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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 8. März 1869.)

Aus einen Berieht des eidg. Departements des Jnnern hat der Bundesrath beschlossen, die Konferenz der Kantone, welcher die Vertheilung und Verwendung der aus dem Jn- und Auslande für die Wasser beschädigten in den Kantonen St. Gallen, Granbünden, Hessin, Wallis.

und Uri .eingelangten Liebesgaben anheimgestellt ist, ans F r e i t a g

d e n 2. A p r i l nächstkünftig nach Bern einzuberufen.

Ferner beschloss der Bundesrath, es sollen an diese Konferenz auch die Mitglieder des eidg. Eentralhilfskomite, die Präsidenten der Schäzungssektionen und die wissenschaftlich-technische Kommission mit berathender Stimme eingeladen werden.

Der Vorstand vom eidg. Departement des Jnnern, Herr Bnndesrath S c h e n k , ist als Bräfident der erwähnten Konferenz bezeichnet worden.

Auf ein Gesneh des kantonalen Hilsskomite in Luzern hat der Bundesrath die am 12. Oktober v. J. für die dnrch Bosten zn befordernden .Liebesgaben an die wasserbeschädigten Schweizer bewilligte Portosreiheit für Sendungen bis auf 10 mit Rückfieht auf den Kanton ..Hessin auf Sendungen .von mehr als 10 ausgedehnt.

Der Bundesrath ermächtigte sein Vostdepartement, in dem Gasthause zum Sonnenberg auf S e e lis ber g (Uri) ein öffentliches Telegraphenbüreau zu erstellen.

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^ (Vom 10. März 1869.)

^ ^ Der Bundesrath hat sein Bostdepartement ermächtigt, mit der Regierung des Kantons Zürich wegen Errichtung eines Telegraphenbüreau's in E l g g einen Vertrag abzuschliessen.

Herr Karl Rudolf Baumann, von Zürich, Major im eidg.

Artilleriestabe, hat mit Schreiben vom 1. d. Mts. um seine Entlassung aus dem^ eidg. Stabe nachgesucht, welche Entlassung ihm vom Bundesxathe in allen Ehxen und unter Verdankung der geleisteten Dienste ertheilt wurde.

Der Bundesrath wählte : als Zolleinnehmer in SanBietro: Hrn. Giaeomo Manghera, von Stabio (Tesstn), Bridadier des

eidg. Grenzwächterkorps im Kan-

,, Telegraphist in Basel:

ton Tessin, Hrn. Bernhard Keller, von Sarmenstorf (^largau), Telegraphenaspirant ll.

Klasse,

,, Telegraphistin in Süs: Jgsr. Marie Mohr, von Süs (Graubünden), ,, Vostkommis in Glarus: Hrn. Rndolf Tschudi, von Schwanden, Vostvol.ontär in Glarus, ,.

,, ^ .. Genf: ,, Eharles Merlan, von und in dort, prov. Vostgehilse.

,, ,, ,, ,, ,, Eharles Du temps, von und in dort.

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422 (Vom 12. März 1869.)

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Veranlagt durch eine im St. G ..l l er T a g b l a t t erschienene, von ^ E a s p e r ^ V f e i f s e x unterzeichnete Einladung zur Auswanderung nach Nordamerika, hat der schweiz. Konsul iu E h i e a g o (Jllinois) unterm 20. Februar abhin das nachstehende Sehreiben an den Bundesrath gerichtet.

,,Tit.^ ,,Jn den iu Rew^ork erscheinenden .,Rachrichten aus Deutschland und der Schweif, vom 20. Februar d. J., erschien der im Ausschnitt beigelegte, die A u s w a n d e r u u g betretende Artikel.^ (Derselbe lautet wortlieh also . ^

...^ind.

,, .^ n r B e a ..h t ... n g f ü r A u s w a u d e r e r ^ ist ein Jnserat im St. Gall. Tagbl. überschrieben , das wir uusern Lesern der Kuriosität wegen mittheilen : Ein erst kürzlich aus Ehieago (Nordamerika) gekommener Schweizer, der Ende Januar uächsthin wieder dahiu zurückkehrt, ladet alle Au.^wanderungslustigen freundlichst ein , sich ihm an. zuschließen.

^ach Beseitigung der Wahlausregung , die durch Desiguirung des Generals Graut zum ^räsidenteu der Vereinigten Staaten ihren gütlichen Abschluß gesunden und einem lebhasten Verkehr Bla^ gemacht hat , --- .nlmmt dieser lettere einen Umsang an, wie er in Europa ganz undenkbar ist.

Tüchtige Dienstmädchen erhalten gegenwärtig monatlieh 100

bis 120 Francs ^25--30 Doll.) Lohn und Logis. - Tüchtige Kleidermacherinnen und Weissnähterinnen täglich 10 .^r. bis l 5 ^r. Lohn ohne ^ogis. - Tüehtige Arbeiterinnen für Häck-

lereien und Stickereien täglich 15 ^r. bis 20 ^r. Lohn ohne Logis. - Tüchtige Mechaniker täglich 20 ^r. bis 30 ^r. Lohn ohne Logis. - Tüchtige Gärtner täglich 20 ^r. bis 25 ^r.

Lohn ohne Logis. - Tüchtige Klavierlehrer verdienen per ....Stunde 10 Fr. bis 15 Fr.

Wenn 200 bis 300 Bersonen. die arbeitsfähig sind, mit einander nach Ehieago kommen, so kann der nach Ehieago zurückkehrende Veraulasser dieser Einsendung dafür garantiren , dass innert wenig Tagen alle gut uutergebracht und lohnend be-

schästigt sind.

Wer geneigt ist, sich dieser Ende Januar 18.^..) stattfinden-

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den Abreise anzuschliessen, beliebe sich besorderlichst zu wenden an Die kon^essionirte Haupt-Agentur : E a s p e r V s e i s f e r , ,,zum Grünen Baum^, Theaterpla^ in St. Gallen.

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423 Wenn freilich den Leuten drüben die Anstände in Amerika in so rosigem Lichte vorgemalt werden, dann ist es .nicht zu verwundern , wenn der Strom der Einwanderung von Jahx zu Jahr wächst .und viele Einwanderer mit der Jdee herkommen, hier flogen (um einen alten Gemeinplatz zu gebrauchen) ihnen die gebratenen Tauben in den Mund. Und wem fällt dabei nicht die alte Anekdote ein , nach welcher einst mehrere eben gelandete ,,Grüne.^ aus ihrem Wege von Eaftle Barden nach der oberen Stadt einen Silberdollar fanden.. und Einer, der ihn aushebeu wollte, von den Uebrigen mit den Worten davon abgehalten wurde ^ ,,Lass liege, wenn mer weiter nanf komme, finde mer Gold.^)

Dieses Jnserat ist nicht blos Wind, sondern Lng und betrug ^und Verrath an den Landsleuten , sollte daher in den herbsten Ausdrücken missbilligt werden, da dadurch mancher Schweizer ins ^Unglück geführt werden kann.

,,Die angeführten Löhne find durchgehend doppelt zu hoch ange.^eben, und sollte der betreffende Einsender, selbst wenn er der einflu^reichste Mann wäre, heute mit 200 oder 300 solcher Personen in Ehieago ankommen, so konnte er, tüchtige Dienstmädchen^ ausgenommen, für

keine dreissig Beschäftigung finden. Diesen ganzen Winter herrscht all-

gemeine Arbeitslosigkeit, welche voraussichtlieh noch einige Monate anhalten wird. Tüchtige Arbeiter aller Art, die schon Jahre lang hier wohnen und natürlich sogenannten Grüuen^) immer vorgezogen werden, ^suchen zu Hunderten umsonst nach Beschäftigung.

,,Da ich dachte, dass Sie wohl am besten in der Lage wären, von diesen Berichtigungen zum Wohl und Besten uuserer Laudsleute Gebrauch zu machen, so nahm ich mir die Freiheit, mich in dieser Angelegenheil. an Sie zu weudeu, allfällige offeutliche Publikationen .Jhrem weisen Gutachten auheim stellend.

^Hochachtungsvoll.

E h i e a g o , den 20. ^ebruar 1869.

,,Der schweizerische Eonsnl: ^ ^) ^eu Eingewanderten.

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