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schweizerischen Konsuls in Marseille, Hrn. Alfred Rosenburger, fur das Jahr 1869

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(Vom 11. März 1870).

An den hohen Bundesrath

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Die Zahl der nach Marseille kommenden, arbeitsuchenden Schweizer

ist immer noch beträchtlich , namentlich zur Winterszeit. Marseille gilt anderwärts als ein Ort, der nber unersehopfliche Hilfsmittel zu verfügen hat, was jedoch namentlich im gegenwärtigen A..genblik durchaus nicht der Fall ist. Die Handelsgeschäste stoken.

Jm Arbeiterstaude ift gegenwärtig das Elend ziemlich gross. Eine beträchtliche Zahl unserer industriellen Etablissemente sah sich zur Arbeitseinstellung oder zur Reduktion des Bersonals genothigt , abgesehen von den zahlreichen Strikes, die nicht immer zum Vortheil derjenigen ausschlagen, die sich nur von ihrer Hände Arbeit ernähren.

Die deutschen Kantone (besonders Bern) und ebeuso die Kantone der Westschweiz liefern beständig ein starkes Kontingent ihrer Angehörigen . hieher , welche in unserer Umgegend als Arbeiter oder Dienstboten ein Unterkommen suchen , . ungluklicherweise aber nur zu ost Enttäuschung finden. Diejenigen unter den deutseh sprechenden Schweizern, welche das Franzosische nicht kennen, haben selbstverständlich grössere Schwierigkeiten

504 zu überwinden , um ein Unterkommen zu finden. Sie bedauern es, allein zu spät , dem Rathe , sich nach diesem Lande zu begeben , Folge geleistet ^u haben. Die schweizerische Auswanderung uach der argen-

tinischen Republik , via Marseille , hat in lezter Zeit eine gewisse Ans-

dehnung gewonnen. Zwei Transporte , zusammen ungefähr 300 Versonen (Männer , Frauen und Kinder jeden Alters) , die zum grossten Theil den Kautonen ^ürich, Bern und Aargau angehorten , sind durch unsere Stadt gereist, und ein dritter, noch zahlreicherer, wird aus An- ^ fang des Monats April erwartet. Diese Leute begeben steh nach jener Republik, um sieh als Kolonisten ans den .Ländereien niederzulassen, welche der englischen Gesellschaft der argentinischen Zentraleisenbahn abgetreten worden sind, deren Agent für die Schweiz, Herr Eugen Ha...., seit^ eiuiger Zeit sich in Bern aufhält. Die Bedinguugen, unter welchen sich^ diese Kolonisten engagireu , scheiueu vortheilhast ^u seiu , so das..

man eiu besriedigeudes Resultat erwarten darf. Jhre neue Heimath ist übrigens sehr fruchtbar, uud besizt ein vorzügliches Klima . sie liegt an der Eisenbahn, welche deu Hase.. pon Rosario mit .der Stadt Eordoba^ verbindet, ein wichtiger Bunkt, um den Ertrag der Ernten bequem abzusezen. Das schweizerische Konsulat hat im Jahre 1869 nur 8 Visa an Schweizer ausgestellt, die sieh uach der argentinischen Republik begaben , um in das dortige Heer einzutreten , und selbst von diesen ist ein Theil hier zurükgeblieben. Es scheint in der That , dass die Behandlnng der Angeworbenen in jeder Beziehung sehr Vieles zu wünsehen übrig liess. Da nunmehr der Krieg gegen Varagua^ beendigt ist, so wird die Werbung in Europa für die argentiuische Republik ihr Ende erreicht haben.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Marseille, Hrn. Alfred Rosenburger, f?r das Jahr 1869(Vom 11. M?rz 1870).

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Bundesblatt

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Foglio federale

Jahr

1870

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

22

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.06.1870

Date Data Seite

503-504

Page Pagina Ref. No

10 006 497

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