr 1869. (Vom 22. Januar 1870.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

11

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

19.03.1870

Date Data Seite

375-377

Page Pagina Ref. No

10 006 440

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.