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Bericht des

schweizerischen Generalkonsuls in Batavia (Hrn. Sonderegger von Wald, Appenzell A. Rh.), üb das Jahr 1869.

(Vom 26. Februar 1870.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

I.

§ 1. Lage im Allgemeinen und Handelsgesezgebung Die Zustände dieser Eolonie find noch sehr wenig befriedigend.

Dem abgelaufen Jahr sällt allerdings davon uur ein geringer Theil

zur Last, denn seine Vorgänger 1867 und 1868 waren es hauptsächlich, die dem Handel und Landbau so schwere Wunden schlugen , dass sie noch längerer Zeit bedürfen, um sich davon zu erholen. wenigstens ^ der bedenteuden chinesischen Jmporthändler haben in jener Beriode ihre Zahlungen eingestellt und zahlreiche europäische Häuser sind ebenfalls unterlegen. Von den vielen reichen chinesischen Landbesitzern sind nur noch wenige übrig geblieben , denn Ländereien sowohl als Gebänlich.keilen sind durchschnittlieh wohl 30 .. 40 % im Werthe gesalleu. Zu dieser Sachlage trägt auch viel bei , dass im Mutterla.nde der Kampf aus eolouialem Gebiet über die Frage, ob Java regiert werden soll, wie es das J..teresse der Kolonie erheischt, oder nach dem alten System der Zwangseultnr, fortdauert.

Dass der Jmporthandel so sehr darnieder entfernte Folge des amerikanischen Krieges.

lag, war noch eine Vor dem Ausbruch

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desselben waren unsere Märkte mit Manufakturen total überführt und erst gegen das Ende wurden hier entsprechend hohe Breise bezahlt und selbst grosse Gewinne erzielt. Diese ^lockten dann wieder enorme Zufuhren an , die später bei sinkenden Vreisen auf langen Eredit in die zweite Hand übergingen, die, um den Absa^ zu befordern , ihrerseits wieder auf Zeit verkaufte und so ging es dann hinunter bis zum Eonsumenten, der schliesslich nicht bezahlt... dadurch konnten die Zwischenhändler ihren Verpflichtungen ni^.ht nachkommen, und so ging es wieder

hinaus , bis schließlich die erste Hand sür ihre .......ünden büsste. Es

mogen i. J. 18.^68 aus Java wohl gegen 8 Millionen fl. ans diese Art an Manufaeturenhändlern verloren gegangen sein. Schlimmer noch als diese direkten Verluste wirkt ans den Jmporthandel der Umstand, dass .das Bankerottmachen unter den Ehinesen so allgemein geworden ist, dass sie sieh dessen nicht mehr schämen, und sich desshalb die Elasse derer, die durch Zahlungseinstellung Geld verdieuen wollen , enorm vermehrt hat, wodurch das Geschäft verhindert wird, wieder in eine gesunde Lage zu kommen , denn mit Leuten , denen es nur ...darum zu thuu ist , ein grosses Geschäft zu machen, um bei der Stagnation grosse Massiva zn

haben, wobei sieh dann füglich ein ergiebiger Schnitt in die .^etiva.

machen lässt, kann der ehrliche Handel nicht koukurriren.

Leiter ist unsere Handelswerbung noch immer derart, dass sie solchem Treiben sehr in die ^,and arbeitet.

.^chon seit mehr als l0 Jahren . hat der Handel ohne Ersolg auf Verbesserung gedrungen.

Die Liquidation bei Fallimenten bleibt hier immer noch der Weeskamer und deren Sueeursalen übertragen. So nützlich dieses Jnstitut zwar an und für sich als Vormundschastsbehorde ist, oder . wenigstens sein konnte, so .^enig taugt es zu erstgenanntem Zwecke, weil es vom Handel nicht den entferntesten Begriss hat. Muss nun so eine saillirte Massa durch deren Hände gehen , so kann mau sieh in der Regel nach jahrelangen.. Warten mit 1/2 oder 1/2 der Summe begnügen , die der Zahlnngsunsähige aus der Hand mit Bürgschaft geboten hat, was man aber nicht angenommen hat, wifsend, dass schon darans ein grosser Gewinn gemacht war. So ist man saft gezwungen, jeden Aeeord auzunehmen und unsere chinesischen und arabischen Händler sind gerieben genug, um diese mangelhafte Einrichtung zu ihrem Vortheil auszubeuteu.

Würden diese chinesischen und arabischen Händler dem holländischen Gesel^ nnterworsen und also zu Bnehsührung und Bilanz-Absehlnss in holländischer oder malaiischer Sprache verpflichtet, so wäre schon sehr viel gewonnen, doch das sel.eint noch lange zu deu srommen Wünschen gehoren zu müssen.

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^ .^. Erzeugnisse der ^andnnrtl^ch.ift, Bergwerke und Industrie.

Wie in einem frühern Berichte erwähnt, lassen sieh erst im Monat Mai genauere Angaben dieserhalb machen. Das Resultat der Ernte 1868/69 war sagendes : Gouvernement.

Partienl.

^otaI.

Kaffee in pieols von 61^ Kilo 563,425 88,481 651,906 Zucker ,, ,, ,, ,, ,, 1,016,354 1,2l8,685 2,235,039 Jndigo, Amsterdamer Bsu..d -119,674 119,674 Thee, ,, ,, 1,763,228 1,763,228 Tabak in Bieols von 61^ Kilo --115.074 115,074 Die Schwung der 1869/70er Ernte ist nach den legten Angaben folgende : Gouvernements Broduet .

,, Vartieuliere Eultur ,, ,, ,, ,, ,, "

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963,000 Bieols Kaffee

1,101,000 ,, Zucker 96,000 ,, Kaffee 1,324,000 ,, Zucker 180,000 .^ Jndigo 2,200,000 ,. Thee 1 0 5 ,000 Bieols Tabak.

Uebe... das .^auptproduet R e i s bleiben wir noch stets im Dunkeln und .Niemand ist im Stande, auch nur aus einige Millionen Bieols nach dem Ertrag einer Ernte selbst nach deren .^lblaus zu schätzen. Für den Export nach Europa und Australien kommt aber nur ein ganz kleiner .^heil, sage eirea 150,000 Pieols ^aselreis und eirea 200,000 Bieols 1^ Batavia-, Vamauoekan-, und Jndeama^oe^Reis in Betracht, geringere Sorten können nur in Zeiten sehr billiger Vreise und Frachten für Europa und Ehina dienen. Jn der ^Regel können wir nicht mehr koukurriren mit den Reishäsen in Birmah, Siam und Eochin^Ehina , wo Breise durehgehends viel niedriger sind als bei uns.

Das Gouvernement perkaust hier jährlich einen Theil der JavaBroduete in Auetion und zwar wird die Quantität sueeessive vermehrt, im abgelesenen Jahre waren es

300,000 Bieols Zucker 50,000 ^, Kassee.

Für 1870 wird das Quantum Zucker um 50^ erhöht und werden die .^luetionen wie folgt stattfinden : ^ieserbar in ^heribon.

Juli August September .^etober

.1. Z u c k e r .

^aaal. Samarang. Soeraba.^a. Passaroeau.

80,000 7,000 20,000 35,000 10,000 10,000 25,000 40,000 10,000 1..),000 25,000 40,000 10,000 ....

25,000 40,000

30,000 35,000 35,000 30,000

^otal.

172,000 120,000 120,000 105,000 517,000

82 2. . ^ a f f e e .

April .

Dezember .

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lieferbar in

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Samaraug.

Batavia.

^.otaI.

. 25,000 25,000 . 10,000 15,000 25,000 50,000

Das Gouvernement stehf sieh im Durchschnitt bei einem Verkauf aus Java besser als beim Versandt nach Holland, namentlich sällt dies ins Auge bei den Kaffee-Auetionen in Badang (Sumatra). die noch immer dreimonatlich abgehalten werden und gewohnlich 30,000-40,000 Bieols umfassen. Dieser Kafsee, der besonders dem amerikanischen Geschmacke entspricht, wird ost sur Export nach Boston und Rew-.^ork

10 a 15^. hoher bezahlt, als die Barität des holländischen Marktes anzulegen erlaubt. Die Kasseekultur aus^ Sumatra ist noch Gouvernements-Monopol.und geht desshalb eher rückwärts als vorwärts.

Ueber die Hauptprodukte lässt sieh in Bezug aus die 1869/70ex Ernte Folgendes sagen : Für Kaffee scheint es ein ziemlich günstiges Jahr zu sein, was die Quantität betrisst. die Qualität lässt dagegen zu wünschen übrig, namentlich ist die Bohne wegen zu grosser Trockenheit durchgängig klein ausgesallen.

Zucker berechtigte erst zu grossen Hofsnungen und man sprach von einem Surplus von eirea 300,000 Bieols über einer Durchsehnittsernte , der Ertrag ist aber später in vielen Distrikten hinter den Erwartungen Zurückgeblieben und wird daher das Total vermutlich aus eine gute Durehsehnittsernte hinauslaufen. Reis ist i. J. 186.) der langen Trocken-

heit wegen sehr mittelmäßig ausgesallen. in Distrikten, die ohne Jrri-

gation und also ganz vom Regen abhängig siud , fiel ^er Ertrag in manchen fällen unter ^ie Hälfte der vorherigen Ernte. Namentlich ist dies in der Umgegend von Batavia der .^all, .vesshalb wir schon jetzt .

hohe Reispreise haben und in den nächsten 2 Monaten noch hohere erwarten müssen. Die neue Ernte beginnt im April hereinzukommen,

für die Aussaat und überhaupt bis jetzt war die Witterung günstig und steht daher für das Jahr 1870 ein günstigerer Ertrag in Aussieht.

Von Bergwerken verdienen bis jetzt nur die Zinn-Minen auf Banka (Gouvernements Monopol) uud Billiton (Brivat-Gesellsehast) Erwäh-

nuug. Die jährliche Broduetion beträgt in Banka eirea 70,000 Bieols ,, Billiton ,, 30,000 ., Jn Hinsicht der bedungenen Breise war das Jahr 186.) ein sehr

günstiges, während i. J. 1868 der Breis um 55 sl. herum varirte, brachte 186..) ihn selbst auf 95 fl. und sehloss mit eirea 70 fl. per Bieol.

Einem Unternehmer ist i. J. 1868 Eoneession zur Exploitation von Kupferminen aus holländisch Timor ertheilt,^ doch ist noeh Riehts zu Tage gesördert. Die ganze Jnsel und namentlich auch die portugiesische

83 Hälfte soll sehr reich an Tupfer sein. Die .Portugiesen sind der Ansiedlung von Fremden, besonders .Katholiken, sehr gewogen, doch die miserable Wirthschaft in dieser portugiesischen Eolonie und die geringe

Sicherheit des Eigenthums sind Ursache, dass bis je^t noch wenig Ge-

brauch^ davon gemacht wurde.

Die Ausbeutung der Steiükohlenminen a n f ^ Borneo hat fo zu sagen ganz ausgehort. die Gründe^ wesshalb dies zn erwarten stand, find in einem früheren Berichte (1864) angeführt.

^ .^. ^ie ..^taleinfuhr auf ..^a betrug im Jahre 1869 an Baumwollmannsaetnren Garne .

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Eisen

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Kupser in blättern .

Stahl und Zink

Blech

Blei

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Maschinerien Steinkohlen Steinzeng Eognae .

Wein

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Bier

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Genever .

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Butter

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Schinken Käse

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Provisionen und diverse Getränke ^eise . . .

Mehl

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Eisenwerk .

Kohlentheer .

^chwed. Theer Glaswerk .

.Leinohl . . .

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Waizen

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Eiserne Rägel

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54,920 Kisten und .Ballen.

5,0.)0 Ballen.

180,575 Stäbe und Bundles.

1,779 Eollis.

10,029 ,, 814 Kisten.

1,932 Eollis.

748 ,, 58,037 englische Bons a 20 Etr.

9,609 Eollis.

^ 21,668 Kisten.

52,l10 ,, und Fässer.

23,678 ,, 81,808 ^ ,, 53,163 Fässchen à 6 Kilo.

15,933 Stück.

12,958 ,, 51,668 Eollis.

^8,674 Kistchen.

.17,268 Fass und Sack.

7,463 Eollis.

1,409 Fass.

1,965 ,.

1..),393 Eollis.

9,318 Kisten.

1l ,922 Sack.

12,002 Eollis.

4,844 englische Tons à 20 Etr.

8,760 mille (meist Manilla).

25,148 Kisten.

Eigaxxen Betroleum Jn diesen Quantitäten ist nicht inbegrifsen, was das Gouvernement durch die Handel-Maatschapp^ sür eigenen Bedarf einführen lässt.

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Die T o t a l - A u s f u h r im Jahr 1869

158,512 Bieols Kaffee.

2,167,809 ^ Zucker^ 537,099 ., Reis.

6,570 Leggexs Arrack.

63,446 Bieols Stuhlrohr.

12,533 ,, schwarzer Bfeffer.

325 ., Gummi Elastieum.

336,758 Stück Häute.

140,612 Bieols Tabak.

511,388 .^ Jndigo.

3,703 Vieols Museat-Rüsse.

754 ^,, Maeis.

4^39 " Sapanholz.

14,858 ,, Gummi Damar.

1,837 ,, Guttapercha.

213,634 ,, Oelkuchen.

6,193 ,, Eubeben.

5,4t7 ,, Eassia.

33,407 ,, Zinn.

22,940 Eollis Thee.

2,760 Pieols Eoeos-Oel.

46 ,, Relken.

2,283 ,, Langer Bseffer.

1,740 ,, Tamarinden.

n.ar:

245 ,, Zimmet.

4,^.^1 ,, Eureuma.

Jn diesen Quantitäten ist nicht inbegxissen, was das Gouvernement durch die Handel-Maatsehapp^ zum Verkauf uaeh Holland senden lässt. Diese Aussuhren der Maatschapp... (mit Einschluss^ des Wenigen, was sie für eigene Rechnung abladet) bestanden 1869 aus:

742,202 Bieols 836,628 " 17,013 ,, 288 ,, 1,535 " 23 ^ ,, 528 ,, 3,845 ,, 3,625 ,.

1,440 ,, 2,288 ,, 316 ,, 93,617 1,780 ,, 1,081 ,,

Kasfee.

Zucker.

Stnhlrohr.

Gummi Elastieum.

Häute.

Tabak.

Jndigo.

Muskatnüsse.

Sapanholz.

Gummi Damar.

Gntta Bercha.

Zimmet.

Zinn.

Relken.

Museatblüthe.

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Holland bleibt .noch immer der Hauptmaxkt sur unsere Brodnete,

^vas theilweise durch die Differentialzölle begründet ist, doeh bleibt der

.Handel mit Australien und den Vereinigten Staaten von Amerika stets im Zunehmen. Amerika nimmt jetzt schon den bei Weitem grosseren Theil des Sumatra Kaffees und es lässt sieh voraussehen, dass in nicht ^ar langer Zeit^ das ganze Brodnet seinen Weg nach Rew-^ork und Boston finden wird. Australien wird seineu .Zuckerbedars auch mehr ^.und mehr von Java begehen , namentlich wenn wir einmal durch die .noch immer beabsichtigte Dampfbootverbiudnug dieser blüheudeu Eolonie näher gerückt werden. Jetzt geht unsere Verbindung mit Australien noch ^über Ee.^lon und die Priese von S.^dne.^ reisen genau so lange wie die ^..on London, sage eirea 38 Tage. Durch .Hülfe des Telegraphen bis Eeylon empfangen wir europäische Berichte in eirea 14 Tagen, die Ver-

.bindung mit Australien verkürzt der Telegraph noch nicht, doch ist u. A.

in Holland Eoneession ertheilt^sür einen unterseeischen Kabel von Java nach Australien, die Ausführung wird indessen wohl noch einige Jahre .auf sich warten lasseu.

Schweizer ^roduete.

Das Jahr 1869 war für die schweizerische Jndustrie, soweit sie für ihre Artikel. Absatz aus Java sucht, wohl ohne Zweifel das schlechteste, ^as sie je erlebt haben wird. Die schonen Gewinne, die sie in den .Jahren 1864-1868 erzielte, hatten naturgemäss übertriebene Aussen.dungen zur ^olge , so dass sich die Vorräthe enorm anhäuften, dazu kam dann die ^bedeutend reduzirte Eonsumtionssähigl.eit, eine natürliche Folge des perminderten Wohlstandes , dann die enormen Fallimente der Zwischenhändler, deren .^äger zu ruinosen Breisen in Eonsumo über^gingen. War auch schon das Jal,.r 1868 ein sehr schlechtes, namentlich

durch Geringfügigkeit des Absa^es , so hosfte man damals wenigstens

noch bei wiederauslebender Frage Breise zu bedingen, die, wenn auch.

Verlust auf den Einstandspreis ergebend , wenigstens das Aee.uivaleut .des seitdem redneirten europäischen Werthes decken würden.

Do.h des langen Anhaltens müde, theil.^eise auch durch ZahlungsEinstellung holländischer und englischer Fabrikanten gleicher Artikel ^u raschem Verkaus gezwungen, gingen die Breise so w..it zurück, dass sie in vielen ^älleu kaum die jetzigeu europäischen Kosten decken , ^elusive Bracht, Asseeuranz, Zoll, Zinsen ..e.

B u u t g e w o b e n e W a a r e n als Eottonets, Brintaniers, Sarongs, Kaius, Mouchoirs ..e., hauptsächlich Erzeugnisse von ^t. Gallen, Thurgau uud Zürich hatten unter dieser Sachlage am Meisten zu leiden^ sie hatten auch noch den grossen Rachtheil, dass der Geschmack der Eon^sumenten sich mehr und mehr davon abwandte und den Druckartikeln

^Bunde.^bla..... ^ahrg.XXII. Bd.IIl.

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zuneigte. Diesen Geschmackswechsel haben wir übrigens schon mehrmals erlebt. wie lange er anhalten wird, lässt sich nicht beurteilen , auch.

können die Jnhaber schon desshalb schwer daraus warten , weil manche Genres im Verlaus der Zeit andern Moden Vla.^ machen werden nnd^ das lange Anhalten in diesem Elima ost den Verderb der Waaren herbeifühxt. Wenn nun durch ganz ruinöse Breise die Vorräthe dem Consumo ausgedrungen sind, dann ist es leieht möglich , dass gewobene Waaren gerade dadurch wieder in Frage kommen. Die Schweiz be^ hauptet darin übrigens ihre Eoneurreuzsähigkeit und findet nur noch in Holland, wo tro^ der Differentialzölle sich diese Branche gnt entwickelt hat, ernstliche Eoneurrenz. Die Schotten und Sachsen, die lange damit wetteiserten, scheinen sich sonst ganz zurückgezogen zu haben.

B a t t i c k A r t i k e l , wie Sarongs, Kains, ^lendangs, Mouchoirs ^e., aus den Druckereien von Glarns, Zürich, St. Gallen un.^ Appenzell haben ebensalls grosse. Verluste ergeben, doch durch den Modenwechsel haben sie ehe.... gewonnen als gelitten, dagegen wnrden sie stark beeinflusst durch die soreirte ^Liquidation i. tont pr^ von dem sehr bedeutendeu, tauseude von Kisten umfassenden Lager einer schottische...

Fabrik, die ihre Zahlungen eingestellt hatte. Die preise giugen desshalb stark zurück, doch der Umsa^ war nieht unbefriedigend und die kommende Saison wird jedenfalls eiuen grosse.. Theil der Vorräte verschlingen,.

^denn an neue Aussendenden --- ganz einzelne Genres ausgenommen ---

wird natürlich kaum gedacht. Die inländische Jndustrie hat sich. im

Batticksaehe bedeutend vervollkommnet und ausgedehnt, namentlich kann sie jel^t auch viel billiger produeiren als früher, sie hat anch den Vortheil , eiue aufkommende Frage in kurzer Zeit befriedigen zn konneu, wahrend Bestellungen naeh Europa eirea ein Jahr erfordern , bis man

die Waare hier hat. Vielleicht wird durch diese Sachlage die Battick-

fabrikatiou nie wieder die Bedeutung früherer Jahre erlangen ; ganz in Verfall kommen wird sie .indessen nicht, denn es bleiben noch immer viele Genres, die mau auf Java nicht so billig erstellen kann.

T ü r k i s c h r o t h e A r t i k e l , wie Jndienues, glatt und bedruckt,.

Sarongs, Kaius, Mouchoirs ^e., alles Broduete von Zürich, Glarns, Bern, Thurgau, Aargau haben die vorhergegangenen fetten Jahre weniger genossen und wohl auch als ^olge davon nicht die kolossale Depreeiation.

zu erleiden gehabt. Jmmerhin aber war - Garne allenfalls ausgenommen von Gewinn gebeuden ^reisen keine Rede, da zn viel von der leichten schottischen Waare zu billigen ^reisen an den Markt gedrängt wurde. Mau hat nun in der Schweiz angefangen, in Raehsolgung von Glasgow leichte Waare zu liesern und es dürste bei einiger Ausdauer die Eoneurrenz wohl mit Erfolg gekront werden. Andere Versuche in der Schweiz , die englischen gedruckten (nicht türkischrothen) Jndienues , sogenannte .^te.^m .^ Modder Prmls zu i^nitiren , scheinen schlecht rendirt zu haben.

87 J... Allgemeinen scheint der Eonsumo türkischrother Artikel - Garne ausgenommen - in der Abnahme begrifsen zu sein , vielleicht ein Beweis zunehmender Zivilisation.

M o u s s e l i n e A r t i k e l von St. fallen und Appeu^ell bleiben fortwährend überführt und zwar weniger dureh Ansuhr der legten Jahre als dureh gan^ alte Vorräte, einige Genres sind ganz aus der Mode gekommen, namentlich Mousselines brodecs, audere dagegen, wie die Mousselines umes, damassées .e., werden bei zunehmendem Wohlstand wieder den früher gewohnten, massigen Absal^ geniessen. Feine Broderien kommen hier wenig im Haudel vor, die sehr unbedeutenden Quantitäten, die Java eonsnmirt , werden gewohnlieh durch die Detaillisten direkt bezogen.

Das Gleiche gilt auch füx^ Uhren.

^ ^. .^eranderun^en in den ^nfatzen der Einfuhrzölle.

Das Jahr 186.) war das erste der zweiten Verlobe, sür die. im Gese^ von 1865 die .^olle festgesetzt waren. Die erste Reduktion saud

damals statt für 1866.^68 und die zweite 1869/71. Rach Ablauf dieser

Zeit sollte das Gesel^ wieder näher revidirt werden und es ist der Haudel bereits bestrebt, dafür Rothiges einzuleiten und dem Gouveruemeut seine Wünsche dieserhalb kuudzugebeu. Manusaeturen, für die Schweig

der Hauptarlikel, zahlten bis Ende 1865 25 ^/o und 5^.. additiouell (mit holländischem Urspruugs^ertifieat die Hälfte) in 1866^68 2^^ (mit holländischem Urspru..gs^Eer..isieat die Halste) und seit Ausaug 1869 I6^, während holländische Waare aus 10 ^/c stehen blieb. Allgemeiu deukt mau und d.^r Handel arbeitet daraus hin, dass nach I871 weuigstens aus Jmporten ein Zoll von eirea 10 ^/o angenommen wird.

Niedriger kann man kaum gehen.

Ausgangs^olle sind nicht verändert. da unser Zolltarif se^t ein sehr einfacher ist.

.^ 8. Eisenbahnen und .^erkehr.^we.^e.

Javas erste Eisenbahn , die von Samaraug nach .^oerakarta und Djoeso^ar..a ist nun endlich so weit, dass sie bis zu ersterem Bla^e seit ^18. ^ebruar t 870 dem öffentlichen betrieb übergeben ist. Das Gonvernement iu Hollaud hat der Gesellschaft kürzlich aus ihren finanziellen Schwierigkeiten geholfen, denn die 14 Millionen Eapital waren ersehopst und die Arbeiten noch lange nicht beendet. Je^t wird wieder kräftig durchgearbeitet, doeh mau befürchtet, dass einige Trajeete, wo der Boden immer uachgibt, noch Jahre laug Mühe verursacheu werden. Die Aetien der Gesellschaft stehen aus eirea 10^ des eingezahlten Werthes.

^ ^Die^ kleine Linie Batapia^Buitenzorg , schon vor 5 Jahren eoneessionirt, ist erst je^t in Angriff genommen und soll in zwei Jahren b^ endet sein.

Jn den bestehenden Dampfschissahrts-Verbindungen ist Nichts Wesentliches verändert. Zu einer Dampsbootsverbindung mit Australien hat man es noch nicht wieder bringen konnen, doch wird eine solche immer dringenderes Bedürfniss. Die Verbindung durch die Torr.es-Strasse beschraubte sich aus 3 Fahrten im Jahre 1866, und der ganze Vlan fiel ins Wasser in Folge finanzieller .Angelegenheiten von Oueenslaud und mangelnder Theilnahme von holländischer Seite. Später ^ war ein Blan in der Feder für einen Anschluss bei Eoeos. Eiland, das die l^. .^ C. Coinp.^nv's Steamers (Dampfer) ans der Tour von Ee^lon nach Australien ganz nahe passiren, doch haben die Unterhandlungen, die durch das holländisehe Gouvernement mit England angeknüpft werden sollten und vielleicht auch sind. zu keinem Resultate geführt. Die .^audelskammer unterlässt indessen nicht, wiederholt^beim gouvernement anzubringen und e^ wird sieh jet^t, wo der Suez Eanal der Dampfschiffahrt nach dem Osten^ einen neuen Jmpuls gibt, wohl mit Geduld etwas in dem Sinne erreichen lassen.

Auf die Dauer wird man die E i n w a n d e r u n g doch nicht hemmen konnen, so z. B. hat sich kürzlich im Rorden der Jusel^ Borneo eine amerikanische Gesellschaft etablirt, die von zwei Souveraiuen eirea ^6,000 englische ^uadrat^Meilen Land,^ an der Rordspi^e der Jnsel gelegen, gegen jährliche Vergütung von .^ 10,000 in Erbpacht a perpéluilé übe^-^ nommen hat, und der auch die souveränen Rechte zugestanden sind, so

dass der Direktor der Gesellschaft den Titel ,,Radjal^ führt. Der Be-

si^ von Vorueo wurde noch nie streitig gemacht, als von den Eng..ändern, die indessen, wenn der Traetat von 1824 gewissenhast ausgelegt wird, daraus Verzicht zu leisteu habeu, was, wie es scheint, auch eingesehen wird. Die Amerikaner geht aber jener Traetat nichts au, und durch Eongress^Aete ist der bewussten Gesellschaft der Schu^ der Vereinigten Staaten gegeu Feinde von Aussen garantirt.

Das T e l e g r a p h e n n e ^ von Java eutspricht allen vernünftigen Ansprüchen, ebenso das Strassennetz. doch nieht mehr in früherem Grade, denn die .^orge um deu kolonialen Uebersehuss hatte eiue ziemlieh bedeutliche Vernachlässigung der bestehenden ^trassen zur ^olge.

J^n abgelaufenen Jahr ist in Batavia der erste Tram^y in Betrieb gekommen, und es schien im Ansang besonders günstig damit gehen zu wollen, denn die Aktien, die vorher aus 50 .^ des eingezahlten ^Werthes gefallen waren, haben sich in den ersten Tagen des Betriebes aus 1.^0^.. geschwindelt, um von da in kurzer Zeit eine non valeur ^u bilden , die man mit Mühe zu 10 ^/o verkaufen kounte . nachdem sieh

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herausgestellt hatte, dass die kleinen Javapserde der Ausgabe nicht gewachsen waren, und man auch in anderen Hinsichten manchen Fehler begangen hatte. Durch^ die Erfahrung belehrt, hat .man nun verschiedene Verbesserungen angebracht, und es stehen die Aetien wieder aus

20^... Man zweifelt kaum .daran, dass sich die Sache ^schließlich auf

rentable Weise betreiben lassen wird , ob aber durch diese Gesellsehast, oder auf den Ruinen derselben, muss die Zeit lehren. Das Kapital ist

800,000 sl., doch sind noch 200,000 fl. Schulden gemacht.

Hinsichtlich telegraphischer Kommunikation mit Europa stehen wir noch ebenso weit wie por 6 Jahren, nämlich, dass man von Ee^lon aus nach Europa und Britisch-Jndien telegraphiren kann , doch kommen die Telegramme über Land durch Versien und die Türkei oder Russlaud oft sehr unleserlich und sehr ^ers.oa^et an. Jndessen aueh da wird uns der Fortschritt ausgedrängt, da je^t der Great Eastern mit Legung des Eabels von Bombay nach ..^..uez beschästigt sein wird. Man erwartet vor Ende 1870 auch die unterseeische Verbindung zwischen Eei^lou und Singapore und dann müssen wir endlich .mit, was zwar wenig Mühe kosten würde, da für die Linien aus Sumatra selbst seit Jahren alles Rothige angeschafft war , und nur die 2 unterseeischen kurzen Verbindungen zu erstellen wäreu. Da jetzt aber 2 Brojeete bestehen sür unterseeische Telegraphen von Eeylon .direet nach Java und von Ee.^lon über Singa^ pore und Java nach .Australien , so werden diese wohl eher zur Ansführung kommen und die Linie über Sumatra sich schon im Werden überleben, und sich s. Z. aus den Lokalverkehr zwischen Java und den grosseren Ansiedlungen auf Sumatra besehräuken.

^ ^. Banken.

Die

Aetien der oetro^rten Java^ank stehen jel^l. auf 150^..;

die Dividenden variren gewohnlich zwischen 9 und 13 ^ (1868^69 ^^).

Sie hat in der Regel 24-2.) Millionen Gulden Bapier im Umlauf und 17-23 Millionen Guldeu in Deposito. ^ie dars laut Eharter 15 Millionen Papier^Eireulation haben gegen ihr Kapital von 6 Millionen^ was sie darüber ausgibt, muss zum Vollen in Silber deponirt sein. Die Billete siud stets gegen Silber verweehselbar^ Das Haupt^Eomptoir der Java^Bank ist in Batavia , lange Jahre hatte ste nur in Samarang und Soerabai^a Filialen , langsam hat sie aber ihren Wirkungskreis ausgebreitet uud besitzt je^t auch Etablissemente in Eheribon, Soerakarka, Vassaroean, Vadang und Matassar.

^ 1.0. ^iu^- und ^i.^nt.^u^.

Der Diseonto für Wechsel variirte zwischen 4 1/2 a 6 ^/o , während für solide Hypotheken 61/2^-9 ^. bezahlt wurde. Dieses sonderbare

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Verhältniss ha.. seinen Grund theilweise in dem grossen Misstrauen , das durch die Eingangs erwähnte Entwerthung aller Grundstücke enl.standen ist , andexntheils weil durch die Java^Vank viel mehr Geld

disponibel liegt, als der Handel in solider Weise bedarf, während die

Java-Bank nur 1/2 ihres Kapitals in Hypotheken anlegen darf und dieses Maximum laugst erreicht hat. Es sehlt also im Allgemeinen das Geld für Eultur^Unternehmungen, und selbst die hohen Zinsen vermogen dasselbe nicht ans dem Mntterlande dafür herzulocken , da schon das ^aetnm, dass der Wechsel-Diseouto auf Java soviel niedriger ist, als . Zinsen ans Hypothek, die Kapitalisten abschrecken muss, Gelder hier anzulegen.

^ ......... .Versicherungen.

Was hierüber im 18^4er Bericht gesagt ist, behalt auch jetzt grosstentheils Geltung. Die Anzahl der aus Java etablirten Gesellschaften ist .etwas gewachsen und haben wir jel^t 10 Gesellschaften für Feuer und Transport, 2 ,, " Feuer.

Die Brämien find in der Hauptsache ganz unverändert geblieben.

Die Feuerversicherungs-Eompagnien haben alle gute Dividenden gegeben, und auch die Transportversicherungen haben sich von den unglücklichen Jahren. 1866/67 , die beiden meisten das Eapital angegriffen haben, wieder erholt. Grossere Vorsicht im Annehmen zweiselhafter Risieos ist eine natürliche Folge der schlechten Jahre gewesen, und es wird dieselbe wohl in mittelmässigen und guten^ Jahren wieder die früher immer erzielten sehr befriedigenden Resultate erwarten lassen.

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Bericht des schweizerischen Generalkonsuls in Batavia (Hrn. Sonderegger von Wald, Appenzell A. Rh.), über das Jahr 1869. (Vom 26. Februar 1870.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

31

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

06.08.1870

Date Data Seite

79-90

Page Pagina Ref. No

10 006 582

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