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schweiz. Generallonsuls in Nom (.Hrn. Loui.... Schlatter von St. fallen) über das Jahr 1868.

(Vom 20. April 1869.)

An deu hoher Bundesrath.

Tit. l Die Zahl der in päpstlichem Dienste stehenden Schweizer hat sich im Jahre 1868 na.uhast vermindert, theils in Folge der vielen Todessälle, theils in Folge von Moskaus und Desertion, wozu noch der Um-

stand kommt, dass die Mehrzahl derjenigen , deren Dienstzeit beendigt ist, in's Vaterland heimkehrt.

Die Lage des Handels in den päpstlichen Staaten hat sieh, statt ln den Beziehungen zur Schweiz und auch zu den andern Staaten eine Wendung zum Bessern zu nehmen, im verflossenen Jahre sogar noch verschlimmert. Vorerst gereichte der neueste mit Frankreich abgeschlossene Handelsvertrag den ..Produkten anderer Länder, namentlich der Schweiz, zum grössten Raehtheil. Gemäss einer srühern Konvention , welche ihm die Reehte der meistbegünstigten Ration zugestand , trat dann England in den Mitgennss der durch jenen Vertrag stipnlirten Begünstigungen ein.

Besonders waren es die Baumwollen- und Seidenartikel, welche hiedureh einen schweren Schlag erlitten. Der von Jhnen erhaltenen

Weisung und Vollmacht gemäss, bestrebte ich mich, bei der päpstlichen

Regierung eine Erklärung oder diplomatische Eonvention auszuwirken, nach welcher der Schweiz die Vortheile der meistbegünstigten Ration zugestanden würden.

6^2 Jm verflossenen Juli wurde diese Eonvention unterzeichnet. ^) Sofort konnten die schweiz. Waaren ans dem Zollamt bezogen werden und ihren Absaz suchen wie früherhin , ja sogar mit noch grosserm Erfolg, entweder weil diese Artikel am Blaze fehlten, oder aneh weil leztere der Zolldifsexenz wegen unverkauft geblieben waren.

Die Glarner und Zürcher Artikel, die bedrukten Mouchoirs, die Jndienne aus der Fabrik von Boudr^, die Baumwollenwaaren oder Hosenstoffe, sowie die baumwollenen Tischtücher aus dem Kanton Aargau, die Zürcher Seidenwaaren, die Bänder aus Basel, ebenso die St. Galler und Appenzeller Artikel, Stikereien und Mousseline haben ihren regelmassigen Verkauf und werden gegenüber gleichartigen Erzengnissen anderer .Länder bevorzugt.

Die Uhrenmacherarbeiten von St. Eroix^ , von La Eha..^ de Fonds und Genf, und ebenso auch ihre Bijouterie, haben sich hier fortwährend der Gunst des Bublikums zu erfreuen. Jch dars behaupten, dass unser .Land für den Lokalverbrauch mehr als drei Viertheile der fraglichen Artikel liefert.

Schweizerische .Leinenwaaren, als Leinwand, Tischtücher und Zwillieh haben seit einigen Jahren viel von ihrer Bedeutung verloren und werden vorzugsweise aus Frankreich und England bezogen.

Käse erfreut sich immer der gleichen Rachsrage, hingegen haben die Kalbselle aus Lausanne und den Kautonen St. Gallen und Genf an Bedeutung verloren. Breis und Qualität sind zu Gunsten Deutschtands und Frankreichs ausgefallen.

Stroharbeiten kommen kaum mehr hieher.

Jeh sehe mich ausser Stande, Jhnen über die Bedeutung der in diesem Lande verbrauchten sehweiz. Erzeugnisse genauen Bericht zu erstatten, indem diese Waaren uber Marseille und Genua naeh dem Kirehenstaat eingehen, also ohne bestimmte Ursprungsbescheinigung und daher auch ohue Auhaltspunkt zur Ermittlung ihrer Herkunst.

Die Ausfuhr aus deu päpstlichen Staaten nach der Schweig findet über Eivitaveeehia , Genua und Marseille statt , wodurch die Eontrolirung gleichfalls unmöglich gemacht wird. Sie beschränkt sich aus Knustgegenstände, rohe Wolle. aus Talg und Alaun aus der Umgegend von Eivitaveechia.

Troz ^der schlimmen Lage des Handels sind in den päpstlichen Staaten nicht viele Fallimente vorgekommen , im Allgemeinen besehwert ^man sich aber über starke Eonkurrenz und über die ausländischen Spekulanten, welche aus Brellerei ausgehen und sieh mit merkwürdiger Leiehtigkeit Waaren zu verschaffen wissen. Jeh kann in Bezug ans diese .Leute nicht genug vor allzu grossem Vertrauen warnen.

^) Siehe eidg. Gesezsammlung. Band IX, Seite .^.

633 Der Diseonto beträgt noch immer 6 Brozent per Jahr, die papstliche .Rente. Schwankt Bischen 56 bis 60 und steht im gegenwärtigen

...lugenblik aus 63. Das Geldagio betrug im Monate Januar 1868

sieben Brozent und ist sueeessiv bis zum verflossenen Dezember auf drei Dozent gefallen.

Die Eisenbahnen aus der ganzen .Linie Florenz-Rom-Neapel machten vortreffliche ..Geschäfte, infolge der langen Reihe von Festlichkeiten, die eine grosse Zahl Einheimischer und fremder herbeiziehen.

Die fchweiz. Wohlthätigkeitsgesellschast ist für unsere hülssbedürftigen Landsleute, welche durch den Umstand, dass sie hier seit vielen Jahren mit ihren Familien angesessen sind, an der Rükkehr in .ihre Gemeinden verhindert werden, von grossem Ruzen, und ebenso auch für jene Unglüklichen, die, von einer unbestimmten Wanderlust ergriffen, das Vaterland in der thorichten Hoffnung verl.assen haben, anderwärts ihr Glük zu machen, aber statt dessen gemeiniglich dem Elende anheimfallen. Entmuthigt, oft auch demoralisirt, wenden sie sich an unsere Gesellschast, um die Mittel zur He.imkehr zu erhalten. Jeh habe Jhnen unlängst den Bericht der leztern eingesandt, in der Absicht, Jhre Auf-

merksamkeit auf dieses wohlthätige und patriotische Jnstitut hinzulenken.

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schweiz. Konsuls in Lissabon (Hrn.

Ulrich Albert Deggeller

von Schaffhausen) über das Jahr

1868.

(Vom 4. Juli 1869.)

An den hohen Bundesrath

Tit. l Mit meinem ersten Jahresberichte bedaure ich , hervorheben zu müssen, dass hinsichtlich

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweiz. Generalkonsuls in Rom (Hrn. Louis Schlatter von St. Gallen) über das Jahr 1868. (Vom 20. April 1869.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1869

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

29

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

24.07.1869

Date Data Seite

631-633

Page Pagina Ref. No

10 006 214

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