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Botschaft des

Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend das Begnadigungsgesuch für Gottfried Werthmüller von Röthenbach (Bern), Fabrikarbeiter in Derendingen, gewesener Rekrut der Infanterierekrutenschule Nr. II, Aarau.

(Vom 30. November 1876.)

Tit.!

Grottfried Werthmüller obgenannt hatte in der Nacht vom 29./30. Juni seinem Zimmerkameraden Heinrich Baumann Von Mülligen einen Kamm und aus dessen Portemonnaie ein Fünffranken.stük entwendet. Im Verhör gestand Werthmüller sofort ein, die Fr. 5 .entwendet zu haben und anerbot sich, dieselben alsobald wieder zu restituiren. Baumann verweigerte jedoch die Annahme und verlangte Untersuchung und Bestrafung des Angeklagten.

Werthmüller wurde in Folge dessen vom Kriegsgericht (1er V. Division unterm 19. Juli des Diebstahls im Sinne der Art. 131 und 132, Litt, e des Militärstrafgesezbuches schuldig erklärt und in Anwendung der Art. 133, Litt, a und 136, Litt, b eodem verurtheilt: 1) zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten, 2) zur Einstellung im Aktivbürgerrecht auf die Dauer von 12 Monaten, 3) zur Tragung der Kosten im Sinne von Art. 395 des Militärstrafgesezbuches.

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Im Fernern beschloß der Gerichtshof im Hinblik auf den Umstand, daß der Schaden während der Verhandlungen wieder ersezt wurde und die Strafe im vorliegenden Falle als eine zu harte erscheine, es werde Werthmüller der hohen Bundesversammlung zur theilweisen Begnadigung empfohlen.

Dieser Antrag stüzte sich auf folgende Gründe: 1) Minimer Werth des Gestohlenen, 2) Dürftigkeit des Verurtheilten, der aus seinem Fabrikverdienste seine ganz arme Mutter unterstüze, 3) das alsbaldige Geständniß, das Werthmüller schon dem Damnifikaten abgelegt habe und der Umstand, daß er ihm auch gleichzeitig die entwendeten Fr. 5 habe restituiren wollen, 4) der von ihm bei der Gerichtsverhandlung wirklich geleistete Ersaz.

Mit Rüksicht hierauf uad da bei einer sofortigen Vollziehung des Urtheils Werthmüller den größten Theil seiner Strafe vor dem Zusammentritt der hohen Bundesversammlung verbüßt haben würde, hatten wir unterm 28. Juli auf ein vom Vertheidiger des Werthmüller eingereichtes Gesuch hin beschlossen, es sei die Vollziehung des Urtheils bis nach Erledigung des vorliegenden Begnadigungsgesuches zu verschieben.

Obschon die häufig vorkommenden Diebstähle in Kasernen nicht gerade für eine milde Behandlung dieses Verbrechens sprechen, so muß man doch auch wieder sagen, daß zu harte Strafen ihren Zwek nicht erfüllen. Nach bürgerlichem Strafrecht würde das Vergehen des Petenten als einfacher Diebstahl mit einigen Tagen Gefängniß bestraft worden sein, und wir finden deßhalb mit dem Militärgericht, daß 6 Monate für den vorliegenden Fall zu hart sind. Wir stellen demgemäß den Antrag: Es sei die gegen Gottfried Werthmüller verhängte Gefängnißstrafe aus Gnade auf 3 Monate zu reduziren.

Wir benuzen diesen Anlaß, Sie, Tit., unserer vollkommensten Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 30. November 1876.

Im Namen des Schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident: Welti.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft:

Schiess.

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Uefoersicht der

ibei der eidgenössischen Staatskasse zu Gunsten der Wasserbeschädigten in der Schweiz eingegangenen Liebesgaben in Geld.

(Fortsezung)

'Total der bis zum 29. November 1876 eingegangenen Baarsendungen .

.

. Fr. 1,107,310. 09 Geber.

-448. Schweiz. Konsulat in Cincinnati (Nordamerika), Kollekte fl 449. Schweiz/ Generalkonsulat in Rio de Janeiro (Subscription von Schweizern u. Schweizerfreunden in Santos, Brasilien) ·450. Schweiz. Generalkonsulat in Yokohama (Japan), Kollekte, 2. Sendung .

.

451. Staatskasse von Genf (4. Sendung) 452. Schweiz. Konsulat in St. Louis (Nordamerika), Kollekte unter den Schweizern in Kansas City und Missouri 453. Komite des deutsch-schweizerischen Jünglingsbundes in Zürich (Kollekte) .

.

3,607. 47 ,,

3,093. 95

,, ,,

100. -- 57. --

,,

156. 84

,,

305. 60

Total bis zum 6. Dezember 1876 Fr. 1,114,630. 95

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Botschaft des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend das Begnadigungsgesuch für Gottfried Werthmüller von Röthenbach (Bern), Fabrikarbeiter in Derendingen, gewesener Rekrut der Infanterierekrutenschule Nr. II, Aarau. (Vom 30.

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1876

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54

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09.12.1876

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