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Bericht des

schweiz. Konsuls (Hrn. B. G. Bourguignon, von Neuenstadt), in Port Louis (Insel Mauritius) über das Jahr

1868.

(Vom 20. Oktober 1869.)

An den l,. Schweizerischen Bundesrath.

Tit.l Mit Gegenwärtigem beehre ich mich, Jhnen meinen Jahresbericht über das Jahr 1868 zu übermitteln. Jn Betreff der Ein- und Ausfuhrzoll hat .eine theilweise Erhohung aus dem Grunde stattgesunden, einerseits um den Witwen und Waisen der Opfer der seit 1866 andauernden sürchterliehen Fieberepidemie, die, obgleich noch nicht vollständig versehwunden, doch au Jntensität um vieles abgenommen hat, Unterstüzung zu gewähren, andererseits aber , um den dureh den Orkan vom 11. und 12. März 1868 herbeigesührten Verwüstungen und Verlusten zu begegnen, deren Folgen sich noeh jezt fühlbar machen und viele Familien ins Unglük gestürzt haben.

Jch habe Jhnen anzuzeigen, dass aus der Jnsel Réunion , zufolge eines von der Administration gesagten Beschlusses vom 22. April letzhin , eine für den Handel sehr wichtige Aenderung eingetreten ist. Es dürfen nämlieh: 1) Waaren jeglicher Herkunst, selbst sranzosisehe, unter jeder Flagge, mit vollkommener Gleichberechtigung in die .Kolonie eingeführt werden, d. h. .sie unterliegen einzig und allein dem Einsuhrzoll und Seeoetroi , ohne Rükstcht aus die Nationalität des importirenden Schisses ,

700 2. die Erzeugnisse der Kolonie können in fremden Schiffen nach Frankreich ausgeführt werden , ohne hiefür andere Abgaben zu bezahlen als die, denen auch diejenigen unter franzosischer Flagge unterworfen sind.

Mit Einem Worte, alle Flaggen sind hinsichtlich der Einfuhr von haaren jeglicher Herkunft und der Kolonialausfuhr nach jeglicher Bestimmung gleichgestellt. Demgemäss ist auch die Aussnhr von Getreide, Vieh und getroknetem Gemüse, die bisher nach Art. 31 der Verordnung vom 21. August 1825 verboten war, vom l 9. Mai 1869 an freigegeben.

Jch bin so glüklich, Sie benachrichtigen zu können, dass die im verflossenen .Monat Juli begonnene Znkerernte einen sehr schönen Ertrag, nahezu den doppelten des Vorjahres , verspricht. Da nun auch die Vreise sich sehr vortheilhast stellen, so glaube ich mich zu der Hofsnung berechtigt, dass sich die Kolonie aus dem seit einigen Jahren andauernden Zustande des Missbehagens emporrichten werde.

Erster Theil.

Kein neuer Zweig der Vroduktion ist in die .Kolonie eingeführt worden. Der Zuker ist noch immer der einzige Artikel, womit sich der

Akerbau beschästigt. Die Vanille scheint seit zn.ei oder drei Jahren

vom kleinen Güterbesizer mehr

und mehr

gezogen

zu

werden , in

Frankreich und England ist das Brodukt sehr geschäht nn- gewährt schone Resultate. Die Zucht ves Seidenwurms hat seit einigen Jahren keinen Fortschritt gemacht:. aber die seit einiger Zeit in Europa herrschende starke Nachfrage scheint eine Anpflanzung des Maulbeerbaumes in grösserm Massstabe zur Folge gehabt zu haben, und es wird diese Jndnstrie, bei der Leichtigkeit ihres Betriebes, aller Vermuthung nach binnen Kurzem in unserer Kolonie eine grössere Ausdehnung gewinuen.

Der Rhum, dessen Qualität sich verbessert hat, sowie der Znker sind noch immer unsere nahezu einzigen Aussuhrartikel von einiger Bedeutung.

Kaffee, Mais, Haser, Reis und Gewürze werden nur in sehr kleinen Quantitäten gebaut und deken nur einen kleinen Theil des einheimischen Bedarfes. auch werden alle Lebensmittel, Vieh, Getreide u. s. w. von

auswärts eingeführt.

701 Einfuhr.

Vieh, ...Getreide und Waaren all.^r Art Gemünztes Geld, Silber und Gold

.

haaren.

Aus England . . . .

Frankreich . .

Brittisch^Jndien .

Australien . .

Veru i Guano) .

Kap der guten Hoff uung . . .

Madagaskar . .

Jusel Rennion .

Singapore . .

Ee^l.on . . .

Vondichery . .

Eochinchina (Saigon) ^ava

.

.

.

.

.

^ .

.

^

.

.

.

.

.

409,215 300,045 ,, 811,968^ ,, 64,660 ^ 109,8.^8 ,, 58,627 ,, 69,091 ,, 17,538 ,, 11,596 ,, 30,607 ,, 25,301 ,, 43,727 6,536

^

.

,,

Verein. Staaten von Nordamerika . . ,, Buenos^res l^Maulthiere) . . . . , , Versien, Maskat, Bassorah

.

.

.

.

,

Schweden, Zanzibar, torneo, Sumatra ^

u.

f.

w.

.

.

.

,

.

^ 2,000,069 ,, 200,028 ^ 2,200,097

.

Gemünztes Geld.

^ .,

.

.

14,628 5,716 15,511

5,145 ^ 2,000,069 ,,

^

,, ,, ,, ,, ,, ,, ,,

9,963 45,991 3,280 126,449 --..

^ 5,588 6,539 2,000

,, ,, ,,

.--.^

.

.

-

-..-

,, ,,

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---

,,

.

.

.

.

.

-

,,

,,

.

--

218 200,028 ^ 2,200,097

^

^u.^fuhr.

Zuker.

Rach England . . . . . .^ 72,489,470 ^.lustral..en ,,. 42,784,879 Bombay 9,795,536 Frankreich . . . . .

Kap der guten Hoffnung 2,997,723 Maskat, Ee.^on, Suez, 1,348,291 Dänemark u. s. w. .

.^ 198,683,976 ^. ^^

^.^.^

.

.

^

Werth ^ 2,169,550

702

Uebertrag ^ 2,169,550

R .h u m.

Rach England . . . .

^

Frankreich . . . .

Madagaskar . . .

Australien. . . .

Saigon (Eoehinehina) Singapore . . . .

Brittisch-Jndi.m . .

Kap der guten Hoff-

nung . . . .

Maskat, Vondicherr..

u. s. w. . . .

Gallonen 170,547

,, ,, ,, ,, ,, ,,

101,310 66,260 14,479 24,745 24,966 21,767

., 5,500 ,, 3,835 Gallonen 433,409 Werth ,,

25,994

Vanille.

Rach England . . . . . . .^1,909 Frankreich . . . . . . ,,2,105 ^..^4,014 Werth ^

964

Gesammtwerth der Produkte der Kolonie

^ 2,196,50.^

Wiederausgesührte W a a r e n v e r s c h i e d e n e r . A r t , hauptsächlich Zeuge, Kurzwaaren, Fische, Getreide u. s. w. .

nach der Jnsel Réunion . Werth ^ 23,065 Madagaskar . . . ,, ,,36,184 Saigon , Vondiehe..^ , Maskat, Zanzibar n.

s. w.

.

.

.

.

,,

,,

83,585

^-.^---

Totalwerth der Ausfuhr . . . . . .

^

142,834 ^ 2,339,342

Am 1t. und 12. März 1868 wurde unsere Kolonie von einem fürchterlichen Windsturme (..gelone) heimgesucht, welcher unter den auf der Rhede liegenden Schissen , an den Gebäuden jeglicher Art, an den Eisenbahnen , ..^rüken , .namentlich aber in ^en Znl.erpflanzungen grosse Verheerungen anrichtete und den Ernteertrag, so wie derselbe, dem Aussehen der Felder gemäss, vor diesem Ereignisse hatte .veranschlagt werden dürfen , wohl um fünfzig Vrozent reduzirte. Da die Ernte im Juli beginnt und ungefähr im folgenden Januar beendigt ist , so wird der bedeutende Ausfall in unserer Ausfuhr theilweise erst im näehstkommenden Jahre ^n .^age treten.

703 Die ....Quantität des zur Ausfuhr gelangten Zukers , wenn auch geringer als diejenige von 1867, liefert dennoch einen grossern Ertrag, ein Resultat, das sowohl den hohexn Breisen, als der Verbesserung des Produktes zuzuschreiben ist.

Da die Zollansäze für die Erzeugnisse jeder Nationalität ein und dieselben sind, so wird der schweizerischen Erzeugnisse nirgends spezielle Erwähnung gethan.

Von Erossnung einer neuen Verkehrsstrasse oder Eisenbahn habe

ich nichts zu melden.

Die Vostschiffe der Messageries imperiale^ besorgen noch immer unsern Bostdienst, und ^war, was Europa, Jndien und Australien betrifft, regelmäßig alle vier Wochen via Aden.

Die einigen Banken , welche wir besizen , sind die Banque Com^ merc^le de Manr.ce und die (^riendal Bank Corporation.

Der ^insfnss ist auf nenn bis zwolf Prozente per Jahr geblieben , bisweilen werden Geldanlegungen gemacht zu sieben vom Hundert, aus lauge Termine , mit grundpfändlieher Sicherheit und aus Bfandbriefe der Munizipalität unserer Hauptstadt Bort Louis.

Es bestehen i.. der Kolonie mehrere Gesellschaften zur Versicherung ^egen Feuersgesahr und Unsälle zur .^ee, auch hat es eine Lebensversieherung , doch sind dies hautsächlieh Agenturen sremder Gesellschaften.

Der Doktor E. J e e r . ^ (ein berühmter, aus Mauritius geborener Ehemiker) hat ein neues Versahren (genannt Monosulplnte .de Ch^n^) entdekt, zur Reinigung und .Klärung des Zukerrohrsaftes, mittelst dessen in Be^ug auf Qualität und Quantität des Zukers eine grosse Ver^ besseruug erzielt wird. Dieses neue Verfahren ist ^.. Ende des Jahres 1868 von der Regierung patentirt worden ; es ist äusserst einsaeh und wenig kostspielig und liefert den Znker in der Weisse des rasfiuirten Zukers, aber in seinen, kr^ftallisirten Kornern. Von den 220 Zukersiedereieu, welche hier bestehen, haben etwa sechzig das neue Verfahren adoptirt. Vermutlich wird das Brodnklt im nächsten Jahre zum Export und, da es der Rassinerie nicht bedarf, direkt zum Verbrauche gelangen.

^metter ^.heil.

Einwanderung.

J n d i s eh e B e v o l k e r u n g .

Dieselbe war, laut meinem aus die offiziellen Dokomente gestuften Bericht, am 31. Dezember 1867 auf 224,8.)2 Seelen angeschlagen.

704.

.^ach einer Berichtigung aber von Seite der Regierung hätte diese 214,694 Seelen Bevölkerung am 31. Dezember 1867 in bestanden , wovon 146,278 Männer und 68,416 Flauen.

Einwanderung im Jahre 1868 . . 3,252 Geburten

.

.

.

.

.

.

.

.

.

6,207

^ zusammen --^-

Abzng :

9,459 ,, 224, 153 Seelen.

Die Zahl derjenigen , welche die Kolonie ver.^ lassen

haben

.

.

.

.

.

.

.

.

.

3,068

Todesfälle . . . . . . . . 12,186 zusammen ---^ Jndische Bevölkerung am 31. Dezember 1868 wovon 142 Männer und 67,508 Frauen.

Richt indische Bevölkerung, Total . . . .

Gesammtzahl der Bevölkerung am 31 . Dez. 1868

wovon 204.711 Männer und 119,691 Frauen.

^5,254 ,, 208,899 Seelen, 115,503

"

324,402 Seelen,

..^^^^^^^

.^terbefälle ereigneten sich im Laufe des Jahres ,

.

.

18,403

(11,550 Männer und 6,853 Frauen).

Die Zahl der im Jahre 1867 vorgekommenen Todesfälle 41,201 hat also diejenige des folgenden Jahres um . . . . . 22,798 überstiegen .

Das aus unserer Jnsel seit 1866 herrschende Fieber .ist noch nicht verschwunden, doch hat es an Jntensität um vieles abgenommen.

Wie zugenommen wird, fällt ungefähr ein Drittel der Gestorbenen auf

Rechnung dieser Epidemie.

Es besteht in der Kolonie keine Schweizergesellschaft.

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Bericht des schweiz. Konsuls (Hrn. G. C. Bourguignon, von Neuenstadt), in Port Louis (Insel Mauritius) über das Jahr 1868. (Vom 20. Oktober 1869.)

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1869

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3

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52

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

30.12.1869

Date Data Seite

699-704

Page Pagina Ref. No

10 006 375

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