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Aus den Verhandlungen der schweiz. Bundesversammlung.

Am 19. Juli 1870 ernannte die Vereinigte Bundesversammlung zum Oberbefehlshaber der zur Wahrung der Neutralität der Schweiz aufgestellten Truppen den Herrn eidg. Oberst Hans H e r z o g , vou Aarau, und am 20. gleichen Monats zum Ehef des Generalstabs den Herrn eidg. Oberst Rudolf B a r a v i e i n i , von Basel Die Beeidigung beider Herren fand am 21. Juli statt, bei welchen.

Anlasse der Bräsident des Nationalrathes, Herr A n d e x w e r t aus dem Thurgau, folgende Ansprache hielt : Hochgeachtete Herren l Die schweizerische Buudesversammmlung hat Sie, den Herrn eidg.

Obersten Hans H e r z o g znm G e n e r a l und Oberbefehlshaber der zur Handhabung der Neutralität ausgebotenen schweizerischen Truppen, und Sie, den Herrn eidg. Obersten R u d o l f V a r a v i e i n i z u m E h e f des G e n e r a l s t a b e s ernannt. Die in uuserm Lande ausserordentliche Massregel wurde durch den gewaltigen Zusammenstoss von zwei grossen, edeln, der Schweiz enge besreundeten Rationen des europäischen Kontinents veranlasst, welcher, in seinen tiefexn Ursachen vielleicht längst vorbereitet, doch durch seine urptozliche Verwirklichung die Welt über raschte.

Db grosse staatliehe und zivilisatorische Bestrebungen, oder Beweggründe geringerer Art zum Bruche gedrängt haben , ob dieselben es rechtfertigen, den Stolz und die Vorurtheile der Rationen, den hass und die Leidenschaften der Raeen zum blutigen Streite herauszufordern, und das Elend und die Verheeruugen eines grossen Krieges neuerdings über die Menschheit loszulassen : darüber wollen wir zur Zeit unser Urtheil znrükhalten und es der Gesehiehte anheimstellen, die Verantwortlichkeit unter den Urhebern zu vertheilen.

Eines dürfen wir kühn heraussagen und uns glüklich preisen, dass dasjenige Brineip, auf welchem das schweizerisch-republikanische ..Staatswesen aufgebaut ist, und welches in Verschmähung alles ehrgeizigen Strebens die V o l k s f r e i h e i t zu begründen und die g e m e i n s a m e W o h l f a h r t der B ü r g e r zu befordern sucht, ferne, ferne abliegt von den Motiven, welche den blutigen Zwist angefacht haben.

Bundesblatt Jahxg.XXIl. Bd.IlI.

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34 Unsere Stellung zu den kriegführenden Mächten ist somit eine ganz k l a r e . Rieht nur weisen volkerrechtliche Verträge, die noch in der lezten Zeit auf das Bündigste anerkannt wurden , der Schweiz die strikteste Reutralität an ; nicht nur gebietet unser eigener Vortheil, keine Spiesse in den Streit grosser Herren zu tragen ; in noch weit hoherm Masse steht unsere republikanische Denkungsart, unsere Anpassung über Volkexglük, unser staatliches Streben, n e u t r a l , ja völlig f r e m d zu dem Jdeenkreise, aus welchem der Konflikt der beiden Monarchien hervorgegangen ist. Auch die Raeen-. Sprach- und Bildungsverwandtschast wird unsere Sympathien nicht aus falsche Bahnen und Abwege verleiten, da gerade die Geschichte des Schweizerbnndes den Beweis liefert, dass verschiedene Rationalisten im Wettkampfe der Freiheit und der Volksbildung neben einander im Frieden bestehen und selbst in die innigsten Sta^atsbeziehungen zu einander treten können.

Verhehlen wir uns aber den hohen Ernst der bevorstehenden Ereignisse für die S c h w e i z nicht. Wohl sollen in Bestätigung der bestehenden Verträge Erklärungen der kriegsührenden Mächte eingetroffen sein, dass die schweizerische Neutralität geachtet werde. Solche Znsicherungen bieten doch nur halben Trost. Wer verbürgt uns, dass die grossen, politischen und militärischen Kombinationen, die Weehselsälle, der Uebermuth und ^ die brutale Rüksichtslosigkeit des Krieges , die bittere Roth-

wendigkeit äusserer Verumständungen nicht gleichgültig über Verträge und Versprechen hinwegschreiten ^ Rur die eigene Kraft und die seste Entschlossenheit, den heimatlichen Herd selbst zu fchüzen , wird die fremden Krieger von unsern Marchen fernhalten.

Um dieses wirksam zu thun. und zur Leitung ^militärischen Massr e g e l n und O p e r a t i o n e n wenden sieh die Bundesbehörden im Ramen des Schweizervolkes an Sie, hochgeachtete Herren, indem sie

v o l l e s Vertrauen in Jhre erprobte militärische Tüchtigkeit, in die Festig-

keit und Lanterkeit Jhres Eharakters, in den hohen Batriotismns Jhrer Gesinnung sezen.

Sie treten an die Spize eines, wenn auch kleinen, doch wohl bewassneten und ausgerüsteten Volksheeres voll guten Geistes. Wenn

auch das Mildstem mit sich bringt, dass in Begehung auf die Dienstübung und Feldtüehtigkeit Vieles zu wünschen übrig bleibt, so werden

Sie die Luken und Mängel bald aüszusüllen verstehen, und es wird die Vaterlandsliebe unserer Truppen nachhelsen.

Hinter der Armee und ihren Führern steht das ganze schweizerische Volk, geeinigt auf dem Boden einer freiheitlichen und selbftständ.gen Ent.vikeluug, und fest entschlosseu, alle ^..pser zu bringen, welche die Unabhängigkeit unseres Landes fordern wird.

^ Somit konnen auch Sie, meine Herren, in vollem Ve...trauen aus die K r a s t , E i n h e i t und E n t s c h l o s s e n h e i t der Nation die hohe Verantwortlichkeit Jhres Amtes übernehmen. .Jch beglükwünsche Sie zu Jhrer verdienstvollen und ruhmreichen Lausbahn.

Wolle der Gott unserer Väter, der die Eidgenossen durch die Stürme und Gefahren der Jahrhunderte führte, Sie geleiten und Jhre Tapferkeit und Ausdauer in guten wie in schlimmen Tagen aufrecht halten l

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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 18. Juli 1870.)

Der Bundesrath hat Hrn. Edmund v. G r e n u s , von und in Bern, bisher Hauptmann im eidg. Generalstabe, zum Major im eidg.

Kommissariats stabe ernannt.

ferner würben als Ambülanee-Kommissäre mit den. Grad von L Unterlieufenants gewählt:

Hr. Rudolf K y b u x g , in Zürich , ,, Theodor M e y er, in Sursee ; ,, Rudolf S i e g r i st , in Lnzern , ,, Eduard J e n ne, in Delsberg, und

,, Karl B e r n o u l l i , in St. Gallen.

Das Vostdepartement ist vom Bundesrathe ermächtigt worden, mit der Regierung des Kantons Graubünden wegen Erriehtung eines Telegraphenbüreaus in S.ils einen Vertrag abzusehlies.eu.

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Aus den Verhandlungen der Schweiz. Bundesversammlung.

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29

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

23.07.1870

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33-35

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