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Bericht des

schweizerischen Konsuls in Amsterdam (Hrn. J. J. Wartmann, von St. fallen) über das Jahr 1868.

(Vom 20. März 1869.)

An den hohen Bundesrath.

Tit. l Das aligemeine Misstrauen , welches in ganz Europa herrschte, hat auch auf den niederländischen fandet sehr storend eingewirkt, und es waren die Auktionen der überseeischen Brodnete sowohl als die Ansfuhren nicht in den günstigen Verhältnissen, wie .man sie wünschte, und wie sie im vorigen Jahre auch erwartet werden dursten.

Erster Theil.

l. Die Fabrikation, welehe besonders für unsere Jndisehen Märkte berechnet war, bestätigt dieses; so sind z. V. in baumwolleneu Waaren mit Ursprungszeugnissen iu den ersten 11 Monaten von Holland ans-

geführt : im Jahr 1866 2,024,956 Stück Werth fl. 18,395,477 ,, ., 1867 2,257,049 ,, ,, ,, 16,513,300 während ,, 1868 1,723,477 ,, ,, ,, 12,345,425.

Demungeachtet nehmen unsere inländischen Fabriken stets in Anzahl

zu und hatten wir Ende 1868

20 Dampsspiunereien, 39 Dampfwebereien, hauptsächlich Eallieots und Shirtings, und noch 14 Buntwebereien.

1^.3 Ferner bestehen hier 7 Baumwolldruckereien nebst 4 grossen und einigen kleinen Bleichereien.

Den sämmtlichen Verbrauch der Banmwoll- Spinnereien kann man auf etwas u.ehr als : ^ 30,000 Ballen pro .^nno annehmen , während noch jährlich eirea

25,000 .^ englische Garne eingeführt werden.

Dass die Baumwolle grosse Fortschritte auf nuserm Markte macht, beweist der l.leberblick der legten 4 Jahre :

i. J.

,, ., ,,

^erkauft.

^orrath.

I865 wurden einführt l 4,100 16,868 2,540 1866 ^,, . ,, 29,878 28,252 4,256 l 867 ., ,, 27,470 2l ,550 l 0,1 76 1868 ,, ,, 54,726 54,472 10,430 Ballen.

Nachstehend gebe ich Jhnen eine Uebexsicht der Hauptproben unseres hiesigen Marktes.

Kaffee^ Jn diesem Jahre hat die "Redexlandsehe Handel-Maatschapp^^ ..)

Auettonen gehalten, umfassend zusamn.en 881,468 Ballen, und es waren die preise wie folgt :

Gelblich bis brauner Java . .

blanker . . . . ., . .

grünlich bis grün . ,, . ^ .

gnt ordinair blass bis grünlich .

^adaug . . . . . . .

^ln. 31. Deeember 1868

479,270 Ballen.

.

.

.

.

.

42 à 63 E. ^ 37 .,41 ,, 38 .,47 ,, 361/2 ,, 37^/.^ ,, 39 ,,47 ,,

war der Vorrath in ganz Holland noeh ^hee.

Seitdem die RHM. keine Java mehr importixt, ist der Handel im Jahr 1868 in Hände von Privaten übergegangen und für nnsern Markt von mehr Bedeutung.

Jn den 3 gehauenen Auetioneu.sind 28,000^ Kisten verkaust und es waren die Breise Anfangs Januar von Ehina Eongo . . . 88 a 90 E.

,, J^a

,,

. . . 70 ,, 75 ,,

Dagegen Ende des Jahres sür beide Sorteu

90 ^, 9^ .,

Der Vorrath Ende Deeember war:

^3400/.... Kisten Ehina und 5900^ Java gegen 21,000/.. im vorigen Jahre und 4 3 , 0 0 0 ^ Kisten im Jahre 1858.

Bunde^Iatl. Jahrg. XXl. Bd. II

15^

.184 ^e.t 25 Jahren hat man einen derartigen kleinen Vorrath nicht gehabt.

T.^bak.

..^

Für Java herrschte im Frühjahre eine flaue Stimmung.

Da dex^Vorrath nur wenig gute Auswahl enthielt, so boten auch die verschiedenen Auktionen nur spärlich gute, dem Bedarfe entsprechende Waaren an. Erst gegen Juli gewann der Markt ein besseres Ansehen und im August begegneten die grossen Auktionen gute Kauflust , auch in den folgenden Monaten se^te der Bedarf seine Einkäuse aus grossem Fusse sort und traten auch Spekulanten als Causer aus. Die Breise

pariirten von Deckblatt nach Dualität von 60 E. à fl. 2, Umblatt und Deck 40 à 50, Umblatt 30^ 35, Einlage und Umblatt 22 à 28, Einlage 17 à 22, Schueidegut 17 a 40, Ausschuß 12 a l5 E.

Zugeführt wurden^ 59,098 Backen, am 1. Januar 1868 waren

porräthig 7029. Dieses Jahr wurden verkauft 61,097 und bestand der ...^orrath Ende Dezember noch in 5030 Backen.

Jnländischer fand im Frühjahr einigen Absat^ und bedung etwas Rohere Breise. Durch die lauge anhaltende tropische Hi^e .ging viel verloren und wurden ältere Jahrgänge im September hoher gehalten .

im November wurde noch ziemlich viel verhandelt und in der Brovinz Gel-

d e r l a n d ist die ganze Bflanze mit fl. 17 a 23 bezahlt und geräumt.

Die

geschäht.

diesjährige Eiusammlnug wird nur aus einen halben Ertrag

Z ncke r stand auch im Jahr 1868 in hohem Grade unter dem Eiuflusse, welchen der Rübenzucker mehr und mehr auf das Erzeuguiss der Kolonien ausubt .

jede günstige o^er ungünstige Aussieht aus die Kultur der Rnnkelrübe spiegelte sich sofort im Eolonial^ucker ab und machte oftmals mehr Effekt, als die Berichte über unbefriedigende Ergebnisse .in den Erudteu der .

Eolonien. Der grosste Vortheil aber war das ansehnlichere und nutzbriugendere Debouehé für ^raffiuirten nach Jtalien uud Oesterreich, bei weniger Eoneurreuz des französischen Fabrikates uud es bestand überdem, wenigsteus momentan, mehr Gelegenheit, die ansehnliche Zufuhr von Javazucker uach dem Rheiu , Belgien und Frankreich zu realisiren.

Den Lauf der Breise von Java betreffend, so gingeu diese im Januar und ^ebruar fl. 1^ zurück. März holte diesen Rückgang wieder ein und es stellten sieh die Breise der rafsinirten serner wie folgt :

.^uprafin Brima Seeunda

..Januar.

^ebruar

Mal.

.^nde Deeember.

36^.^ .^ 37^ 35^ à 36 38^ a 39 37^ a 38^^ 34^ 33^.^ 37^.^ 36^^ ,, 36^ 33^^ 32^ 36^ 35^ .^ 35^

.l85 Die Einsuhr von ^..ohem in gan^ Hol.land war 1281/2 Million Kilos.

., Ausfuhr .,

,,

,,

.,

.,

,,

raffinirtem

,,

,,

,,

241/2

,,

,,

,,

,,

851/2

,,

.,

Die RHM.-Auetionen betrugen zusammen 245,151 ...Korbe und war der Vorrath am 31. Dezember 1868 32.^ Million .Kilo.

Reis.

. Aus dieses Geschäft .blieb die rückgängige ^Bewegung am Getreidemarkte und eine reichliche Kartosfelerndte nicht ganz ohne ungünstigen Einsluss und war daher der .Absa^ von geschälter Waa.re nur zeitweise von einiger Bedeutung, im legten Semester meist schwach.

Die .Anfuhr. betrug im Jahr .1868 702,500 Ballen gegen (186.7.)

505,000 Ballen.

Die preise stellten sich nach ...Qualität .nugeschält Java

.von fl. 7.^ bis fl. 151/2 aegen (1867) sl. 8^ bis fl. l 41/2.

Der Vorrath von geschälten (im Entrepot) ist eirea 20,000 ^.Ballen.

..liusser ^diesem Vorrath liegen noch grosse Barthien unter den Schalern, worüber Angaben fehlen.

^e^w ü r z e.

Der Handel mit Muskatnüssen, ^Mnse.atblüthe und ^lmboina-^elken ^war v.or .der RHM.^luetion von wenig Bedeutung und die preise ^er-

.litten seit ansang d.es .Jahres einigen Rückgang.

Die Einfuhr von M u s e a t n ü s s e n , ^Blütheu,

betrug im Jahr ^868 2294 vertust 1781 Die Breise waren von 72 .^ 93 am31.D^.warenvorräthig 4420

Relkeu

530 390 ^ässer.

545 266 ,, .113 a 130 25 a 29 E.

538 2823 ^ässer.

^ . h w a r ^ e r B f e f s e r blieb auch im Spätjahr stets gesucht und

hielt man die Breise allmählig aus 19^ a 20^/.^, am Jahresschlusse sogar auf 2t ..^ E.

3 l 80 Ballen kamen aus die ^Auetiou und es find noch vorräthig

808 Ballen.

.Metalle.

Jn kanm irgend einen^ Jahre erregte der^Handel in Z i n n mehr Jnteresse als im ^Jal.^r 1868. Während in den ersten 9 Monaten grosse Flauheit herrsehte und Banea zwischen 51^ à 56^/^ ^fluetnirend , vor der ^eptember-Auetion aus ^3^ stand , zeigte sieh nach dieser Versteigerung, welche den Breis von fl. 541/2 etablirte, zu fast fortwährend steigenden Eourseu, eine so enorme Frage, d.ass der Umsal^ im Deeember e.ne uugekannte Hohe erreichte und znle^t fl. 64^.^ notirt wurde. England

186 machte am 8. Deeember seine ersten Einkäufe zu fl. 59^ und s^ dieselben bis zum 17. Deeember fort, wo der Breis aus fl^ 62^ gestiegen war.

Die in diesen wenigen Tagen erfolgten Abschlüsse werden allein

aus 50,000 Blöcke geschäht.

Von B a n e a - Z i n n sind in Holland eingeführt 113,060 Blöcke, am 3l. Dezember 1868 noch vorräthig 1.^2,014 gegen 186,677 Blocke

Ultimo l 867. (Heute steht d e r B r e i s v o n B a n e a - . ^ i n n a u s

sl.81).

B i l l i t o n - Z i n n folgte dem Lause der Banea^Sorte mit 1 à 1^ fl. Unterschied. Die .Qualität war sehr gut und der Vorrath ist ganz geräumt. Die Znfnhr betrug 37,l58 Blöcke gegen 33,978 im Jahr

1867 ; perkauft 46,274 Blöcke.

Der Handel in K u p f e r nahm abermals ab, der Breis wa.^

meistens gedrückt. vorräthig 18,000 Kilo Drontheimer zu fl. 47^.

S t o l b e r g e r - B l e i , bei regelmässigem Handel zu fl. 11^ ^ fl. 11^ abgegeben, bleibt zu fl. 11./^ käuflich. ^ B e t r o l e u m.

Raffinirtes Betroleum war ^urch stark zunehmenden Verbrauch mehr

als im Jahr t 867 verhandelt. Der hiesige Vorrath betrug Anfangs 1868 eirea 2000 Fässer. Die Z..f..hr ei^a 62,000 Fässer, wovon Ende Deeember hier nur eirea 1400 Fässer in erster Hand verblieben.

Breise standen im ersten Semester fl. 20 .. 23, im zweiten zwischen

fl. 23 à 27.

Englisch rasfinirtes war nur mühsam zu verkaufen . Breise variirten

zwischen fl. ^18 a 24...^ verzollt.

Jndigo.

Java-Jndigo war fast fortwährend lebhaft begehrt, besonders seine

Waare, welche selbst von 50 bis 70 E. über Oetober-Werth 1867 ansbrachten , dagegen abweichende nur den Breis von 50 E. unter den Bariwerth von Mai .^. p. einnahmen. Eingeführt wurden 4987 Kisten.

und Ende Deeember waren noch vorräthig 410 Kisten.

Für E oche n i l I e bietet unser Markt , seitdem d^ie Zneht dieses Jusektes aus Java eingegangen ist, sast kein Juteresse mehr, der Umsa^ war sehr klein.

Krapp befand sieh bereits im Anfange des Jahres in einem sehr gesunden Zustande , da sür direkten Bedarf fortwährend Känfer waren und starke

187 Bosten nach Amerika und England ausgesührt wurden. Die Breise standen ini Januar fl.^24. dagegen legte mau im Juni bereits allgemein fl. 30 an und im ..November stiegen die preise bis zum fl. 33

à fl. 34.

Jm Oetober^ wurden durch den Wilhelmina Bolder eirea 80,000 .^ilo zwei-, drei- und vierjährige Waare von diesem Gewächs in Auetion gebracht. Die drei- und vierjährige holte fl. 26^ ^ die zwei-

jahrige fl. 28^.

Das Ausland machte ansehnliche Einkäufe und es kommen nur noch einzelne Barthien im Markte vor.

Laudwirthschaft.

II. Die Landwirtschaft erfreute sich im ^Allgemeinen eines ziemlichen Gedeihens der Feldfrüchte .^ nur ein Theil derselben . .nämlich der Viehzucht treibende Stand, hatte durch die grosse Trockne viel zu leiden, dardas Gras verdorrte und au vielen Orten grosser Maugel an Wasser war.

Mitte August brach die so sehr gefürchtet... Viehpest an ein paar Orten aus. Glücklicherweise beschränkte sie sich in Folge der sogleich streng getroffenen Massregeln auf wenige Fälle.

III. lV. V. lleber die totale A u s - und E i n f u h r nach und von der Schweiz ist es mir unmöglich , Jhnen etwas Bestimmtes sagen zu können , da Alles , was nach der .^chwei^ versandt wird oder von dorten ankommt, als nach oder von Breusse.. bestempelt wird.

Zolltarife.

^l. Jn unserem Zolltarife ist keine Veränderung bis jel^t eingetreten, jedoch haben ^oir endlich Aussieht, dass im folgenden Jahr die so hohe Zeitnngsstempelg..bühr aufgehoben wird. Dafür soll aber als Ea^.ivalent eine noch hohere Steuer auf geistige Getränke eingeführt werden.

Vll. .^iehe hierüber lll. lV. V.

E i s e n l.. a h n e n.

Vlll. Die Eisenbahnen gehen ihrer Vollendung entgegen. Die Brücke über de L e k , ^ u i l e n b u r g , wo jeder .Bfeiler eine Spanuuug von 100 Meter und der mittelste eiue solche von 150 Meter hat, ist ^ur grvssten Zufriedeuheit beendigt und ^um allgemeinen Betrieb geosf.^t. auch die Brücke über d e ^ a a l bei B o m m e l und über de M a a s bei E r e v e e e u r apaneiren gut und ist danu die Route von hier über R o r d - B r a b a u t nach B e l g i e n ganz fertig.

Bei der grossten Brücke . welche in Holland ( d i e g r ö s s t e in E u r o p a ) über das H o l l a n d schD i e p , besser bekannt unter

^8.8 dem .^ame.n M o e r d ^ k , gebaut wird , ist der Unterbau so weit in Ordnung, dass der Oberbau bereits für eirea 1^ M i l l i o n G u l ^ d^e n übernommen ist.

dieselbe soll 1 4 B o g e .. erhalten und wird jeder ..^ogen eirea 1^0.0 M.e t e r Spa..uuug haben.

T.e le g r a p h.

Anstatt der 50 E. sür eine ei.^elue^ Depesche für ganz Holland^ sind. im Jahr 1868 die Depeschen vou 20 Worten ans 30 E. reduzirt und sind im vorigen Jahre 1,496^544 Telegramme^ausgegeben worden, wäh-

rend das Jahr 1867 nur 1,l 13,^37 ....s.^isi..

Die ^ahl der eingega..geueu Depeschen betrug 1868 fl. .^7,719 und 1867 fl. 4.^800. Dagegen waren die mosten von 1868 fl. 636,000

und von 1867 nur fl. 542.000.

Die. Mehrkosten sür 1868 entstanden dadurch, dass mehrere Linien und .^üreau^ aus kleineren Blähen entstanden.

S ch i f s a h r t.

Jm Jahre 1868 sind f248 Schiffe^ im hiesigen Has..n eingelaufen

und vo^ h^ier 1322 ausgesegelt...

S eh u l w e s e n.

Uns.^r öffentliches Schulwesen breitet sich auf günstige Weise mehr und mehr ans.

Banken.

l^.. .^ieraus b.^üglieh blieb ^llles so ^iemli^ b.^im ^llt.^u.

Zi n s f u ss.

^. Der Zinsfuß^ war vou Januar bis März 3 ^ und von März au während des ganzen Jahres 2 ^ .^e.

.^I. und ^ll. Vou den V e r s i c h e r u n g s g e s e l l s c h a f t e n kann ich Jhneu nichts Reues melden; aueh sind mir keine neuen E r s i nd u . n g e u bekannt geworden.

Zweiter .^heil.

l. und ll. Von J m m i g r a t t i o n ist nichts anzuzeigen ; auch besteheu hier k..ine S ch w e i ^e r - Gesellschasten^, jedoch. sin^ die hier wohnenden S eh w e i z e r sehr befreundet und kommen öflers freund-.

schastlich zusamn.^en.

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Bericht des schweizerischen Konsuls in Amsterdam (Hrn. J. J. Wartmann, von St. Gallen) über das Jahr 1868. (Vom 20. März 1869.)

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12.06.1869

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