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Berichte über die Rinderpest Fortsezung.)

Schreiben des Schweizerischen Konsulats in Mühlhausen t.o.r.

6. Dezember 1870.

Herr Zündel informât mich, dass, wie Viehhändler und Mezger ihm berichten, die Lungenseuche sieh neuerdings gezeigt hat im Bezirke Mülheim (Baden) und besonders in Neuenburg und Umgegend. Jeh wachte gehörige Anzeige hieven an die Bolizeidirektion in Basel.

Die Auskunft, welche uns aus dem Departement Riederrhein und aus der Lorraine zukommt, lassen uns annehmen, dass die Viehseuche in den verschiedenen envahirten Departements im Erloschen (déclin) begriffen ist.

Jm ....ieder-Rhein nimmt die Zahl der verseuchten Gemeinden von Tag zu Tag ab; t..ie Fälle werden selten und die Thiere lässt mau sofort abschlachten.

Jm Arrondissement Sehleltstadt und ini Departement Ober-Rhein seheint man bisher noch n.ehts gespürt zu haben.

Seit 25 Tagen hat man im Arrondissement Ranch keinen Fall von Rinderpest mehr beobachtet und es betressen solche Fälle eine einzige Gemeinde in der Umgegend dieser Stadt, wo seit zwei Monaten kein Fall mehr vorkam.

Dagegen zeigen sich noch einige Fälle im Arrondissement Lünepille, sowie in der Richtung von Saargemünd und Metz.

Jm Departement der Vogesen gibt es noch einige Krankheitsfälle; der Thierarzt, der uns hierüber insormirt, glaubt nicht an das Vorliegen des eigentlichen Typhus, sondern einer einfachen EntzündnngsKrankheit, er ftüzt sich daraus, dass die Krankheit nieht die gewöhnlichen

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^

Symptome der .^inderpeft ..n steh t^e ; .^.nlieh allgemein konstatirte man emen Unterschied z^s^en d.^. ^t ....^n ...^70 und den Symptomen aus den andern Jahren.

...^ie Nachrichten sind also ^ünsti^ und man darf hoffen, i^ kurzer

^elt die .^..m^eit .^llst...ndig erstikt zu ^en.

.^chr.^en des schwierigen ^..fu^ in ^on.. ^iu ^. ^eze^er 18^0.

Jch habe die Ehre, Jhnen eine Depesche v.^m 3. November abhin zu bestätigen.

^..aeh Jnformationen, die ich in Besan^u bei sehr kompetenten Bersonen einziehen liess, d..r..n ^.^w^t kate^oris..h lotete, ist kein Fall .^n Rinderpest im Doubs-Departemeut vorgekommen.

Der zn meinen Freunden zählende Direkte der Vet..rinär^ule hat p..^ einigen ..^agen gesagt, dass seit meiner Mittheilun.^ vom ^. .^.^ ^ember nichts Reues vorgefallen sei^

Schreiben ^r fchm^^risch.^n ^r^n...lsch.ilt in ...^ien .^um

9. ^ezem^r 18^0.

Rach amtlichen Berichten vom 7. Dezember herrsehte Ende R...^ vember die Rinderpest noeh : in G a l i c i e n in 19 Ortsehasten des Vors^zowér-, ^kalater, Ezorkower^ , Stanislauer- , Bnezaezer- , Tarnopol.^r- , Rohat^nex-, Bodhaje.....- und Brod.^r-Bezirkes und in S i e b e n b ü r g e n in 6 Ortschaften des Hnn^ad^r Eomitates.

Alle weiter nach Westen gelegenen .^ronländer waren seuchensrei.

.10.^0 Schreiben der schweizerischen ^e^ndtsch..^ i.n ^ien .^m ^. .^ezew.^er 1.^0.

^er Stand der Rinderpest hat sich nach amtlichen Berichten in ^.er Veriode von 1---15. Dezember in der Monarchie nur sehr u....

wesentlich verändert. Jm Hun.^adex Gomitate in Siebenbürgen, wo sie schon feit Monaten herrseht, hat sie etwas an Ausdehnung gewonnen ; in Galligen sind noch die nämlichen Bezirke, die ieh Jhnen in meinem legten Berichte vom 8. Dezember namhaft gemacht habe, durchseucht.

^Die übrigen Kronländer der Monarchie sind seuchensrei.

Schreiben der fchweizerifchen ^eiandtichaft in Deutschland,

d. d. Berlin, ^. .^ezemt^r 1^.

Jn Folge des Erlosehens de... Rinderpest in Baden, Hessen und Württemberg habe ich -^ wie Jhnen bekannt aus früheren Mittheilnn^.

^en .--. nur dann wieder von den Regierungen jener Staaten Bericht zu gewärtigen, wenn die Seuche wieder in diesen .Ländern auftreten sollte. Ueber den Stand der Rinderpest im Gebiete des Rorddeutscheu Bundes habe ieh neuerdings keine offiziellen Mittheilnngen erhalten, obgleich znr Zeit die linksrheinischen Landestheile, sowie das sranzosische okkupirte Gebiet noch nicht für seuchensrei erklärt worden sind.

Jn ^Folge dessen beschränkt sich mein heutiger Bericht ans Folgendes :

^..mtliche Erfahrung.

Wochenbericht der K. Bayerischen Regierung der Vfalz über den ^tand der Rinderpest in dieser Vrovinz, in welchem eine neue Abnahme der keuche konstatirt wird.

..Auch in dieser Woehe ist eine Abnahme der Rinderpest zu kon,.statiren, indem 5 Gemeinden abgehen und nur in einer der noch ver^bleibenden Gemeinden ein Wiederholungsfall vorgekommen ist.^

^

^..u^ ^eitun^^niittheilun^en.

Bekanntmachung des K. Polizeipräsidiums in Berlin : Die durch Bekanntmachung vom 14. September d. J. angeord.lete Schliessung des Klaeger'schen Viehmarktes wird, nachdem die Rinderpest als erloschen zu betrachten ist, hien.it wieder ausgehoben.

1081 Die übrigen Bestimmungen ^ dieser Bekanntmachung, insbesondere diejenigen, nach welchen die Einfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen, nur auf den Eisenbahnen stattfinden darf, bleiben bis auss weitere in .^raft.

^ .

^ Dergleichen Schlachtvieh muss, wie es in der Bekanntmachung vom 3. v. Mts. angeordnet worden.^ auch fernerhin mit der Verbindungbahn nach dent Stroussberg'schen Viehhos gebracht und dort zunächst der amtliehen tierärztlichen Untersuchung unterworfen werden.

Berlin, den 1. Dezember 1870.

K. Bolizeipräsidinm: p. Wurmb.

Man schreibt der ,,Vost^ au... Versailles unterm 24. abhin : ,,Hier haben wir seit gestern einen schlimmen Gast, die Rinderpest, "welche in einer Pachtung in unserer Rähe ausgebrochen ist. Da in ..hiesiger Gegend die Seuehe noeh niemals ausgetreten, so wird es ,,schwer halten, alle die radikalen Massregeln streng durchzuführen, welche ,,in Deutschland so ersolgreich angewandt worden, namentlich auch, weil ,.es hier au den gesezliehen Bestimmungen maugelt, welche den ..^taat

,^ur Bezahlung des aus Vorsicht geschlachteten Rindviehes verpflichten.^

Die in lezterem Berichte enthaltene Befürchtung scheint sich jedoch

nicht bestätigt zuhaben, denn, wie mir mitgetheilt wird, soll die Senche in Versailles,

dank den energischsten Massregeln, beseitigt worden sein.

Schreien der fchweizerifchen Gesandtschaft iu ..^eutfchlaud,

d. d. Berlin, 1.^. .^ezem^er 1870.

Uebex den .^.tand der Rinderpest in Deutschland beehre ieh mich, wie folgt, Jhnen ergebenst zu berichten :

Amtliche ^r^hrnng.

Rach mündlicher Ansrage bei den. Bundeskanzleramt erhielt ich^ von dem Geheimenxathe Eck die Antwort, d.^ss, trozdem neuerdings keine

Bnnde...blal.t. Jahrg. XXll. Bd. III.

^0

10.^2 Znsammenstellung über de^ Stand der Seuche und die Zahl dere^ Opfer stattgefunden habe, die Seuche auf dem linken Ufer des Rheins, speziell in Elsass und Lothr.ngen, noch keineswegs a.^ erloschen zu be...

trachten sei.

Bericht der Regierung der Bayerischen Bsalz, d. d. Spe^er, .8. Dezember 1870, worans zu entnehmen ist, dass die ^rte Gershenn, Bl.iesdaiheim und Riederberl.^eh als verseucht zu betrachten sind.

,,Wir beehren uns mitzutheilen, dass noch folgende Geme.inden al.^ verseucht zu betrachten sind : Bezirksamt Zweibrücken.

Gemeinde Gersheim (lezter Fall am 1^. Rovember).^ ,, .^liesdalheim (einziger Fall am t7. November).

Bezirksamt Homburg.

Gemeinde Riederbe^bach (einiger Fall am 28. November). ^ ^n.^ den ^ttheilnn.^n der ^itun^en : Unter dem 10. d. M..s. berichtet die Kren^eitung aus Votsdam, diesen für die Ansteknngsfä^keit der Seuche interessanten Fall: Jm Dorse Lowember^, .^reis Ruppin, welches während dieses Sommers besonders schwer von der Rinderpest heimgesucht war, ist p^ einigen Tagen leider wieder ein Fall dieser Seuche festgestellt worden, obgleich dieser Ort - nachdem sämmtliches dort vorhanden gewesene

Rindvieh, theils gefallen, theile getodtet und die Desinfektion überall

vorschristsmässig durchgeführt war - schon seit dem 5. Oktober d. J^ als seuchenfrei erklärt werden konnte. Der Wiederausbruch der Krankheit, der aus einem schon damals infieirt gewesenen Gehoste stattgefunden, hat seine Ursache offenbar in den. aus dem Bodenraum des Viehstalles befindlichen Ranehfutter, welches dem jezt wieder angeschafft ten Rindvieh vorgelegt war. ^ Es ist dies eine neue Erfahrung über die Anstekungsl.rast der Seuche, welche in Bezug ans die sernerhin anzuordnenden Sichernngsmassregein geigen die Ausbreitung der Rinderpest von Bedeutung ist, indem bei der damals vorgenommenen Desinfektion des betreffenden Stalles die bestehenden Vorschriften insosern vollständig zur Anssührung gebracht find, als zwischen dem Stallranm und dem Futterboden eine feste Deke ohne Oeffnungen sieh befindet und daher nur das in der Räl..e der nach aussen gehenden Oefsnnngen des Futter^ bodens liegende Rauehsutter vernichtet und der übrige Theil desselben .zum späteren Gebrauche ausbewahrt ist. Trozdem ist die Anstekung noch nach Verlauf von mehr als zwei Monaten durch dieses Futter be..

wirkt worden.

.^

10^ Unterm 10. d. Mts. ist vom K. Boli^eiprästdium ^Berlin perordnet worden :

Da wiederum Fälle von Rinderpest in Berlin unter Vieh, welche^ ....on ausserhalb kam, konstatirt worden sind, so wird Folgendes verordnet: 1. Einfuhr darf nur vermittels der Verbindungsbahn zum Strouss^erg^hen Viehhofe geschehen.

2.

finden.

Viehmarkt kann nur auf dem Stroussberg'schen Viehhofe statte

3. Das Schlachten von Wiederkäuern ist nur ebendaselbst unte.^ polizeilicher Aufsicht gestattet.

4. Ausfuhr von Rindvieh darf Genehmigung geschehen.

5.

nur nach eingeholter polizeilicher

Durchfuhr ist nur vermittels der Verbindungsbahn statthast.

6. Jede Erkrankung oder jeder Sterbefall von Wiederkäuern ist^ sofort anzuzeigen.

7. Besser darf das kranke Thier nicht schlachten oder todten.^ Etwa verstorbene Thiere nicht verscharren oder beseitigen. Bis die .^atur der Krankheit festgestellt ist, sind die Eadaver so aufzubewahren, dass Menschen oder Ghiere nicht hinzukommen konnen.

8. Gesezlieh vorgeschriebene Desinfektion geschieht auf Verordnung und unter sachverständiger Aussieht.

9.

amtliche

Hiesige ^ferdemärkte fallen bi- aufs Weitere aus.

Berlin, den 10. Dezember 1870. .

K. Polizeipräsidium.

Rach der Borsenzeitung vom 17. d. Mts. sol.l die Rinderest wieder auf dem Stroussberg'schen Viehhose ausgebrochen sein, und es sollen desshalb die Desinfektionsvorsichten in den Eisenbahnwagens ^ troffen werden, in welchen das Vieh transportirt worden ist.

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