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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

Jusolge bundesräthlichen Auftrags vom 19. Oktober au das schweig. Konsulat in Mühlhansen, über den Stand der Rinderpest in Frankreich von 10 zu 10 Tageu au das eidg. Departement des Juneru zu berichten. übermacht genanntes Konsulat unterm 24. Oktober diesem Departement den nachstehenden Bericht des Hrn. Bündel.

Bericht des Herrn A. Bündel. Thierarzt nnd Generalsekretär des Comice fricote ...on Mühlhaufen Jch beeile mich, Jhueu hiemit die verlangte Auskunft über den Staud der Rinderpest im Departemeut des Nieder-Rheins zu ertheilen.

Jch bin hiezu um so besser im Stande, da ich vor einigen Tagen selbst ausging, diese schrekliche Krankheiten Diesem schon so sehr heimgesuchten

Theile des Elsasses zu studiren.

Jeh muss sagen, dass die Krankheit fortfährt, in ziemlich starken Proportionen Verheerungen anzurichten, und dass es täglich neue Ställe und ..neue Gemeinden gibt, welche von dieser Geissel betroffen werden , die zur Bekämpfung des Uel.els ergriffenen Maßregeln find sehr ungenügend und besonders werden sie uur mangelhaft ausgeführt.

Die Krankheit herrscht noch immer in den Eantons von Hagenan, wo so zu sagen alle Gemeinden angeste.kt find, von Hoehseldeu und Bousiller (wo nur drei Gemeinden seuchenfrei find), und Kaverne ; noch ziemlieh stark zeigt sie sich in den Kantons vou Weißenburg, Soulz sons forets, Riederbrunn und Worth. Sie ist eingedrungen in die Eantous von Brumath (wo drei Genieiuden augefiekt find), von Truchtersheim uud vou Sehittigheim, wo ich vier angestekte Gemeinden fand: Oberhausbergen, Oberschoffolsheim, Bruschwickersheim und Eckbolsheim.

Nach meinen legten Jnformationen soll die Epidemie nieht weiter hinab als bis zum unglükliehen Strassburg vorgedrungen sein und insbesondere soll das Arrondissement Schlettstadt noch seucheusrei sein, das Gleiche gilt vom g a n z e n D e p a r t e m e n t O b e r - R h e i n .

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Ueber die bishex erlittenen Verluste konnte ich nur sehr nuvollständige Auskunst erlangen . man^ schäzt die Zahl der bereits der Krankheit erlegeneu ^tüke auf ungefähr 3000. Man nannte mir Gemeinden,

wo die .Verluste sehr bedeutend sind. 150 Stük in Berstheim, 220 in

Ba^endors, 275 in Schwe..zhausen ^. Am meisten und am ersten sind diejenigen Gemeinden betroffen, welche von den Händlern (Jsraeliteu) okkupirt sind.

Die Krankheit rührt her von Steppenvieh, welches man Eude August in der Gegend von Haguenau mit 360 im dortigen Kantone xe^uirirten Viehstüken zusammenpferchte.

Jn unsäglicher Unklugheit glaubte man das. Uebel beseitigen zu konneu dnrch Aushebung des Barks und am 26. August ermächtigte man die .Landwixthe, 160 noch nicht kranke .^.tüke zurükzunehmen . man wollte den Seuehenheerd beseitigen und bewirkte damit nur dieses, das Uebel auszubreiten.

Was der Verbreitung der Krankheit am meisten Vorschub leistet, ist die Erlaubniss, krankes Vieh als Schlachtvieh zu verwenden. jeder Landwirth, der vou solchem Fleische kaust, schleppt die Krankheit bei sieh selbst ein, eben durch solches fleisch, das um 10 Centimes per Bfund perkauft worden , ist das Uebel in den Eauton Bousiller ver-

schleppt worden.

^ Jeh sagte, die polizeisanitarischen Maßnahmen seien sehr schlecht ausgeführt worden. Die im ^ande eingesehen deutschen Kommissäre treffen zwar wohl ernste Maßnahmen, allein die Bevölkerung ist nicht vertraut mit dex Ernsthastigkeit des Uebels nnd beeilt sich nicht, dieselben ^u vollzieheu.

Fremde militärische Tierärzte durchziehen die Gemeinden, un., wie man sagt, die Vollziehung der Maßnahmen zu überwachen ; allein es ist diess so zu sagen nichts als ein rasches Dnreheilen und ihre Räthe stossen nur auf einen üblen Empfang ; die Eivilvetexinäre, welche das .Laud kennen, werden von den Behorden kaum^ konsnltirt und sehen sich bloss auf ihren moralischen Einfluß angewiesen.

Alles begünstigt die Verbreitung des Uebels: keine ^trasse ist verboten und .ich sah zu Brumath eiue Bande von 80 Achsen -..- von Hessen kommend ^nd (zu Fnss) nach Raney über Saverne sich begebend - den nämlichen Weg nehmen, ans welchem wir kurz vorher kranke Ghiere hatten transportiren lassen.

Der Kriegszustand begünstigt mächtig die Verbreitung des Uebels und die bisher verschonten Länder konneu kaum genug thnn , nnt sieh dasselbe fernzuhalten.

Die Auskunft, welche ich ans dem Mosel-Departemeut^erhielt, lautet ebeusalls ernst und es verbreitet sich die Krankheit im Gefolge der deutsehen Armee bis unter die Mauern von Baris.

483 Jnfolge bundesrathlichen Auftrags vom 19. Oktober an die eidg.

Gesandtschaft in Wien, über den Stand der Rinderpest in den osterreichischen Kronländern, so oft Bemerkeuswerthes ^u melden sei, an das eidg. Departement des Juuer.. zu berichten, meldet dieselbe mit Schreil..en vom 23. Oktober dem genannten Departement Rachstehendes: ,,Das konigliche ungarische Ministeri.... des Junern hat durch Erlass vom 8. Oktober die Ein^ und Durchfuhr von Hornvieh und der von demselben stammenden Rohprodukte au.^ der Türkei nach Ungarn verboten. Ebenso hat^ das Fürstentum Serbien für das aus der Türkei kommende Hornvieh und dessen Rohprodukte von Radojeva^ bis Jankova Klisura die Grenzsperre angeordnet.

,,Rach hier bekannten amtlichen Ausweisen sind bis jezt in nicht weniger als 77 Dorseru und Städten in Rord- und Süddentschland (in Württemberg allein in t ^ Ortschaften) Rinderpestausbrüche amtlich festgestellt worden, ihr Verbreitungsgebiet erstrekt sich auf 9 Vroviu^en und Länder. Die Einschleppung der Rinderpest nach Deutschland fand uaehgewieseuermasseu durch russisches ^teppeuvieh statt ; sür die Behauptuug, dass sie dureh Rinder aus ^alizieu oder Ungarn eingeschleppt wurde, liegen keine stichhaltige Beweise vor. Jn Oesterreich-Ungarn ist die Krankheit gegenwärtig aus einige Be^i.r^e .^..li^ieus und ^.ber^lngarns beschränkt. Jch werde nicht ermangeln, Jhnen genau über jedeu neuen Ausbruch, der amtlich konstatixt ist, zu berichten.^

(Vom 28. Oktober 1870.)

Das bisherige .^ufgabebüreau sür Brivattelegramme aus der Bahnstation des Jura industriel in Reuenburg wurde iu ein Eisenbahntelegrapheubüreau umgewandelt und das Bostdepartement ermächtigt, mit der Bahugesellschast aus ..Grundlage des vom Bundesrathe unterm

18. Dezember 18^7 genehmigten Vertrages die hiesür uothige Verein-

barung zu treffen.

484 ..^om Bundesrathe sind gewählt worden :

(am 24. Oktober 1870) als Telegraphistin in Rheinan (Zürich): .. Telegraphift in Schuls :

J.^fr. Fann^ R e n t e m a n u , von und in dort ; Hr. Franz W i c h s e r , von Lintthal, ^osthalter in Schuls (Grau-

büuden) ;

,,

.,

,, Gimel (Waadt) : ,,

Anselm Redmond, und in dort .

von

(am 27. Oktober 1870) ^.ls Telegraphift in Orsieres (Wallis): Hr. Freien R a u s i s , Posthaltet von u. in daselbst.^ .,. Telegraphistin in Sembrancher (Wallis).. Jgfr. Delphine Ribord.., Tochter ^es Bosthalters, von und in dort.

,. Telegraphist in Montbovon (^reiburg). Hr. Jeau G i l l e t , Gasthosbesizer , von und in

daselbst ;

,,

Telegraphistin in Alb.euve (^reiburg). Jgsr. Romaine B ^ t h o u d , von und in daselbst.

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29.10.1870

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