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Bericht des

Schweiz. Konsuls in Palermo (Hrn. J. E Hirzel) über das

Jahr 1869.

(Vom September 1870.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

Tit..

Mein lester Bericht deutete aus Missernten hin in Folge der Versengenden Südwinde , welche wiederholt im Frühling 18......) die Saaten verheert hatten ; ich hatte mich darin nicht getäuscht, denn nicht nur die Sommerernten, sondern aneh die Herbstfrüchte sind zu Grunde gerichtet worden, die gelernte gänzlich, welche eine Hilfsquelle gewesen .väre.

Unter so verkümmerten Verhältnissen musste der Manusakturhandel in erster Linie leiden, worin die Schweiz mit Sizilien ein nicht nubeDeutendes Gesehäst betreibt , zwar nur aus ..Kredit, welcher in vielsacher .Weise missbraueht wurde. Die Sehweizerhäufer und Fabrikanten, welche Sizilien durch Provisions-Reisende ausbeuten lassen . werden gar zu oft Opfer leichtsinniger Gesehästssucht ; selten sind die Reisenden, welche die Jnteressen ihrer Häuser mit gehöriger Aufmerksamkeit wahrnehmen ; aber auch bei dem seehsmonatlichen Termin ist nieht vorauszusehen, was in der Zwischenzeit vorfallen mag ; unser Verkehr mit diesem Land war folglich ein hochst gefährdeter ausserdem hat die .Konkurrenz der englischen und inländischen Fabrikate unseren Schweizersabrikaten bedeutenden Abbruch gethan ; nur in wenigen Artikeln konnten letztere Stieh halten, wie in türkischrothen Baumwollentüchern und St. Gallexstickwaaren , wovon der Versehluf. ein beschränkter ist. Luxusartikel,

1076 Bijouterie und Uhrenhandel. hatten ebenfalls durch die finanziellen Verhäl.tnisse grossen Abbruch gelitten.

Die le^tjahrige Ausfuhr ..n Landesprodukten beschränkte sich auf Schwefel, Wein, Schmalz u^d kleinere unwichtige Artikel. Getreide und Mehl. wurden eingeführt, statt dass diess sonst die erste Ressource des Landet unter den Exportartikeln bildet. An Schwesel wurden zirka 2 Millionen

Doppelzentner an's Ausland zum Durchschnittspreis von zirka Fr.^ 14 per 100 Kil. verkauft, und zirka 100,000 Zentner v. 100 Kil. für den innern Gebrauch des .Landes zum Besehwefel.n der Weinrebe. verwendet. Die Preise behaupten sieh ungeachtet der Krisis, welche durch den Krieg über gan^Enropa hereingebrochen ist. Rur wenn er sich in die .Länge ziehen sollte , wäre ein Abschlag unvermeidlich, der einstweilen

durchras Spiel von Spekulanten durch .Lieserungseinkäufe künstlieh hin^

tertrieben werden konnte . meiner Ansicht nach können aber, bei alimähliger Anhäufung der Depots an der Küste, durch die überall im Flusse sich befindenden Schmelzofen auf den Schwefelminen , die eine sehr reiche^ Ausbeute versprechen, die jetzigen greife sich nicht lange behaupten,.

um so weniger, weil der Konsum durch die Stockung der Jndnstrie in Europa bedeutend vermindert wird. Der .Abschlag aus den Schwefelpreisen wird sich zweifelsohne erst gegen Ende des Jahres bewähren.

zu welcher Zeit die Lager an der Südküste Siziliens ihren Hohepunkt erreichen.

Mit Vergnügen kann ich Jhnen die günstigsten Mittheilungen über die diessjährigen Ernten Siziliens einreichen. Sämmtliche Getreidesorten, sowie Ackerbohnen, Leinsamen, Sumack :.e. .e. sind bei guter Witterung reichlich eingesammelt worden , auch find die schonsten Aussichten auf reiche Gelernten und Weinlesen vorhanden, bereits haben Verladungen von diesjährigen Produkten nach England und Frankreich stattgesunden,

die auf guten Markt gelangt sind , die unglücklichen Verhältnisse

Frankreichs haben aber das Exportgeschäft dahier in eomplete Stockung persezt, und die schonen Aussichten aus einen reich belohnenden .^lbsa^ hieländiseher Produktion in Frankreich sind einstweilen geschwunden ; doch dars man mit Zuversicht Rechnung machen, dass die so sehr verkommenen Verhältnisse Siziliens (dureh die vorangegangenen Missernten) durch die diessjährige reiche Produktion in allen Porten von Feldsrüehten fieh bessern und die Geschäfte im Allgemeinen mehr Solidität darbieten .verden , als diess im Jahr 1869 der Fall gewesen ist ; auch über die bevorstehende Baumwollernte lausen beruhigende Berichte ein, ^o dass man hoffen darf, dass das Manufakturgeschäst im nächsten Frühjahr sich heben werde, und auch unsere Schweizerwaaren einen vermehrten und solidern Absa^ finden.

Die italienische Regierung trachtet so schnell wie moglich das projektirte Eisenbahnne^ in Sizilien auszuführen. Von hier aus ist eine

1077 Strecke über Termini nach Lereara von 80 Kilometer dem Verkehr ...rofsnet, eine andere von Messina nach Satani.... bi.... Leonforte von zirk....

120 Kilometer ebenfalls, und in verschiedenen Richtungen sind die Arleiten in Angriff genommen worden, was in nicht f.^ner Zeit dieser ^Jnset zum unberechenbaren Ausschwung dienen wird.

überhaupt sieht man Unternehmungen auftauchen , die auf ein...

erfreuliche Entwicklung von Handel und Agrikultur hindeuten. Wenn während der nächsten .....--- 10 Jahre keine politischen Störungen eintreten, die den zunehmenden Aufschwung des Landes hemmen, s... wird auch diese Jnsel wieder zu Ehren kommen , nachdem sie Jahrhunderte hindurch in kläglicher Ver.sunkenheit und im Elend geschmachtet hat.

Die öffentliche Sicherheit hat sich merklich gebessert ; leider fallen hin und wieder bedauernswerte Raubansälle vor, die sich aber immer Seltener zeigen , und nach den glückliehen Ernten ist wohl zu hoffen, da.ss solche Uebelstände. welche gewohnlich aus Roth und Elend ent^ringen, gänzlich verschwinden.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Palermo (Hrn. J. C. Hirzel) über das Jahr 1869. (Vom September 1870.)

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1870

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55

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30.12.1870

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1075-1077

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