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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend Bewilligung des Kredites für die Erstellung eines Postund Telegraphengebäudes in Aarau.

(Vom 20. Dezember 1909.)

Tit.

Am 9. Dezember 1899 haben Sie behufs Ankaufs der Kernschen Besitzung an der Bahnhofstrasse in Aarau als Bauplatz für ein Post- und Telegraphengebäude einen Kredit von Fr. 150,000 bewilligt.

Wie schon in unserer Botschaft vom 25. September 1899 ausgeführt wurde, handelte es sich damals um einen vorsorglichen Ankauf eines sowohl für die eidgenössische Verwaltung als für die Stadt Aarau günstigen Bauplatzes. Für die Ausführung des Neubaues wurde ein späterer Zeilpunkt in Aussicht genommen, da der Mietvertrag über das jetzt von der Postverwaltung benutzte Gebäude beim Bahnhof auf eine feste Dauer von 25 Jahren, d. h. bis zum 1. Oktober 1916 abgeschlossen ist.

Die Gemeinde Aarau hatte den Mietvertrag" schon unterm 18. August 1899 in Rechten und Pflichten übernommen, unter der

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Bedingung, dass die Postverwaltung einen allfällig auf dem Mietzinse von Fr. 14,500 sich ergebenden Ausfall, im Höchstbetrage jedoch eine jährliche Summe von Fr. 2500 bezahle, wobei diese Vereinbarung erst mit dem Zeitpunkt, in welchem die Postverwaltung das genannte Mietobjekt verlässt, beginnen und mit dem Ablauf des Vertrages am 1. Oktober 1916 dahinfallen soll. Da der Bezug des neuen Postgebäudes, wenn mit'den Bauarbeiten im nächsten Frühjahr begonnen wird, auf den Sommer 1912 in Aussicht genommen ist, so kann es sich nur um etwa vier Jahresentschädigungen handeln.

Nachdem die eidgenössischen Räte bezüglich des Sitzes des III. Telegraphenkreises Beschluss gefasst hatten, so dass das Lokalbedürfnis für das Telegraphenbureau in Aarau festgestellt werden konnte und die Postverwaltung wiederholt auf die dringende Notwendigkeit der Erweiterung der Postlokale in Aarau hingewiesen hatte, beschlossen wir auf den Antrag unseres Postdepartements im Herbst des letzten Jahres, den Postneubau in dorten nun nicht mehr länger hinauszuschieben und beauftragten daher das Departement des Innern mit einer bezüglichen Vorlage.

Nach Festsetzung des Lokalitätenprogrammes, das wegen der steten Zunahme des Verkehrs bedeutend grössere Anforderungen an das neue Postgebäude stellt, als bei der Kreditforderung für den Ankauf des Bauplatzes berechnet war, wurde mit Eingabetermin bis zum 19. September 1908 unter den schweizerischen und den in der Schweiz niedergelassenen Architekten ein Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu diesem Neubau eröffnet.

Von den 91 eingelangten Projekten wurden vom Preisgericht sechs Projekte mit Preisen ausgezeichnet, von denen dasjenige der Architekten Bracher, Widmer und Daxelhofer in Bern einen wesentlichen Vorsprung vor den ändern preisgekrönten Entwürfen aufwies. Wir haben dann auch die genannte Architektenfirma mit der Ausarbeitung eines Ausführungsprojektes betraut, bei welchem die Wünsche der drei beteiligten Verwaltungen möglichste Berücksichtigung erfahren haben.

Was die Verkebrsverhältnisse anbetrifft, so ist zu erwähnen, dass seit dem Jahre 1898, dessen Verkehrszahlen in der Botschaft vom 25. September 1899 betreffend Erwerbung des Bauplatzes aufgeführt sind, der Verkehr des Hauptpostbureaus Aarau (ohne Filiale) wie folgt zugenommen hat. Es betrug: Bundesblatt. 61. Jahrg. Bd. VI.

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664 im Jahr 1898

im Jahre 1908

die Zahl der Korrespondenzen . , 3,344,236 5,618,675 ,, ,, ,, eingeschriebenen Korrespondenzen . . .

79,260 100,799 ,, ,, ,, aufgegebenen Pakete .

99,891 222,443 ,, ,, ,, bestellten Pakete . .

141,366 185,529 ,, ,, ,, Postanweisungen . .

94,230 113,242 °,, ,, ,, Einzugsmandate . .

11,035 37,312 Dazu kommt, dass auch durch die Einführung des Postcheckund Giroverkehrs und die Errichtung eines Postcheckbureaus in Aarau auf 1. Januar 1906 die Lokalansprüche sich steigerten.

Diesen Ansprüchen können die gemieteten Postlokale in Aarau seit längerer Zeit nicht mehr im vollen Umfange genügen.

Das Gebäude soll demnach folgende Räumlichkeiten enthalten : Im Untergesclioss :

Lokale für die Zentralheizung, Magazine und Lagerräume für die Postverwaltung, Magazine und Kabelkeller für die Telephonverwaltung, Speise-, Bade- und Tröckneräume für die Angestellten, sowie Waschküche und Keller für den Abwart.

'Erdgeschoss : Schalterhalle Post: Briefpostbureau Fahrpostbureau Mandatbureau Briefträgerbureau Telegraph : Telegrarnmaufgabe Telegrammkontrolle Ausläuferzimmer

190 280 359 99 122 28 47 24

m2 ,, .,, ,, ,, .(1 ,, ,,

Zwischenstück :

53 m 2 14 ,,

Telegraph: Nachtdienstlokal Ausläuferlokal

Post:

. I. Stock: Zimmer d e s Kreispostdirektors Vorzimmer Kreispo.stkanzlei

. . . .

3 1 m2 20 ,, 115 ,,

665 Zimmer d e s Kreispostadjunkten . . . .

2 2 m2 Kreispostkontrolle 133 ,, Zimmer des Kreispostkontrolleurs . . .

27 ,, Kreispostkasse 106 ,, Vorzimmer zu Kreispostkasse und Wertzeichenbureau 21 ,, Wertzeichenbureau 48 ,, Aufenthaltslokal für Bahnpostpersonal . .

31 fl Archiv der Kreispostkontrolle . . . .

38 ,, Mandatkontrolle 80 ,, Registratur und Archiv 43 ,., Magazin I des Postmaterialbureau . . .

65 ,, Materialbureau 52 w Bureau für Train und Bekleidungswesen .

64 ,, Konferenzsaal 47 fl Disponibles Zimmer 20 ,, II. Stock: Post: Magazin II des Postmaterialbureau . . .

64 ni2 Kontostelle und Checkbureau 114 ,, Additionsmaschinen 20 ,, Telegraph : Apparatensaal (Morse) 56 ,, Nachtdienstzimmer . . . . . . . .

28 ,, Telephon : Nachtdienstzimmer 27 ,, Apparatensaal für den Lokal- und Interurban-Dienst 112 ,, Zimmer des Telephonchefs ' 31 ,, Telephonkontrolle 54 ,, Gehülfen- und Zeichnungszimmer . . .

77 ,, Laboratorium und Monteure 33 ,, Apparatenmagazin 50 ,, Akkumulatorenraum .

52 ,, Maschinenraum 30 .;, Linienverteilerraum 89 ,, Formularraum 27 n Garderobe 53 ,, Disponibles Zimmer 45 ,, Daclistoclc : Feuerfester Sicherungsraum für das Telephon, Magazine für Post, Telegraph und Telephon, eine Hauswartwohnung und eine zweite noch disponible Wohnung.

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Remisengebäude.

Erdgeschoss : Post:

Remise für Wagen und Trainmaterial .

Zimmer für Postbedienstete Telephon : Remise

.

400 m 2 25 ,, 59 ,,

I. Stock: Post:

Remise für Wagen und Schlitten .

.

.

500 m 2

Posthof

.

.

777 ,,

.

.

.'.

Folgende Zahlen geben einen Überblick über die Grössenverhältnisse der Gebäude: Hauptgebäude : Überbaute Fläche Umbauter Raum, einschliesslich Keller und Dach .

Remise : Überbaute Fläche Umbauter Raum

1,744 in2 42,000 m8

556 m2 5,000 m 3

Die Lage des Gebäudes an der belebtesten Strasse Aaraus und der Umstand, dass auch die beiden Seitenfassaden an stark begangene Strassen zu liegen kommen, bedingen eine wenn auch sachgemäss einfache, so doch würdige äussere Ausgestaltung des Postgebäudes. Es ist den mit der Planbearbeitung beauftragten Architekten gelungen, eine Architektur zu finden, die in Anlehnung an den Charakter älterer öffentlicher Bauten der Stadt Aarau trotz einer, grossen Einfachheit durch das zu verwendende Material doch eine monumentale Wirkung erzeugen wird. Die ornamentale Gliederung tritt hier zurück gegenüber dem Material, das beim Sockel aus Kalkstein von Röche und bei den Fassaden längs den drei Strassen aus Muschelsandstein bestehen soll.

Bei den Hoffassaden sind nur die Fenstereinfassungen in Muschelsandstein, das übrige Mauerwerk in Bruchsteinen angenommen.

Zur Feststellung der Baukosten ist ein detaillierter Kostenvoranschlag ausgearbeitet worden, welchem folgende Kostensummen zu entnehmen sind :

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Hauptgebäude Fr, 1,470,000 Remise ,, 108,000 Umgebungsarbeiten ^ 13,000 Honorar für Pläne und Bauleitung ,, 78,000 Kosten der speziellen Bauaufsicht ,, 12,000 Ankauf von 123 m 2 Land vom Staate Aargau à Fr. 25 per m2 . . . , ,, 3,075 Total Baukosten Fr, 1,684,075 Zu dieser Summe ist noch ein Betrag für besondere innere Einrichtungen, wie Schränke und Gestelle, feste Schreibpulte, Beleuchtungskörper, Ausstattung von Wasch- und Baderäumen und dergleichen vorzusehen, welcher sich laut Kostenberechnung belaufen wird a u f . . . . ,, 33,500 Gesamtsumme Fr. 1,717,575 oder rund Fr. 1,718,000.

Aus den Kubikinhalten einerseits und den Baukosten anderseits ergeben sich Quoten von zirka Fr. 37. -- per m8 umbauten Raumes beim Hauptbau und ,, ,, 22.80 ,, ,, ,, ,, bei der Remise.

In der Voraussetzung, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 1910 in Angriff genommen werden, wird es möglich sein, dieselben im Spätherbst des Jahres 1911 soweit zu vollenden, dass auf diesen Zeitpunkt mit dem innern Ausbau wird begonnen und das Gebäude im Sommer 1912 dem Betriebe wird übergeben werden können.

Gestützt auf die vorstehenden Auseinandersetzungen ersuchen wir Sie, die Ausführung des Post- und Telegraphengebäudes in Aarau bewilligen und dem nachstehenden Entwurfe eines Bundesbeschlusses Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Wir benutzen den Anlass, um Sie, Tit., unserer ausgezeichneten Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 20. Dezember 1909.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der Bundespräsident:

Deucher.

Der I. Vizekanzler: Schatzinann.

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(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

Bewilligung eines Kredites für den Bau eines Postund Telegraphengebäudes in Aarau.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 20. Dezember 1909, beschliesst : Art. 1. Für den Bau eines Post- und Telegraphengebäudes in Aarau wird eine Summe von Fr. 1,718,000 bewilligt.

Art. 2. Dieser Beschluss tritt, als nicht allgemein verbindlicher Natur, sofort in Kraft.

Art. 3. Der Bundesrat ist mit der Vollziehung desselben beauftragt.

-~Ö3~-

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend Bewilligung des Kredites für die Erstellung eines Post- und Telegraphengebäudes in Aarau. (Vom 20. Dezember 1909.)

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1909

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52

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.12.1909

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