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Schweizerischen Bundesblatt

XI. .Jahrgang. I.

Nr. 10. .

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5. März 1859.

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nationalräthlichen Kommission über die Botschaft Und den Beschlußentwurf des .Bundesrathes, betreffend die technische Schule.

(Vom

24. Januar 1859.)

Tft.!

Jhre Kommission hat die Botschaft des Bundesrathes, betreffend die Schweiz. polytechnische Schule und den Jhnen zur Berathung unterbreiteten .Beschlußentwurf einer gründlichen Prüfung unterworfen.

Der vorliegende Gegenstand zerfällt in drei Hauptfragen, welche wir der Reihe nach und fo gedrängt als die Sache es erlaubt, behandeln Sollen.

Erster A n t r a g . Ein Kredit von Fr. 34,000 wird für die AufBesserung der den Beamten des Polytechnikums ausgeworfenen Gehalte verDie Botschaft des Bundesrathes bespricht diesen Punkt einläßlich, und die Kommission hat es daher nicht für nothwendig erachtet, die bezüglichen Einzelnheiten hier zu wiederholen.

Sie ist der Ansicht, daß unsere polytechnische Schule auf eine ehrenvolle Stufe gehoben und in einer Weise ausgestattet werden niuß, die es ihr möglich machen soll, mit ähnlichen, in den Nachbarländern bestehenden Anstalten zu konkurriren. Es ist für die Schweiz eine Ehrensache, daß diese Anstalt eine g u t e und nicht bloß eine m i t t e l m ä ß i g e sei. Für die Erreichung dieses Zieles nun ist es von wesentlicher Bedeutung, daß nicht .nur die ausgezeichneten, dort lehrenden Professoren der Anstalt erhalten, sondern auch wissenschaftliche und literarische Kräfte von Ruf mehr und mehr Herbeigezogen werden. Männer von Ruf finden indessen in monarchischen Staaten eben so ehrenvolle und in finanzieller Hinsicht weit günstigere VerSendungen und Aussichten, als wir ihnen bieten können. Sie finden über-

Bnndesblatt. Jahrg. XI. Bd. I.

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166 dieß dort einen kofibaren Voxthei.l, auf den sie bei uns verzichten müssen, und der daxin besteht, daß fie sich für spätere Jahre, wo das Alter und die Gebrechen den Menschen zwingen, einem thätigen und arbeitsamen Leben zu entsagen. R u h e s t a n d s g e h a l t e sichern, welche ihre eigene Existenz und die ihrer Familien vor materiellem Mangel sicher stellen. Fügt man diesen Erwägungen noch den Umstand bei, daß die Preise der Bebensbedürfnisse, der Wohnungen, der Handarbeiten u. f. w. fortwährend steigen, was von der Bundesversammlung hinf.chtlich einer andern Klasse von Beamten bereits anerkannt und berüksichtigt wordeu ist, so kann man di.^ Notwendigkeit einer Revision der Gehalte der Professoren, in einer Riehtung , weiche es ihnen möglich machen soll, sowol während der Dauer ihrer Lehrtätigkeit anständig zu leben, als auch einige Ersparnisse für die .^ukunst bei Seite zu legen, nicht bestreiten.

Uebrigens darf man. nicht übersehen . daß vermöge der Beschaffenheit der Fächer, welche an der polytechnischen Schule gelehrt werden. die dort angestellten Professoren großenteils Fachmänner: Jngenieure, Architekten, Ehemiker sind , die bei dem Aufschwung , bei der gewaltigen Entwiklung der Gewerbsthätigkeit eine weit vorteilhaftere Stellung. als ihnen die fast immer undankbare und zweifelhafte Laufbahn des Lehrstandes zu bieteu vermag, sich schaffen könnten, wenn sie ihre Kenntnisse den im Zeitgeiste liegenden Unternehmungen widmen würden. Also auch von diesem Gesichtspunkte aus darf ihnen eine billige Schadloshaltung nicht verweigert werden.

Aus allen diesen Gründen findet Jhre Kommission die vom Bundesxathe ausgesprochene Absicht, die Stellung der Professoren am Pol^techni.kum zu verbessern , durchaus gerechtfertigt.

Was sodann die Feststellung der beabsichtigten Erhöhungen anbelangt, so findet Jhre Kommission, es liege weder in ihrer Aufgabe, noch sei es ihr möglich , sich damit zu befassen , und sie glaubt daher beantragen zu sollen, dieß der Einsicht und ^rsahrung der Verwaltungsbehörde zu überlassen. welche allein im Stande ist. zu beurtheilen, was jedem einzelnen nach Maßgabe seiner Verdienste, seiner Leistungen und seiner Bedürfnisse zuzutheilen ist.

Diese Behörde hat indessen nicht nur dem Lehrerpersonal der eidg.

polytechnischen Schule ihre Aufmerksamkeit zugewendet, sondern
sie auch auf das leitende Personal oder, um uns des Ausdrukes der Botschaft zu bedienen, d e m a n d e r S p i z e d e r V e r w a l t u n g s t e h e n d e n Bearnten ausgedehnt. Jn dieser Beziehung schlägt Jhnen der Bundesrath vor ..

a. den Gehalt des Schnlrathspräsidenten von Fr. 4500 auf Fr. ^000, b. die Zulage des Schuldirektors von Fr. 500 aus Fr. 1000 zu er...

höhen , und c. noch 2000 Franken zu anderweitigen dringlichen Aufbesserungen, wie.

zu einer Zulage von Fr. 500 sur die Bibliothek und den Bibliothekar, Taggelder u. s. w. zu verwenden.

I67 Jhre Kommission hat keinen Anstand genommen, den unter h. und c.

^.hievor erwähnten Erhöhungen ihre Zustimmung zu ertheilen.

Jn Betreff des Vorschlags a. hingegen hat Jhre Kommission, obgleich sie den hohen Fähigkeiten, dem thätigen, einsichtsvollen und hingebenden Eifer des ausgezeichneten Mannes, welchem der Bundesrath die Oberleitung der Anstalt anvertraut hat, volle Anerkennung zollt. und obgleich sie den Umstand, daß er eine ehrenvolle und einträgliche Stellung in seinem Kanton verlassen hat , um dem Rufe der Eidgenossenschaft Folge zu leisten,

gehörig zu würdigen weiß, nicht geglaubt, unbedingt auf die für ihu

vorgeschlagene Gehaltserhöhung eingehen zu können. Sie befürchtet. daß bei unfern repnblikanifchen Einrichtungen , unfern einfachen und prunklosen Sitten, wo die Ehre, eine hohe Würde zu bekleiden, das Vertrauen, die Achtung, deren der Würdenträger sich erfreut, besser als große Ge.^ .halte es können, für die Opfer und Müheu, denen er sich unterzieht, ihi^ belohnen; sie befürchtet, sagen wir. daß diese Gehaltserhöhung übermäßig erscheinen, Neid erregen und Vexgleichungen und Unzufriedenheit verursache^ dürfte.

Sie gibt stch daher die Ehre, Jhnen vorzuschlagen, die dein Präsidenten des Schulrathes zu gewährende Gehaltserhöhung auf Fr.

1000, statt auf Fr. ..500, wie der Bundesrath beantragt hat, festzustellen.

Hinsichtlich des Gesamtbetrages des vom Bundesrathe nachgesuchten Kredits zur Bestreitung der in obiger Hinsicht nothwendig werdenden Ausgaben hat die Kommission gefunden, Jhnen ohne Nachtheil vorschlagen ^u dürfen, denselben auf die ru^de Summe von Fr. 30,000 zu erinäßigen.

Sie ist überzeugt, daß die (^rundsäze der Sparfamkeit, welche die Vollziehungsbehörde leiten, daß die weife und umsichtige Verwaltung dex öffentlichen Einkünfte. von der sie bereits so viele Beweise gegeben hat, es derselben leicht möglich machen werden, auch mit dieser Summe auszureichen.

Der z w e i t e A n t r a g geht auf die Einführung eines mathematischen Vorkurses aiu eidg. Polytechnikum. welcher den Unterricht in der reinen und elementaren Mathematik (deutsch und französisch^, in der beschreibenden und angewandten Geometrie. im geometrischen Zeichnen und in der Experiinentalph^fik umfassen soll. Diesen verschiedenen Fächern würde noch ein Kurs deutschen Sprachunterrichts für Franzosen und ein solcher für französische Sprache für Deutsche beigefügt. Die Kosten für diesen Vorkurs sind aus Fr. 10,l^0() angeschlagen.. da man aber den Ertrag an Schulgeldern auf Fr. 2000 schält, so wird nur ein Kredit von Fr. 8()00 verlangt.

Jn dieser Frage, und zwar nur in dieser, ist Jhre Kommission, Tit., nicht einig. Der Berichterstatter, welcher d^.r Mehrheit sich anschließt, .iiberläßt es der dem Vorschlage des Bundesrathes beipflichtenden Binder....eit. ihre Ansichten auszuführen und die Gründe zu bezeichnen, aufweiche

sie sich stüzt.

Angesichts dieses Antrages, welcher eine wesentliche Aenderung des ^bisher Bestandenen bezwekt, hat sich die Mehrheit der Kommission die

168 Frage gestellt, ob das Bedürsniß eines solchen Vorbereitungskurses fi...^.

denn wirklich bereits so fühlbar gemacht habe, daß er jezt schon eing^ führt werden müsse. Sie ist der Ansicht, daß längere Erfahrungen noth.^ wendig seien und sie hätte, zur Unterfiüzung des fchulräthliehen Bericht.^ und der bundesräthlichen Schlüsse, die Beibringung statistischer Nachweise gewünscht, aus denen die. Zahl der Schüler, welche .denselben zu benuzer^ im Falle gewesen, so wie die Kantone, welchen fie angehören, ersichtlich wären. Sie hat sich sodann. gefragt , ob diese Neuerung nicht Nachtheil^ uach fich ziehen könnte, welche nach ihrer Meinung die Vortheile, die ma^.

sich davon verspricht, mehr als aufwägen würden. Sie befürchtet, da^.

dieses neue Rad einen Rükschritt im Erziehungswesens der Kantone herbei^ sühren und daß namentlich das Studium der deutschen Sprache da.vernach^

läßigt werden würde, wo da..^ Französische gebräuchlich ist.

Die meisten Kantone dringen bedeutende Opfer für ihre öffentliche^ Bildungsanstalten . und die Zahl der die obern Klassen besuchenden Zög.^ linge steht gemeiniglich nicht im Verhältniß iuit der Größe dieser Opfer...

Jst nun nicht zu befürchten, daß, sobald man einmal weiß, daß in Zuri..^..

ein Vorbereitungskurs besteht , der das lezte Studienjahr vorteilhaft e.^ sezen kann. die Kantonsregierungen sich veranlaßt finden werden, bisher mit großen Kosten erhaltene Lehrstühle aufzuheben^ So werden, ohne.

daß man es will, die Kantonsschulen ihren Unterricht ein Jahr frühem als bisher beendigen. Steht nicht ferner zu befürchten, daß diese Aus-.

ficht für die Zöglinge der Kantonsfchulen das werde, was man ini täglichem.

Leben ein Ruhekissen (oreiller de paressi nennt . und daß sie, in der Erwar.^ ^ tung, ein so ernstlicher und anhaltender Fleiß sei nicht mehr nothwendig, nicht.

einmal für diesen V o r k u r s g e n ü g e n d vorbereitet eintreffen. Der Nach.^ theil, der hieraus entstehen würde, wäre schlimmer. als der, über der..

man gegenwärtig klagt.

.^as ganz besonders dazu beiträgt , solche Befürchtungen be.^ de.^ Kommifsionsniehrheit rege zu machen, ist. daß der Schulrath selbst i^.

seinem Berichte die Möglichkeit einer merklichen Verminderung der Schülex in den Kantonsschulen zugibt. Sie glaubt. von der Wahrheit nicht .wei^ abzugehen, wenn sie behauptet, daß dieser Vorbereitnngskurs in Wirklich^ keit nur zu einem ersten Kurse der polytechnischen Schule werden und daß man nach und nach dahin gelangen werde. das zu haben , was ma.^.

im Anfange nicht wollte, nämlich eine allgemeine schweizerische Schule, stat.^.

eines einfachen Polytechnikums.

Noch eine Betrachtung anderer Art kann die Mehrheit Jhrer Kommis^ fion nicht unerwähnt lassen. Sie bezieht sich auf die Uebelstände, welche

sich an die Ausnahme von zu jugendlichen Schülern in die eidg. pol.^tech^

nische Schule knüpfen , wo sie , der Räthe und Aufsicht ihrer Eltern ent^.

^behrend , nur zu leicht schlechten Gesellschaften und bösen Beispielen au^

gesezt sind.

Welche Mittel wird man ergreifen, um den Umgang von Schüler.^ des Vorkurses mit ihren, an Alter und Unterricht vorgeschritteneren Schu.^

^

^

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^ genossen zu verhindern .^ Es ist klar . daß eine Ausscheidung , eine wirksame Trennung unter den Schülern der verschiedenen Altersklassen etwas.

Unmögliches ist, und die ganze Kommission glaubt, der Verwaltungsbe^hörde bei diesem Anlasse empfehlen zu sollen, kein Mittel zu versäumen, um die Ausführung der jungen Leute, welche die polytechnische Schule befuchen, zu überwachen. um sie einer strengen und sesten Zucht zu unterwerfen, um sie mit einem Worte dem S t u d e n t e n l e b e n zu entziehen, das^ fo anziehend es auch fein mag, nur zu häufig in trauriger und verderblicher Weise auf ihre Zukunft einwirkt.

Freilich fügt der Bundesrath bei,. daß das für den Eintritt in die.

polytechnische Schule sestgefezte Alter von 17 Jahren auch für die Schüler^ dieses Vorkurses maßgebend bleiben solle; allein diese Zuficherung beruhigt die Mehrheit Jhrer Kommission nur halb , erstens weil in diesem Altersjahre der Mensch kaum der Kindheit entwachsen ist, und zweitens, wei^ es sehr schwer halten wird. nicht zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel gestatten zu Innren.

Ein eben so wirksames Mittel, die juiigen Leute für die polytechnische Schiile vorzubereiten , scheint der Mehrheit Jhrer Kommission in den Privatinstituten zu liegen, welche ohne Zweifel bald in der Nähe von Anstalten, wie unsere polytechnische Schule ist, entstehen werden, Jnstitute, die ir..

allen Hauptstädten der Nachbarländer, namentlich in Paris, blühen und gedeihen und die wirkliche Pensionen unter der Leitung eines oder mehrerer Professoren sind. Wenn wir gut berichtet sind, so bestehen in Zürich bereits derartige Anstalten, und die Kommission hofft. der Bundesrath werde ihre Ausdehnung und Entwiklung ermuthigen und begünstigen.

Aus allen diesen Gründen hal die Mehrheit Jhrer Kommission di.^ .^hr^, Jhnen vorzuschlagen, von dein Antrage auf Errichtung eines Vorkurses und Bewilligung des zu diesem Zweke verlangten Kredites Umgang.

zu nehmen. Sie darf Jhnen zwar, Tit. , nicht verhehlen , daß die sie

bildenden Mitglieder sich bei ihrer Entschließung dnrch örtliche und ihnei...

eigene Verhältnisse in sofern haben beeinflussen Kantonshanptorten genügende Unterrichtsmittel zu dem Studium sich widmenden jungen Mitbürger das Polytechnikum zu beziehen, ohne zu dem Vorbereitungsschnle greifen zu müssen.

lassen, als sie in ihren besizen glauben, iim ihre.^ in den Stand zu sezen, beantragten Mittel einer

Sie lassen fich in keinerlei Weife aber durch Sparfamkeitsrükfichter^ in einer Frage von so hoher Bedeutung leiten und wünschen vor Allem, sich nicht den Vorwurf der Selbstsucht u.nd des Kirchthnrmgeistes (esprit d^ clocher) zuzuziehen, weßhalb sie auch nicht anstehen, Jhnen zu erklären, daß sie ihrer Anschauungsweise gerne entsagen werden , wenn eine gewisse Anzahl ihrer Kollegen das dringende Bedürsniß d^ser neue^ .Einrichtung ^ für ihre Landes^egenden nachweisen wird.

Ein d r i t t e r und l e z t e r A n t r a g geht auf die Errichtung .eines Lehrstuhles für Landwirtschaft und die Erwerbung landwirthfchaft^

^70 Sicher Modelle, wofür um einen Beitrag von 6000 bis 7000 Franken be...

der Bundesversammlung nachgesucht wird.

Landwirtschaftliche Vereine, namhafte Landwirthe unsers Landes.

haben die Bewilligung dieser Einrichtung verlangt, von der sie die günfiigfien Ergebnisse für unsern bedeutendsten Erwexbszweig sich versprechen.

Ohne diese Hoffnungen vollkommen zu theilen . hat die Kommission^ die in dieser Beziehung zu ihrer Befriedigung einig geht , nichts destin weniger gefunden, daß es angemessen sein würde, so laut ausgesprochenen Wünschen Rechnung zu tragen , hierin der ..Erwartung eines bedeutenden.

und wichtigen Theiles unfers Volkes zu entsprechen. Jndessen ist sie dex^ Ansicht, daß, bevor man diesen Lehrstuhl definitiv aufstellt, es nothwendig^ sein wird, die Sache während einigen Jahren der Prüfung der Zeit und.

der Erfahrung zu unterwerfen.

Jhre Kommission hegt die Befürchtung . daß die enthusiastischen Anreger der Einführung dieses neuen Unterrichtszweiges am eidg. Polvtechni^ kum sich Jlliisionen hingeben und demzufolge sich Verrechnungen und Ent.^ täuschungen aussezen. Solche Jhnen zu ersparen. glaubt die Kommission^.

folgende Betrachtungen Jhrer Würdigung noch unterbreiten zu sollen.

Eine Vergleichung zwischen den uns umgebenden Staaten , welche ausgedehnte Güterkomplexe enthalten und eine Menge reicher Grundeigenthümer zählen, und iinserm kleinen schweizerischen Vaterlande, wo Grund^ und Boden eine beifpie.lose Zerstüklung und Zersplitterung erlitten haben, und wo beim Abgange großer Reichthüiner eine vielleicht den Vorzug verdienende allgemeinere Wohlhabenheit herrscht. würde nicht am Plaze sein.

Eine Folge dieser Verschiedenheit ist, daß die in Frankreich, in England und.

in Deutschland geltenden Bewirthschaftungsf^eme bei uns niir schwerlich Anwendung finden könnten und daß die auf Bereichernng der ^inen abzie^ lenden Versuche vielleicht den Untergang der Andern herbeiführen würden.^ Was unserni Lande in Bezug auf den Landbau noth thut, sind nicht sowol Theorien als P r a x i s , die hinwieder ohne Zweifel auf gute: Methoden und gute Beispiele sich ftüzen und auf eine genügende Ersahrung gegründet sein iniiß.

Jn dieser Hinsicht nun findet Jhre Kommission, daß die in mehrere^.

Kautonen bestehenden land.^irthschaftlichen .^chul..n nnd Vereine den bestem Unterricht und die
wirksamsten Anregungen zu geben vermögen.

Sie glaubt nicht, daß unsere Landleute schon seit Langem versucht gewesen seien , ihre Söhne an das Polytechnikum zu schien , um dort di.^ Akerbaukunde zu studiren , und sie erlaubt sich zu bezweifeln , daß sie eintretenden Falls mit um so lebhafterer Lust und entschiedenerer Liebe zu ihrem Stande nach Hause zurükkehren würden.

Oder zählt man vielleicht auf Söhne von Greindbesizern. welche diesen.

.Kurs besuchen und die Schule beleben würden^ Auch in dieser Hinsicht glauben wir, daß die Eltern, welche ihre Söhne der Landwirtschaft be^.

^

17.l

^immen, es vorziehen, sie in Anstalten zu bringen, wo fie im Praktischen ^ich üben können, während sie den theoretischen Unterricht genießen. Wenn ^ich nichts desto weniger Schüler dieser Art einfinden sollten, so würde .man bald den Mangel aller Mittel für die Anwendung der dort gelehrten .Theorien beklagen, und der Drang der Umstände könnte, man bedenke ^ieß wohl , leicht Anlaß zu dem Vorschlage geben, eine Musterwirthfchast ^ei.. Lehrstuhle sür Landwirtschaft beizugeben.

Die Schüler der mathematifchen und chemischen Abtheilungen werden ^urch die Zahl und Wichtigkeit der Fächer, welche sie kennen lernen sollen, ^zu sehr in Anspruch genommen , als daß man vernünftiger Weife erwarten bürste, sie sollten den geringsten Theil einer kostbaren Zeit einem Fache .widmen, das mit ihrem künstigen Berufe nur geringe oder gar keine Ver..

^vandtschaft hat. Jhre Kommission vermag also nur in den Zöglingen der F o r s t s c h u l e Schüler zu sehen, für welche das Studium der Landwirthschaft wirklich interessant und vortheilhast sein könnte ; und wenn es sich .nur darum gehandelt hätte, diesen ^weig dem Programm^ ihres StudienKurses neu beizufügen , so hätte sie nicht angestanden , Jhnen die Annahme .in definitiver Weife zu empfehlen.

Beim jezigen Stande der Frage beschränkt sie sich darauf, Jhneu Vorzuschlagen , den für die Errichtung eines landwirtschaftlichen Lehrstuhles ^nd einer Sammlung landwirthschaftlicher Modelle verlangten Kredit von Fr. 6000-7000 nur versuchsweise und für so lange zu bewilligen, bis eiu .Bericht des Bundesrathes Sie über die Tragweite der dadurch erzielten Ergebnisse völlig aufgeklärt haben wird.

Schließlich hat Jhre Kommission, Tit., die Ehre, Jhnen die Annahme des amendirten Beschlußentwurfes, so wie er aus ihren Berathungeu hervorgegangen und an Sie ausgetheilt worden ist, zu empfehlen.

Bern, den 24. Januar 1859.

^

N a m e n s der Eo mniission,^ Der Berichterstatter: Alfred Bonderweid.

^) ^ie kommission bestand aus den ^erxen : .A. .^. P i a g e t , in ^uenbuxg. ^ .^. ^ e ß m e r , in Fxanenseld.

^. .fingier, in ^enzbuxg.

^. ^ a u t e x b n r g . in Bern.

A. ^ o n d e x w e i d , i.n Fxeibnxg.

^72 Beschlußentwurs.

der

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g schweizerischen Eidgenossenschaft,

nach Einficht einer Botschaft des Bundesrathes vom I2. Januar 1859,^ ^n der Absicht , das Personal der eidgenössischen polytechnischen Schule in inständigerer und den Verhältnissen angemessenerer Weise zu entschädigen und den Wünschen gerecht zu werden , welche von verschiedenen Seiten für die Errichtung eines Lehrstuhles für Landwirtschaft ausgesprochen wox,.

^en sind ;

in Abänderung der Art. 5 und 25 des Bundesgesezes über die eidg.

polytechnische Schule, vom 7. Februar 1854, beschließt:

Art. 1. Der jährliche Beitrag der Eidgenossenschaft für die eidg.

polytechnische Schule wird auf hundext achtzigtausend Franken festgefezt.

Axt. 2. Ueberdieß wird ein Kredit von Fr. 6000-7000 für die ^exsuchswerse Errichtung eines Lehrstuhles für Landwirtschaft und einer Sammlung landwirtschaftlicher Modelle eröffnet.

Art. 3. Die anfänglich auf Fr. 4500 festgesezte Besoldung des^ Präfidenten des Schulrathes wird um tausend Franken erhöht.

Die Mitglieder des Schulrathes werden wie die Mitglieder dex

Kommissionen dex Bundesversammlung entschädigt.

Art. 4. Die Besoldungserhöhungen für die Lehrex werden nach Art. 30 des Gesezes über das Polytechnikum vom Bundesrath vorge.uommen.

Art. 5. Gegenwärtiger Beschluß wird in seiner Wirkung aus den.

..l. Jänner 1859 zurükbezogen.

Art. 6.

.^ragt.

Der Bundesrath ist mit der Vollziehung desselben beaus^ ^

(^ergl. das Nachtragest , betreffend die eidg.^ pvl.^echnische Schule im VI.

^ande der eidg. Gesezsammlnng . Seit^ 1.^2).

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Bericht der nationalräthlichen Kommission über die Botschaft und den Beschlußentwurf des Bundesrathes, betreffend die technische Schule. (Vom 24. Januar 1859.)

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1859

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10

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

05.03.1859

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165-172

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10 002 704

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