534

#ST#

Bericht de...

Schweizerischen Konsuls in Sincinnati Hrn. Jakob Ritchi von Zürich über das Jahr 1869.

An den hohen fchmeiz. Bundesrath.

Tit..

Eineinnati in der Grafschaft Hamilton im Staate Ohio ist nun eine Stadt ersten Ranges geworden ; sie besizt eiue Bevölkerung vo.. 250,000 Seelen. Mit Rewport und Eoriugton, deren Bewohner grossteutheils iu Eineinuati ihreu Verdieust finden, ist Letzeres nun durch eiue der schonsten und längsten Häugebrül.en der Weit verbunden . es dürsten also Rewport und Eorington, obgleich aus anderem Gebiete stehend, reeht wohl als Vorstädte Eineinuatis betraget werden. Die Gesammtbevolkerung dieser drei Städte belaust sich auf 325,000 Seelen. Der Werth

des Grundeigenthums iu Sincinnati wird auf Doll. 10,635,261 gefläzt.

Diese Schäzung datirt aus dem Jahre t 860; sie wird alle zehn Jahre im April erneuert. Die .... a xen n lieferten im Jahre 186..) einen Ertrag

von Dol.l. 4,240,8.).) uud die Ausgaben stiegen auf die Summe von Doll. 3,757,877. Die Stadt ist, mit Ausnahme der Vorstädte, mit Gas beleuchtet . die Länge der Gasleitungen wird aus 98 Meileu be-

rechnet. Eineiunati ist hübsch. und massiv gebaut und geht, abgesehen von seiner günstigen geographischen .Lage, einer grossen Zukunft entgegen.

Seine liberale Politik, seiu Unternehmungsgeist und die ihm zu Gebote stehenden Kapitalien bürgen hiesür. Jm legten Spätjahr votirte die Stadt zehn Millionen Dollar sür den Bau einer direkten Eiseubahn naeh dem Golf (Süden), durch die Staaten Kentruch uud ......eunessee

^535 .über Ehattanoga nach Rew-Orleans und Mobile. Bevor aber in den genannten ...Staaten die Schienen gelegt werden konnen, bedarf es ihrer Zustimmung. Dieselbe ist von Seite Tennessee's in den lezten Tagen ertheilt worden und es steht zu erwarten , dass die Regierung von Kentuck^ diesem Beispiele folgen werde. An den Ban dieser südlichen Bahn knüpft sich die Weiterentwiklung der Staaten Keutuck^ und Tenuessee ; die durch denselben bedingten Zweigbahnen, welche, deren sruehtbarste fegenden durchziehend, sich mit der südlichen Hauptbahn in direkte VerBindung sezen, werden den. Wohlstande des Landes nene Quellen eroffnen.^ Der .^taat Tennessee mit seinen Schäden an Eisen, Blei, .Tupfer, Marmor und ^teinöl wird neue Märkte, die Baumwolle produzierenden südlichen Länder dagegen im Westen und die Brodukte des Westens im Süden voxtheilhaften Absaz finden. An den Lüsten Florida^ und Süd-Earolina's ^würden neue Seestädte aufblühen, Eineinnati mit den südlichen Häfen in direkte Verbindung gese^t und nene Jmportationeu ins Leben gerufen, wobei auch unsere schweizerischen Fabrikate in Berücksichtigung kämen. Eineinnati hat eine grosse Anzahl täglich von und nach allen .Dichtungen ein- und abgehender ^,üge.

Der

Ohioflnss trägt zur

Blüthe des Handels das Seinige bei.

Jm Jahre 1869 liefen 3026 Dampfschiffe und Barken mit einer Lastsähigkeit von 69,774 Tonnen ein. durch die Herabsezuug der Eisenbahnsraehtgebühren ist die ^ehisfsahrt sehr reduzirt morden. Der Wasser^ stand des ^l^ioflusses ist bedeutenden Veränderungen unterworfen. der ^luss, bisweilen kaum schissbar, erreicht zu andern Zeiten eine Tiefe von sechs^ig Fuss. Dampsboote wurden in diesem Jahre elf gebaut, mit eiuer Haftfähigkeit von 4224 Tonnen.

Eineinnati befizt acht bedeutende Brauereien, darunter drei, die wohl die grossten und befteingerichteten der Vereinigten Staaten find, und es gilt das hiesige Bier für das vorzüglichste von allen denen, die in diesen Staaten erzeugt werden.

Unser .^äsehandel gewinnt von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Jn grosserm Masse als der importiate Schweizerkäse erfreut sieh der in unserm Staate sal^ri^irte imitirte S^weizertäse eines starken Absazes.

Die Schuh- und .^tieselsabrikation ist in Eineinnati, wenn auch erst im Werden , doch bereits von grosser Bedeutung. Es bestehen gegenwärtig 14 Fabriken, die späterhin einen grosseu Umfang annehmen dürften.

Auch der Lederhandel geht stark und zwar hauptsächlich mit inländischem

Produkt, indem nur . wird.

wenig sranzosis^hes und deutsches .Leder importirt

Unsere Baumwollenindustxie hat bedeutend zugenommen ; wir befizen jezt drei grosse Spinnereien und Webereien, aus denen vorzügliche

536 .

Erzeugnisse hervorgehen. Die Baumwollsabriken werden sich ans nnserm Blaze binnen wenig Jahren , in Anbetracht der bestehenden günstigen Verhältnisse, wie z. B. der billigen Fracht sür den Rohstoff, noch vermehren.

Die importirten Modewaaren anbetreffend, ist zu bemerken, dass der Absaz von Seide.uwaareu geringer war als im verflossenen Jahre, was lediglich in dem herrsehenden Geldmangel seinen Grnnd hatte . da^egen bestand eine ziemliche Rachsrage nach leichtern Qualitäten. Billige, ganz wollene Merinos, Merinos karrirt und in hübschen Farben, Reps de Baris, einsärbig, in alleu Darben, Empress^üeher, einfarbig und karrirt, in brillanten Farben, Mousseline de^ laine, einfach, eiusärbig, ganz wollen, sächsische Merinos, halb und gan^ wollen, karrirt, englische Bopel.ine, karrirt, mit sehr grellen Farben, fanden während der Festzeit raschen Absaz, da die Breise grossteutheils gedrükt waren.

Stikereien (Krägen, Dameutascheutücher, Kinderchemisetten, Spizen, Boints) waren über die Bestzeit sehr gesucht, und haben sich deren Breise ziemlich gut gehalten. Der Absaz von tür^isch^rolheu Kattunen hat seit einem Jahre bedeutend abgenommen. Ueberhanpt sollte das sür den westlichen Markt bestimmte Fabrikat nur sür das Auge gemacht werden, nicht sehwer (weniger dauerhast), .die Farben dagegen brillant, d.. man

hier zumeist auf Billigkeit der Waare sielet. Diese Bemerkung gilt für

die meisten der nach dem Westen bestimmten Fabrikate. Zum großen .^heil ist auch der Geldmangel Schuld daran, dass in manchen Fällen aus den importirten Waaren der Geldwert^ nicht gelost und ihr Absaz gelähmt wurde. Man verspricht sich beim Eintritt des nächsten Frühjahrs bessere Reiten, indem das Vertrauen in die ^entralregierung, naeh der Vernichtung der Goldkli.^ue in Rew-^orl^, sich gehoben hat.

Direkte Jmporteurs gibt es hier nur sehr wenige .^ die meisten Gesehästsleule kaufen ihre Waareu in Rew^ork, Bl^iladelphia und Bostou, vou dort repräsentirten europäischen Häusern.

Der Handel mit Hornvieh, ....^weineu, Mehl und ^.hweineborsten ist sehr bedeutend, beschränkt si.h aber nur aus unsere hiesigen Seehasen ; ein direkter l^port nach dem Ausland findet nicht statt. Eine ^er grosslen Stärkesabriken der Vereinigten Staaten befindet si^ hier^ sie versendet ihr Brodukt direkt naeh Bremen, wo sie sür deu europäischen Marl^t ihr Lager hält. Unser Handel mit Betrolenm, .^eh^einesett, Schinken, Gerste, Weizen und Korn ist sehr bedeutend ; vou diesen Artikeln wird jedoch nichts nach dem Auslaude e^portirl.

Die Einwanderung von ..Schweizern in. den Staaten ^hio, Jndiana und Kentnck^ war .im Jahre ^869 sehr unbedeutend, diejenige hiugegen nach dem Südeu und Rordwesteu muss jedeufalls zugenommen haben.

537 Jm Staate Ohio befinden sich sehr viele Schweizer, wie z. B. in den Grafschaften Hamilton, Buttler, Monroe, Lueas, Erie u. s. w. und in Eineiunati selbst wohl ihrer fünftausend. Wir haben hier einen Grütli-

perein, der viele Mitglieder zählt, einen Sängerehor mit 35 Aktivmit-

gliedern, und sind nun im Begriffe, eine Wohlthatigkeitsgesellschast, ausschliesslich für Schweizer, zu gründen, welches Vorhaben den bessten

Ersolg verspricht.

#ST#

Aus den Verhandlungen de... schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 25. Mai 1870.)

Jnsolge der im Ramen des k. niederländischen Ministeriums des Auswärtigen von dessen Generalkonsulat in Bern ausgesprochenen Wünsche vom 5. April und 18. Mai d. J., betreffend die Mittheilung von Berichten und Publikationen über Pädagogik .und die Organisation des Unterrichtswesens in der ....Schweiz , hat der Bundesrath beschlossen, das nachstehende Kreisschreiben an sämmtliehe Kantonsregierungen zu erlassen.

"Tit. l Der Generalkonsul der Niederlande hat im Auftrag des niederländischeu Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten durch Zuschrist vom 5. April d. J. au den Bundesrath sich gewendet, um Auskunft über die gegenwärtige Entwiklungsstufe des sogenaunteu p r o s e s s i o n e l l e u U u t e r r i e h t s in der S c h w e i g zu erhalten. Er hat seinen Wunsch mit dem Hinweis begründet, dass die Heranbildung tüchtiger Handwerker und die Wefung ihres Kunstsi.nues zur Hebuug ihrer Be-

russarbeit gegenwärtig sur die gewerbsfleissigeu Volker eine Lebensfrage sei und dass auf diesem Gebiete ein internationaler Wetteifer herrsehe, dem auch die Niederlande nicht gleichgültig zusehen dürsten. An den

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Schweizerischen Konsuls in Cincinnati Hrn. Jakob Ritchi von Z?rich ?ber das Jahr 1869.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

22

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.06.1870

Date Data Seite

534-537

Page Pagina Ref. No

10 006 503

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.