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Schweizerisches Bundesblatt.

63. Jahrgang.

I.

N. 10

8. März 1911.

Jahresabonnement (portofrei in der ganzen Schweiz): 10 Franken Einrückung sgebühr per Zeile oder deren Kaum 15 Bp. -- Inserate franko an die Expedition.

Druck und Expedition der Buchdruckerei Stämpfli & de. in Bern.

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Bericht des

Bundesrates an die Bundesversammlung über

seine Geschäftsführung im Jahre

1910.

II. Departemente.

Justiz- und Polizeidepartement.

A. Gesetzgebung und Rechtspflege.

I. Bundesgesetzgebung.

1. Der Beginn der Wirksamkeit des B u n d e s g e s e t z e s b e t r e f f e n d den S c h u t z des Zeichens und des Namens des R o t e n K r e u z e s vom 14. A p r i l 1910 (A. S. n. F.

XXVI, 991 ff.) wurde auf den 1. Januar 1911 festgesetzt (vgl.

Art. 9, Absatz l, mit Art. 10 des Gesetzes).

2. Am 11. März wurde die V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d die E n t s c h ä d i g u n g der E x p r o p r i a t i o n s kommissionen für das E x p r o p r i a t i o n s v e r f a h r e n (A. S. n. F. XXVI, 113 ff.) erlassen. Den Anlass zur Ausarbeitung dieser Verordnung gab ein Gesuch der Kraftwerke Beznau-Löntsch, entweder das in Art. 29 des Expropriationsgesetzes vorgesehene Reglement über die Schätzungskommissionen in Expropriationssachen zu erlassen Bundesblatt. 63. Jahrg. Bd. I.

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oder wenigstens die Aktuariatskosten zu regeln. Der Erlass von einheitlichen Bestimmungen erschien als angezeigt, nachdem Erhebungen des Bundesgerichts ergeben hatten, dass die Entschädigungen der Aktuare der Schätzungskommission ausserordentlich verschieden sind und mitunter sehr hoch bemessen werden.

3. Im Berichtsjahre sind folgende E i n f ü h r u n g s a r b c i t e n z u m Z i v i l g e s e t z b u c h beendet worden: a. In Ausführung der Art. 943, 945, 949, 953, 954, 956, 967, 977 und Art. 18 Schlusstitel des ZGB wurde am 22. Februar die V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d das G r u n d b u c h erlassen (A. S. n. F. XXVI, 167 ff.). In einem Kreisschreiben vom 22. März 1910 (Bundesbl. II, 375 ff.) wurden den Kantonen die vom Bundesrate festgestellten Formulare für das Hauptbuch des Grundbuches und die damit im engsten Zusammenhang stehenden Liegenschaftsbeschreibungen, sowie für die Pfandtitel (Schuldbrief und Gült) zur Kenntnis gebracht.

ö. In Ausführung von Art. 39 und 119 ZGB wurde am 25. Februar die V e r o r d n u n g ü b e r die Zivilstandsregister erlassen (A. S. n. F. XXVI, 905 ff.). Die Vorschläge für neue Zivilstandsformulare wurden einer Expertenkommission unterbreitet und können dem Bundesrate vorgelegt werden, sobald deren Übertragung ins Französische und Italienische fertiggestellt sein wird.

c. In Ausführung der Art. 248--251 ZGB erliess der Bundesrat am 27. September die V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d das G ü t e r r e c h t s r e g i s t e r (A. S. n. F. XXVI, 1071 ff.). Mit Kreisschreiben vom 11. Oktober 1910 (Bundesbl. V, 89 ff.) sind den Kantonen die vom Bundesrate festgestellten Formulare für das Hauptregister und die Anmeldungskontrolle und durch Kreisschreiben vom 10. Januar 1911 (Bundesbl. 1911, I, 114 f.) das einheitliche Formular für die Auszüge aus dem Güterrechtsregister mitgeteilt worden.

d. In Ausführung der Art. 52 ff., 341, Absatz 3, und 248 ff.

ZGB wurde am 27. Dezember die V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d Ergänzung der Verordnung über Handelsregister u n d H a n d e l s a m t s b l a t t v o m 6 . M a i 1890 e r l a s s e n (A. S. n. F. XXVII, 38 ff.). Man hat von einer Neubearbeitungder Verordnung von 1890 Umgang genommen insbesondere deshalb, weil der handelsrechtliche Teil des schweizerischen Obligationenrechts in absehbarer Zeit revidiert werden muss und

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dann eine neue Handelsregisterverordnung zu erlassen ist. Mit Kreisschreiben vom 10. Januar 1911 (Bundesbl. 1911, I, 114 f.)

ist den Kantonen das vom Bundesrate festgestellte Formular für das neue Register D (Register der Gemeinderschaftsvertreter) zur Kenntnis gebracht worden.

e. In Ausführung von Art. 5 und 6 des Bundesbeschlusses betreffend Beteiligung des Bundes an den Kosten der Grundbuchvermessung vom 13. April 1910 (A. S. n. F. XXVI, 1385 ff.)

beschloss der Bundesrat am 15. Dezember, A r t . 950 ZGB und Art. 38 -- 42 S c h l u s s t i t e l ZGB auf 1. J a n u a r 1911 in K r a f t zu s e t z e n und den genannten B u n d e s b e s c h l u s s vom 13. A p r i l 1910 auf den 1. J a n u a r 1911 in Wirks a m k e i t t r e t e n zu l a s s e n (A. S. n. F. XXVI, 1387 f.).

f. In Ausführung von Art. 950 ZGB, der Art. 38, 39, 41 und 42 Schlusstitel ZGB, sowie der Bestimmungen des Bundesbeschlusses vom 13. April 1910 erliess der Bundesrat am 15. Dezember d i e V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d d i e G r u n d b u c h v e r m e s s u n g e n (A. S. n. F. XXVIj 1389 ff.). Gestützt auf Art. 34, Absatz l, lit. a, dieser Verordnung bestimmte der Bundesrat, dass die Geometer, welche am 1. Januar 1911 ein Konkordatsgeometerpatent (für die Kantone Zürich, Bern, Luzern, Solothurn, Baselstadt, Baselland, Schaffhausen, St. Gallen, Graubünden, Aargau und Thurgau) oder ein Geometerpatent der Kantone Freiburg, Waadt, Neuenburg oder Genf besitzen, als Inhaber eines eidgenössischen Geometerpatentes gelten und deshalb zur eidgenössischen Grundbuchvermessung zugelassen werden. Die Ausführung von Art. 34, Absatz l, lit. &, und Absatz 2, ist Sache des Departements des Innern.

g. In Ausführung der nämlichen Vorschriften erliess der Bundesrat am 15. Dezember die I n s t r u k t i o n für G r u n d b u c h v e r m e s s u n g e n (A. S. n. F. XXVI, 1402 ff.).

In den Kreisschreiben vom 22. März und 18. Oktober 1910 und vom 10. Januar 1911 (s. oben, lit. a, c, d) wurden die Kantone darauf hingewiesen, dass es ihre Sache ist, die bezeichneten Formulare nach den vorgeschriebenen Mustern zu beschaffen, dass es ihnen aber freisteht, Normalpapier und gedruckte Formulare bei der Materialverwaltung der Bundeskanzlei zum Selbstkostenpreis zu beziehen. Der Bundesrat verlangte aber die Verwendung folgender Papiersorten : Das Papier für die Pfandtitel (Schuldbrief und Gült) und das Hauptbuch des Grundbuches muss den im Bundesratsbeschluss vom 10. Januar 1911 (A. S. n. F.

422 XXVII, 86) aufgestellten Anforderungen genügen ; das Papier für das Hauptregister und die Anmeldungskontrolle des Güterrechtsregisters und für das Register der Gemeinderschaftsvertreter muss der Qualität .des Zivilstandsregisterpapiers (Bundesratsbeschluss vom 7. Dezember 1907, A. S."n. F. XXIH, 863) entsprechen; für die Auszüge aus dem Güterrechtsregister wird ein haltbares Papier mittlerer Qualität verlangt.

Noch unvollendet sind folgende Einführungsarbeiten zum ZGB: a. Die Verordnung über Eintragung der Eigentumsvorbehalte (ZGB 715). Die Schtildbetreibungs- und Konkurskammer des schweizerischen Bundesgerichts hat sich auf unsere Anfrage hin kompetent und bereit erklärt, die erforderlichen Vorschriften aufzustellen.

b. Die Verordnung betreffend die Vieh verpfändung (ZGB 885).

Die Vorarbeiten sind so weit gediehen, dass die Verordnung in den ersten Monaten des Jahres 1911 erlassen werden kann.

c. Die Verordnung, die in Art. 202, Absatz 3, des letzten Entwurfes zu einem Bundesgesetz betreffend die Ergänzung des schweizerischen Zivilgesetzbuches (Fünfter Teil : Obligationenrecht) vorgesehen ist.

d. Feststellung der Zivilstandsformulare.

e. Feststellung der Grundbuchformulare, soweit sie noch nicht erfolgt ist.

Der Bundesrat untersucht zurzeit die Frage, ob es angezeigt sei, den Grundbuchführern noch eine Anleitung über die Führung des Grundbuchs in die Hand zu geben.

4. Die parlamentarischen Beratungen des revidierten schweiz e r i s c h e n O b l i g a t i o n e n r e c h t s sind im Berichtsjahre so gefördert worden, dass voraussichtlieh im Jahre 1911 die Schlussabstimmung über dieses Gesetzeswerk stattfinden kann.

5. Der von Herrn Bundesrichter Dr. Jäger ausgearbeitete Entwurf eines revidierten G e s e t z e s b e t r e f f e n d die O r g a n i s a t i o n der B u n d e s r e c h t s p f l ' e g e fBundesbl. I, 293, Ziff. 3) wurde dem Bundesgericht zur Berichterstattung überwiesen. Über die Gestaltung des Rechtsmittels in Zivilsachen herrschten im Bundesgericht zwei Meinungen. Beide Standpunkte wurden in besondern Berichten vertreten. Da man sich der Einsicht nicht verschliessen konnte, dass -- soll das revidierte Organisations-

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gesetz auf das Jahr 1912 in Kraft treten -- die Zeit zu einer Totalrevision nicht hinreicht, wurde Herr Professor Burkhardt in Bern beauftragt, den Entwurf einer Novelle zum Organisationsgesetze auszuarbeiten, der sich auf die absolut notwendigen Abänderungen der geltenden Bestimmungen beschränken sollte. Der in diesem Sinne erstellte Entwurf wurde dem Bundesgerichte zur Vernehmlassung unterbreitet. Das Bundesgericht stimmt in seinem am 30. Dezember 1910 eingereichten Berichte unserer Auffassung zu, dass man sich vorderhand mit einer den dringendsten Bedürfnissen entsprechenden Abänderung der eidgenössischen Rechtspflegegesetzgebung begnüge, bemerkt dann aber mit Recht, eine Gesamtrevision des Gesetzes sei notwendig und dürfe auch nach dem Inkrafttreten der Novelle nicht aus dem Auge gelassen werden. Nachdem es seine Abänderungsvorschläge zum Entwurf der Novellen festgestellt und begründet hat, hebt es mit Nachdruck hervor, es läge im Interesse einer richtigen Einführung des ZGB, wenn das revidierte Organisationsgesetz ebenfalls auf den 1. Januar 1912 in Kraft treten könnte; das Bundesgericht müsse seine Aufgabe, für eine einheitliche Anwendung des neuen Rechtes zu sorgen, insbesondere in den Anfangsstadien der Geltung dieses Rechtes ohne Überstürzung und Geschäftsüberlastung beginnen können.

6. S c h w e i z e r i s c h e s S t r a f g e s e t z b u c h . Herr Ständerat Gabuzzi ist beauftragt worden, den Vorentwurf zu einem schweizerischen Strafgesetzbuch von 1908 ins Italienische zu übertragen. Es besteht die Absicht, diesen Vorentwurf im Laufe des Jahres 1911 einer grössern Expertenkommission zur Beratung zu unterbreiten.

II. Internationales Recht.

1. Die niederländische Regierung stellte den von ihr zu einer internationalen Konferenz betreffend Vereinheitl i c h u n g des W e c h s e l r e c h t s eingeladenen Staaten ein ausführliches Fragenschema zu. Die vom Bundesrat erteilten Antworten stützten sich grösstenteils auf den von Herrn Professor Wieland in Basel in unserem Auftrage ausgearbeiteten Vorschlag.

Die Konferenz trat am 23. Juni zusammen und tagte bis zum 25. Juli. Die Schweiz war vertreten durch Herrn Minister Dr. Carlin, Herrn Nationalbankdirektor Kundert und Herrn Professor Dr. Wieland. Das Ergebnis der Beratungen war : der

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Vorentwurf eines Abkommens zur Vereinheitlichung des Wechselrechts und der Vorentwurf eines einheitlichen Gesetzes über den gezogenen und den eigenen Wechsel. Diese Entwürfe sind den beteiligten Regierungen zur Prüfung vorgelegt worden und sollen als Grundlage für die endgültige Verständigung auf einer weitem Konferenz dienen, die voraussichtlich im Jahre 1911 zusammentreten wird. Wir haben den zunächst interessierten Kreisen (Schweizerischer Handels- und Industrieverein, bestimmten Banken und Handelsleuten) von den beiden Entwürfen und den uns zur Verfügung stehenden Materialien Kenntnis gegeben und sie ersucht, sich über die Frage der Unifikation des Wechselreehts im allgemeinen und über die beiden Entwürfe im besonderen auszusprechen. Nach Eingang der Antworten wird der Bundesrat in der Sache Stellung nehmen.

Es ist zu hoffen, dass die neue Konferenz zu einem befriedigenden Ergebnis führen wird und dass wenigstens die kontinentalen Staaten Europas dem Übereinkommen beitreten werden. Der Beitritt Grossbritanniens und der Vereinigten Staaten von Nordamerika erscheint nach den Erklärungen ihrer Delegierten fraglich.

2. Die von der niederländischen Regierung, wie schon gesagt, für das Jahr 1911 in Aussicht genommene internationale Konferenz soll auch über die V e r e i n h e i t l i c h u n g des C h e c k r e c h t s beraten. Den Konferenzstaaten ist hierüber ein Fragenschema zur Beantwortung unterbreitet worden.

III. Gewährleistung von Kantonsverfassungen.

1. Luzern hat in der Volksabstimmung vom 4. April 1909 ein Gesetz betreffend Ergänzung und Abänderung der Staatsverfassung des Kantons Luzern vom Jahre 1875 (Einführung der Verhältniswahl) angenommen und der Grosse Rat hat es mit Dekret vom 3. Juni 1909 in Kraft erklärt. Das Verfassungsgesetz hat am 14. Dezember mit Ausnahme des § 3 die eidgenössische Gewährleistung erhalten (A. S. n. F. XXVII, 30 ; Botschaft vom 1. April, Bundesblatt II, 595 ff.).

2. Basel-Stadt hat in der Volksabstimmung vom 5./6. Märe 1910 eine Abänderung der Kantonsverfassung beschlossen, die an der Stelle des bisherigen § 19 in drei Paragraphen das Ver-

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hältnis des Staates zur Kirche neu regelt. Ein Bundesbeschluss vom 25. Juni hat diese "Verfassungsänderung gewährleistet (A. S.

n. F. XXVI, 232 ; Botschaft vom 16. April, Bundesbl. II, 829 ff.).

3. T e s s i n hat in der Volksabstimmung vom 6. März ein Dekret zur Abänderung der Kantons Verfassung auf dem Gebiet des Justizwesens angenommen, welchem durch Bundesbeschluss vom 24. Juni die Gewährleistung erteilt worden ist (A. S. n. P.

XXVI, 234; Botschaft vom 11. Juni, Bundesbl. IV, 160 ff.).

4. G e n f hat durch zwei vom Volk am 26./27. Februar 1910 angenommene Verfassungsgesetze die Art. 96 und 101 der Verfassung vom 24. Mai 1847 und den Art. 4 des Verfassungsgesetzes vom 20. Oktober 1882 abgeändert. Diesen Verfassungsänderungen hat die Bundesversammlung am 20. Juni die Garantie erteilt (A. 8.

n. F. XXVI, 236 ; Botschaft vom 9. April, Bundesbl. II, 622 ff.).

IT. Genehmigung kantonaler Einführnngsgesetze.

1. Am 6. August wurde vom Bundesrat dem neuen E i n f ü h r u n g s g e s e t z zum Bundesgesetz über Schuldb e t r e i b u n g und K o n k u r s des Kantons N e u e n b u r g , sowie den Art. 438--457 des neuenburgischen Zivilprozessgesetzes vom 29. November 1906 und den Art. 409 und 410 in Verbindung mit Art. 413 des neuenburgischen Strafgesetzes vom 12. Februar 1891 gemäss Art. 29 des B.-G. betreffend Schuldbetreibung und Konkurs die Genehmigung erteilt.

2. Im Berichtjahre wurde folgenden E i n f ü h r u n g s g e s e t z e n zum s c h w e i z e r i s c h e n Z i v i l g e s e t z b u c h die Genehmigung erteilt: a. Dem Einführungsgesetze des Kantons N e u e n b u r g vom ·22. März 1910 am 6. August; fe. dem Einführungsgesetz des Kantons Schwyz am 30. Dezember für den Fall der Annahme desselben durch das Volk.

Die meisten übrigen Kantone haben uns ihre Vorentwürfe und Entwürfe oder einzelne damit zusammenhängende Fragen zur Begutachtung unterbreitet.

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Y. Genehmigung kantonaler Gesetze über die Niederlassung und das Stimmrecht der Niedergelassenen.

Nachdem es anlässlich des Entscheides in Sachen E m i l e M o n n e y und K o n s o r t e n (vgl. unten X, IV} zu unserer Kenntnis gelangt war, dass für das im Kanton Genf in Geltung' stehende, auch das Stimmrecht der Niedergelassenen regelnde' Gesetz über Wahlen und Abstimmungen vom 3. März 1906 mit Abänderungen vom 26. September und 12. Juni 1909 die bundesrätliche Genehmigung (Art. 43 der Bundesverfassung) nie verlangt worden war, luden wir die Regierung des Kantons Genf ein, dies nachzuholen. Die Prüfung des uns hierauf unterbreiteten Gesetzes ergab, dass die in Art. 2, lit. a bis c des Gesetzes statuierten Ausnahmen vom Grundsatz der Stimmabgabe am Wohnsitz mit Art. 43 der Bundesverfassung und seiner Auslegung durch die buudesrätliche Praxis unvereinbar sind.

Die Bestimmung in Art. 8 des Gesetzes, wonach die zum Ervverb des Stimmrechts nötige dreimonatige Frist (Art. 48, Abs. -5, der Bundesverfassung) erst dann zu laufen beginnt, wenn der Schweizerbürger aus einem ändern Kanton dem genferischen Justiz- und Polizeidepartement schriftlich erklärt, er lasse sich im Kanton Genf nieder und übe sein Stimmrecht in keinem ändern.

Kanton aus, erschien mit dem in der bundesrätlichen Praxis festgehaltenen Satz unvereinbar, dass jene Frist spätestens von dem Tage an zu berechnen ist, an dem der Bürger um Erteilung der Niederlassungsbewilligung einkommt. Da das genferische Wahl- und Abstimmungsgesetz bezüglich der Ausübung des Stimmrechts keinen Unterschied zwischen Niedergelassenen und Aufenthaltern macht, so muss die Fristberechnung analog auch für die Aufenthalter gelten.

Ferner mussten die Art. 3 und 84, Abs. 2, des Gesetzes beanstandet werden, wonach Domizilverlegungen der Bürger innerhalb des Kantons in den Stimmregistern nur am 30. Juni jedes Jahres auf vorheriges Begehren der Stimmberechtigten vorgemerkt werden und diese Bestimmung für Nichtgenfer auch bei eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen gelten soll. Denn in eidgenössischen Angelegenheiten ist jeder stimmfähige Schweizer berechtigt, sofort nach Begründung seines Wohnsitzes zu stimmen.

Aber auch soweit kantonale und Gemeindeangelegenheiten in Betracht kommen, ist Art. 3 des Gesetzes, wonach Bürger unter Umständen fast ein Jahr lang ihr Stimmrecht am frühern Wohnsitz auszuüben hätten, unzulässig. Zwar hat die bundesrechtliche

427 Praxis eine Regelung des Stimmrechts anerkannt, die dem Stimmberechtigten auch bei Verlegung des Wohnsitzes innerhalb des Kantons am neuen Wohnort eine Wartefrist von drei Monaten auferlegt und ihn während dieser drei Monate am alten Wohnsitz stimmen lässt.üies ist aber das äusserst zulässige Mass der Abweichung vom Grundsatz der Ausübung des Stimmrechts am Wohnsitz.

Endlich ergab sich, dass Art. 72, Abs. 4 des Gesetzes, der für Beschwerden an die Bundesbehörden eine Frist von sechs Tagen vorsieht, mit Art. 190 und 178 des Bundesgesetzes über die Organisation der Bundesrechtspflege unvereinbar ist.

Demgemäss haben wir in unserm Beschluss vom 8. Juli die Art. 2, lit. a bis c, 3, 4, 8, 72, Abs. 4 und 84, Abs. 2 des.

genferischenWahlgesetzes von unserer Genehmigung ausgeschlossen..

VI. Schuldbetreiîmng und Konkurs.

Mit Beschluss vom 8. Juli haben wir der Verfügung der Regierung des Kantons U n t e r w a l d e n nid d e m W a l d die Genehmigung erteilt, wonach denjenigen Kantonseinwohnern, die infolge der Hochwasserkatastrophe vom Monat Juni Notdurft litten, gemäss Art. 62 des Bundeagesetzes, betreffend Schuldbetreibung und Konkurs ein R e c h t s s t i l l s t a n d bis 31. Dezember 1910 gewährt wurde.

Am 18. Juli haben wir dem vom Kleinen Rat des Kantons' G r a u b ü n d e n zugunsten der Einwohner von Schmitten-Pardisla (Gemeindegebiet Seewis), Grüsch und der Ortschaft Dalvazza(Gemeindegebiet Luzein), für die Zeit vorn 29. Juli bis 29. Oktober verfügten R e c h t s s t i l l s t a n d zugestimmt und ebenso am 6. August dem von der gleichen Kantonsregierung für die Hochwasserbeschädigten in Landquart für die Zeit vom 12. August bis 12. November verfügten Rechtsstillstand, der später mit unserer Genehmigung bis zum 12. Januar 1911 ausgedehnt worden ist.

YII. Zivilstand und Ehe.

A. Allgemeines.

E i d g e n ö s s i s c h e I n s p e k t i o n e n fanden statt im Jahre 1910 in den Kantonen Luzern, Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Thurgau, zum Teil im Kanton Bern.

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Wie schon in den vorhergehenden Jahron (vgl. Geschäftsbericht pro 1908 und 1909) bezogen sie sich in erster Linie auf die Archivierung der Zivilstandsregister und deren Doppel, daneben wurde die Amtsführung einzelner Zivilstandsämter durch Stichproben geprüft.

Die A r c h i v i e r u n g der Doppel der Z i v i l s t a n d s r e g i s t e r an den kantonalen Zentraldepotstellen in Luzern, Baselstadt und Thurgau kann als zweckentsprechend, zum Teil sogar als sehr gut bezeichnet werden. Etwas weniger gut sind die Verhältnisse in Basel-Landschaft, wo der Archivraum recht klein ist und nicht feuersicher genug erscheint.

Über unsere Aussetzungen in dieser Hinsicht, sowie über die Ergebnisse der P r ü f u n g e i n z e l n e r Z i v i l s t a n d s ä m t e r ist den kantonalen Aufsichtsbehörden Bericht erstattet worden.

2. Die k a n t o n a l e n B e r i c h t e über die A m t s f ü h r u n g der Z i v i l s t a n d s b e a m t e n pro 1909 sind sämtlich eingelangt.

Sie geben hier zu keinen besondern Bemerkungen Anlass.

3. Die Zahl der vom Departemente im Jahre 1910 behandelten Z i v i l s t a n d s g e s c h ä f t e beträgt: Allgemeines 45 Geschäfte (1909: 22) Spezielles 129 ,, (1909: 154) Total

174 Geschäfte (1909: 176)

Der Zivilstandsaktenaustausch zwischen der Schweiz und ·dem Auslande umfasste im Berichtjahre : 1910

a. nach dem Auslande gesandte Zivilstandsakten 30,802 b. vom Auslande eingegangene Zivilstandsakten 3,811 zusammen

34,613

1909

30,248 2,369 32,617

Davon wurden beanstandet · Dazu unerledigte Fälle vom Vorjahre zusammen Von diesen wurden erledigt so dass am 1. Januar 1911 noch hängig waren.

161 36 197 179 18

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Zur Vormerkung in fremde Register wurden dem Auslande besonders mitgeteilt 953 Akten, darunter 888 Legitimationen, während aus dem Auslande 37 Akten zur Vormerkung einlangten.

Vom Auslande wurden an die Schweiz 180 Gesuche gerichtet um Beschaffung von Zivilstandsakten, während die Schweiz 82 Akten vom Auslande verlangte.

4. In der E i n t e i l u n g d e r Z i v i l s t a n d s k r e i s e ist uns folgende Änderung bekannt gegeben worden: Der Staatsrat des Kantons Waadt hat durch Beschluss vom 18. Dezember 1909 P r il l y als Sitz des Zivilstandsamtes Romanel bezeichnet.

5. Unterm 25. Februar 1910 erliess der Bundesrat in Ausführung der Art. 39 und 119 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches eine ,, V e r o r d n u n g ü b e r d i e Z i v i l s t a n d s r e g i s t e r * (A. S. n. F. XXVI, 905).

6. K r e i s s c h r e i b e n wurden vom Bundesrate folgende erlassen : a. Im Nachgange zum Kreisschreiben vom 20. Juni 1907, welches die E h e f ä h i g k e i t s z e u g n i s s e s c h w e d i s c h e r im A u s l a n d e niedergelassener S t a a t s a n g e h ö r ige r betraf, wurde den Kantonen durch Kreisschreiben vom 6. Juni 1910 mitgeteilt, dass für schwedische Angehörige, welche in Schweden domiziliert sind, das Ehefähigkeitszeugnis von den dortigen Ortspfarrern oder den Vorstehern der Wohnsitzgemeinden ausgestellt wird (Bundesbl. IV, 122).

b. Ein weiteres Kreisschreiben vom 25. Juni 1910 betraf die Neuregelung des G e s c h ä f t s v e r k e h r s z w i s c h e n d e n schweizerischen Zivilstandsämtern einerseits und den Standesorganen Preussens und Elsass-Lothr i n g e n s a n d e r s e i t s (Bundesbl. IV, 220).

7. Auf Anregung einer kantonalen Aufsichtsbehörde über das Zivilstandswesen liess das Departement eine Anzahl Separata b z ü g e des Abschnittes seines G e s c h ä f t s b e r i c h t e s pro 1909 über Zivilstand und Ehe erstellen, die auf Verlangen den kantonalen Aufsichtsbehörden kostenlos abgegeben wurden.

Wir werden auch in diesem Jahre so verfahren.

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8. Von verschiedenen kantonalen Amtsstellen wurde auch im Berichtsjahre wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die Z i v i l s t a n d s f ä l l e von S c h w e i z e r n in I t a l i e n , trotz des Staatsvertrages vom l./ll. Mai 1886, von Italien der Schweiz nicht regelm ässig mitgeteilt wurden.

Wir haben diese Reklamationen nach Rom weitergeleitet, worauf die italienischen Behörden der schweizerischen Gesandtschaft daselbst mitteilten, dass ihrerseits die nötigen Massregeln angeordnet worden seien, um die Beobachtung des Vertrages vom l./ll. Mai 1886 zu sichern.

Überdies hat die Gesandtschaft ein Zirkular an alle schweizerischen Konsuln in Italien gerichtet, worin sie diese anwies, auf gutfindende Weise die in ihren Konsularbezirken niedergelassenen Schweizer aufmerksam zu machen, dass sie dem Standesbeamten Italiens, bei welchem sie eine standesamtliche Anzeige zu erstatten haben, oder vor dem sie eine Ehe eingehen, genaue Angaben über ihren schweizerischen Heimatort machen und ihn ersuchen, solche in die betreffende Urkunde aufzunehmen.

B. Besondere Fälle.

9. Ein Ausländer, B. v. B., stellte an die kantonale Aufsichtsbehörde das Gesuch, den G e b u r t s s c h e i n seiner (in der Schweiz gebornen) Tochter dahin zu v e r v o l l s t ä n d i g e n , dass seinem Namen noch der seither erworbene Titel eines ,,Marquis von M." beigefügt werde. Wir erachteten mit der Aufsichtsbehörde eine solche Vervollständigung als unzulässig, da die Angaben über die Person des Vaters im Geburtseintrage der Tochter den zur Zeit der Geburt bestehenden Verhältnissen entsprachen.

10. Auf verschiedene von Schweizern im Ausland eingelangte Begehren, der Bundesrat solle s c h w e i z e r i s c h e K o n s u l n e r m ä c h t i g e n , sie zu t r a u e n , sind wir jeweilen nicht eingetreten, weil nicht nachgewiesen war, dass die zum Abschlüsse einer Ehe im betreffenden Auslandsstaate zuständigen Behörden die Vornahme der Trauung ungerechtfertigterweise verweigert oder ihr ernstliche Schwierigkeiten in den Weg gelegt hatten.

11. Auf Anfrage hin antwortete uns die schweizerische Gesandtschaft in St. Petersburg, dass im Grossherzogtum F i n l a n d der gregorianische Kalender im behördlichen Gebrauche sei, Finland somit die Akten im gleichen Style wie wir datiere.

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12. Die. grossbritannische Gesandtschaft kam neuerdings (vgl. Bundesbl. 1905, I, 683, Ziff. 7) auf die Frage zurück, welche S t e l l u n g die S c h w e i z zu den auf ihrem Territorium durch f r e m d e (speziell britische) Konsuln v o r g e n o m m e n e n T r a u u n g e n einnehme und wünschte zu erfahren, auf welche Gesetzesbestimmungen gestützt, der Bundesrat die von britischen Konsuln in der Schweiz abgeschlossenen Ehen nicht anerkennen wolle.

Der Bundesrat erwiderte darauf, im Sinne seiner Noten vom 8. Juli 1887 und 15. Dezember 1904, dass es Sache des schweizerischen Rechtes sei, zu bestimmen, in welcher Form auf eidgenössischem Gebiete Ehen abzuschliessen sind. Das Zivilstandsgesetz übertrage die Befugnis zum Abschlüsse solcher Ehen ausschliesslich den schweizerischen Zivilstandsbeamten. Unter diesen Umständen könne nicht zugegeben werden, dass eine auswärtige Macht auf Grund ihrer internen Gesetzgebung auf schweizerischem Territorium Funktionen ausübe, die nach schweizerischem öffentlichem Rechte nur von ganz bestimmten schweizerischen Beamten .ausgeübt werden sollen. Eine Ausnahme von diesem Grundsätze: ·müsste in Form eines internationalen Vertrages expressis verbis statuiert sein. Ein solcher bestehe aber zwischen der Schweiz und Grossbritannien nicht. Die Vornahme von Eheschliessungen durch fremde Konsuln in der Schweiz stelle einen Eingriff in die Hoheitsrechte der Eidgenossenschaft dar und der Bundesrat müsse darauf bestehen, dass die bei ihm akkreditierten fremden Konsuln sich solcher Funktionen enthalten.

In einer spätem Note teilte die Gesandtschaft dem Bundesrate mit, dass die britischen Konsuln in der Schweiz Weisungen erhalten würden, welche der Auffassung des Bundesrates Rechnung tragen.

13. Bei der T r a u u n g e i n e s b r i t i s c h e n S t a a t s a n g e h ö r i g e n mit einer Schweizerin ist die Zuziehung eines britischen Konsuls nicht unbedingt notwendig, um die Ehe auch in Grossbritannien als gültig erscheinen zu lassen. Immerhin ermöglicht die Zuziehung des Konsuls die spätere Eintragung der Ehe in die englischen Zivilstandsregister.

14. Ein Zivilstandsbeamter hatte am 18. Dezember 1909 einen Ausländer mit einer Inländerin ohne die Bewilligung seiner Aufsichtsbehörde getraut. Nachträglich holte er diese ein. Die Frage, ob nun eine n e u e T r a u u n g n ö t i g sei, um die Ehe

432 zu einer gültigen zu machen, wurde verneint, weil der Mangel der Bewilligung zur Trauung weder einen Ehenichtigkeits- noch einen Eheanfechtungsgrund bildet.

15. Angehörige R u m ä n i e n s , die das 21. Altersjahr zurückgelegt haben, bedürfen infolge Modifikation des Art. 131 des rumänischen Gesetzbuches der Einwilligung der Eltern nicht mehr, um sich zu verheiraten.

Die Angaben in der Anmerkung 3 zur Tabelle auf Seite 119 der Nachträge zum Handbuche für die schweizerischen Zivilstandsbeamten ist demnach zu berichtigen.

Das E h e f ä h i g k e i t s a l t e r Angehöriger P o r t u g a l s (das 1907 der Haager Konvention über Eheschliessung beigetreten ist) beträgt für den Mann 14 und für die Frau 12 Jahre. Die Einwilligung der Eltern ist bis zum vollendeten 21. Jahre (für Mann und Frau) notwendig.

Durch Gesetz vom 3. November 1910 wurde in Portugal die E h e s c h e i d u n g dem B a n d e n a c h eingeführt. Ehen von Portugiesen werden demnach nicht einzig durch den Tod eines Ehegatten, sondern auch infolge gerichtlichen Urteiles gelöst.

Die Angabe der Nachträge zum Handbuche für die schweizerischen Zivilstandsbeamten, Seite 121, sub lit. rf, ist demgemäss zu berichtigen.

Von der k. u. k. Österreich-ungarischen Gesandtschaft ist uns betreffend Ve r k ü n d u n g in K r o a t i e n - S l a v o n i e n folgende Mitteilung gemacht worden, welche die Angaben unter Ziffer l auf Seite 155 der Nachträge zum Handbuch für den schweizerischen Zivilstandsbeamten ergänzt : Ist der (kroatische) Bräutigam römisch-katholischer Religion und lebt er über ein Jahr ausserhalb der Länder Kroatiens-Slavoniens, so ist laut § 74 des Ehegesetzes für Katholiken und des § 63 der Instruktion für geistliche Gerichte in Ehesachen (kaiserliches Patent vom 8. Oktober 1856, Zusatz I und II, Reichsgesetzblatt Nr. XLVI, Z. 185) ein Aufgebot seiner beabsichtigten Ehe in seinem Heimatorte nicht erforderlich.

Ist er aber Angehöriger der griechisch-orientalischen Religion oder einer evangelischen Konfession oder Israelit, so genügt nach § 72 des in Kroatien-Slavonien adoptierten allgemeinen österreichischen bürgerlichen Gesetzbuches ein nur sechswöchentlicher

433

Aufenthalt ausserhalb Kroatiens-Slavoniens, um das Aufgebot seiner Ehe in seinem Heimatorte nicht erforderlich zu machen.

16. Gemäss einer Mitteilung der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft ist nach § 83 des österreichischen allgemeinen' Gesetzbuches die Landesstelle (k. k. Statthalterei oder Landesregierung) im allgemeinen zuständig, den D i s p e n s von E h e h i n d e r n i s s e n zu erteilen. Zu diesen gehört auch dasjenige des Katholizismus.

17. Die V e r k ü n d u n g e i n e s I t a l i e n e r s mit s e i n e r N i c h t e wurde verweigert, trotzdem der Bräutigam einen (italienischen) Dispens vom Ehehindernis der zu nahen Verwandtschaft vorwies. Nach schweizerischem Rechte bildet der Verwandtschaftsgrad zwischen Onkel und Nichte ein absolutes Eheverbot und ö Art. 2, Ziffer l, des Haager Übereinkommens betreffend Eheschliessung gestattet den Vertragsstaaten ausdrücklich, die Ehe» von Ausländern zu untersagen, wenn sie gegen ein solches Eheverbot verstösst. Demnach können in der Schweiz Onkel und Nichte sich auch dann nicht trauen lassen, wenn ihr ausländisches.

Heimatrecht die Ehe zulassen würde.

18. Zwischen Belgien und dem Deutschen Reiche bestand eine Meinungsverschiedenheit betreffend die A u s l e g u n g desArt. l d e r H a a g e r Ü b e r e i n k u n f t ü b e r E h e s c h l i e s s u n g . Während Belgien diesen Artikel nur auf diejenigen Rechtsnormen beziehen wollte, von deren Erfüllung die Gültigkeit der Ehe abhängt, war das Deutsche Reich der Ansicht, dass Art. l den Vertragsstaaten nicht gestatte, Angehörige anderer Vertragsstaaten zu trauen, die nicht allen Vorschriften der in Art. l (und 3) bezeichneten Gesetze genügen.

Auf eine Anfrage des Deutschen Reiches, welche Stellungdie Schweiz zu dieser Frage einnehme, antwortete der Bundesrat, dass er sich der deutschen Auffassung anschliesse. Für diese, spreche nicht nur der Wortlaut des Art. l, sondern auch dessen Entstehungsgeschichte, wonach die Gültigkeit der abzuschliessenden Ehe nicht die einzige Voraussetzung für die Zulässigkeit der Trauung sein sollte. Nach der belgischen Auffassung würden überdies unberechtigterweise diejenigen Nupturienten begünstigt, welche die Zulässigkeit der Trauung nicht durch Vorlegung eines formellen Ehefähigkeitszeugnisses, sondern durch andere Beweismittel dartun.

434

19. Ein Bräutigam führte B e s c h w e r d e , weil ein Zivilstandsbeamter einen E i n s p r u c h , der nur damit begründet worden war: ,,dass durch Zwang, Betrug und Irrtum in der Person der Braut, beziehungsweise des Bräutigams die notwendigen Voraussetzungen der Einwilligung ausgeschlossen sinda, nicht als ungenügend und chikanös von der Hand gewiesen habe.

Die Beschwerde wurde von der kantonalen Instanz abgewiesen und auch vom Bundesrate als unbegründet erklärt.

Das Gesetz mutet dem Zivilstandsbeamten nicht zu, sich ein Urteil über die Begründetheit des Einspruches zu bilden, ·sondern überlässt dies dem Richter. Der Zivilstandsbeamte hat ;alle Einsprüche entgegenzunehmen, die sich auf einen der Art. 26, 27 oder 28 des Gesetzes stützen, ohne dass jene durch tatsächliche oder rechtliche Ausführungen begründet werden ·müssten. Es genügt, wenn die eingehende Begründung vor derjenigen Instanz angebracht wird, die den Einspruch zu beairteilen hat.

Till. Handelsregister.

A. Allgemeines.

1. Über die vom Bundesrate am 27. Dezember 1910 erlassene V e r o r d n u n g b e t r e f f e n d E r g ä n z u n g d e r V e r ordnung über Handelsregister und Handelsamtsb l a t t vom 6. Mai 1890 und das K r e i s s c h r e i b e n des Bundesrates an die Kantonsregierungen vom 10. Januar 1911 siehe oben sub I, 3, insbesondere lit. d.

2. Mit Rücksicht auf die seit Jahren bestehende und stets anwachsende Arbeitsüberlastung des S e k r e t ä r s für das H a n d e l s r e g i s t e r wurde diesem ein Adjunkt II. Klasse als Mitarbeiter und Stellvertreter zugeteilt.

B. Statistik.

1. Eintragungen.

E i n t r a g u n g e n wurden im Jahre 1910 im ganzen 16,571 ·kontrolliert (1909: 16,136). Davon waren Zwangseintragungon : 40 (1909: 38), wovon 26 auf Verfügung von Handelsregisterfuhrern, 10 gemäss Entscheid kantonaler Aufsichtsbehörden und 4 laut Rekursentscheid des Bundesrates erfolgten. Wegen Konkurses wurden 396 Firmen gelöscht (1909: 431).

435

Die für die Eintragungen bezogenen G e b ü h r e n betragen Fr. 103,985 (1909: Fr. 97,172), wovon der Eidgenossenschaft als Vergütung für die Veröffentlichung durch das Handelsamtsblatt Fr. 20,797 zukommen (1909: Fr. 19,434. 40).

An Handelsfirmen, sonstigen Gesellschaften (Register A) und nicht handeltreibenden Personen (RegisterB) waren E n d e 1910 e i n g e t r a g e n : 60,129 (1909: 58,251).

Die Verteilung dieser Ziffern auf die einzelnen Kategorien und Kantone ergibt sich aus den beigefügten zwei Tabellen A and B.

2. ReJctwse.

Es wurden 22 R e k u r s e eingereicht (1909: 33); dazu kamen 6 aus dem Jahre 1909. Von diesen 28 Geschäften (1909 : 42) konnten 21 erledigt werden (1909: 36), die übrigen waren Ende des Jahres noch hängig.

Aus den gefällten Entscheiden ist folgendes hervorzuheben : a. Der ^Internationalen Transportanstalt Gebrüder Gondrand, Aktiengesellschaft"1 in Brig, welche ihren Sitz nach Basel verlegte, wurde durch Rekursentscheid vom 11. März gestattet, sich dort ins Handelsregister einzutragen, ohne die dort bereits bestehende Zweigniederlassung zu löschen. Die Errichtung von Zweigniederlassungen am Orte des Gesellschaftssitzes ist für viele grosse Unternehmungen unabweisbares Bedürfnis. Mangels einer positiven Vorschrift, welche die Errichtung einer F i l i a l e am Ort der H a u p t n i e d e r l a s s u n g als unzulässig erklärt, muss sie als zulässig erachtet werden. Durch das Bundesgesetz vom 6. Oktober 1905 über die ,,Schweizerische Nationalbank" ist dies übrigens ausdrücklich anerkannt worden. Nach Art. 3 dieses Gesetzes hat die schweizerische Nationalbank ihren ^rechtlichen und administrativen Sitz" in Bern und den Sitz des Direktoriums in Zürich. Nach Art. 4, Absatz l, ist sie aber ausserdem berechtigt, sowohl in Bern als in Zürich Zweiganstalten zu errichten. Sie hat dies getan, und diese Zweiganstalten sind im Handelsregister eingetragen.

b. Durch Entscheid vom 31. Mai 1910 stellten wir fest, dass die Firma eines E i n z e l k a u f m a n n e s nicht etwa d o r t ins Handelsregister e i n z u t r a g e n sei, wo dieser seinen persönlichen Wohnsitz hat, sondern da, wo sich der Mittelpunkt seiner ges c h ä f t l i c h e n T ä t i g k e i t befindet. Als ,,Hauptniederlassung", im Sinne von Art. 865, Absatz 2, 3 und 4, 0. R., ist nur der ö r t l i c h e M i t t e l p u n k t des k a u f m ä n n i s c h e n GeschäftsBundesblatt. 63. Jahrg. Bd. I.

32

Handelsregister-Eintragungen im Jahre 1910.

Beilage A. -- Annexe A.

Zu Seite 435.

Inscriptions au registre du commerce en 1910.

Aktiengesellschaften, Kommandit-Aktiengesellschaften und Genossenschaften Sociétés par actions, sociétés en commandite par actions et associations

Sociétés en nom collectif et en commandite

Eintragungen Inscriptions

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967 893 878 849 847

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-A.mnerbu.ng" : Die Zahlen in Klammern bezielieu sich auf die bei den gebührenfreien Löschungen iubegriffenen Konkurse.

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42 (1) 18

66 66 43 35 20 48 26 34 22

1

1

426 922 508 445

2.048 .-- ' --·" 141 .-- ( 14) 613 fV *** 39)J 1,683 /

5 6 3 4!

5

24 10 20

2

9

2

14

(431) (439) (340) (345) (367) 333) 340) 310) 407) 417)

16,136 15,715 15,499 14.133 13,983 13.178 12,606 11.966 11. '445 11. 'l 07

479 1,120

522 557 2.472 -- 297 30 730 20 2,741 20

19,434 , 40 19,282 30 18,898 70 17,136 70 16,653 ' 20 14,821 90 14,652 50 13.170 , -- -12^301 40 12.465 40

Remarque: Les chiffres entre parenthèses se rapportent aux faillites comprises dans les radiations non taxées.

Beilage B.

Annexa B.

Zu Seite 435.

Bestand der im Handelsregister eingetragenen Einzelfirmen, Handelsgesellschaften, Vereine and nicht handeltreibenden Personen auf 81. Dezember 1909 und 1910.

Etat des raisons individuelles, sociétés commerciales, antres sociétés et non-commerçants inscrits au registre du commerceà la date du 81 décembre 1909 et 1910.

Einzelfirmen

Kantone

Baisons individuelles

KollektivAktiengesellschaften, Kornund Kommandit- mandit-Aktiengesellschaften Gesellschatten und Genossenschaften Sociétés en nom Sociétés anonymes, sociétés en commandite par collectif et en commandite actions et associations

1909 1910 1909 4,427 4,539 1,175 5,539 5,613 1,101 1,317 1,352 286 166 173 36 531 531 58 133 133 27 156 153 35 458 447 105 200 201 32 1,615 1,622 154 782 768 141 1,349 1,391 433 225 217 73 457 439 80 835 827 84 89 93 10 2,556 2,573 546 1,086 1,093 331 339 1,290 1,402 1,271 1,383 204 1,633 1,673 390 775 5,024 5,160 291 295 88 1,545 1,522 455 681 2,309 2,280

Total am 3 1 . Dezember 1909/1035,284 35,880 7,639

Zürich Bern Luzern Uri Schwyz Nidwaiden Obwalden Glarus Zug .

Freiburg Solothurn Basel-Stadt . . . .

Basel-Land Schaff hausen Appenzell A.-Rh Appenzell I.-Rh St. Gallen Graubünden Aargau Thurgau Tessin Waadt Wallis Neuenburg Genf

Total am 31 . Dezember 1883

24,023

1,198 1,148 291 38 60 31 37 103 36 161 151 445 70 83 87 10 586 335 349 211 408 785 89 452 717

1909 1,255 1,942 449 24 94 23 32 65 62 514 369 201 196 66 97 16 583 256 509 259 223 1,631 165 411 1,101

1910 1,339 2,060 470 24 101 25 33 70 65 544 399 213 205 73 98 17 634 282 541 272 239 1,714 194 437 1,318

7,881

10,543

11,367

1910

3,666

1,714

Vereine Sociétés

Zweigniederlassungen Succursales

1909

1910 1909

104 692 125 8 16 3 3 8 33 169 169 74 51 32 14 3 140 66 138 24 27 458 31 156 529

108 729 139 7 17 5 3 8 34 178 190 76 55 34 14 ß 161 69 152 25 32 477 46 162 537

148 173 50 8 5 2 2 8 3 31 26 101 9 8 7 1 124 76 35 69 46 133 16 95 96

1910

Besonderes Register Registre spécial

1909 46 7,157 179 9,631 52 2,280 242 704 2 190 228 644 2 332 21 2,506 54 1,541 2,158 555 1 643 2 1,039 1 120 3,949 4 1,819 1 2,311 1,827 27 2,347 14 8,035 2 593 21 2,682 2 4,718

1909 1910

157 48 172 184 52 53 7 5 2 2 1 10 1 2 33 23 30 54 106 11 1 8 2 7 1 1 133 75 4 39 70 48 28 138 14 2 16 92 20 2 95

Total

1910 7,387 9,901 2,356 249 714 198 227 638 339 2,559 1,592 2,231 559 637 1,035 125 4,087 1,858 2,484 1,96] 2,427 8,288 642 2,686 4,949

Cantons

/urich Berno Lucerne Uri Schwyz Unter wal den-l e-bas Unterwalden-le-haut Glaris Zoue Fribourg Soloure Baie- ville Bàie-campagne Schaffhouso Appenzoll Rh.-oxt.

Appenzoll Rh.-int.

St-Gall Grisons Argo vie Thurgovie Tossin Vaud Valais Neuchâtel Genève

3,073 3,261 1,272 1,309 440 431 58,251 60,129 TotulloUl dee. 1909/10 134

368

2,052

31,740

Total le 31. dóc. 1883

436.

b e t r i e b e s zu betrachten, der Ort, von wo aus die Geschäfte geleitet, wo die Bücher geführt und die Zahlungen geleistet und entgegengenommen werden. Dieser Ort ist zu unterscheiden von dem bürgerlichen Wohnsitze des Kaufmannes. Er kann mit diesem zusammenfallen ; er kann aber ganz wohl von ihm verschieden sein (vgl. z. B. Endemann, Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechtes I, 183/184; Staubs Kommentar zum' Handelsgesetzbuch, VHI. Auflage, Bd. I, Anmerkung 3 zu § 13 und Anmerkung 2, lit. fe, zu § 29).

c. Nachdem der Bundesrat schon in seinen Entscheiden vom 3. Juni 1898 in Sachen Gachnang (Bundesbl. 1898, II, 775) und 18. Dezember 1899 in Sachen Möckli-Moser (Bundesbl. 1899, V, 1077) festgestellt hatte, dass W i r t e nach Art. 13, Ziffer l, lit. a, und Ziffer 3, lit. d der Verordnung über das Han(delsregister zur Eintragung nur verpflichtet seien, wenn sie nicht nur eine jährliche Roheinnahme von mindestens Fr. 10,000, sondern gleichzeitig auch ein Warenlager im Durchschnittswerte von wenigstens Fr. 2000 haben, musste er dies am 27. September in einem Entscheide in Sachen Leuba gegen Barmettler neuerdings bestätigen.

d. Wo es sich um die Frage der Eintragspflicht handelt, hat der Bundesrat auf die Sachlage zur Zeit der Ausfällung des rekurrierten Entscheides der Vorinstanz abzustellen. Auch wenn der Geschäftsbetrieb inzwischen aufgegeben wurde, muss deshalb die Eintragung ins Handelsregister verfügt werden, wenn die Pflicht dazu vorhanden war. Dabei bleibt es dem Betroffenen unbenommen, die Eintragung sofort wieder löschen zu lassen, wenn sie den tatsächlichen Verhältoissen nicht mehr entspricht (Rekursentscheid vom 30. September in Sachen Manega in St. Gallon).

IX. Eidgenössisches Yermessungsinspektorat.

Am 1. Juli 1910 wurde das eidgenössische Vermessungsinspektorat, unter der Leitung von Herrn E. Röthlisberger, gewesener bernischer Kantonsgeometer, provisorisch errichtet. Nach der Organisation des Bureaus beteiligte sich das Inspektorat an der Fertigstellung der Instruktion und der Verordnung betreffend die Grundbuchvermessungen. Es hat im weitern im Berichtsjahre Entwürfe für Vermessungsformulare und Zeichnungsvorlagen ausgearbeitet und sie sodann einer vom Departement einberufenen, Kommission vorgelegt. Die Vermessungsformulare können anfangs des Jahres 1911 an die Geometer abgegeben werden. Die Zeichnungsvorlagen, deren Vervielfältigung der Landestopographie übertragen -wurde, sollen im Laufe des Frühjahrs 1911 ebenfalls fertig werden.

437

Zur Bestreitung der Subventionen des Bundes an die Grundbuchvermessungen wurde ein bis auf weiteres alljährlich mit einer Million zu speisender Fonds gebildet.

X. Rechtspflege.

Statistik.

Mit den im Jahre 1909 unerledigt gebliebenen 29 Fällen waren im Berichtsjahre 174 Beschwerden (1909: 166; 1908: 161) zu behandeln, wovon 142 ihre Erledigung gefunden haben und 32 auf das Jahr 1911 übertragen worden sind.

Dem Gegenstande nach betrafen die erledigten Beschwerden: 49 Handels- und Gewerbefreiheit; 10 Niederlassungsrecht und andere vertragsmässige Rechte der Fremden ; 3 politische Stimmberechtigung, Wahlen und Abstimmungen ; 11 Verfügungen und Entscheidungen in Anwendung von Bundesgesetzen ; 69 Verschiedenes.

Von diesen Beschwerden konnten 12 (1909: 8; 1908: 2) wegen anderweitiger Erledigung am Protokoll des Bundesrates abgeschrieben werden, auf 89 (1909: 89; 1908: 102) konnte aus verschiedenen Gründen (Inkompetenz, Fristversäumnis, etc.)

nicht eingetreten werden, 6 (1909: 11; 1908: 5) wurden begründet erklärt und 35 (1909: 29; 1908: 30) als unbegründet abgewiesen.

Von den 17 (1909: 12; 1908: 9) Beschwerden, die bei der Bundesversammlung schon anhängig waren oder im Laufe des Berichtsjahres bei ihr eingereicht worden sind, wurde l zurückgezogen, auf 3 wurde nicht eingetreten, 7 wurden abgewiesen und 6 waren am Ende des Jahres nocli nicht erledigt.

Nicht berücksichtigt sind in dieser Statistik die im Geschäftsberichte des Amtes für geistiges Eigentum erwähnten Beschwerden, die das Departement als die dieser Abteilung vorgesetzte Verwaltungsbehörde zu entscheiden hatte.

Zu erwähnen sind ausserdem 34 Gutachten (1909: 31 ; 1908: 29), die das Departement über verschiedene Rechtsfragen an die ändern Departemente erstattet hat und 11 Mitberichte (1909: 16; 1908: 15) zu Anträgen aus dem Geschäftskreise anderer Departemente. Das Departement wurde ferner in 86 (.1909: 84; 1908: 92) Verlassenschaftsfällen in Anspruch ge-

438

Begründet 1

4

5

4

11

9

33

1 4

-- 7

-- --

3 8

3 5

7 24

-- 9

2 14

-- 4

-- 22

3 20

5 69

-- --

4

--

6

-- 4

10 4

--

--

1

2

3

6

3 -- 12

2 69 89

1

5 -- 35

00

ö*«3 CJ

Gegenstand

jrs 1 = EIL CM

S

Unbegründet 1 JI Pendent 1

Nicht eingetreten II

nommen und hatte sich mit 111 (1909: 63; 1908: 66) Beschwerden und Rechtsfällen zu befassen, die von Schweizern im Auslande oder von Ausländern in der Schweiz direkt oder auf diplomatischem Wege anhängig gemacht wurden.

Endlich sind noch 737 (1909: 906; 1908: 571) Vormundschaftsangelegenheiten zu erwähnen. In 688 (1909: 868; 1908: 540) von diesen Fällen handelte es sich um die Vormundschaftsbestellung für Angehörige des Deutschen Reiches (643) in der Schweiz (Zürich und Baselstadt) oder für Schweizer (45) in Deutschland gemäss der Haager-Übereinkunft zur Regelung der Vormundschaft über Minderjährige.

h-

1. Handels- und Gewerbefreiheit: 1. Wirtschaftswesen .

2. Besteuerung des Gewerbebetriebes 3 . Gewerbepolizei . . . .

4. Tragweite der Handelsund Gewerbefreiheit .

II. Niederlassungsrecht und andere vertragsmässige Rechte der Fremden . .

III. Begräbniswesen und Konfessionelles IV. Politische Stimmberechtigung, Wahlen und Abstimmungen V. Verfugungen und Entscheidungen in Anwendung von Bundesgesetzen . . .

V I . Verschiedenes . . . .

Total

-- 6

4 15 1 70 32 174

439

I. Handels- und Gewerbefreiheit.

1. Wirtschaftsîvesen.

Von den Beschwerden wegen Verweigerung oder Entzug von W i r t s c h a f t s p a t e n t e n haben wir drei gutgeheissen, weil willkürliche oder rechtsungleiche Behandlung der Beschwerdeführer vorlag. Zur Publikation gaben diese Entscheide keinen Anlass.

Drei unserer Entscheide sind an Sie weitergezogen worden, nämlich : 1. unser Beschluss vom 1. April i. S. H a a s - S c h a l t e n b r a n d gegen Bern; 2. unser Beschluss vom 15. November i. S. Schnell & Weber gegen Bern ; 3. unser Beschluss vom 2. Dezember i. S. B o n n e t - B a z i n gegen Genf.

In Zustimmung zu unserm nicht publizierten Bericht vom 10. Juni sind Sie mit Beschluss vom 20. Juni/28. Oktober auf die Beschwerde Haas-Schaltenbrand wegen Verspätung nicht eingetreten; unsere Berichte über die beiden ändern Beschwerden stehen noch aus.

Mit Eingabe vom 2. November 1909 machte die Regierung des Kantons Aargau bei uns die Anregung, wir möchten unsere Stellungnahme im Fall Muraour & Cie. gegen Wallis (vgl. Bundesbl.

1909, IH, 316 ff.; 1910, I, 312) betreffend B e s t e u e r u n g des K l e i n h a n d e l s mit g e b r a n n t e n W a s s e r n in Wiedererwägung ziehen. Unsere ablehnende Antwort wurde im Bundesblatt I, 349 ff. abgedruckt und wir erklärten, gestützt auf die dortigen Erwägungen, eine der Muraourschen analoge Beschwerde der Firma Bloch & Cie. in Bern gegen Solothurn mit Entscheid vom 12. September für begründet. Dieser Entscheid ist von der Regierung des Kantons Solothurn an Sie weitergezogen worden.

Unser Bericht über die Beschwerde steht noch aus. Bei diesem Anlass verweisen wir auf unsern Entscheid vom 28. Juni i. S.

J o s e p h L o n g o n i und K o n s o r t e n gegen St. Gallen (Bundesbl. IV, 278 ff.).

2. Besteuerung des Gewerbebetriebs.

Die gegen unsern Entscheid vom 20. Dezember 1909 i. S.

A l c h e n b e r g e r gegen Zug eingelegte Beschwerde ist von Ihnen

440

gemäss unserem Bericht vom 26. April 1910 (vgl. Bundesbl. II, 920 ff.) mit Beschluss vom 31. Oktober/5. November abgewiesen worden.

3. Geîoerbepolizei.

Die beiden am Schluss des letzten Jahres noch nicht erledigten Beschwerden der Basler Drogisten F. & A. S e n g l e t t
Von unsern im Lauf des Berichtsjahres ergangenen Entscheiden sind drei an Sie weitergezogen worden, nämlich: 1. unser Beschluss vom 11. März i. S. J. Ir io n gegen St.

Gallen (vgl. unsern Bericht vom 4. Oktober, Bundesbl. V, 42 ff.); 2. unser Beschluss vom 9. Juni i. S. H a n s M ü l l e r gegen Genf (vgl. unsern Bericht vom 7. Oktober, Bundesbl. V, 49 ff.); 3. unser Beschluss vom 29. Juli i. S. Aug. B a r b a r a t gegen Genf (vgl. unsern Bericht vom 24. Oktober, Bundesbl. V, 164 ff.).

In Bestätigung unserer Entscheide haben Sie die Beschwerde von H a n s M ü l l e r mit Beschluss vom 2./16. November und die Beschwerden von J. I r i o n und Aug. B a r b a r e t , beide die Aufstellung von S p i e l a u t o m a t e n in Wirtschaften betreffend, mit Beschlüssen vom 3. November/22. Dezember abgewiesen.

Aus unsern übrigen Entscheiden heben wir in Kürze folgendes hervor: a. Im Entscheid vom 21. Januar i. S. Ed. H a b l ü t z e l , Bäcker, gegen Genf haben wir die Bestimmung des Genfer Ruhetagsgesetzes vom 1. Juni 1904, wonach jeder Handels- und Gewerbetreibende seinen Angestellten j e d e W o c h e e i n e n R u h e tag gewähren, und dieser Ruhetag mindestens j e d e z w e i t e W o c h e ein S o n n t a g sein muss, als vereinbar mit Art. 31 der Bundesverfassung erklärt und demgemäss ein genferisches Strafurteil geschützt, das eine jener Bestimmung zuwiderlaufende Abmachung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter als unzulässig erachtete.

441

b. Gestützt auf ein Gutachten des Departements des Innern haben wir mit Entscheid vom 5. Dezember die Beschwerde des Zahntechnikers P. A. M e y e r - G r a n d h o m m e gegen Genf abgewiesen und es als mit Art. 31 der Bundesverfassung vereinbar erklärt, wenn ein Kanton ausschliesslich die eigentlichen Zahnärzte berechtigt erklärt, Z a h n e r Satzapparate einzusetzen und die hierzu nötigen, vorbereitenden Operationen, wie Zahnziehen, Abfeilen von Zähnen und Herstellen von Abdrücken, vorzunehmen.

H. Niederlassungsrecht und andere vertragsmässige Eechte der Fremden.

a. Der Entscheid vom 14. Oktober i. S. J a n n a s c h gegen Zürich, dessen rechtliche Erwägungen im Bundesbl. V, 191 ff.

veröffentlicht worden sind, gab uns Anlass festzustellen, dass der schweizerisch-deutsche Niederlassungsvertrag vom 31. Mai 1890 der A u s w e i s u n g eines Reichsdeutschen aus dem g a n z e n G e b i e t d e r E i d g e n o s s e n s c h a f t durch d i e k a n t o n a l e n B e h ö r d e n nicht entgegensteht.

b. Ein in Zürich niedergelassener Reichsdeutscher hatte sich im Jahr 1909 durch Vermittlung der deutschen Gesandtschaft bei uns darüber beschwert, dass sein Sohn für den Besuch der Kantonsschule ein h ö h e r e s S c h u l g e l d bezahlen müsse als die Söhne von Schweizern, was mit Art. l des schweizerisch-deutschen Niederlassungsvertrags vom 31. Mai 1890 im Widerspruch stehe.

Bei näherer Prüfung kamen wir sowohl als die deutsche Reichsregierung zum Schluss, die Beschwerde sei unbegründet, da aus der zitierten Vertragsbestimmung nicht abgeleitet werden könne, dass alle von einem Staat geschaffenen Wohlfahrtseinrichtungen, deren Benützung nicht obligatorisch ist, den Angehörigen des anderen Staates unter den gleichen Bedingungen zugänglich sein müssen, wie den Angehörigen des eigenen Staates. Als sich der gleiche Reichsdeutsche im Berichtsjahr in der gleichen Angelegenheit direkt bei uns beschwerte, sind wir mit Bescbluss vom 29. Juli auf die Beschwerde nicht mehr eingetreten.

m. Begräbniswesen und Konfessionelles.

a. B e g r ä b n i s w e s e n . Im Berichtsjahr konnten wir einer Verletzung von Art. 53, Abs. 2, der Bundesverfassung (Verw e i g e r u n g des G r a b g e l ä u t s ) dadurch vorbeugen, dass wir die Kantonsregierung telegraphisch verständigten, welche sofort die zweckdienlichen Anordnungen traf.

442 b. K o n f e s s i o n e l l e s . Wir verweisen auf unsern Bericht vom 18. März (Bundesbl. II, 308 ff.) über die Beschwerde des Notars M a r c H é r i d i e r in Chêne-Bourg betreffend die Übertragung des Eigentums an der K i r c h e und dem P f a r r h a u s zu B e r n e x auf die dortige römisch-katholische Kultusgemeinschaft. Die Angelegenheit hat ihre Erledigung dadurch gefunden, dass die Beschwerde, nachdem sich der Ständerat entsprechend unserm Bericht am 13. Juni unzuständig erklärt hatte, vom Rekurrenten am 6. Dezember zurückgezogen wurde.

IV. Politische Stimmbereehtigv.ng, Abstimmungen und Wahlen.

Die bei Ihnen im Jahr 1909 anhängig gemachten Beschwerden gegen unsern Entscheid vom 6. März 1909 i. S. P a g n a m e n t a und K o n s o r t e n gegen Tessin (vgl. Bundesbl. 1909, II, 260; VI, 469; 1910, I, 315) und gegen unsern Entscheid vom 18. Juni 1909 i. S. D u c h o u d - C h a p p a z und Konsorten gegen Wallis (vgl. Bundesbl. I, 315; II, 900 ff.) sind noch nicht erledigt.

Von den im Berichtsjahr gefällten Entscheiden ist der vom 29. August i. S. Job. Pf ist er gegen Zürich an Sie weitergezogen worden. Wir haben Ihnen über die Angelegenheit einen Bericht vom 25. November zugehen lassen (vgl. Bundesbl. V, 571 ff.). Die Beschwerde ist noch nicht erledigt.

Publiziert haben wir unsern Entscheid vom 19. April i. S.

E m i l e M o n n e y und Konsortengegen Genf (vgl. Bundesbl. II, 836 ff.). Im Zusammenhang mit diesem Entscheid ist zu verweisen auf den vorstehenden Abschnitt V, Genehmigung kantonaler Gesetze über die Niederlassung und das Stimmrecht der Niedergelassenen.

V. Verfügungen und Entscheide in Anwendung von Bundesgesetzen.

1. Aus den Entscheiden über Beschwerden wegen Verweigerung des A r m e n r e c h t s für Prozesse auf Grund der H a f t p f l i c h t g e s e t z g e b u n g des Bundes heben wir folgendes hervor : a. Mit Beschluss vom 4./14. April haben Sie die Beschwerde der Regierung des Kantons Graubünden gegen unsern Entscheid vom 18. Mai 1909 i. S. G o l d n e r (vgl. Bundesbl. 1909, IV, 611; 1910, I, 316) abgewiesen. Der kleine Rat des Kantons Grau-

443

bünden hatte nun seine im Fall Goldner vertretene irrtümliche Auffassung in Art. 9 des von ihm erlassenen Gebührentarifa für Armenanwälte vom 11. Juni 1909 ausdrücklich festgelegt. Eine im Lauf des Jahres 1909 gegen diese Bestimmung bei uns anhängig gemachte Beschwerde konnte am 25. August als gegenstandslos abgeschrieben werden, da der kleine Rat des Kantons Graubünden, nachdem Ihr Entscheid i. S. Goldner gefallen war, die angefochtene Bestimmung aufgehoben hat.

b. In unserm Entscheid vom 21. Januar i. S. Kaminsky gegen Nidwaiden (vgl. Bundesbl. I, 185 ff.) haben wir festgestellt, dass nicht derjenige Kanton, in dessen Gebiet sich der Unfall ereignet hat, oder der Haftpflichtkläger wohnt, zur G e w ä h r u n g des A r m e n r e c h t s v e r p f l i c h t e t ist, sondern derjenige Kanton, vor d e s s e n G e r i c h t e n der P r o z e s s geführt werden muss.

c. Bei der Beschwerde G a s s - K i s s l i n g gegen Baselstadt handelte es sich um die Verweigerung des Armenrechtes zur Durchführung einer Nachklage aus Art. 10 in Verbindung mit Art. 14 des Bundesgesetzes vom 28. März 1905 betreffend die Haftpflicht der Eisenbahn- und Dampfschiffahrtsunternehmungen und der Post. Wir gingen in unserm Entscheid vom 15. Dezember (vgl. Bundesbl. 191.1,1, 106 ff.) davon aus, für die Frage, ob eine den Verletzten zur N a c h k l a g e berechtigende Verschlimmerungvorliege, sei nicht m a s s g c b e n d der Zustand desVerletzten zurzeit der Urteilsfällung, sondern die im Urteil ausgesprochene M u t m assu'n g des G e r i c h t s ü b e r die F o l g e n des U n f a l l s ; die Voraussetzungen der Nachklage sind also auch dann gegeben, wenn es sich herausstellt, dass die Gesundheitsschädigung, ohne intensiver geworden zu sein, länger dauert, als im Urteil angenommen wurde.

2. B u n d e s g e s e t z vom 22. M ä r z 1893 ü b e r die Organisation der Bundesrechtspflege.

a. Der Entscheid vom 31. Oktober i. S. B r o t f a b r i k Steiger gegen Tessin (vgl. Bundesbl. V, 213 ff.) gab Anlass, uns über das Verhältnis von Art. 102, Ziff. 2 der Bundesverfassung zum vorgenannten Bundesgesetz auszusprechen. Wir haben dabei den Standpunkt eingenommen, das O f f i z i a l v e r f a h r e n nach Art. 102, Ziff. 2 der Bundesverfassung greife da n i c h t Platz, w o zur Anfechtung der Verletzung einer Norm des Bundesrechts i m O r g a n i s a t i o n s g e s e t z e i n R e c h t s m i t t e l v o r g e s e h e n ist.

444

b. Eine vom Gemeinderat aus ihrer Niederlassungsgemeinde ausgewiesene Italienerfamilie beschwerte sich beim Begier u ngsrat, der aber beschloss, die Beschwerde ad acta zu legen, weil die Familie inzwischen die Gemeinde verlassen habe. Auf die gegen den Beschluss des Regiorungsrats eingelegte Beschwerde sind wir mit Entscheid vom 13. Juni i. S. G a m b i r a z z i o - R i t z e n b â c h e r und K o n s o r t e n gegen Zug (vgl. Bundesbl. IV, 405 ff.) nicht eingetreten, weil hier die materielle Konnexität zwischen einer vom Bundesrat zu beurteilenden Verletzung des staatsvertraglichen Niederlassungsrechts und der Verletzung des Art. 4 der Bundesverfassung durch Verweigerung eines materiellen Entscheids nicht vorlag. Mangels dieser Konnexität musste die wegen Rechtsverweigerung erhobene Beschwerde in die Kompetenz des Bundesgerichtes fallen.

B. Polizeiwesen.

I. Verträge und Konventionen.

1. Die Verhandlungen mit der g r i e c h i s c h e n Regierung ·über den Abschluss eines A u s l i e f e r u n g s V e r t r a g e s haben im Berichtsjahre ihre Erledigung gefunden, und es wurde der Vertrag durch die beidseitigen Bevollmächtigten am 21. November 1910 in Paris unterzeichnet. Wir haben Ihnen denselben mit Botschaft vom 15. Dezember 1910 (Bundesblatt 1910, Bd.V, Seite 721 ff.) zur Genehmigung unterbreitet.

2. Der am 21. November 1906 zwischen der Schweiz und A r g e n t i n i e n abgeschlossene Auslieferungsvertrag (zuletzt im Geschäftsbericht pro 1908, Seite 28, Ziffer 2, erwähnt) ist leider noch immer nicht durch den argentinischen Kongress in Behandlung gezogen und ratifiziert worden ; die argentinischen Delegierten scheinen mit inneren Angelegenheiten vollauf beschäftigt zu sein und gelangen nicht dazu, an solche internationalen Charakters heranzutreten. Unsere Gesandtschaft in BuenosAyres versäumt nicht, von Zeit zu Zeit bei dem dortigen Auswärtigen Amt in der Sache vorstellig zu werden. Bis zum Inkrafttreten des Vertrages werden für die Erledigung eines eventuellen Auslieferungsfalles die Bestimmungen der in den beiden Ländern geltenden Auslieferungsgesetze massgebend sein.

3. Zwischen dem Bundesrat und der Deutschen Reichsregierung ist unterm 30. April 1910 im Anschluss an die inter-

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nationale Übereinkunft betreffend Zivilprozessrecht vom 17. Juli 1905 eine E r k l ä r u n g ausgetauscht worden betreffend die V e r e i n f a c h u n g des l l e c h t s h ü l f e v e r k e h r s . Es ist ·dadurch namentlich festgesetzt worden, dass für die Mitteilung von Urkunden, sowie für die Erledigung von Ersuchsschreiben der direkte Verkehr zwischen den schweizerischen und deutschen -Gerichtsbehörden beibehalten wird, und dass dieser Geschäftsverkehr -durch die beidseitigen Behörden in ihrer Landessprache stattfinden kann. Soweit nach der erwähnten internationalen Übereinkunft dem ändern Staat Kosten in Rechnung gebracht werden dürfen, sollen dieselben nach den Vorschriften berechnet werden, die in dem ersuchten Staate für gleiche Handlungen in einem inländischen Verfahren gelten. Das Abkommen ist mit dem 1. Juni 1910 in Kraft getreten und wurde in der eidgenössischen Gesetzessammlung, n. F. Bd. XXVI, S. 164, publiziert, sowie den Kantonsregierungen mit Kreisschreiben vom 23. Mai d. J. mitgeteilt.

4. Mit der d e u t s c h e n R e i c h s r e g i e r u n g wurde, analog ·der Übereinkunft mit den Niederlanden vom Jahre 1909, ein Abkommen getroffen, dahingehend, dass die Aufnahme von g e i s t e s k r a n k e n A n g e h ö r i g e n des einen Landes in eine Heilanstalt des ändern Landes und die Entlassung aus einer solchen Anstalt dem Heimatstaate auf diplomatischem Wege zur Kenntnis gebracht werden soll.

5. Einen mit der n i e d e r l ä n d i s c h e n R e g i e r u n g ver«inbarten Vertrag, wodurch die Rückübernahme der früheren Angehörigen der beiden Staaten sichergestellt wird, haben wir Ihnen mittels Botschaft vom 15. November 1910 zur Genehmigung unterbreitet.

Ebenso haben wir Ihnen mit Botschaft vom 10. Februar 1911 den mit D e u t s c h l a n d abgeschlossenen Niederlassungsvertrag und den diesen ergänaenden Vertrag über die Regelung von Rechtsverhältnissen der Angehörigen der beiden Staaten im Gebiete des ändern vertragschliessenden Teils zur Ratifikation vorgelegt.

II. Auslieferungen und Strafverfolgungen.

6. Die Gesamtzahl der A u s l i e f e r u n g s f ä l l e , mit denen sich im Berichtsjahre das Justiz- und Polizeidepartement zu beschäftigen hatte, beträgt 781 gegen 729 im vorigen Jahre und 750 im Jahre 1908.

Es wurden von der Schweiz beim Aus-

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land 188 Begehren (1909: 168) und von fremden Staaten bei der Schweiz 593 (1909: 561) anhängig gemacht. Ausserdem hatte sich das Departement mit 19 Gesuchen (1909: 14) um D u r c h t r a n s p o r t von Verbrechern durch die Schweiz zu befassen.

Die A u s l i e f e r u n g s b e g e h r e n des A u s l a n d e s verteilen sich auf die einzelnen Staaten wie folgt: Ägypten l Belgien 3 Bulgarien l Deutschland (die 3 süddeutschen Staaten 236) . . . . 366 Frankreich 50 Grossbritannien l Italien 88 Liechtenstein l Österreich-Ungarn 77 Russland 4 Vereinigte Staaten von Amerika 1.

Davon wurden 509 (3 durch das Bundesgericht) bewilligt; in 52 Fällen sind die Nachforschungen nach den Bequirierten erfolglos geblieben; 19 Gesuche wurden zurückgezogen und in 9 Fällen wurde das Begehren abgelehnt (2 durch das Bundesgericht). 4 Fälle waren am Ende des Jahres noch nicht erledigt.

Von den seitens der S c h w e i z bei auswärtigen Staaten stellten Begehren gingen an : Ägypten Belgien Deutschland (an die drei süddeutschen Staaten 51) . .

Frankreich Grossbritannien Italien . : Luxemburg Österreich-Ungarn Russland An verschiedene Staaten gleichzeitig

gel 4 81 70 l 11 l 13 l 5

132 Gesuchen der Schweiz wurde entsprochen, während 6 Begehren abgelehnt worden sind. In 28 Fällen blieben die Verfolgten unentdeckt; 19 Begehren konnten zurückgezogen werden. Am Ende des Jahres waren noch 3 Fälle pendent..

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Die K o s t e n , welche gemäss Art. 31 des Bundesgesetzes über die Auslieferung vom 22. Januar 1892 an die Kantone zu vergüten waren, beliefen sich im Berichtsjahre auf Fr. 14,634.40 <1909: Fr. 14,772.45).

7. Im Verkehr zwischen der Schweiz und dem deutschen R e i c h e wurde mittelst G e g e n r e c h t s e r k l ä r u n g die Auslieferungspflicht auf folgende Handlungen, sofern sie nach schweizerischen wie nach deutschem Rechte strafbar sind, ausgedehnt: a) Vorsätzliche Fälschung und Verfälschung von Lebensmitteln in einer für die menschliche Gesundheit schädlichen (gefährlichen) Weise, sowie Feilbieten und Inverkehrbringen von solchen gefälschten oder verfälschten Lebensmitteln ; b) vorsätzliche und rechtswidrige Vernichtung oder Unterdrückung einer öffentlichen oder Privaturkunde, sofern die Handlung in der Absicht, einem anderen Schaden zuzufügen, begangen ist.

Es sind Ihnen hierüber gemäss Art. l, Absatz 5, des Bundesgesetzes über die Auslieferung vom 22. Januar 1892 besondere Berichte vorgelegt worden.

Ausserdem wurde von der ä g y p t i s c h e n Regierung anlasslich eines Begehrens um Auslieferung eines wegen Amtsmissbrauchs verfolgten und nach der Schweiz geflüchteten ägyptischen Staatsangehörigea für analoge Fälle, d. h., wenn es sich um verfolgte Schweizerbürger oder solche fremde Angehörige handelt, die in Ägypten nicht unter der konsularischen Gerichtsbarkeit eines fremden Staates stehen, die B e o b a c h t u n g der G e g e n s e i t i g k e i t zugesichert.

8. Der von dem Kreisgerichte in Bihac (Bosnien) wegen Unterschlagung verfolgte J. B. hatte sich nach der Schweiz geflüchtet, und es suchte die k. u. k. Regierung um dessen Auslieferung auf dem diplomatischen Wege nach. Dabei bemerkte die österreichisch-ungarische Gesandtschaft, dass die Wirksamkeit der von der österreichisch-ungarischen Monarchie mit fremden Staaten abgeschlossenen Auslieferungsverträge nicht ipso jure auf B o s ni e n - H e r z e g o v i n a durch deren Annexion sich erstrecke, so dass es im vorliegenden Falle an einer vertragsmässigen Basis zur Stellung eines Aus'Jeferungsantrages fehle. Allein nach allgemeinen internationalen Rechtsgrundsätzen, sowie nach der Praxis der Staaten sei gleichwohl ein Auslieferungsbegehreu bei dem Zufluchtsstaat eines Verfolgten möglich. Dazu werde der

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Schweiz gegenüber die Reziprozität in dem Sinne zugesichert,, dass von der k. u. k. Regierung in ähnlichen Fällen schweizerische Angehörige, die sich nach Bosnien-Herzegovina geflüchtet haben, auf Verlangen des schweizerischen Bundesrates ausgeliefert werden.

Wir haben dem gestellten Ansuchen um Auslieferung des B. Folge gegeben und nahmen auch die von der k. u. k. Regierung erteilte Gegenrechtserklärung an, mit der Voraussetzung,, dass in derartigen Fällen die Bestimmungen des Auslieferungsvertrages zwischen der Schweiz und Österreich - Ungarn vom 10. März 1896 massgebend sein sollen.

9. Von dem ö s t e r r e i c h i s c h e n Justizministerium ist mit Bezug auf das Verfahren bei der Ü b e r g a b e und Ü b e r n a h m e der an die S c h w e i z a u s z u l i e f e r n d e n Personen die Verordnung erlassen worden, dass unser Justiz- und Polizeidepartement unmittelbar durch die österreichischen Gerichts- oder Polizeibehörden von der Verbringung an die Grenze benachrichtigt werden soll, und zwar je weilen drei Tage vor dem Zeitpunkt der Übergabe des Verfolgten am betreffenden Grenzorte. Unserseits wird im umgekehrten Fall eine entsprechende Voranzeige der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Bern gemacht; eine gleiche Benachrichtigung der schweizerischen Gesandtschaft im Wien durch die k. u. k. Regierung erklärte diese nicht rechtzeitig machen zu können, daher wurde die direkte Kenntnisgabe an unser Justiz- und Polizeidepartement eingeführt. Die Benachrichtigung der schweizerischen Gre'nz- und verfolgenden Behörde durch die k. u. k. Behörden fällt damit dahin.

10. Von B e l g i e n wurde der französische Staatsangehörige C. J. wegen eines in L u z e r n b e g a n g e n e n B e t r u g e s an die Schweiz ausgeliefert. In der Folge ergab sich, dass J. sich auch in Bici des Betruges schuldig gemacht hatte, und es fand daselbst seine Aburteilung durch das korrektioneile Gericht stattGegen dieses Verfahren erhob J. Protest mit der Begründung, dass wegen der ihm in Biel zur Last gelegten Handlungen seine Auslieferung von der belgischen Regierung nicht nachgesucht und bewilligt worden sei und demgemäss dieselben auch nicht den Gegenstand seiner Verfolgung in der Schweiz bilden können.

Mit Rücksicht hierauf beantragten die bernischen Behörden bei uns, es möchte bei Belgien eine Ausdehnung der Auslieferungsbewilligung auf die betreffenden Straftaten erwirkt werden, und wir gelangten mit einem entsprechenden Antrage an die belgische

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Regierung unter Vorlage des in Biel gefällten Urteils. Das Begehren wurde indessen von dieser Regierung abgelehnt und sie bemerkte, dass die in Frage kommenden Handlungen nach dembelgischen Strafgesetze sich nicht als Betrugsdelikte darstellen und überhaupt in Belgien nicht strafbar seien. Zugleich machte die belgische Regierung darauf aufmerksam, dass nach Massgabe von Art. l, Ziffer 2, der Übereinkunft vom 11. September 1882, betreffend die Abänderung des schweizerisch-belgischen Auslieferungsvertrages von 1874 jede Verfolgung in der Schweiz, wegen einer anderen vor der Auslieferung begangenen Straftat, als derjenigen, welche der Auslieferung zu Grunde gelegen habe, ausgeschlossen sei. In Anbetracht jenes Bescheides kann das in Biel gegen J. ergangene Urteil nicht vollzogen werden, sofern dieser innerhalb eines Monats nach Verbüssung seiner Strafe in Luzeru die Schweiz verlässt.

11. Gesuche um s t r a f r e c h t l i c h e V e r f o l g u n g v o n s c h w e i z e r i s c h e n A n g e h ö r i g e n , die sich nach Begehung; strafbarer Handlungen im Ausland in die Schweiz geflüchtet haben, wurden im Berichtsjahre 47 (1909: 42) gestellt; davon entfallen auf Deutschland 41, auf Frankreich 3, auf Belgien, Liechtenstein und Österreich je 1.

13 dieser Strafverfolgungsbegehren hatten am Schlüsse des Jahres noch nicht ihre gerichtliche Erledigung gefunden.

Von der Schweiz sind bei a u s w ä r t i g e n S t a a t e n 165 Anträge (1909: 126) um strafrechtliche Verfolgung von Angehörigen derselben, die nach Verübung von Delikten in der Schweiz in ihren Heimatsstaat geflüchtet waren, gestellt worden, und zwar bei Deutschland 119, bei Frankreich 11, bei Italien 16, bei Österreich-Ungarn 18 und bei Spanien 1.

Bezüglich 55 dieser Fälle war am Ende des Jahres noch kein Bericht über ihre Erledigung eingegangen.

12. Der s c h w e i z e r i s c h e Angehörige M. J. wurde beschuldigt, den Z o l l e i n n e h m e r in S c h a a n (Liechtenstein), durch unwahre Angaben mit Bezug auf ein mitgeführtes Automobil in Irrtum versetzt und zur Ausstellung eines Vermerkscheines für das Automobil ohne Zollerlag bewegen zu haben, wodurch der für den Zolleingang haftbare Zollbeamte einen.

Schaden von 888 Kronen erlitten haben soll. Der demgemäss vom Landgericht in Vaduz des B e t r u g e s beschuldigte J. hatte seinen Wohnsitz in der Schweiz, und es gelangte die Hechten-

450 steinische Regierung an uns mit dem Ersuchen, es möchte die «trafrechtliche Verfolgung desselben wegen des fraglichen Deliktes durch die schweizerischen Gerichtsbehörden veranlasst werden.

Diesem Begehren konnte jedoch hierseits nach Prüfung der Akten nicht entsprochen werden, indem ca sich ergab, dass es sich im vorliegenden Falle offenbar um die Übertretung eines fiskalischen Gesetzes, eine Zollhinterziehung, handle. In einem solchem Fall aber wird einem ändern Staat keine Rechtshülfe geleistet, und es kann daher auch nicht die Strafverfolgung einer eines bezüglichen Deliktes beschuldigten Person übernommen werden.

III. Roga tori en.

13. Unser Justiz- und Polizeidepartement hatte sich während des Berichtsjahres mit der Übermittlung von 353 (1909: 391) g e r i c h t l i c h e n R o g a t o r i e n zum Zwecke der Erwirkung ihrer Vollziehung zu befassen. Davon bezogen sich 208 auf Zivilangelegenheiten und 145 auf Strafsachen. Ausserdem vermittelte das Departement die Notifikation von 688 G e r i c h t s a k t e n (1909: 503).

Vom Ausland sind hiervon 86 Rogatorien und 582 Gerichtsakten zur Vollziehung, beziehungsweise Zustellung eingelangt, während von der Schweiz 267 Rogatorien und 106 Gerichtsakten nach auswärtigen Staaten gegangen sind.

14. Zürcherische Amtsstellen hatten verschiedene von ihnen ausgegangene Schriftstücke direkt d u r c h die Post an e i n e n d e u t s c h e n S t a a t s a n g e h ö r i g e n in Deutschland übermittelt.

Dieses Verfahren erklärte die deutsche Reichsregierung für unzulässig, da die Zustellung solcher Aktenstücke sich als ein obrigkeitlicher Akt darstelle, der die Mitwirkung der zuständigen deutschen Behörden verlange. Die Behörden des Kantons Zürich wurden hierauf aufmerksam gemacht mit dem Bemerken, dass nach Massgabe von Art. 6, Ziffer l, der internationalen Übereinkunft betreffend das Zivilprozessrecht vom 17. Juli 1905 die direkte Aktenzusendung durch die Post an Beteiligte im Ausland nur gestattet ist, wenn diese Zustellungsart durch ein besonderes Abkommen oder sonst wie vom auswärtigen Staat zugestanden wurde. Die Schweiz hat mit keinem auswärtigen Staat ein bezügliches Abkommen getroffen.

15. Während im allgemeinen nach dem Grundsatze verfahren wird, dass einem fremden Staate in Zoll- und überhaupt

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in Fiskalsachen keine Rechtshülfe geleistet wird, musate unser Justiz- und Polizeidepartement auf ein Gesuch der badischen Behörden hin, es möchte die Einvernahme eines Zeugen wegen eines im b a d i s c h e n B a h n h o f in B a s e l e r f o l g t e n S a c c h a r i n s c h m u g g e l s stattfinden, veranlassen, dass diesem Begehren Folge gegeben werde. Die Schweiz hat sich nämlich in Art. 7 der Übereinkunft mit Baden vom 12. November 1853 betreffend den Vollzug des Art. 16 des Vertrages vom 27. Heumonat 1852 betreffend die Weiterführung der badischen Eisenbahn durch schweizerisches Gebiet verpflichtet, auf Ersuchen der badischen Behörden wegen Übertretung der Ein-, Aus- und Durchgangsabgaben des Zollvereins auf dem Bahnhof zu Basel Zeugen und Sachverständige zu vernehmen und andere Rechtshülfedienste zu leisten (A. S. der Bundesgesetze, Band V, Sei te 7 7 ff.).

16. In einer zu Basel anhängigen S t r a f u n t e r s u c h u n g wegen Hehlerei sollte der d e u t s c h e Rei c h s a n g e h ö r i g e B.

in Burgfelden (Elsass) als Z e u g e einvernommen werden, und es richtete der Untersuchungsrichter von Basel ein bezügliches Requisitorial an die deutschen Behörden. Der I. Staatsanwalt in Mülhausen erklärte jedoch, es könne diesem Ersuchsschreiben im Hinblick auf § 9 des deutschen Strafgesetzbuches nicht entsprochen werden. Derselbe lautet : ,,Ein Deutscher darf einer ausländischen Regierung zur Verfolgung oder Bestrafung nicht überliefert werden".

Auf Antrag der Behörden von Basel wurden wir in der Sache bei der deutschen Reichsregierung vorstellig, indem wir geltend machten, es erscheine die fragliche Interpretierung des § 9 des deutschen Strafgesetzbuches zu weitgehend und zudem stehe die Ablehnung der Einvernahme des B. im Widerspruch mit Art. 12 des deutsch-schweizerischen Auslieferungsvertrages vom 24. Januar 1874, der im allgemeinen die Behörden jedes ·der beiden Vertragsstaaten verpflichte, einem Ansuchen des anderen Teils um Einvernahme einer Person oder um Vornahme irgend einer anderen Untersuchungshandlung Folge zu geben.

Wenn die Auffassung der Staatsanwaltschaft in Mülhausen als richtig betrachtet werden sollte, würde dies einen erspriesslichen Rechtshülfeverkehr zwischen den beiden Nachbarstaaten erheblich beeinträchtigen.

Die Deutsche Reichsregierung teilte ohne weiteres unsere Auffassung und wies die genannte Staatsanwaltschaft an, dem Ansuchen des Untersuchungsrichters von Basel zu entsprechen.

Bundesblatt. 63. Jahrg. Bd. I.

33

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17. Die Gesandtschaft von G r o s s b r i t a n n i e n stellte die Anfrage betreffend Zulässigkeit der E i n v e r n a h m e v o n i n der S c h w e i z w o h n h a f t e r Zeugen durch britische Kommissionen oder Konsularbeamte. Wir antworteten hierauf, eine Zeugeneinvernahme durch fremde Konsularbeamte oder andere, mit einer besonderen Vollmacht eines ausländischen Gerichtes ausgestattete Personen, sei vom Standpunkt des öffentlichen Rechtes der Schweiz als unzulässig zu betrachten, und es komme dabei auch die ausländische Staatsangehörigkeit des einzuvernehmonden Zeugen nicht in Betracht. Im Falle in einem vor ausländischem Gerichte geführten Prozesse Zeugeneinvernahmen nötig erscheinen, sei mittelst eines gerichtlichen Requisitorials die Abhörung nachzusuchen, worauf diese durch die zuständige schweizerische Amtsstelle stattfinden werde.

IV. Heimscliatfuug und Unterstützung.

18. Die Zahl der Anträge betreffend die Heimschaffung verlassener Kinder und kranker, beziehungsweise hülfsbedürftiger Personen belief sich im Berichtsjahre auf 296 (1909: 298), umfassend 455 Personen.

Die hiebei von der S c h w e i z auf diplomatischem Wege an das A u s l a n d gestellten Begehren betrugen 239 (wovon 37 als unerledigt aus dem Vorjahre übernommen) und betrafen 374 Personen : nämlich 52 verlassene Kinder und 322 Kranke, beziehungsweise Hülfsbedüi-ftige. Hiervon entfielen auf Italien 140 Begehren, auf Frankreich 61, auf Österreich-Ungarn 19, auf Deutschland 8, auf Russland 4 und auf die Niederlande 2. Von den 374 Personen wurden 274 von den ausländischen Staaten als Angehörige anerkannt ; die Übernahme von 2 Personen wurde verweigert; bei 45 Personen sind die Begehren infolge direkter Erledigung, Bewilligung von Unterstützungen, Heilung oder Todesfall gegenstandslos geworden; 35 Fälle, umfassend 53 Personen, waren am Schlüsse des Jahres noch pendent.

Die vom A u s l a n d an uns gerichteten Heimschaffungsanträge beliefen sich auf 57 (wovon 9 als unerledigt aus dem Vorjahre übernommen) und umfassten 80 Personen : nämlich 21 verlassene Kinder und 59 Kranke, beziehungsweise Hülfsbedürftige. 32 dieser Gesuche gingen aus Frankreich, 8 aus Österreich-Ungarn, 6 aus Italien, 2 aus Ägypten, 2 aus Deutschland und je l aus Dänemark, Brasilien, Luxemburg, Gross-

britannien, Belgien, Russland und den Vereinigten Staaten von Amerika ein. Von den 80 Personen wurden 57 als schweizerische Angehörige ermittelt und übernommen, 3 dagegen nicht anerkannt; bei 15 Personen sind die Begehren infolge direkter Erledigung, Bewilligung von Unterstützung, Heilung oder Todesfall gegenstandslos geworden; 4 Fälle, umfassend 5 Personen, waren am Schlüsse des Berichtsjahres noch unerledigt.

Ausserdem sind vom Auslande 88 Gesuche (1909: 80) um B e w i l l i g u n g des D u r c h t r a n s p o r t e s von 152 kranken, beziehungsweise hülfsbedürftigen oder polizeilich ausgewiesenen Personen über schweizerisches Gebiet gestellt worden, und zwar 81 Gesuche von Deutschland, 4 Gesuche von Italien und 3 Gesuche von Luxemburg.

19. Die Zahl der von den kantonalen Behörden übermittelten und von uns auf dem diplomatischen Wege weitergeleiteten Rechnungen f ü r V e r p f l e g u n g i t a l i e n i s c h e r A n g e h ö r i g e r belief sich auf 1169, umfassend einen Gesamtbetrag von Fr. 63,282.15; über Verpflegung ö s t e r r e i c h i s c h e r Angehöriger gingen 147 Rechnungen in der Höhe von Fr. 8563.40 ein. Diese Rechnungen rührten sämtliche aus dem ersten Halbjahr 1910 her ; die Geltendmachung derjenigen des zweiten Halbjahres 1910 fällt in das Jahr 1911. Während des Berichtsjahres ist von italienischer Seite die Bezahlung von vier Rechnungen im Betrage von zusammen Fr. 62 erfolgt; aus Österreich ging keine Zahlung ein.

Über die V e r p f l e g u n g k r a n k e r S c h w e i z e r in ausländischen Spitälern sind uns auf diplomatischem Wege zugekommen : aus Italien 61 Rechnungen im Betrage von Fr. 7567.39 ,, Österr.-Ung. 15 ..

., ., .. ., 411.65 ,, Frankreich 2 ,, ',, '.n ,, .', 276.40 Von diesen Rechnungen sind seitens der schweizerischen Angehörigen der verpflegten Personen bezahlt worden : 6 italienische Spitalrechnungen im Gesamtbetrage von Fr. 152.04 2 österreichische ,, ,, ., .,, ,, 34.90 l französische Spitalrechnung im Betrage von ,, 42. -- 20. Für den i t a l i e n i s c h e n Staatsangehörigen F., der im Spital zu Bellinzona auf öffentliche Kosten verpflegt werden musste, hatten wir bei der italienischen Regierung das Begehren

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um Ü b e r n a h m e gestellt. Nachdem dasselbe bereits bewilligt und der Zeitpunkt der Heimschaffung festgesetzt war, verlangte die italienische Regierung Aufschub des Vollzuges auf unbestimmte Zeit und begründete diese Verzögerung in der Folge mit dem Anbringen, es habe sich als notwendig herausgestellt, zur Bestimmung des U n t e r s t ü t z u n g s w o h n s i t z e s des F. weitere Nachforschungen anzustellen. Wir erhoben gegen dieses Verfahren Einspruch, indem wir geltend machten, es könne nach dem bestehenden Vertragsrecht der Schweiz nicht zugemutet werden, bei Heimschaffung italienischer Staatsangehöriger, die als solche schon anerkannt seien, warten zu müssen, bis der Unterstützungswohnsitz der betreffenden Personen festgestellt sei ; diese Feststellung bilde keine vertragliche Voraussetzung der Übernahme, sie sei vielmehr lediglich ein interner Verwaltungsakt, der für den internationalen Verkehr nicht in Betracht falle. In Würdigung dieser Gründe wurde daraufhin der Vollzug der Heimschaffung ohne weitern Anstand zugelassen.

V. Verschiedenes.

21. Im Geschäftsbericht von 1908 haben wir erwähnt, dass durch eine d ä n i s c h e G e s e t z e s n o v e l l e vom 23. März 1908 die Bestimmung des dänischen I n d i g e n a t s g e s e t z e s von 1898, welche den nach dem 7. April 1898 im Ausland geborenen Kindern dänischer Eltern die dänische Nationalität verleiht, auch auf die v o r jenem Datum im Ausland geborenen Kinder dänischer Angehöriger ausgedehnt worden sei.

Seither hat sich indessen ergeben, dass diese Auslegung des neuen Gesetzes nicht zutreffend ist. Die Bestimmung des Gesetzes von 1898, wodurch das dänische Indigenat den nach Inkrafttreten dieses Gesetzes im Ausland geborenen Kindern dänischer Angehöriger verliehen wird, ist durch die Novelle von 1908 nur auf diejenigen vor dem 7. April 1898 geborenen Kinder dänischer Eltern ausgedehnt worden, deren Geburt in einem Staate erfolgt ist, wo die Dänen der Jurisdiktion der dänischen diplomatischen Vertretung unterstellt sind (z. B. in der Türkei). -- Die kantonalen Polizeibehörden wurden hiervon durch Kreisschreiben verständigt.

22. Im letztjährigen Geschäftsbericht hatten wir darauf hingewiesen, dass nach i t a l i e n i s c h e m Recht die dortige Staatsangehörigkeit einem ausserehelichen Kinde verloren gehe, wenn

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während seiner Minderjährigkeit die Mutter durch Verehelichungaus dem italienischen Staatsverband austrete und das Kind im Ausland aufwachse. In einem analogen Fall hat es sich nun gezeigt, dass dieser Verlust der italienischen Staatsangehörigkeit nicht nur bei unehelichen Kindern, sondern auch bei den (im Auslande aufwachsenden) ehelichen Kindern eines italienischen Vaters eintritt, deren Mutter nach dem Tode des italienischen Ehegatten sich mit einem Ausländer verehelicht. Die italienische Regierung anerkennt aber die Verpflichtung,. solche Personen gegebenenfalls als frühere italienische Staatsangehörige im Sinne der schweizerisch-italienischen Erklärung vom 2./11. Mai 1890 auf gestelltes Heimschaffungsbegehren hin zu übernehmen ; im übrigen steht denselben gemäss der italienischen Gesetzgebung das Recht zu, während des ersten Jahres nach erreichter Volljährigkeit, d. h. im Laufe des 22. Altersjahres, die Wiederaufnahme in das italienische Staatsbürgerrecht zu verlangen, wobei ihnen indessen die Verpflichtung obliegt, binnen Jahresfrist nach Stellung des Renaturalisationsbegehrens ihr Domizil nach Italien zu verlegen.

23. Am 27. Juli 1910 ist in den Niederlanden eine Gesetzesnovelle betreffend die Abänderung des Gesetzes vom 12. Dezember 1892 über die n i e d e r l ä n d i s c h e Staatsangehörigkeit erlassen worden, durch welche das bisherige Gesetz in folgender Richtung eine Abänderung erfahren hat: Das Gesetz von 1892 bestimmte, dass jeder Niederländer, ohne Unterschied des Geburtsortes durch zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthalt ausserhalb des Königreiches und seiner Kolonien die Staatsangehörigkeit einbüsse, sofern nicht der Landesabwesende vor Ablauf dieser Frist bei den Behörden seines letzten Wohnortes im Inlande oder bei dem diplomatischen oder konsularischen Vertreter der Niederlande in dem Aufenthaltsstaate die Erklärung abgebe, dass er weiterhin Niederländer zu bleiben beabsichtige (siehe Geschäftsbericht pro 1906, Polizeiwesen Nr. 28). Die Novelle von 1910 verlangt nun die Erfüllung dieser Formalität nur mehr von den a u s s e r h a l b des Königreiches und seiner Kolonien und Besitzungen geborenen Niederländern, währ end die im Inlande geborenen Staatsangehörigen ihr Indigenat durch Aufenthalt im Auslande überhaupt nicht verlieren.

Während der Minderjährigkeit eines im Auslande
geborenen Niederländers läuft die zehnjährige Verjährungsfrist nicht; sie wird erst vom Zeitpunkte der Volljährigkeit nach niederländischem Recht, d. h. vom zurückgelegten 23. Lebensjahre an gerechnet.

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Das neue Gesetz enthält sodann die Übergangsbestimmung, dass der im Inland geborene Niederländer, welcher infolge der Vorschriften des Gesetzes von 1892 die Staatsangehörigkeit durch Aufenthalt im Auslande eingebüsst hat, dieselbe durch das Inkrafttreten der Novelle ohne weiteres zurückerwirbt.

24. Die ö s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e G e s a n d t s c h a f t ; hat aus Anlass eines Spezialfalles mitgeteilt, dass nach den in der österreichischen Monarchie geltenden Vorschriften die Eintragung der Familienglieder in dem als Ausweisschrift dienenden A r b e i t s b u c h eines Familienvaters als zulässig gilt und demnach für die Legitimation solcher im Arbeitsbuch eingetragener Familienglieder ein eigener Zivilpass nicht notwendig ist.

25. H e i m a t l o s e n w e s e n . Im Berichtsjahre ist im Kanton Glarus ein früherer hannoverischer Staatsangehöriger eingebürgert worden, der nach der Annexion Hannovers durch Preussen sich seinerzeit in der Schweiz niedergelassen und infolge dieser Auswanderung sein Indigenat verloren hat.

26. Unsere Anfrage bei den Nachbarstaaten, ob sie zur Beschickung einer internationalen Konferenz behufs Behandlung der Z i g e u n e r f r a g e bereit seien, ist von der Mehrzahl der Regierungen in dilatorischem Sinne beantwortet worden, so dass vorläufig von der Einberufung einer solchen Konferenz abgesehen werden muss.

V]. Zentralpolizeibureau.

27. Das a n t h r o p o m e t r i s c h e Z e n t r a l r e g i s t e r enthielt Ende 1910: 28,883 (1909: 24,832) anthropometrische Signalemente; Vermehrung: 4051.

Von diesen 28,883 Signalementen beziehen sich 26,899 auf männliche und 1984 auf weibliche Personen.

Der mit dieser Registratur in Zusammenhang stehende Nachrichtendienst weist 2697 Eingänge (Vorjahr: 2502) und 3825 Ausgänge (Vorjahr: 3360) auf.

Es wurden 94 Personen, die aulässlich ihrer Verhaftung einen falschen Namen angegeben hatten, identifiziert (Vorjahr : 98).

28. Z e n t r a l s t r a f e n r e g i s t e r . I. Von den K a n t o n e n wurden eingesandt : Auszüge von Strafurteilen, die gefällt worden sind : '

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«. gegen Angehörige des eigenen Kantons . . . .

b. gegen Angehörige anderer Kantone c. gegen Ausländer II. Von den M i l i t ä r g e r i c h t e n

7,428 4,222 4,692 32 16,374

(Vorjahr: 16,153.)

K e i n e Urteilsauszüge haben die Kantone Freiburg und Appenzell I.-Rh. eingesandt; vom Kanton Uri sind nur zwei Auszüge von Strafurteilen gegen Ausländer übermittelt worden.

III. Von a u s l ä n d i s c h e n Behörden gelangten an Auszügen von Strafurteilen gegen schweizerische Angehörige anher 2,883 (Vorjahr: 1913.)

Total 19,257 (Vorjahr: 18,066.)

Von den sub I, b, c, und II erwähnten Urteilsauszügen waren Abschriften zuhanden der Heimatkantone, beziehungsweise der Heimatstaaten, auszufertigen. Im Jahre 1910 sind solche Abschriften versandt worden : 1. au die Kantone 6,276 2. an das Ausland 4,694 Total 10,970 (Vorjahr: 11,666.)

Die an ausländische Behörden gesandten Urteilsauszüge betrafen Deutsche 1941 Italiener 1767 Angehörige von Österreich-Ungarn 459 Franzosen 396 Russen 43 Niederländer 15 Angehörige anderer Staaten 73 Von den 2883 im Ausland gegen Schweizer ausgesprochenen Strafurteilen entfallen auf Deutschland 1363 Frankreich 1331 Österreich Ungarn. .

126 Italien 43 Luxemburg 14 andere Staaten 6

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Am Ende des Berichtsjahres enthielt das Zentralstrafenregister 104,288 Straf Urteilsauszüge. S t r a f e n V e r z e i c h n i s s e wurden ausgestellt zuhanden schweizerischer Behörden 1599 und zuhanden ausländischer Behörden 53, total 1652 (Vorjahr 334).

Die das Strafenregister betreffende Korrespondenz weist 3932 Eingänge und 4938 Ausgänge auf.

29. Die Benützung des S c h w e i z e r i s c h e n P o l i z e i A n z e i g e r s hat im Berichtsjahr wiederum zugenommen. Die Anzahl der veröffentlichten Artikel -- ohne die Erledigungen -- beträgt 7637 (Vorjahr: 7292, Vermehrung 345).

In der B e i l a g e zum Schweizerischen Polizei - Anzeiger wurden 3923 Artikel betreffend kantonale Ausweisungen veröffentlicht. (Vorjahr: 3752.)

In den meisten Kantonen ist der Polizei-Anzeiger gut verbreitet, in einigen dürfte in dieser Beziehung im Interesse der allgemeinen Sicherheitspolizei wohl mehr geschehen. Vom Ausland, namentlich den angrenzenden Staaten, wird der Polizei-Anzeiger mehr und mehr begehrt.

C. Bundesanwaltschaft.

Im Jahre 1910 kamen folgende Geschäfte zur Behandlung: I. Bundesstrafrecht.

a. Bundesgesetz über das [Bundesstrafrecht vom 4. Februar 1853 1. G e f ä h r d u n g e n des E i s e n b a h n - , T r a m w a y - , Post-, A u t o m o b i l - und D a m p f s c h i f f b e t r i e b e s (Art. 67, revidiert durch Bundesbeschluss vom 5. Juni 1902) : Die aus dem Jahre 1909 übertragenen Fälle sind im Berichtsjahre alle erledigt worden, und zwar: von den 11 a b s i c h t l i c h e n G e f ä h r d u n g e n 3 durch Verurteilung der Beklagten und 8 durch Einstellung des Verfahrens, weil die Täterschaft nicht ermittelt werden konnte; von den 17 f a h r l ä s s i g e n Gef ä h r d u n g e n 8 durch Verurteilung, 7 durch Freisprechung der Angeklagten, 2 durch Einstellung des Verfahrens mangels genügenden Sehuldbeweises.

459 174 47 6 3 230

Im J a h r e 1910 Gefährdungen des ,, .n ,, ,, ,, ,, zerfallend in :

sind neu e i n g e l a n g t : Eisenbahnbetriebes, Tramwaybetriebes, Postbetriebes, Dampfschififbetriebes.

67 a b s i c h t l i c h e G e f ä h r d u n g e n , wie: Legen von Gegenständen auf das Geleise (22), Steinwürfe (35), Schiessen gegen Züge (3) Bahnbeschädigungen (4), Weichenumstellung (2), Überfall auf einen Postwagen (1).

12 dieser Fälle konnte keine Folge gegeben werden, weil die Urheber das strafmündige Alter noch nicht erreicht hatten.

Die übrigen 55 Fälle wurden zur Beurteilung an die Gerichte gewiesen und davon endigten: 9 mit Verurteilung der Angeschuldigten, 38 mit Einstellung des Verfahrens, nämlich 2 wegen Mangel an genügendem Schuldbeweis und 36, weil die Täter nicht ermittelt werden konnten, 8 Fälle sind noch unerledigt.

163 f a h r l ä s s i g e G e f ä h r d u n g e n , wie: Zusammenstoss (41), Entgleisung (30), Kollision mit Fuhrwerken (69), Verletzung von Passagieren oder Bahnpersonal (10), Entlaufen von Wagen (2), unbefugte Manipulationen an Bahneinrichtungen (6), Bahnbeschädigung (4), Gefährdung durch Explosivstoffe (1).

In bundesstrafrechtlicher Beziehung wurde der Anzeige keine Folge gegeben: in 7 Fällen weil keine erhebliche Gefahr vorhanden war, in 64 Fällen mangels strafbaren Verschuldens und in 3 Fällen, weil die Urheber noch nicht strafmündig waren.

Von den 89 Fällen, deren Beurteilung an die kantonalen Gerichte übertragen wurde, fanden ihre Erledigung 52 durch Verurteilung, 18 durch Freisprechung der Angeklagten, 5 durch.

Einstellung des Verfahrens mangels genügenden Schuldbeweises, 14 Fälle sind zurzeit noch unerledigt.

2. Anlässlich des Umladens von Gepäckgütern im Bahnhot' Basel entfiel den Bahnangestellten vor dem Gepäckwagen ein hölzerner Koffer, der sich infolge schlechten Verschlusses öffnete, so dass ein Teil des Inhaltes herausfiel.

Beim Wieder einpacken dieser Sachen erfolgte eine Explosion, durch welche drei Bahnarbeiter nicht unerheblich verletzt wurden.

Es stellte sich heraus, dass der in Frage stehende Koffer eine grössere Anzahl mit Knallquecksilber gefüllter Zündkapseln

460

und einen geladenen Revolver enthalten hatte. Der Eigentümer wurde wegen Gefährdung des Bahnbetriebes zur Verantwortung gezogen und zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

3. A m t s p f l i c h t V e r l e t z u n g , begangen d u r c h eidg e n ö s s i s c h e B e a m t e (Art. 53/1): An die Gerichte wurden Bewiesen 7 Fälle.

ö 4:. A m t s d e l i k t e b e g a n g e n durch F e s t a n g e s t e l l t e (Art. 54 resp. 61): An die Gerichte wurden gewiesen 15 Fälle.

5. F ä l s c h u n g von B u n d e s a k t e n (Art. 61 in Verbindung mit der Verordnung über das militärische Kontrollwesen).

An die Gerichte wurden gewiesen 24 Fälle.

b. Bundesgesetz betreffend die eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen vom 19. Juli 1872.

6. Zwei Fälle von u n b e f u g t e r S t i m m a b g a b e bei e i d g e n ö s s i s c h e n W a h l e n mussten im Berichtsjahre an die Gerichte gewiesen werden.

c. Bundesgesetz betreffend Ergänzung des Bundesgesetzes Ober das Bundesstrafrecht d. d. 12. April 1894.

Sprengstoff ve rbrechen: 7. Als Postsendung erhielt am 16. November 1910 eine Wirtin in Zürich eine Kiste zugestellt, deren Inhalt zu einer Art Höllenmaschine hergerichtet und geeignet war, erhebliches Unheil anzurichten. Durch einen glücklichen Zufall blieb die beabsichtigte Explosion aus. Bis dahin ist es nicht gelungen, den oder die Absender der fraglichen Kiste zu ermitteln.

8. Auf der Bahnstation Wollishofen wurden im August 1910 von einem unbekannten Italiener zwei Handköfferchen deponiert mit dem Bemerken, dieselben würden nach wenigen Tagen wieder abgeholt. Da sich niemand um die Köfferchen kümmerte, schritt die Bahnverwaltung später zu deren Verkauf und bei diesem Anlass stellte sich heraus, dass das eine nebst wertlosen Effekten und anarchistischen Zeitungen eine mit Sprengstoff gefüllte und mit Zündschnur versehene Bombe enthielt. Es gelang auch, die Personalien des Eigentümers des Köfferchens zu ermitteln ; weil

461

aber dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, konnte das Strafverfahren gegen ihn noch nicht durchgeführt werden.

d. Bundesgesetz betreffend Schwach- und Starkstromanlagen d. d. 24. Juni 1902.

9. B e s c h ä d i g u n g o d e r S t ö r u n g e l e k t r i s c h e r Anlag e n : 39 solcher Fälle wurden den Gerichten überwiesen.

10. Die leider sehr zahlreichen Fälle, in denen von Bundesbeamten amtlich anvertraute Gelder veruntreut wurden, veranlassten im Berichtsjahre eine genaue Untersuchung des Begriffes der Amtspflichtverletzung im allgemeinen, die in Art. 53 f des Bundesstrafrechtes von 1853 mit den Worten definiert ist: ,,Wer sonst seine Amtspflicht verletzta. Liegt dieses Delikt als Konkurrenz zu dem gemeinen Verbrechen der Veruntreuung vor, wenn ein Beamter oder Angestellter des Bundes sich an Bundesgeldern vergreift und sind dann nach der Auslegung, welche das Bundesgericht im Jahre 1909 im Falle Matti dem Art. 33 des Bundesstrafrechtes gegeben hat, zwei Verbrechen mittelst Gesamtstrafe zu ahnden? (vergi. Kreisschreiben des Bundesrates, Bundesbl. 1909, III, 707).

Die Bundesanwaltschaft gelangte mit Zustimmung des Bundesrates zur Verneinung dieser Frage mit Rücksicht darauf, dass Art. 58 des Bundesstrafrechtes bestimmt: ,,Wenn ein Beamter oder Angestellter des Bundes eine der in Art. 36 bis 50 bezeichneten Handlungen oder ein gem e i n e s V e r b r e c h e n g e g e n den B u n d v e r ü b t , so ist seine amtliche Stellung als Erschwerungsgrund zu berücksichtigen. "· Durch diese SpezialVorschrift ist der Umstand erschöpfend gewürdigt, dass der Fehlbare bei Begehung der Veruntreuung und dergleichen seine Amtspflicht verletzte und es geht nicht an, daneben noch das allgemeine Amtsverbrcchen von Art. 53 f auf solche Fälle heranzuziehen. Konkurrenz desselben mit ändern Delikten liegt vielmehr nur dann vor, wenn ein Bundesbeamter oder -Angestellter seiner Amtspflicht zuwiderhandelt durch eine vom Bundesstrafrecht bedrohte Tat, die weder unter Art. 36--50 des Bundesstrafrechtes fällt, noch sich als gemeines Verbrechen gegen den Bund darstellt, wenn z. B. ein Postbeamter die von ihm zu führenden Register fälscht (Bundesstrafrecht Art. 61), oder

462 wenn mit dem kantonalrechtlichen Delikte die Verletzung des Post- oder Telegraphengeheimnisses oder ein anderes in Art. 53 bis 55 definiertes Verbrechen gegen das Bundesstrafrecht konkurriert.

Weitaus die meisten, gegen den Bund gerichteten Vermögensdelikte der eidgenössischen Beamten, fallen daher nur unter kantonales Strafrecht, allerdings in der Meinung, dass bei dessen Anwendung die Amtsstellung der Täter strafschärfend wirken soll.

11. Ein Postbeamter hatte bei Bedienung^ der Fahrpost in durchgehenden Schnellzügen in vielfach wiederholten Malen mittelst Öffnung von Briefen sich bedeutende Geldsummen angeeignet.

Er wurde dafür an seinem Wohnort zur Verantwortung gezogen, dabei ergab sich indessen kein Anhaltspunkt dafür, dass er auch nur eines der Verbrechen dort begangen habe, ja es konnte der Tatort gerade für die schwersten Veruntreuungen überhaupt nicht festgestellt, sondern nur eruiert worden, dass sie in bestimmten Eisenbahnzügen zwischen den Endpunkten der schweizerischen Bahnen auf der Durchfahrt durch irgendwelchen Kanton begangen wurden. Daher blieb nichts anderes übrig, als entweder den Fall, gestützt auf Art. 107, Ziffer 4 des Organisationsgesetzes, den Bundesassisen zu überweisen, was unnütze und unverhältniswässig grosse Umtriebe und Kosten verursacht hätte oder aber den Wohnsitzkanton zu veranlassen, durch Anwendung des subsidiären Gerichtsstandes des Domizils, beziehungsweise der Verhaftung, die Beurteilung zu übernehmen, soweit das gemeine Verbrechen der Unterschlagung in Frage kam. Nachdem die Regierungen derjenigen ändern Kantone, welche als Tatort hätten in Frage kommen können, ihre Kompetenzen abgetreten hatten, erfolgte die Erledigung des Falles am Orte des Wohnsitzes des Täters.

12. Nach Art. 112, Ziffer l, der Bundesverfassung vom Jahre 1874 wurden, wie bereits in der Verfassung von 1848 geschehen, als von den Bundesassisen zu beurteilende Delikte genannt: ,,Aufruhr und Gewalttat gegen die Bundesbehörden". -- Das Bundesstrafrecht von 1853 bestätigte in Art. 73, lit. b, diesen Grundsatz ausdrücklich unter Verweisung auf seine Art. 46--50, während das Organisationsgesetz von 1893 von solchen Zitaten absieht und dadurch der Praxis freien Spielraum gewährt hinsichtlich der Kompetenz der Assisen in einzelnen Fällen.

Es hat sich denn auch gezeigt, dass unmöglich alle Tatbestände, die zur Anwendung der Art. 46--50 des Bundes-

462

strafrechts führen, der Beurteilung der Bundesassisen unterstellt werden können. Schon bei Art. 47, lemma b, lautend : ,,Die gleiche Strafe (wie diejenige der Gewaltanwendung .zur Verhinderung der Vollziehung von Bundesgesetzen u. dgl.)

trifft jeden, der an einem Mitglied einer Bundesbehörde oder .an einem Bundesbeamten wegen einer amtlichen Handlung tätliche Rache nimmt", ·werden die Assisen nicht in Funktion treten, wenn die Handlung gegen einen B u n d e s b e a m t e n gerichtet war, weil die Verfassung nur von Aufruhr oder Gewalt gegen B u n d e s b e h ö r d e n spricht.

Noch weniger aber hält die nähere Prüfung der Kompetenzbegründung bei Art. 49 und 50 des Bundesstrafrechts stand. Der erstere betrifft die verschiedenen Fälle von Delikten bei eidgenössischen Wahlen und ähnlichen Verhandlungen durch Wegnahme, Fälschungen u. dgl. von Stimmzetteln, durch Einwirkung auf Stimmberechtigte mit Geschenken, Verheissungen oder Drohungen, durch Annahme von Geschenken und durch unbefugte Teilnahme an Wahlen. In Art. 50 wird die Strafe für denjenigen festgesetzt, welcher Personen, die auf Befehl einer Bundesbehörde oder eines Bundesbeamten verhaftet wurden, durch List oder Gewalt zum Entweichen behülflich ist und für denjenigen, der die Vollziehung eines durch eine Bundesbehörde erlassenen Verhaftsbefehles vereitelt.

Bei diesen Delikten, mit Ausnahme des kaum denkbaren Falles, dass bei Übertretung von Art. 50 Gewalt gegen eine Bundesb e h ö r d e angewendet würde, mangeln die Requisite, welche nach der Bundesverfassung den Grund bilden, Übertretungen des Bundesstrafrechtes vor die eidgenössischen Assisen zu weisen.

Die Praxis des Bundesrates verzichtete daher stets darauf, wegen solcher Bagatellsachen den umständlichen und kostspieligen Apparat der Assisen in Bewegung zu setzen. Vor 1893 wurden dergleichen Fälle direkt den kantonalen Gerichten überwiesen, seit der Schaffung des Bundesstrafgerichtes erfolgt jeweilen ein KompetenzTseschluss gemäss Art. 125 des 0. G. mit dem nämlichen Resultate.

Das Begehren einer Kantonsregierung, dass die Abwandlung von Wahlfälschungen dem Entscheide der Verwaltungsbehörden überlassen werden möchte, konnte dagegen mit Rücksicht auf die 'bestimmten organischen Vorschriften nicht berücksichtigt werden.

464

II. Bundesstrafpolizei.

13. Wegen Übertretung des Bundesgesetzes betreuend Beaufsichtigung von Privatunternehmungen im Gebiete des Versicherungswesens vom 25. Juni 1885 wurde l Fall an die Gerichte gewiesen.

III. Widerhandlung gegen eidgenössische Fiskalgesetze.

14. Es gelangten im Berichtsjahre zur Beurteilung an die Gerichte : 16 Straffälle betreffend das Z o l l g e s e t z , l Straffall ., ,, A l k o h o l g e s e t z .

IV. Auslieferung.

15. Zuhanden des Bundesgerichtes sind im Berichtsjahre von der Bundesanwaltschaft 5 Auslieferungsbegehren begutachtet worden.

V. Begnadigung.

16. Die 58 Begnadigungsgesuche, die uns im Jahre 1910 vorgelegen haben, bezogen sich auf Bestrafungen, welche ausgesprochen waren wegen : «. Eisenbahngefährdung 3 b. Übertretung des Bundesgesetzes betr. die Patenttaxen 5 c. Übertretung des Fischereigesetzes 10 d. Übertretung des Jagd- und Vogelschutzgesetzes. . . 16 e. Schuldhafte Nichtbezahlung d e r Militärsteuer . . . 1 4 /'. Fälschung von Bundesakten l g. Widerhandlung gegen d i e Viehseuchenpolizei . . .

l 7i. Übertretung des Alkoholgesetzes 2 i . Widerhandlung gegen d i e Lebensmittelpolizei . . .

5 f c . Widerhandlung gegen d a s Versicherungsgesetz . . .

l Bezüglich der Behandlung dieser Begnadigungsgesuche durch die Bundesversammlung wird auf die im Bundesblatt enthaltenen Berichte und Verzeichnisse der Verhandlungsgegenstände der Bundesversammlung verwiesen. (Vergleiche Bundesblatt 1910 : IH, 547, 548, 549, 550, 551, 552, 553, 554, 555, 556, 558, 559, 560, 561, 882, 883, 884, 886, 888. V, 170, 171, 172, 173, 175, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 182, 183, 563, 564, 565, 569, 634.}

465

TI. Mädchenhandel.

17. Als Zentralstelle der Schweiz zur Bekämpfung des internationalen Mädchenhandels wurde die Bundesanwaltschaft im Jahre 1910 in 8 Fällen zur Mithülfe bei bezüglichen [Nachforschungen in Anspruch genommen.

TU. Politische Polizei.

18. Bezüglich der im Jahre 1910 nötig gewordenen besonderen Massnahmen wegen anarchistischer und antimilitaristischer Propaganda verweisen wir auf die im schweizerischen Polizeianzeiger veröffentlichten Ausweisungsbeschlüsse (vergi. Jahrgang 1910, Seiten 1205, 1206 und 1357).

D. Versicherungsamt.

Mit dem Beginne des Berichtsjahres ist das Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag vom 2. April 1908 in Kraft getreten. Die mit der Anpassung des gesamten Versicherungsmaterials an dieses Gesetz verbundenen Arbeiten, insbesondere die Prüfung der Versicherungsbedingungen (vergi, die Geschäftsberichte für 1908 und 1909) waren indessen auf diesen Zeitpunkt noch nicht beendet. Zu einem grossen Teil erstreckten sie sich in das Jahr 1910 hinein, dürfen aber doch in der Hauptsache mit dem Ablaufe des Berichtsjahres als abgeschlossen gelten.

Über Anwendbarkeit und Auslegung des neuen Gesetzes gingen zahlreiche Anfragen ein. In der Antwort wurde stets betont, dass die massgebende Entscheidung nicht der Verwaltungsbehörde, sondern dem Richter zustehe, im übrigen äusserte sich das Amt zu den aufgeworfenen Rechtsfragen, wenn ihm eine bestimmte Lösung als gegeben erschien.

Art. 92, Abs. 2, des Gesetzes verpflichtet das Versicherungsamt, die vom Versicherer festgestellten Abfindungswerte von Lebensversicherungen auf Verlangen unentgeltlich anf ihre Richtigkeit zu prüfen. Von diesem Nachprüfungsrechte machten die Anspruchsberechtigten schon im Berichtsjahre in ausgiebiger Weise Gebrauch. Die Erfahrungen dieses ersten Jahres haben die Erwartung bestätigt, dass die unrichtige Feststellung der Abfindungswerte durch die Versicherungsgesellschaften zu den Seltenheiten gehört.

466

Im Berichtsjahre erliess das Bundesgericht in Anwendung des Art. 15 des Bundesgesetzes über Schuldbetreibung und Konkurs vom 11. April 1889 eine ,,Verordnung betreffend Pfändung, Arrestierung und Verwertung von Versicherungsansprüchen nach dem Bundesgesetze über den Versicherungsvertrag vom 2. April 1908". Sie bezweckt die Feststellung der durch das neue Gesetz in Konkurs- und Betreibungsfällen geschaffenen Rechtslage und umschreibt die aus ihm hervorgehenden neuen Pflichten der Konkurs- und Befreibungsbehörden. Die Verordnung trat am 1. Juli 1910 in Kraft. In der Kommission, welche dieselbe beraten hat, war auch das Versicherungsamt vertreten.

Aus dem Vorjahre wurden drei Konzessionsgesuche übernommen. Dem einen derselben wurde entsprochen, das zweite dagegen musste abgelehnt werden. Das dritte Gesuch war am Schlüsse des Berichtsjahres noch pendent, weil eine Anzahl ergänzender Auskünfte der Gesellschaft ausstanden. Von den neun Konzessionsgesuchen, die im Vorjahre (vergi, den Geschäftsbericht für 1909) und im Berichtsjahre zu behandeln waren -- neue weist das Berichtsjahr keine auf -- führten demnach drei zur Konzessionserteilung, ein Gesuch ist, wie oben bemerkt, noch nicht erledigt und fünf Gesuchsteller wurden abgewiesen oder zogen ihre Gesuche zurück. Die neukonzessionierte Frankfurter Transport-, Unfall- und Glasversicherungs-Aktiengesellschaft zu Frankfurt am Main erhielt die Bewilligung zum Abschlüsse von Unfall- und Haftpflicht-, Glas-, Wasseiieitungsschäden-, Einbruchsdiebstahl-, Transport- und Mietverlustversicherungen.

Mit dem 31. Dezember des Berichtsjahres liefen zugleich sämtliche Konzessionen ab. Ihrem Gesuche um Erneuerung der Konzession konnte bei allen Gesellschaften entsprochen werden, bei einzelnen allerdings nur unter gewissen Vorbehalten. Eine Erweiterung der Konzession erhielten die Feuerversicherungsgesellschaft Union in Paris und die Hamburg-Bremer Feuerversicherungsgesellschaft in Hamburg für die Einbruchsdiebstahlversicherung, die Assurance générale des Eaux et autres accidents mobiliers et immobiliers in Lyon für die Unfall- und Haftpflichtversicherung und die Berner Rückversicherungs-Gesellschaft für Leben und Unfall A.-G. in Bern für Rückdeckung von Einbruchsdiebstahl-, Glas- und Wasserleitungsschädenversicherungen.

Es sind nunmehr 88 Gesellschaften im Besitze der eidgenössischen Konzession : 21 gegenseitige und 67 Aktiengesellschaften und nach der Nationalität : 29 einheimische und 59 fremde Ge-

467

Seilschaften. Von den 88 Unternehmungen betreiben in der Schweiz 26 die Lebensversicherung, 19 die Unfallversicherung, 22 die Feuerversicherung (darunter 4 gegen Chômage, 15 gegen Mietverlust), 14 die Glas Versicherung, 8 die Wasserleitungsschädenversicherung, 16 die Einbruchsdiebstahlversicherung, 3 die Kautionsversicherung, 3 die Viehversicherung, 2 die Hagelversicherung, 17 die Transportversicherung, l die Kreditversicherung und 7 sind speziell für die Rückversicherung konzessioniert. Daneben stehen noch 10 Gesellschaften, die zum Abschlüsse neuer Verträge nicht mehr befugt sind, bis zur Abwicklung ihres schweizerischen Portefeuilles unter der Bundesaufsicht, so dass sich diese im Berichtsjahre im ganzen auf 98 Versicherungsgesellschaften erstreckte.

Über die Kapitalisationsgesellschaft La Séquanaise - Capitalisation, Société anonyme in Paris liefen im Berichtsjahre zahlreiche Anfragen ein. Sie wurden entsprechend der Feststellung des Departementes vom Jahre 1909 (vergi, den Geschäftsbericht für 1909) dahin beantwortet, dass diese Gesellschaft nicht als Versicherungsunternehmen zu betrachten sei und daher den Vorschriften des Bundesgesetzes vom 25. Juni 1885 -nicht unterliege.

Der einlässliche Bericht des Versicherungsamts über den Stand der privaten Versicherungsunternehmungen in der Schweiz im Jahre 1908 wurde auf Beschluss des Bundesrates vom 24. Juni 1910 veröffentlicht. In seiner Anlage mit den früheren Berichten übereinstimmend, enthält er als Anhang, ausser den Gesetzen und Verordnungen über das schweizerische Versicherungswesen, auch das Verzeichnis der unter Bundesaufsicht stehenden Versicherungsgesellschaften am 31. Mai 1910.

Die internationalen Verhandlungen betreffend die Aufstellung einheitlicher Vorschriften über die Rechnungslegung der privaten Versicherungsunternehmungen kamen im Berichtsjahre insofern zum Abschluss, als der in der Konferenz von Luzern im September 1909 von den staatlichen Delegierten gestellte gemeinsame Formularentwurf den beteiligten Regierungen zur Genehmigung zuging.

Klagen über unbefugten Geschäftsbetrieb ausländischer Gesellschaften gehen namentlich von den Grenzorten des Landes öfters ein. Eine vom Bundesanwalt eingeleitete Strafklage war Ende 1910 noch nicht entschieden.

Die Beschwerde einer Anzahl in Deutschland wohnender Versicherten einer schweizerischen Lebensversicherungsgesellschaft Bundesblatt 63. Jahrg. Bd. I.

34

468

über die Verteilung der Überschüsse (vergi, don vorjährigen Geschäftsbericht) wurde im Einverständnis mit der deutschen Aufsichtsbehörde, der die nämliche Beschwerde zugegangen war, abgewiesen.

Die Einnahmen aus den Staatsgebühren der Gesellschaften (Fr. 94,973. 15) und aus den verkauften Berichten des Versicherungsamts (Fr. 3516. 90) beliefen sich auf Fr. 98,490. 05 (1909: Fr. 92,630. 60).

E. Amt für geistiges Eigentum.

Allgemeines.

Die Dominikanische Republik hat den im letztjährigen Geschäftsbericht erwähnten Beitritt zum Zusatzabkommen vom 14. Dezember 1900 zu der Übereinkunft betreffend den Schutz des gewerblichen Eigentums vom 20. März 1883, definitiv bestätigt.

Die revidierte Berner Übereinkunft zum Schütze von Werken der Literatur und Kunst vom 13. November 1908 ist am 9. Juni ratifiziert worden und zwar : durch Belgien, Deutschland, Haiti, Liberia, Luxemburg, Monaco und die Schweiz ohne Vorbehalt, durch Japan unter dem Vorbehalte : a. des Art. 5 der durch Zusatzabkommen vom 4. Mai 1896 abgeänderten Übereinkunft vom 9. September 1886 an Stelle des Art. 8 der revidierton Übereinkunft (Übersetzungsrecht) ; b. des Art. 9,. Abs. 3, der Übereinkunft vom 9. September 1886 an Stelle des Art. 11 der revidierten Übereinkunft (Aufführungsrecht an veröffentlichten musikalischen Werken).

Gemäss Art. 29 der revidierten Übereinkunft ist diese unter den ratifizierenden Ländern vom 9. September an in Wirksamkeit getreten. Der revidierten Übereinkunft sind sodann im Berichtsjahre, mit Wirksamkeit ebenfalls vom 9. September hinweg, beigetreten : F r a n k r e i c h und T u n i s unter dem Vorbehalt der frühern Übereinkünfte, was die Erzeugnisse des Kunstgewerbes anbetrifft; N o r w e g e n unter dem Vorbehalt folgender Bestimmungen der Übereinkunft vom 9. September 1886:

469

a. des Art. 4 au Stelle des Art. 2 der revidierton Übereinkunft, was die Werke der Baukunst anbetrifft; b. des Art. 7 an Stelle des Art. 9 der revidierten Übereinkunft (in Zeitungen und Zeitschriften erschienene Artikel") ; c. des Art. 14 an Stelle des Art. 18 der revidierten Übereinkunft (Übergangsbestimmung).

S p a n i e n mit allen von der spanischen Krone abhängigen Gebieten, ohne Vorbehalt.

Mit seinem Vorbehalt bezweckt Frankreich, den von ihm kunstgewerblichen Erzeugnissen gewährten Kunstschutz gleichartigen Erzeugnissen aus solchen Verbandsländern versagen zu können, welche die fraglichen Erzeugnisse nicht auch als Kunstwerke schützen. Das nämliche dürfte hinsichtlich des Vorbehaltes von Tunis gelten.

Ende des Jahres 1910 gehörten an : 1 . D e r U n i o n z u m S c h ü t z e d e s g e w e r b l i c h e n Eigentums, gemäss der K o n v e n t i o n vom 20. März 1883, a b g e ä n d e r t d u r c h Z u s a t z a b k o m m e n v o m 14. D e z e m b e r 1900: Belgien, Brasilien, Dänemark mit den Ferör-Inseln, Deutschland, die Dominikanische Republik, Frankreich mit Algier und Kolonien, Grossbritannien einschliesslich des australischen Staatenbundes, sowie von Ceylon, Neuseeland, Tobago und Trinidad, Italien, Japan, Kuba, Mexiko, Niederlande mit niederländisch Indien, Surinam und Curaçao, Norwegen, Österreich und Ungarn einschliesslich Bosniens und der Herzegowina, Portugal mit Açoren und Madeira, Schweden, Schweiz, Serbien, Spanien, Tunis und Vereinigte Staaten von Amerika.

2. Der Ü b e r e i n k u n f t b e t r e f f e n d die internationale Eintragung der Fabrik- oder Handelsmarkenv o m 14. A p r i l 1891, a b g e ä n d e r t d u r c h Z u s a t z a b k o m m e n v o m 14. D e z e m b e r 1900: Belgien, Brasilien, Frankreich, Italien, Kuba, Mexiko, Niederlande, Österreich und Ungarn einschliesslich Bosniens uud der Herzegowina, Portugal, Schweiz, Spanien und Tunis.

470

3. Der Ü b e r e i n k u n f t b e t r e f f e n d das V e r b o t f a l s c h e r H e r k u n f t s b e z e i c h n u n g e n a u f W a r e n , vom 14. A p r i l 1891: Brasilien, Frankreich, Grossbritannien, Kuba, Portugal, Schweiz, Spanien und Tunis.

4. Dem V e r b a n d zum Schütze des U r h e b e r r e c h t s an Werken der Literatur und Kunst: Belgien, Dänemark mit den Ferör-Inseln, Deutschland mit seinen Schutzgebieten, Frankreich mit Algier und Kolonien, Grossbritannien mit Kolonien und Besitzungen, Haïti, Italien, Japan, Liberia, Luxemburg, Monaco, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien mit Kolonien. und Tunis.

Hiervon waren bis Ende 1910 der revidierten Berner Übereinkunft vom 13. November 1908 beigetreten: Belgien, Deutschland, Frankreich, Haiti, Japan, Liberia, Luxemburg,Monaco, Norwegen, Schweiz, Spanien undTunis.

Personal.

Im Berichtsjahre sind definitiv gewählt worden: Die Herren Dr. Edouard Guillaume und Dr. Louis Bornand, beide bisher provisorisch gewählte technische Experten H. Klasse.

Neu gewählt wurden : Die Herren Jakob Dolder, von Hauptwil (Thurgau), Hans Müller, von Glarus, und Oskar Weber, von Gossau (Zürich) als technische Experten II. Klasse.

Herr Heinrich Riniker, von Habsburg (Aargau) als Kanzlist II. Klasse.

Erfindungsschutz.

Im Berichtsjahre wurden dem Departement 11 Rekurse und 4 sonstige Eingaben eingereicht ; 4 Rekurse wurden abgewiesen, 2 gutgeheissen, 5 blieben im Berichtsjahre unerledigt. Von den 4 sonstigen Eingaben wurden 3 erledigt, l blieb im Berichtsjahre unerledigt. Vier Rekurse aus dem Jahre 1909 wurden abgewiesen.

471

Statistik.

A. Allgemeine Informationen.

Hinterlegte Gesuche wovon : für Hauptpatente ,, Zusatzpatente

4882

1910 5205

4556 326

4863 342

Zurückgezogene Gesuche Zurückgewiesene Gesuche Beanstandungen betrefiend pendente Gesuche .

315 406 7645

327 343 7229

3872 2272 1003 498

3741 2143 934 411

1909

wovon : I. Beanstandungen

n.

m.

,, ,,

weitere ,, Zur Erledigung der I. Beanstandung gewährte Fristverlängerungen 310 3576 Eingetragene Patente wovon : Hauptpatente . . .

3471 105 Zusatzpatente Ausstellungsschutz Stundungen für die 3 ersten Jahresgebühren .

39 Jahresgebührenmahnungen 5929 Bezahlte Jahresgebühren 12823 wovon : 1. Jahresgebühren 2,, 3.

,, 4.

,, ö.

,, 6.

:, 7.

,, 8.

,, 9.

,, 10.

,,

n.

,,

12.

,,

13.

14.

15.

,, ,, »

^, °u ^ Lizenzen

.

| von Patenten l von Patentgesuchen

.

260 3314 3116 198 2

31 6236 13428

3952 2686 1819 1158 835 618 446 339 266 192 169 129 105 . 71 38

4295 2467 1955 1282 876 644 496 362 276 217 161 140 112 85 60

263 84 28

257 99 31

472 1909

Verpfändungen Firma- und Namensänderungen Vertreteränderungen Teilweise Verzichtserklärungen Nichtigkeitserklärungen : teilweise gänzliche Löschungen

. °.

wovon : Hauptpatente Zusatzpatente

Rekurse gegen Gesuchszurückweisung etc.

B.

1910

11 6 258 i

9 5 289 --

l 2 3024

-- 4 3106

2972 52

3048 58

14

11

Verteilung der in den Jahren 1909 und 1910 eingetragenen Patentgesuche wnA Patente nach Ländern.

, , f Schweiz D .

.Patentgesuche ( ^^ Total Patente

Schweiz Ausland Total

1909

1910

2019 = 41% 2g63 _ 5g 0/0

2052 = 39% 3153 = 61 »/,,

4882

Total

1442 = 40 % 2134 = 60 % 3576 Total

5205 1393 = 42 % 1921 = 08 % 3314

473

E 11 r o p a.

Belgien . . . .

. .

Bulgarien Dänemark u n d Kolonien . .

Deutschland . .

Frankreich u n d Kolonien . .

Griechenland Grossbritannien und Kolonien Italien Luxemburg Monaco Niederlande und .Kolonien Norwegen Österreich Portugal Rumänien Russland Schweden Serbien Spanien Türkei Ungarn

1810

190!)

Verteilung für das Anstand Länder

Gesuche Patente Besuche Patente

. .

47

38

51

23

16 . .

17 11 15 . . 1563 1142 1784 1039 . . 322 301 359 210 1 1 1 .

235 142 198 148 68 114 91 69 2 7 1 2 1 1 14 12 14 10 13 16 17 11 151 103 191 112 3 2 5 3 2 26 42 31 27 16 29 32 24

A n d e r e Brdteile.

Afrika Amerika : Kanada Südamerika Vereinigte Staaten von Amerika Mexiko Cuba Asien Japan Australien

7

7

11

4

39

39

45

29

5

5

7

5

4

3 4 -J77

257 1 1

9 4 2 1 251 169 1 1

1 1

14

12

Total 2863 2134

15

14

3153 1921

474

Muster und Modelle.

Zwei dem Departement kurse wurden abgewiesen.

im Berichtsjahr eingereichte Ke-

Die Eigentümer von 1212 Hinterlegungen wurden vom Ablaufe der Schutzfrist benachrichtigt.

31 Hinterlegungsgesuche mit 1755 Gegenständen wurden ab gewiesen und 8 Gesuche mit 13 Gegenständen zurückgezogen.

Statistik.

A. Tabelle für die drei Schidzperioden.

Gegens tände

Hinterlegungen Perioden

1909

L Periode (wovon versiegelt) II. Periode III. Periode . . .

1910

2

1386 > 1320 321,994 307,984 562 557 296,587 289,975 357 258 41,878 40,052

.

.

Übertragungen Lizenzen Verpfändungen Firmaänderungen . . . .

Löschungen (ganzer Depotinhalt) .

Löschungen (teilweiser Depotinhalt) Löschungen (infolge Nichtigkeitserklärung) 1

1S09

1910

54

54

185

408

3,782 75 47 5,935 3 10 3 10 -- -- (56 2 4 17 3 571 974 1063 196,625 221,782 34 23 854 2,117

1

1

Wovon 316 mit 313,604 Stickereimustern = 97,1% aller hinterlegten Gegenstände.

2 Wovon 252 mit 304,585 Stickereimustern = 98,2% aller hinterlegten Gegenstände.

'

475 B. Verteilung für die I. Periode nach Ländern.

Hinterlegungen

Gegenstände

Länder

Schweiz

1909

1910

1280

1177

106

Ausland Total

1386

143

1909

1910

320,107 305,385

1,887

2,599

1320 321,994 307,984

Verteilung fUr das Ausland.

Afrika Belgien Deutschland Frankreich und Kolonien .

Grossbritannien u. Kolonien Italien .

. . . .

Niederlande Österreich Russland Spanien Türkei Ungarn Ver. Staaten von Amerika Total

2 58 22 4 1

1 2 90 26 5

99 397 60 52 2

1 4 770 59 7

15 -- --

1 12 3 --

674 -- --

1 730 3 --

2 2

2 1

3 600

2 1,022

106

143

1,887

2,599

Fabrik- und Handelsmarken.

Eine Beschwerde und zwei sonstige Eingaben, welche doni Departement im Berichtsjahre eingereicht worden sind, wurden abgewiesen. Eine Beschwerde aus dem Jahre 1909 wurde gutgeheissen. Letztere Beschwerde richtete sich gegen die vom Amte vorgenommene Eintragung einer Marke, welche aus den Worten: ,,Frohe Zukunft" bestand und für Schutzmittel gegen Empfängnis bestimmt war. Das Departement verfügte die Löschung der Marke, von der Erwägung ausgehend:

476

dass nach Art. 14, Ziffer 2, des Bundesgesetzes vom 26. September 1890, betreffend die Fabrik- und Handelsmarken, das zuständige Departement von Amtes wegen die Löschung einer Marke anordnen kann, die gegen die guten Sitten verstösst; dass eine Marke nicht nur gegen die guten Sitten verstösst, wenn sie für sich genommen, sondern auch, wenn sie in Verbindung mit der Ware, für die sie bestimmt ist, Anstoss erregt ; dass zwar der Verkauf von Schutzmitteln zur Verhinderung der Konzeption nicht schlechthin als rechtswidrig oder unsittlich bezeichnet werden kann und daher Marken für diese Warengattung zur Eintragung angenommen werden müssen ; dass aber die Worte ,,Frohe Zukunft" auf eine leichtfertige und sittlich verwerfliche Verwendung der Schutzmittel anspielen und daher in Verbindung mit der erwähnten Warengattung anstössig sind.

Statistik.

A. Allgemeine Informationen.

Zur Eintragung angemeldete Marken . . . .

Eintragungsgesuche, deren Marken eine vertrauliche Mitteilung veranlagst haben Ungeordnete Eintragungsgesuche Zurückgezogene oder zurückgewiesene Eintragungsgesuche Eingetragene Marken wovon : übertragene Marken Marken, deren Hinterlegung erneuert wurde

.

.

1909

1910

1993

2062

370 704

394 740

78 1905

78 1969

226

300

.

19

48

Erneuerungsmahnungen Firmen- oder Domiziländerungen etiGelöschte Marken : mangels Erneuerung auf Ansuchen der Hinterleger infolge Urteils oder auf Anordnung des Departementes Bei dem internationalen Bureau eingetragene Marken Internationale, zum schweizerischen Schütze nicht zugelassene Marken Rekurse

294 29

335 26

313 41

270 46

2 1302

8 1409

6 5

8 l

477

B. Verteilung der auf dem eidgenössischen Amte und auf dem internationalen Bureau eingetragenen Marken nach Warenldassen.

Nationale Warenklassen 1909

1. Nahrungsmittel etc. .

2. Getränke etc. . . .

3. Tabak etc. . . .

4. Heilmittel etc.

5. Farben, Seifen etc. .

6. Textilprodukte etc. .

7. Papierwaren etc. .

8. Heizung, Beleuchtung

334 104 89 228 202 167 90

etc 71 9. Baumaterialien etc. .

27 10. Möbel etc 34 11. Metalle, Maschinen etc. 124 12. Uhren etc 420 13. Diverses . . . .

15 Total

Eintragung 1910 1865/1910

261 65 157 269 300 168 64

4,209 1,602 2,164 3,180 3,082 2,592 767

866 77 334 36 44 409 121 1,803 382 7,499 25 121

Internationale Eintragung 1909 1910 1893/1910 167 205 1,733 108 169 1,330 87 72 526 313 304 2,071 165 148 1,354 94 144 846 42 261 40

75 33 67 88 37 28

55 39 31 113 33 54

488 225 231 580 386 136

1905 1969 28,628 1302 1409 10,167

C. Verteilung der auf dem eidgenössischen Amte und auf dem internationalen Bureau eingetragenen Marken nacli Ländern.

1909

1910 1865/1910

1404 1507 20,901 l 39 -- -- 6 3.

6 117 -i

Schweiz Ägypten .

Argentinien Belgien Chile . .

Übertrag

Internationale Eintragung

Nationale Eintragung

Länder

1407 151421,064

1909

1910 1893/1910

127 166 1713 83

98

614

210 264 2327

478 Länder

Übertrag

Dänemark .

Deutschland .

Frankreich .

Grossbritannien Italien Kanada Kuba Niederlande .

Norwegen .

Österreich .

Portugal Queensland .

Rumänien .

Russland Schweden .

Spanien Transvaal .

Tunis Ungarn

. . .

. . .

. . .

.

. . .

. . .

. . .

. . .

. . .

. . .

. . .

Vereinigte Staaten Amerika . .

Vereinigte Staaten Brasilien . .

Vereinigte Staaten Mexiko . .

von . .

von . .

von . .

Total

Nationale Eintragung 1909 1910 1865/1910

Internationale Eintragung 1909 1910 1893/1910

1407 1514 21,064 -- 2 15 288 289 3,505 16 1,614 38 65 101 1,322 44 4 3 -- -- 1 L 6 38 -- 2 1 -- 463 9 43 4 -- -- -- 1 -- -- -- 1 -- 5 14 2 79 3 12 40 -- -- --.

1

210 264 2327 -- -- -- -- -- -- 644 676 5401 -- -- -- 41 33 251 -- -- -- 7 24 11 94 81 1151 -- -- -- 230 251 481 12 21 118 ._.

-- -- _-.

-- -- -- -- -- -- -- 23 52 341 -- -- -- 2 10 34 44 10

1

--

27

42

28

380

--

--

4

--

--

3

-- 1 --

--

.. _

9

J4

5

5

1905 1969 28,628 Ï30ÎT 1409 10,167

Urheberrecht an Werken der Literatur und Kunst.

Wie schon der Nationairat im Vorjahre, so hat im Berichtsjahre der Ständerat in seiner Aprilsession dem Antrage des Bnndesrates auf Genehmigung der revidierten Berner Übereinkunft

479

aum Schütze von Werken der Literatur uud Kunst, vom 13. November 1908, zugestimmt. Hinsichtlich der Ratifikation dieser Übereinkunft und der im Berichtsjahre erfolgten Beitritte sei auf die Angaben unter der Rubrik ,,Allgemeines" hiervor verwiesen.

Eine dem Departement im Berichtsjahre eingereichte Beschwerde wurde abgewiesen.

Vom Amte wurden im Berichtsjahre 184 obligatorische und 51 fakultative Einschreibungen vorgenommen.

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Bericht des Bundesrates an die Bundesversammlung über seine Geschäftsführung im Jahre 1910.

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Bundesblatt

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Jahr

1911

Année Anno Band

1

Volume Volume Heft

10

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

08.03.1911

Date Data Seite

419-479

Page Pagina Ref. No

10 024 109

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