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Bericht des

schweiz. Konsuls in Marseille (Nrn.

Alfred Rosenburger von

Basel) über das Jahr

1868

(Vom 7. März 1869.)

An den hohen Bundesrath.

Tit..

Jch habe die Ehre, ^ Jhnen von den Geschäften dieses Konsulats während des Jahres 1868 eine kurze Uebersicht vorzulegen.

Seit dem verflossenen Rovember wird für die Emigranten , welche von Marseille aus sich nach den La Vlata-.Staaten begeben , kein Visa mehr gefordert.

Erkundigungen zufolge , welche bei der Auswanderungsagentur unserer Stadt eingezogen wurden , belaust sich die Zahl unserer Landsleute, welche sieh während der Monate Rovember und Dezember 1868 in unsexm Hafen nach den .La Blata-Staaten eingeschifft, auf 79 Kopse. Jm Ganzen sind während des Vorjahres von Marseille aus 213 schweiz. Auswanderer nach Amerika verreist, wovon 212 nach Süd- und nur ein einziger nach Rord-Amerika.

Die Zahl der Einschiffnngs-Erlaubnissscheine , welche durch das Konsulat auszustellen sind, hat im lezten Jahre abgenommen.

Die Uebersieht des Verkehrs der Armenkasse des Konsulats weist aus 31. Dezember v. J. einen Kassa-Saldo von Fr. 413. 65 aus, welcher der edelmüthigen und wohlwollenden Mitwirkung des h. Bundesrathes zu verdanken ist. Die Zahl der bedürstigen Schweizer, welche das Konsulat während des Jahres 1868 zu unterstüzen im Falle war, übersteigt noch diejenige der frühern Jahre . namentlich waren es viele Arbeiter ohne Beschäftigung, welche der Hülfe bedursten.

^24 Wie dem h. Bundesrath bereits früher einberiefet wurde, hat die durch das Konsulat vermittelte Sammlung zu Gunsten unserer unglükli.^en Miteidgenossen in den Kantonen Tessin, St. Gallen, Graubünden, Wallis und Uri die Summe von Fr. 14,337. 30 abgeworfen, welche an ihre Bestimmung abgegangen ist.

Weder über die Einwanderung, noch auch über die Schweizergesellschasten in meinem Konsularbezirke lässt sich etwas .....eues melden.

Was den fremden Kriegsdienst anbetrifft, so besteht Stadt noch immer ein Werbbüreau für den Kirchenstaat .

jedoch nicht, dass eine grosse Zahl von Schweizern fi^.h hier lässt. Dagegen w.ird .das Kous...l....t ^von Zeit zu Z^it von

in unserer ich glaube anwerben verabs..^

deten päpstlichen Soldaten belästigt, die sieh, wie solches durchschnittlich

der Fall ist, im Elend besinnen. Solche, die rocche Uniform tragenden Leute sehike ich gemeiniglich dem romischen Konsulate oder dem hiesigen Bisehose zu, welche mitunter den ehemaligen Verteidigern des heiligen Stuhles einige Unterstüzung verabreichen.

Für den Kriegsdienst der Argentinischen Republik dauert die Anwerbung in unserer Stadt uoch immer fort. Hundert und dreiundachtzig Schwier, mehrtheils ohne alle Existe nzmittel, liessen im Jahre 1868 ihre Bapiere nach jenem .Lande visiren, indem für Militärs das Visa obligatorisch ist. Eine gewisse Anzahl derselben soll sich aber, wie ieh vernommen, eines Andern besonnen und nicht abgereist sein. Es ist hier der Ort, einen Uebelstand zu rügen, den solche Desertionen zur Folge haben. Die Angeworbenen werden uämlieh bis zum Abga.nge des Schisses, gegen Hinterlegung ihrer Schriften, genährt nnd behexbergt. Jch habe nun Grund, zu glauben, dass manche von allen E.^istenzmitt^ln entblosste Jndividuen diese Gelegenheit beuten, um sieh für einige Zeit den nothigen Lebensunterhalt ^u verschaffen. Da aber die Deserteurs ihre hinterlegten Reisepapiere zurüklassen, so geschieht es mitunter, dass diese nicht schweizerischen Jndividnen zugestellt werden, welche wegen Mangels an ^lusweisschristen nieht angeworben werden Tonnen. fortwährend ereignet es sieh, dass Fremde, mit solchen zurükgelassenen Vapieren .in der Hand, sieh beim Konsulate einfinden und den Versuch machen, das Visum nach der Argentinisehen Republik auszuwirken. Beim leisesten Zweifel aber befrage ich sie über die Geographie oder die Geschichte der Schweig, und i^.h glaube nicht, dass es einem jener Jndipiduen bis jezt gelungen ist, mich zu hintergehen. Es ist mir unbekannt, ob die Behandlung dieser Angeworbenen, sobald sie einmal an ihrem Bestimmungsorte angekommen sind, wirklieh so schlimm ist, wie behauptet wird. Es find darüber verschiedene Versionen im Umlauf.

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Bericht des schweiz. Konsuls in Marseille (Hrn. Alfred Rosenburger von Basel) über das Jahr 1868 (Vom 7. März 1869.)

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1869

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24.07.1869

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623-624

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