627

# S T #

Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend den Umbeziehungsweise Neubau des südlichen Hauptgebäudes der eidgenössischen Konstruktionswerkstätte in Thun.

(Vom 3. Dezember 1895.}

Tit.

Das jetzige Gebäude der eidgenössischen Konstruktionswerkstätte, aus einem Brdgeschoß und einem Eniestock bestehend, enthält im östlichen Teile des Erdgeschosses die Bureaux des Direktors und der Kanzlei und im darüber liegenden Dachraume das Zeichnungsbureau. Der übrige Teil des Erdgeschosses bildet einen einzigen großen Saal für das Montieren und Anstreichen der Produkte.

Im Dachraum oberhalb des letztern befinden sich Magazine für verschiedene Zwecke.

Dieses Gebäude entspricht nun in verschiedenen Teilen den Verhältnissen nicht mehr und bedarf des Umbaues, insbesondere mit Rücksicht auf die Einrichtung von zweckmäßigen Magazinen für Material und Ausrüstung und eines den Umständen besser angepaßten Zeichnungshureaus, sowie zürn Zwecke besserer Tagesbeleuchtung des Montier- und Malereisaales.

Die Unzulänglichkeit der Magazine macht sich seit Jahren fühlbar. Man hatte schon irn Jahre 1887, bei dem Bezug des jetzigen Hauptmagazins, im Westflügel des nördlichen Hauptgebäudes liegend, letzteres als provisorisch betrachtet, in der Meinung, daß in kürzester Zeit größere, zweckmäßigere Räume beschafft werden sollten. Mit der Zunahme des Verkehrs wurden dann, wiederum provisorisch,

628

einzelne neue Magazinräume (Specialmagazine) im Dachstock des südlichen Hauptgebäudes eingerichtet. Alle diese Räume genügen nun nicht mehr und es liegen zudem die Spécial magazine zu weit vom Hauptmagazin weg, wodurch der Verkehr allzusehr erschwert wird.

Vorschriftsgemäß muß alles Material, das ein- und ausgeht, worunter die verschiedenartige!! Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände für Geschütze, Fuhrwerke und Kisten, die zur Umänderung oder Reparatur ankommenden Objekte, sowie die Muster, Modelle und Versuchsstucke, durch das Magazin gehen.

Der Magaziuverkehr von und nach auswärts beläuft sich im Mittel, exklusive Stabeisen, Kohlen und ganze Fuhrwerke, per Monat auf 170 Sendungen, enthaltend ungefähr 3(JO Kolli mit (inklusive Bolzen, Muttern, Nieten etc.) cirka 20,000 nachzuzählenden Stücken verschiedenartiger Natur vom Totalgewicht von 40,000 kg.

In einzelnen Monaten ist man bis auf 240 Sendungen mit entsprechenden Stückzahlen und Gewichten gekommen.

Der Magazinverkehr mit den Werkstätten ist entsprechend groß und wegen der vielen Proben, Versuche und daherigeo Muterialausweehslungen viel intensiver, als nach der Zahl der Arbeiter geschlossen werden könnte.

Es ist unter solchen Umständen nötig, daß die Waren übersichtlich, d. h. nach Kategorieu und Bestellungen, geordnet werden können.

Wir beabsichtigen nun, ein neues Hauptmagazin im westlichen Teil des südlichen Hauptgebäudes anzulegen, mit einer Bodeofläehe von 166 m 2 im Erdgeschoß, statt der bisherigen 65 m 2 . Die SpecialniHgazine wären im Kniestock oberhalb des neuen Hauptmagazins und, soweit dies nötig, für leichtere Gegenstände im Dachraum des anstoßenden Mittelbaues definitiv einzurichten.

Das jetzige Zeichnungsbureau ist 1892 wegen Platzmangel provisorisch im Dachraum oberhalb der Direktionszimmer eingerichtet worden, vorher diente als solches ein kleines Zimmerchen im Erdgeschoß. Dieses Bureau ist im Sommer unerträglich heiß und im Winter schwer heizbar und es erweisen sich die geringe Kniewandhöhe, die Dachneigung und die in das Bureau einspringenden Dachstreben als sehr unbequem. Der Hauptübelstand desselben besteht aber darin, daß es nicht im Brdgeschoß liegt. Da die Zeichner mit Rücksicht auf die vielen Umänderungen von Material und die zahlreichen Proben und Versuche eine Menge von Aufnahmen bestehender Stücke, sowie Studien an denselben zu maclien haben und zudem ein häufiger Verkehr zwischen Direktor und

629 Zeichnern einerseits und den letztern und den Werkführern anderseits besteht, so veranlaßt die Lage des Bureaus im I. Stock allzuviel Zeitverlust und Beschwerlichkeiten. Eine Verlegung des Zeichnungshureaus in das Erdgeschoß ist daher geboten.

Der Montiersaal, welcher auoh zur Malerei benutzt werden muß, hat auf eine Breite von 12 tn. nur 3,5 m. Höhe und 4 m.

weit auseinanderliegende Fenster von 1,95/1,20 m. Diese Tagesbeleuchtung mochte seiner Zeit, als das Gebäude noch Munitionslaboratorium und in eine größere Zahl von Zimmern eingeteilt war, genügen. Für das Montieren und Anstreichen großer Stücke an beliebiger Stelle des Saales dagegen ist die Beleuchtung absolut ungenügend und es muß im Winter oft den ganzen Tag bei Gaslicht gearbeitet werden.

Das bestehende südliche Hauptgebäude enthält nun verschiedene Konstruktionsmängel, die durch den Umbau einzelner Teile in vorgenanntem Sinne nicht gehoben werden können. Durch die im Laufe der Jahre im Interesse des Dienstes vorgenommenen umbauten , insbesondere durch die Umänderung der vielen kleinen Lokale in einen einzigen großen Saal, wurde einem Teil der Dachbalkenhige eine solide Unterstützung entzogen. Die Spannweite ist dadurch größer, die Konstruktion dagegen schwächer geworden und es darf der Dachraum nicht in gewünschtem Maße belastet werden.

Wegen dieser schlechten Balkenlage hat man auch davon abseilen müssen, eine Deckenverschalung anzubringen, und es ist infolgedessen der Kaum schwer zu beheizen. Die Dachkonstruktion läßt ebenfalls zu wünschen übrig und kann nicht wohl korrigiert werden. Die Grundrißanlage der Bureaux im Erdgeschoß entspricht dem jetzigen Gebrauche nicht. 'Es sei auch erwähnt, dali bei der vor 2 Jahren vorgenommenen Katastersehätzuug das Gebäude auf nur Fr. 36,960 gewertet wurde, wogegen die von früher her datierende Bi-andassekuranzschätzung Fr. 58,200 beträgt.

Der Umbau einzelner Teile dieses Gebäudes wäre daher nicht gerechtfertigt, indem dabei, selbst mit großen Ausgaben, keine vorteilhafte Anlage erzielt werden könnte. Die Beseitigung der bestehenden Mängel ist nur durch einen vollständigen, einem Neubau gleichkommenden Umbau, unter Verwendung eines Teiles der alten Fundamente, sowie alter Materialien möglich. Dabei ist etwelche Vergrößerung der beiden Flügel für die Bureaux und Magazine notwendig.

Mit diesem
Umbau wären auf der Nordseite des Gebäudes gleichzeitig eine Anzahl neuer Aborte für die Arbeiter einzurichten, deren Erstellung sowieso nicht umgangen werden kann.

630

Um im Betrieb der Werkstätte keine allzu großen Störungen zu verursachen, müßte, da keine andere Baustelle vorhanden ist, der Umbau auf zwei Jahre verteilt werden.

Die Kosten dieses Um- bezw. Neubaues sind auf Fr. 116,000 veranschlagt.

Gestützt auf die vorstehenden Auseinandersetzungen und die bezüglichen Pläne empfehlen wir Ihnen die Ausführung des vorliegenden Umbauprojektes, in der Meinung, daß die auf Fr. 116,000 veranschlagten Kosten mit Fr. 60,000 auf Budget 1896 und die restierenden Fr. 56,000 auf Budget 1897 entfallen sollen.

Genehmigen Sie, Tit., die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung.

B e r n , den 3. Dezember 1895.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Zemp.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Ringier.

631 (Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

Umbau des sudlichen Hauptgebäudes der eidgenössischen Konstruktionswerkstätte in Thun.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 3. Dezember 1895, beschließt: Art. 1. Für den Umbau des Hauptgebäudes der eidgenössischen Konstruktionswerkstätte in Thun wird dem Bundesrat ein Kredit von Fr. 116,000 eröffnet, wovon Fr. 60,000 auf Rechnung 1896 und Fr. 56,000 auf Rechnung 1897 entfallen sollen.

Art. 2. Dieser Beschluß tritt, weil nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung, betreffend den Umbeziehungsweise Neubau des südlichen Hauptgebäudes der eidgenössischen Konstruktionswerkstätte in Thun. (Vom 3. Dezember 1895.}

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1895

Année Anno Band

4

Volume Volume Heft

52

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

04.12.1895

Date Data Seite

627-631

Page Pagina Ref. No

10 017 242

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.