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Schweizerisches Bundesblatt.

4. Jahrgang.

IV.

N« 37

11. September 1912.

Jahresabonnement (portofrei in der ganzen Schweiz): 10 Franken.

Knrüekungigebühr per Zeile oder deren Rium 15 Bp. -- Inierite franko an die Eipeditio».

Druck und Expedition der Buchdntclcerei Stämpfli & de. in Bern.

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Kreisschreiben des

Bundesrates an sämtliche Kantonsregierungen betreffend das Taubenschiessen.

(Vom 2. September 1912.)

Getreue, liebe Eidgenossen !

Die öffentlichen Blätter der Schweiz haben unlängst Berichte über Taubenschiessen in Lugano und Tesserete (Kanton Tessin) und in Pruntrut (Kanton Bern) gebracht, die allgemeine Entrüstung hervorriefen. Von Lugano und Bern ist dem Bundesrat eine Beschwerde über diese Tierquälerei zugekommen samt einer Protestlisto mit nahezu 1000 Unterschriften.

Dieses Taubenschiessen bildet einen in den letzten Dezennien betriebenen Sport, der leider auch in obgenannten Gegenden (in Pruntrut trotz polizeilichem Verbot) Eingang gefunden. Er besteht darin, dass in Körben aufbewahrte zahme Tauben auf den Sportplatz gebracht und dort einzeln oder mehrere zusammen fliegen gelassen und dann von den Schützen heruntergeschossen werden. In Pruntrut sollen 1200 Stück zu diesem Zweck aus Belgien bezogen worden sein. In Lugano wurden den Tauben vor der Freilassung die Schwanzfedern ausgerissen, und nach dem Schiessen wurde in der Umgebung des Sportplatzes eine Menge verwundeter Tiere aufgefunden.

Bundesblatt. 64. Jahrg. Bd. IV.

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Beilage zu Nr. 36 des Bundesblattes, Jahrgang 1912.

Zusammenstellung der im Monat Juni 1912 auf den wichtigern schweizerischen Normalspurbahnen beförderten Züge und deren Verspätungen.

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Bezeichnung der Eisenbahnen

Davon doppelspurig

Im Fahrplan vorgesehenen regelmäßigen

Total der zurückgelegten

Fakultativ- und Extra-

1

Güterzttge mit PersonenPersonenZüge beförderung

reinen PersonenGuterzüge züge

|

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18 | 19

20

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Güterzttge mit Personen- reinen beförde- Guterzug rung

Kilometer

Zugs-

Achs-

Kilometer

Auf die regelmässige Persooenzüg und Guterzuge mit Personenbeförderung entfallen :

Güterzüge mit PersonenPersonenzüge Von den mit 10 und mehr Minuten beförderung mit 1 5 und mehr AchsVerspätung Minuten Verspätung kilometern 1 kommen Durch- 1 Durchauf 1 Kiloschnitt- Grôsste schnitt- Grôsste VerVermeter liche liche Bahnlänge Anzahl Ver- spätung Anzahl Ver- spätung spätung spätung

Minuten

Zugskilomete

Minuten

|

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1

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1

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Ursache der Verspätungen

An den Endpunkten der Fahrt trafen ein:

Total der beförderten Durchschnittliche Lange der im Betrieb befindlichen Linien

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Aul der eigenen Linie Durch Verdurch spätung infolge infolge den der infolge von von atmoAnschluss TOD Roll- Stationsund Anstalten Unfällen sphärischei materialEinflüssen defekten Fahrdienst

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29

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Prozente der gemäSE Kolonnen Anzahl im 23 und 24 der verspätete!l gleichen versäumten Monat Zuge im Anschlüsse Verhältnis des zur Vorjahres öesamtzah der Züge

Total

Total im gleichen Monat des Vorjahres

64 73 37 29 42 245

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Bezeichnung

der Eisenbahnen

|

1. Hauptbahnen, l

Schweiz. Bundesbahnen: Kreis I II '1 ,, M ,, IV V

2680

739

38210

3630

2134

370

15173

2 814 965 94 062 318 2 055 363

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Totale und Durchschnittszahlen Bodensee-Toggenburgbahn .

53

Bern-Neuenburg-Bahn

43

. . . .

2

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156 235 210 125 69 795

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S. B. B.

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2. Nebenbahnen.

Seetalbahn Südostbahn s

Tösstalbahn ) Emmentalbahn .

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341 578

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17

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193 457

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259 936

18040

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157 142

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4762

17

10612

44129

10612

1697

2

9050

50757

9000

5

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77850

10954

Mittel-Thurgau-Bahn

43

480

75

2

Burgdorf-Thun-Bahn (elektrisch) .

41

675

171

10

Langenthal-Huttwil-Wolhusen-Bahn

40

860

100

3

Freiburg-Murten-Ins (elektrisch) .

33

490

50

1

Uerikon-Bauma

26

465

. . . .

25

300

Ramsei-Sumiswald-Huttwil . . .

25

930

Solothurn-Münster

23

345

Martigny-Orsieres

20

376

Sihltalbahn

19

585

Bulle-Romont . . . .

18

310

50 Ì

Val-de-Travers

14

1130

no ;

Pont-Brassus

14

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· Sensetalbahn

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390

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Saignelegier-Glovelier

Pruntrut-Bonfol

. . . .

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127 770

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74

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2160

Totale and Durchschnittszahlen

3525

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4455 , 17 409

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Im Monat Juni 1911

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') ,, Spiez-Erlenbach, Erlenbacl 3 ) . Wald-Rüti.

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282 Es zeugt dieses sportliche Abschlössen von zahmen Tauben, die zu unserm Lieblingsgeflügel zählen, von einer Lieblosigkeit gegen die Tierwelt und einer Roheit des Gemütes, die demoralisierend auf unsere Bevölkerung wirkt und die Durchführung des gesetzlichen Vogelschutzes in den genannten Gegenden, wo er ohnedem noch sehr zu wünschen übrig lässt, wesentlich erschwert. Ein echter, waidgerechter Jäger wird sich nie zu diesem gemeinen Sport herunterlassen.

Das Tauben- und Vogelschiessen ist, besonders in Deutschland, ein althergebrachter Sport; es wird dabei aber nicht auf lebende Tiere, sondern auf aus Ton oder Blech hergestellte Vögel geschossen.

Da die gegenwärtige Bundesgesetzgebung dem Bundesrat keinen Anhalt bietet, um dem Taubenschiessen auf lebende Tiere entgegenzutreten, so gelangen wir mit dem Ansuchen an Ihre Behörde, gestützt auf Ihre Gesetze oder Verordnungen das sportliche Abhalten von Schiessen auf lebende zahme Tauben oder auf Vögel überhaupt zu verbieten, sofern dies die dortigen Verhältnisse notwendig erscheinen lassen.

Gerne benützen wir auch diesen Anlass, Sie, getreue, liebe Eidgenossen, samt uns in Gottes Machtschutz zu empfehlen.

B e r n , den 2. September 1912.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates,, Der Bundespräsident:

L. Forrer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Scliatzmann.

283

Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II.

3.--6. September 1912.

An dem Bankett, das der Bundesrat zu Ehren S. M. des deutschen Kaisers am 6. September im Bernerhof in Bern gegeben hat, haben der Herr Bundespräsident Forrer und der hohe Gast folgende Ansprachen gehalten.

Rede des Herrn Bundespräsidenten.

Eure kaiserliche Majestät

heisse ich im Namen des Bundesrates in der Bundesstadt ehrerbietig und herzlich willkommen. Als uns der Herr deutsche Gesandte zu Anfang dieses Jahres Ihren Besuch ankündigte, nahmen wir diese Eröffnung mit grösster Freude über die uns zuteil werdende sehr hohe Ehre entgegen und verbanden damit den Ausdruck unserer Gewissheit, dass das gesamte Schweizervolk in diesem Gefühle mit uns einig gehe. Eure Majestät werden sich, seitdeiü Sie letzten Dienstag in unserer Grenzstadt Basel den Schweizerboden betraten, davon überzeugt haben, dass Ihr hoher Besuch für unser Land eine eigentliche Feier bedeutet.

Wir erfreuen uns ungetrübt freundschaftlicher Beziehungen zu allen unsern Nachbarstaaten. Diejenigen mit dem deutschen Reich sind die umfangreichsten. Der gegenseitige Austausch von ideelen und materiellen Gütern zwischen Deutschland und der Schweiz ist in dem Masse bedeutend, dass wir das allergrösste Gewicht auf dessen Fortdauer und Entwicklung, auf der Grundlage der Gleichberechtigung, legen. Das erste Mal seit der Durchreise im Jahre 1893 weilt das kaiserliche Oberhaupt des deutschen Reiches wiederum unter uns, und wir erblicken in diesem glücklichen Ereignis einen zuverlässigen Beweis dafür, dass auch deutscherseits der entschiedene Wille besteht, die Bande der Freundschaft mit uns immer enger zu knüpfen. Hierfür und insbesondere für die überaus freundliche Gesinnung, die Eure Majestät bei jeder sich bietenden Gelegenheit für die Schweiz an den Tag legen, sprechen wir hiermit bei dem heutigen feierlichen Anlass unsern tiefgefühlten Dank aus.

284 Insbesondere erfüllt es uns mit Genugtuung, dass Eure Majestät unserm Wehrwesen ein so sympathisches Interesse entgegenbringen. Wir besitzen den bestimmten Vorsatz, unsere Unabhängigkeit gegenüber jedem Angriff auf dieses unser höchstes Gut zu schützen und unsere Neutralität gegenüber jedem, der sie nicht respektiert, zu wahren.

Bin notwendiges und zweckdienliches Mittel hierzu bildet eine tüchtige und schlagfertige Armee. Uns eine solche zu sichern ist eine unserer vornehmsten Staatsaufgaben, für deren Erfüllung wir alle unsere Kräfte einsetzen. Unsere Geschichte, unsere Staatsform und unsere gesellschaftliche Organisation weisen uns darauf hin, dass wir uns hierfür des Milizsystems bedienen. Wir sind uns der Licht- und Schattenseiten desselben bewusst. Wir anerkennen dankbar jede, auch die herbe Kritik, die von kompetenter Seite an unserm Wehrwesen geübt wird, und sind bestrebt, bestehende Mängel zu heben. Das Schweizervolk weiss die Tatsache in ihrer ganzen Bedeutung zu würdigen, dass der oberste Kriegsherr des deutschen Reiches unsere Manöver mit seiner Anwesenheit beehrt und mit der grüssten Aufmerksamkeit verfolgt hat.

Wir dürfen uns wohl der Hoffnung hingeben, dass der mehrtägige Aufenthalt Burer Majestät in unserm Lande, wie uns zur Freude und Ehre, so auch Ihnen zur Erholung von der gewohnten strengen Erfüllung Ihrer Herrscherpflichten gereiche.

Damit verbinden wir die Bitte, unserer Republik Ihre Freundschaft und Ihrem gegenwärtigen Verweilen in der Schweiz eine angenehme Erinnerung zu bewahren.

Mit dem innigen Wunsche, es möge das befreundete Nachbarreich unter dem Zepter seines Kaisers, unseres erhabenen Gastes, auch fttrderhin blühen und gedeihen, trinke ich auf das Wohl Burer Majestät;, der kaiserlichen Familie, der deutschen Regierung und des deutschen Volkes.

Hede seiner Majestät des deutschen Kaisers.

Herr Bundespräsident !

Ich danke Ihnen bestens für die freundlichen Worte, die Sie namens des schweizerischen Bundesrates an mich gerichtet haben.

Schon seit einiger Zeit hatte ich den Wunsch, schweizerische

285 Truppen manöverieren zu sehen, über deren Leistungen ich seit langem viel Gutes hörte. Ich bin daher gern, Ihrer Einladungentsprechend, bei den diesjährigen Manövern des schweizerischen Heeres erschienen.

Seit uralter Zeit sind die Bewohner der Schweizer Gebirge tüchtige und kernige Kämpfer gewesen. Als am Ausgang des Mittelalters der Glanz des Rittertums erblasste, da sind es die tapfern Eidgenossen gewesen, welche vorbildlich wurden für die Schöpfung, die Ausrüstung und Ausbildung der Landsknechte, der ersten deutschen Fussoldaten. Denn allbekannt ist es, dass das eidgenössische Fussvolk auf zahlreichen Schlachtfeldern hohen Ruhm geerntet hat.

Dass die jetzigen Eidgenossen, dieser ruhmreichen Geschichte eingedenk, als tüchtige Soldaten in den Fusstapfen ihrer Vorfahren wandeln, das zu sehen hat meinem Soldatenherzen wohlgetan. Die beiden Manövertage haben mich erkennen lassen, dass im schweizerischen Heereswesen von allen Seiten mit ausserordentlichem Eifer gearbeitet wird, dass der schweizerische Soldat grosse Anstrengungen aus Liebe zum Vaterlande mit Freudigkeit erträgt und dass das Schweizer Heer getragen wird von der Liebe des ganzen Schweizervolkes.

Nach dem Eindrucke dieser Manövertage, nach dem herzlichen Empfang, der mir in der Ostschweiz und auch in Bern zuteil wurde, ist es mir ein Bedürfnis, hier in der Bundesstadt meinen aufrichtigen Dank der schweizerischen Regierung auszusprechen. Wie es eine Freude für mich war, in der schönen Stadt Zürich mich aufzuhalten, so gereicht es mir zu lebhafter Befriedigung, wenigstens einige Stunden in der ehrwürdigen Stadt Bern zu weilen, die im Angesicht der Bergriesen Jungfrau, Mönch und Eiger ihr stolzes Haupt erhebt. Auf das tiefste bedauere ich, dass ich es mir auf ärztlichen Rat versagen muss, den Firnen des Berner Oberlandes und den lieblichen Gestaden des Vierwaldstättersees den geplanten Besuch abzustatten. Ich hatte mich besonders darauf gefreut, diese Perle der Schweizer Landschaft wiederzusehen, die ich vor nahezu 20 Jahren in strahlender Frühlingssonne erblickte.

Herr Präsident !

Meine Herren Bundesräte !

Nach dem Willen der Vorsehung hat sich inmitten der vier benachbarten Grossmächte die schweizerische Eidgenossenschaft

286 als wohlgeordneter, allen friedlichen Bestrebungen zugewandter, auf seme Unabhängigkeit stolzer, neutraler Bundesstaat entwickelt.

Mit einzigartiger Naturschönheit ausgestattet, auf militärischen, wissenschaftlichen, künstlerischen, industriellen, technischen und wirtschaftlichen Gebieten fleissig vorwärts strebend, hat der inmitten Buropas gelegene schweizerische Staat allgemeine Achtung und Anerkennung sich erworben. Ein grosser Teil der Schweiz hält am deutschen Geistes- und G-emütsleben fest, und der Austausch ideeller wie materieller Güter zwischen der Schweiz und Deutschland ist in der Tat ebenso umfangreich wie natürlich.

Sie verehren wie wir -- um nur an eines zu erinnern -- in Schiller einen Ihrer Nationaldichter, der Ihrem Volk wie kaum ein anderer aus der Seele gesprochen hat; anderseits sind die Werke Ihrer Geistesheroen, wie Gottfried Keller und Konrad Ferdinand Meyer, Gemeingut auch unseres Volkes geworden. Es ist daher begreiflich, dass die Schweiz und das Deutsche Reich bei aller Eigenart ihrer staatlichen Einrichtungen und ungeachtet der Verschiedenheit ihrer geschichtlichen Entwickelung nicht nur durch Austausch ihrer Produkte, sondern auch durch ihr geistiges Leben und Schaffen miteinander eng verknüpft in herzlicher, vertrauensvoller Freundschaft nebeneinander leben wollen.

Seit bald 25 Jahren bin ich stets ein guter Freund der Schweiz gewesen, und so soll es, was an mir liegt, auch bleiben.

Ihnen allen danke ich für den herzlichen Empfang, den Sie mir bereiteten, für die freundliche Gesinnung und das Vertrauen, das Sie mir seit Jahren entgegenbringen.

Ich trinke auf Ihr Wohl, Herr Präsident, auf das Wohl des schweizerischen Bundesrates, auf das Wohl des schönen Schweizerlandes und des trefflichen Schweizervolkes.

Beim Verlassen des Schweizerbodena hat S. M. der deutsche Kaiser folgendes Telegramm an den Herrn Bundespräsidenten gerichtet : Herrn Bundespräsidenten Forrer, Bern.

Im Begriffe, das schöne Schweizerland zu verlassen, ist es mir ein Bedürfnis, Ihnen, Herr Bundespräsident, noch von der Grenze aus meinen herzlichsten Dank zu senden für die warme Aufnahme, die mir in so reichem Masse seitens der Behörden des Landes und durch die Bevölkerung überall bereitet worden ist. War es mir zu meinem grossen Bedauern auch nicht möglich,

287 das ursprüngliche Reiseprogramm in seinem vollen Umfange durchzuführen, so haben die wenigen Tage meines Aufenthaltes mir doch viel Neues und Schönes gezeigt, und mit einer Fülle anregender Eindrücke kehre 'ich jetzt in die Heimat zurück; besonders dankbar gedenke ich der beiden Manövertage, an denen es mir vergönnt war, die Leistungen ihrer braven Truppen unter der Leitung tüchtiger und schneidiger Offiziere zu beobachten und zu bewundern und mit der Landbevölkerung in Berührung zu treten. Ich verlasse den Boden dieses gastfreien Landes mit aufrichtigen Wünschen für dessen ferneres Gedeihen und für Ihr persönliches Wohlergehen.

Wilhelm I. R.

Der Bundesrat hat diese Kundgebung mit folgendem Telegramm beantwortet: An Seine Majestät den deutschen Kaiser Mainau bei Konstanz.

Eurer Kaiserlichen Majestät sprechen wir für Ihr so freundliches Telegramm tiefgefühlten Dank aus. Es gereicht uns zur besondern Genugtuung, dass die Leistungen unserer Offiziere und Truppen von selten Eurer Majestät eine so wohlwollende Anerkennung, finden. Unser Milizheer» darf auf das günstige Urteil von so hoher und kompetenter Stelle stolz sein.

In uns klingt die Freude über Eurer Majestät Besuch mächtig nach. Er wird uns und dem ganzen Schweizervolk unvergesslich sein.

Wir senden Eurer Majestät unsere aufrichtigsten und wärmsten Wünsche für Ihr Wohlergehen.

Im Namen des Bundesrates, Der Bundespräsident:

L. Forrer.

Der Bundeskanzler: Schatzmann.

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Kreisschreiben des Bundesrates an sämtliche Kantonsregierungen betreffend das Taubenschiessen. (Vom 2. September 1912.)

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37

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

11.09.1912

Date Data Seite

281-287

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