122

#ST#

B

e

r

i ch t

des

schweizerischen Konsuls in Bahia Hr. Emil hohler von .Lausanne) fur das Jahr 1869.

(Vom 10. April 1870.)

An den hohen schmeiz. Bundesrath.

Tit..

Allgemeine Lage und Handelsgesezgebung.

Das Jahr 186..) weist keine bemerkenswerthe Thatsache aus. Der Krieg mit Paraguay konnte schon am Schlusse .des Jahres 1869 als beendigt angesehen werden. .Wenn derselbe auch im Lause dieses Jahres ungeheure Auslagen zu verursachen sortsuhr, so hatte man doch wenigstens von der militärischen Aushebung oder, besser gesagt von der Soldatenpresse, welche die Bevölkerung in so grossen Sehreken versezt hatte, Umgang genommen. Die Ruhe nnd Sicherheit wurden einzig in der Munizipalität von Leueoes, im Distrikte Diamantino,, gestort, wo in

den Tagen des 19. und 26. August einige unruhige Kopse handgemein

wurdeu. Die Autorität schritt ein, wobei es aus beiden leiten zu Verwundungen kam. Jm südlichen Theile der Vrovinz, aus dem Territorium der Ortschaften Victoria und Barra do Rio de Contas, haben die Jndianer einige Pflanzungen angegriffen, verschwanden beinahe so schnell als sie erschienen, und liessen einige der Jhrigen als Gesaugene zurük. Da es des Krieges mit Varagua... wegen vollständig an Linientrnppen gebricht, so versieht die Rationalgarde den Garnisonsdienst.

Das Bolizeikorps der ganzen Brovinz zählt nicht mehr als 608 Mann,

123 indem die Eadres der ungenügenden Zahl pon Anwerbungen wegen nicht vervollständigt werden können. Die Bevölkerung im Junern hatte unter der seit 1868 herrschenden Trokenheit ausserordentlich zu leiden, welche gegen das Ende des Jahres 1.869 an vielen Orten eine Hnn^ gersnoth herbeisührte. Die Bropinzialregierung ernannte eine Kommission mit dem Austrage, .Lebensrnittel anzukaufen, und sie den am Schwersten heimgesuchten Gegenden zu übermitteln. Ungeachtet dieser Hungersnoth, troz der a^usserordentlichen Hize des Jahres, troz der Rnhr und der intermittirenden Fieber, welche ziemlich heftig und allgemein in der Brovinz austraten, war die Sterblichkeit in der Munizipalität

von Bahia, die beinahe 200,000 Einwohner zählt, im Jahr 1869 ge-

ringer als 1868.

Jm

Jahr 1868 aber 3533.

Jahr 1869 kamen 2865 Todesfälle vor; im

Der Finanzzustand der Bropiuz ist ein gedrükter.

Wenn auch die

Einnahmen im Steigen begrisfen sind, so zeigt doch die Bilanz, der allzu hohen Ausgaben wegen, immer ein Defizit.

1. Juli 1868 bis 30. Jnui 1869 ergab:

Das Finanzjahr vom

an Einnahmen, Milreis 2,033,573

,, Ausgaben, ., 2,547,061 Defizit Milreis 5l 3,488

Die Trokenheit, der schlimme Znstand der Finanzen, die Krankheiten, pon welchen die vermiedenen A^sfuhrprodukte befallen worden und die eine ..^ermindernug in den Ausgangszolleu herbeigeführt hatteu, zwangen dazu, aus die Ausführung vou öffentlichen Arbeiten zu verzichten, mit Ausnahme des Strassenpslasters der Hauptstadt, und der Fortsezung einer neuen ^trasse, welche die untere Stadt mit der obern in be.^.emer Weise verbinden soll.

Der öfsentliche Unterricht scheint in den untern Bevolkernna^sklassen nicht fortzuschreiten, obwohl die Zahl der ^rimarschnleu vermehrt wurde.

Jm Jahr 1868 bestanden 265 schulen mit 9904 Schülern, im Jahr 1869 274 schulen (217 sür Kuaben, 57 für Mädchen) mit 9635 Schüleru.

Der Gedauke, die Selaverei binnen kürzester Frist abzuschaffen, findet immer mehr Anklang, ungeachtet der Verwirrung, die mit einer solehen Massregel verbunden ist, und ungeachtet der grossen Verluste, welche hieraus sür viele Sklavenhalter entstehen werden.

Die Emanzipation ist unvermeidlich und im Brinzipe bereits zn-

gestauden. Man ist auf Mittel bedacht, um der Krisis einen möglichst milden Verlauf zu sichern. Viele Projekte liegen vor, zn keinem hat man sich noch entschieden, mau spricht von Massregelu, welche gegen die das menschliehe Gefühl des Jahrhunderts verlebenden Gewohnheiten

124 zu ergreisen seien, d. h. gegen die Versteigerung der Selaven und die Trennung der Angehorigen einer und derselben Familie. Man verlangt ein Gefez, welches die Freilassung, sobald der Seiave den Werth, den

er repräsentirt, hinterlegt, als obligatorisch erklärt.

Folgendes Dekret wurde am 15. September 186..) erlassen: 1. Verbot gegen den Verkaus pon Selav^n vermittelst Steigerung

und offentlieher Ausstellung.

.

2.

Verbot gegen die Trennung des Mannes und der Frau, und

des Kindes von Vater und Mutter bis zum 15. Altersjahre.

3. Ermächtigung der Richter in Erbschaftssällen, wo keine Aseendenten und Deseendenten vorhanden und die Rechte der Gläubiger durch anderes Vermogen gedekt sind, die Freiheit des inventarisirten Selaven auszusprechen, sobald derselbe den Werth bezahlt, zu dem er im Juventar geschäht worden ist.

Es hat sich eine Gesellsehast gebildet, welche mittelst monatlicher Beiträge junge Selaven loskauft .^.überdiess bestrebt sie sieh, durch Zeitungsberichte und durch Veröffentlichungen freiwilliger Freilassungen, welche ziemlich häufig vorkommen und wozu zumeist ein glukliches Familienereigniss, ein Jahrestag u. s. w. Anlass bieten, ihren Zwek zu sordern.

Ein unterm 18. Juni 1869 erlassenes Brovinzialgesez ermächtigte die Regierung zur Gewährung eines Vrivil^giums aus die Dauer von

dreissig Jahren an eine Gesellschast behuss Erstellung von Abzuggräben in der Stadt Bahia, welche sür die Hauseigentümer obligatorisch hätten sein sollen, die dafür der Gesellschaft 40 bis 50 Milreis jährlich zu entrichten gehabt hätten. Der Bräsident hat diese Massregel wegen der vorauszusehenden Opposition eines Theils der Bevölkerung, welcher iu dieser Verbesserung keiue hinreichende Entschädigung für eiue so schwere Last zu erbliken vermag, hinausgeschoben. Ein anderes unter gleichem Datum erlassenes Gesez gewährleistet ein ausschliessliches Brivilegium aus zwanzig Jahre für die Fabrikation von Bapier auf allen Vunkten der ^rovinz.

Durch Dekret vom 23. März 186..) wurde in dem ganzen Reiche eine Steuer aus Gewerbe und Handwerke eiugesührt. Diese Steuer ist ^iue.

Rachahmnug des franzosischen Vatentgesezes und beruht wie dieses l^..

tere auf einer sesten und proportionellen Stener. Die Pflichtigen siud iu zahlreiche Klassen, und die Klassen je nach der Lokalität, in solche ersten, zweiten, dritten und vierten Rauges eingeteilt. Die ...^teu.^

ist sehr drükend, die horste feste Tax^e darf zwei Eontos Reis und di^ steigen . überdiess sind, was die industriellen Etablissemente betrifst, alle Produktionsmittel mit inbegrisf.en.

proportionne Ta^e zwanzig vom Hundert des Mietpreises uicht üb^r.-

125 Durch ^esez vom 17. April 1869 ist die Stempelsteuer ermäßigt worden. Sie wird in eine feste und proportionelle eingeteilt. Die proportionelle beträgt Ein von Tausend, jede Bruchzahl über ein Eonto Reis zahlt sür ein Eonto. Dieser Steuer sind unterworfen alle Arten von Wechselnden, die Eigenwechsel, Obligationen, unterzeichneten Fakturen, Anleihen, Hypotheken, ..^esellschastsverträge, Mietverträge, Seefrachtbriefe u. s. w., ein halb von Tausend auf Sicht lautende Wechsel , zwei von Hundert auf Versicherungsscheinen. Die feste Stempelgebühr wird aus eine Menge Bapier, Akten u. s. w. von 40 bis 1,000,000 Reis angewendet. Es wurden Stempelpapiermarken augefertigt, deren man sich in Europa bedient.

Die Regierung, ohne die alten Kupsermüu^eu von 20 und 40 Reis ^urükz.^ehen, hat eine neue Kupfermünze prägen lassen, deren Gewicht die Hälfte der bisherigen ausmacht, 30 Bxo^eut Zink mitiubegrisfen.

Dieses ^eld besizt einen Wexth von 10 und 20 Reis und wurde in

England und Belgien geprägt.

Erzeu^ui^e der ^..ndnnrthfchaft, .l^ Ber^baue^ uud der Industrie.

Die Landwirthschast hatte unter der Trokeuheit schwer zu leiden, mehr aber noch als s i e die Viehzucht im Juueru . der Znker, unbestritten das wichtigste Brodukt der Brovinz, hat gegen die Ersehopsnng des Bodens und die Kraßheit des Zukerrohrs, die eine ^olge davon ^u seiu scheint, anzukämpfen. Die gegen diese lettere angewendeten Vräveutivmittel blieben ziemlich ersolglos. Mehrere Zukersabriken vermogeu kaum mehr ihre Auslagen zu deken, andere mussten daraus perZiehten, den Saft als Zuker darzustellen und fabriziren nur Melasse sür die Destillation. Die Krankheit ^suhrte nicht n u... eine Verminderung im Ertrag des Znkerrohrs herbei, sondern sie machte anch den ^ast untauglich zur Zukerfabrikation . er kristallisirt nicht. Die vollständige Ersezung der Zulerrohrschosse durch neue Arten (vioielt^ und s.^al.^n^oa)

war bisher das einzig wirksame Mittel gegen die Krankheit. Das Aus-

bleiben des Regens hat in gleichem Masse dem Tabak grossen Schaden

zugefügt. Gleichwohl fiel die Ernte von 1868/1869 besser aus, als man erwartet hatte. die preise dagegen waren schlecht im Vergleich mit Denjenigen der Vorjahre, indem die ....Qualität sür die Eigarreusabrikation wenig geeignet befunden wurde. Die Erute von 1869/1870 ist der ....Quantität nach eine mittlere, die Qualität aI^er eine vorzügliche.

Der Kaffee- und Eaeao-Anbau nimmt eine grosse Ausdehnung, besouders der ledere. Der Kafseebaum leidet seit einiger Zeit durch deu W^.rmsrass.

Die

Baumwolle lieferte im

Jahre

1869 einen mehr als

zur

Hälfte geringern Ertrag als im Jahr 1868. Die Zukerl.nltur wird

126 beinahe ausschliesslich durch Sklaven besorgt und der Kasfee zum grossen Theile. Baumwolle, Tabak und Earao werden von Grundbesizern zweiten Ranges angebaut und zum grossten Theile durch freie Hände bearbeitet.

Die Akerbauschnle, welche zum Z.veke der Heranbildung gut unterxichteter Landwirthe gegründet wur^e, hat mit grossen finanziellen Schwierigkeiten z... kämpfen. es sollte ihre Ausgabe sein, in das System einer veralteten Routine, das bisher in der Landwirthschaf.. im Grossen ausschließlich znr Richtschnur diente, Verbesserungen einzuführen.

Die dazu bestimmten Gebäulichkeiten sind in Ermangelung von Geldern unvollendet geblieben, und wenn die Vrovinz und die Regierung nicht.

einige Opfer bringen, so lässt sich der Untergang dieser Schopfung,

welche bereits Hunderte von Eontos de Reis verschlang, voraussehen.

Die Jndustrie ist fortwährend sehr beschränkt ; sie wird repräsentirt durch : 5 Spinnereien, 2 in Valenza, 3 in Bahia, welche grobe Baumwolleutücher fabriz.ren, die zur Bekleidung der schwarzen Bevolkernig und zur ...^rpakung dienen. Diese Etablissemente sind in einem blühenden Zustande.

1 Filzhutfabrik, die in gleicher Weise gedeiht.

5 mechanische Gießereien ^2 in St. ...l.naro, 3 in Bahia), deren hauptsächliche Arbeit in der Erstellung und Ausbesserung von Dampsmaschiuen und von Werkzeugen sür die Znkersabrikation besteht. sie alle prosperiren.

1 Etablissement sür den Bau und die Ausbesserung der Schisse.

1 mechanische Sägemühle mit mechanischer W^.rkstätte für Schreiner^ arbeiten, welche schon seit längerer Zeit sehr ungünstige Resultate liesert.

1 mechanische ^.ägemühle, im Jahr 186.) aus bescheidener Grundlage gegründet.

1 grosse Znkersiederei, ausschliesslich für den lokalen Verbrauch und . einige Märkte im Süden des Reiches, Zukerpnlver sabrizirend.

Dieses Geschäft, das im Ansange sehr schlimm ging, und für

einen Fünftel des Gründnngskapitals verkaust wurde, erfreut sich jezt eines g..teu Fortgangs.

1 ...^chnupstabatsabri....

2 Fabriken für künstliches Eis, ans dem Jahre 1869 herrührend, Nachfolger einer früher bestandenen, welche wegen Mangels an Absaz nicht aufzukommen vermochte.

2 grosse Eigarrenfabril^en, die ebensowohl für den inländischen Verbrauch wie für die Aussuhr arbeiten.

1 Gesellsehast sür die Gasbeleuchtung in der Stadt Bahia.

1 Gesellschaft sür Herbeischafsnng von Trinkwasser sür die öffentlichen .

Brunnen und für Vrivatgebände.

127 Endlich die kleine Jndustxie, reprasentirt durch Seifenfabriken, durch ^Fabriken von Kerzen aus Earnanba (Vflan^enwachs), hydraulische Schneidemühlen, Ziegelbrennereien, Fabriken von moussirenden Wassern und eine Unzahl von Eigarrenfabriken im Kleinen, besonders in St. Felix^

.etablirt.

Einfuhr und ^u.^fuhr.

Osfizielle Angabe in Milreis (1869 im Werthe von zwei Franken).

Einfuhr fremder Waaxen, die in der Zollstatte von .......ahia direkt .eingingen :

Vom 1. Juli 1868 bis 30. Juni l 869 Miireis 23,556,640 Von t. Juli 1869 bis 31. Dezember 1869 ,, 10,700,773 Ausfuhr einheimischer Produkte von ..^ahia, nach dem Auslande .bestimmt :

Baumwolle vom 1. Juli 1868 bis 30. Juni 1869 Milreis Zuker idem ., .Kaffee idem ,, Diamanten idem ,, Tabak idem .,

2,576,504 9,937,l61 1,694,103 1,063,500 3,381,051

Verschiedene andere Brodukte

2,894,711

idem

,.

.^otalsumme Milreis 21,547,032 Der Wechselkurs betrug im Durchschnitte während des Jahres von

1. Oktober 1868 bis 30. September 1869 508.^....^ Reis per 1 Franken nach Frankreich, 18^/i^.. Den. Sterl. per 1000 Reis nach England.

Abänderung der Zolltarife.

Unterm 1. Juli 1869 wurde ein neuer Eingangszolltarif eingeführt.

Einige Artikel sind weuiger belastet als ehemals und betrifft^ dies namentlich solche unter den englischen und deutschen Geweben, aber im Allgemeinen ist eine unbedeutende Erhohung der Zolle eingetreten.

Alle schweizerischen Artikel sind derselben unterworfen. Die Seidenwaaren ohne Ausnahme sind ganz besonders hoch besteuert. Rach dem alten Tarife betrug die Steuer aus 1 brasilianisches Vfund

Seide .

.

.

.

Zuschlag 5 ^ des Werths

.

.

.

.

.

.

. . Reis 6000 .

. ,, 1000 per Bfund Reis 7000

128 ^^

Rach ^dem neuen Taris bezahlt man für 1 Kilo Reis 18,00^ Anschlag 5^ des Werths . . . . . , , 3,000 Reis 21,000^ per Kilog. oder Reis 9,633 für das alte brasilianische Bsund.

Fünfzehn Vroeent dieser Gebühr wurden in Gold bezahlt oder in Bapiergeld zum Tagesenrs, was eine veränderliehe Erhohnng des in^ Gold zu entrichtenden Betreffnisses um dreissig Broeent zur Folge ^hatte.

Diese Maßregel wurde am 1. Januar 1868 in Vollziehung gesezt und hat während des ganzen Jahres 1869 fortgedauert. Am 1. Januar 1870^ trat eine neue .Abänderung ein: der Tarif vom 1. Juli 1869 bleibt.

in Wirksamkeit, die fünfzehn Broeent in Gold sind. abgeschafft, dagegen wird ein ^ollzuschlag von 40 Broeent bezahlt. Es ist dies demnach

eine neue Zollerhohung. Der Zusehlag sür Seidenwaaren beträgt nnn dreissig Broeent, nämlich : für 1 Kilo Seidenwaaren .

.

.

. Reis 18,000^

Zuschlag 5 Vroeent

.

.

.

.

.

,

,

3,000.^ 2l,000 5,400

30 Broeent auf Reis ^8,000 . . . ^ Das heisst vom l. Januar 1870 an per Kilo Seidenwaaren . . . . . . . . Reis 26,400 Seit dem 1. Jnni 1869 haben die brasilianischen ^ollstätten da^ franzosische metrische System für Gewicht und Mass angenommen, allein der Handelsverkehr in der Brovinz Bahia bedient sich noch fortwährend^ .der alten brasilianischen Gewichte und Masse.

Eisenbahnen und ^erkehr^me^e.

Acht Kilometer sind gleich 1 1/2 brasilianische Meile.

Die Eisenbahn von Bahia nach Rio San Franeiseo im Kapitalwerthe von 16,000 Eontos erlitt in Folge der schlechten Ernten eine Abnahme ihres Güterverkehrs; dagegen hat der Personenverkehr zugenommen. Es wurden befördert 62.644 Reisende, 11,32t Tonnen an Waaren,

4,502 Kubikmeter Waaren, 28,566 Thiere.

Die Auslagen für das Jahr 1869 beliefen stch auf Reis 334,899,88^ Die

Einnahmen während des gleichen Jahres be-

trugen n u r . . . . . . . , , 3l3,795,37^ ^omit bleibt sür das Jahr 1869 ein Defizit von ,, 21,104,510

129

^

Es ist zu bemerken, dass unter den Ausgaben der Zins des Ka-

pitals zu 7^.. d. h. 1120 Eontos, wofür die Regierung hastet, nicht berechnet ist.

Jn Begehung auf Erleichterung des Verkehrs wurden in der Stadt Bahia, Dank der Jnitiative ihrer Einwohner, grosse Verbesserengen eingeführt. Amexikanische Eisenbahnen und Hebemaschinen iHolslm^ inachmerie) werden mit Vortheil sür den Verkehr benuzt und auch für die Aktionäre scheint das Unternehmen ein lohnendes zu werden.

Die Verbindungeu Bahias, sowohl mit Europa als mit Rio de Janeiro und dem Rio de la Blata, werden von J..hx zu Jahr vervollständig. Ehemals hatten wir per Monat zwei regelmässige Fahrten von Bordeaux uud Sonthampton und eine von Liverpool , besonders sür den Transport von Waaren ^bestimmt. Diese Linie hat die Zahl ihrer Dampfschiffe vermehrt und im Jahr 1869 einen monatlichen Dienst mit Berührung von Havre errichtet.

Die Linie der Vereinigten Staaten uach Rio de Janeiro hat in ihren monatlichen Fahrten keine Abänderung vorgenommen. Ren eingerichtet ist auch die Linie .Hamburg-Havre^Bahia^Rio Santos.

Die Segelschiffe verschwinden mehr uud mehr. Die monatliche Abfahrt eines Dampfers von Havre bewirkte ein Sinken der ^rachtgebühr für Segelschiffe nach Bahia von 70 auf 30 Franken per Tonne.

^in.^n^ uud ^i.^ont....

Der Zinsfnss nnd Diseonto war im Jahr 1869 grossen Schwankungen unterworfen. Es ist ziemlich schwierig, den Zins genau zu bestimmen , die Banken zahlen in Eonto torrent 1 und 2 ^ , gegen ihre

Schuldscheine auf 3 Mouate 3 bis 4 ^/e uud gegen das Ende des Jahres 6 bis 7 ^/o.

Jm ersten Semester 1869 betrug der Diseonto..

zins 8 bis 9 ^/e , er stieg aus 10 ^, um später auf 6 bis 7 ^ zu sinken.

Jm

zweiten Semester stieg er aus 7,

8, 9, 10 uud 12^..

Dies sind die offiziellen Kurse. Da jedoch gegen Ende des Jahres ein starker Geldmangel sieh fühlbar macht.., so stieg der wirkliche Zins

aus 12 ^/o und der Disconto aus 15, 18, 20^, je nach der Soli-

dität der Schuldner.

erhältlich.

Sogar zu diesen Vreisen war das Geld schwer

Banken uud anonyme Gesellschaften.

Die Aktien von sieben Banken oder Kassen verschiedener Art, welche über ein eingelegtes Kapital von Milreis 18,639,271 zu versügen haben, werden unter Vari mit einem Verlust von 7 bis 25 ^/o Seonto verkaust, troz des Vorhandenseins einiger Reservefonds.

Die

130 Aktien einer Wasserversorgungsgesellschast und zweier VexsichernngsgesellRasten gegen Feuerschaden und Unfälle zur See werden mit einer starken Brämie bezahlt.

^ekuranzen.

Die europäische Handelswelt versichert gewohulieh ihre Waaren, sei es gegen Unfälle zur See oder gegen Feuerschaden, in Hamburg oder in England. Viele Jmmobilien und eine grosse Zahl Kleinhändler (Portugiesen und Brasilianer) find bei englischen Gesellschaften versichert, die in Bahia ^durch zahlreiche Agentureu vertreten sind. Sehr verschieden war das Schiksal der beiden brasilianischen Gesellschaften Bone C o n c e d o ( Seeversicherungsgesellsehast) und l n t e r e s s e p u h l i c o ^(Feuersversieherungsgesellschast). Die erftere hatte Versicherungen zum Belaufe von Milreis 4,859,393 ausgenommen , die Brausen betragen

Milreis 60,942. Sie bezahlte für Unglül.sfälle und beschädigte Güter Milreis 18,845. Die Versicherungen der zweiten stiegen auf Milreis 19,836,45l , die Brämieu aus Milreis 52,607 und an Entschädi-

gungen wurden ausbezahlt Milreis 91,604.

Einwanderung.

Die europäische Einwanderung bli..b gänzlich aus. Ans den Vereinigten Staaten find einige Auswanderer gekommen, welche Ländereien angekauft haben und sie mit Selaven bewirtschaften. Die Vrovinz ift gesonnen, einige Opfer zu bringen, da sie die Hofsnung auf die An..

kunft von Ausländern ausgegeben hat, uni die Bevolkernng des Binneulandes der Brovinz nach den sruchtbaren Ländereien des Südens, wo der Verkehr sich durch die Flüsse erleichtert sieht, zn ziehen. Diese nomadisirenden und besizlosen Bevölkerungen leben in Gegenden, welche haufiger Trokenheit ausgesät sind, und wo Viehzucht allein noch moglieh ist.

Es .vurde ein Versuch gemacht, und die Kolonie von Eommaudatuba mit 37l Einwohnern scheint zu gedeihen.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweizerischen Konsuls in Bahia (Hr. Emil Kohler von Lausanne) für das Jahr 1869. (Vom 10. April 1870.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

32

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

09.08.1870

Date Data Seite

122-130

Page Pagina Ref. No

10 006 592

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.