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Ans den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 12. März 1856.)

Herx R u c h , schweizerischer Konsul in Hamburg, theilt dem Bundesxathe in seinem vom 7. dieß datixten Jahresberichte Folgendes mit: ,,Uebex das verflossene Jahr läßt fich in Beziehung auf die Handelsthätigkeit dieses Plazes wieder nur Erfreuliches berichten. Die HandelsGeschäfte giengen ihren gewohnten soliden Gang: Preiserhöhungen fanden dabei allerdings statt ; indessen wäx von häufiger und bedeutender Preise schwankung keine Rede. Der Krieg und die Furcht vor weitern Verwiklungen unter den Mächten hielt den Unternehmungsgeist unserer Börse in engen Schranken und benahm derselben die Lust zu solcheu Geschäften, die sich erst auf längere Zeit hinaus abthun lassen. Eine namentliche Folge davon war, daß die direkte Einfuhr os.indischer Artikel bedeutend abgenommen, dagegen aber deren indirekter Bezug über England um so mehr sich gehoben hat. Ein sehr kleiner Theil der Geschäfte, welche früher zwischen England und Rußland direkte getrieben wurden , hat über hier seinen Weg nach dem Norden genommen, eine Richtung, welcher, der Sperre der russischen Häfen wegen, auch manche Kolonialartikel gefolgt sind.

Dadurch erklärt es fich auch, daß die Kassee- Einsuhr die kolossale Höhe von 94 Millionen Pfund erreichen konnte, wovon B r a s i l i e n allein 64 Billionen Pfund lieferte. Von Zuker betrug die Einfuhr zwar 13 Millionen Pfund weniger als im Jahr 1854 und reduzirte sich auf 60 Millionen Pfund; dagegen behielten wir aber anch am Schlusse des Jahres den beispiellos geringen Vorrath von ..irea 1/2 Millionen Psnnd, gegen 12 Millionen Pfund am Schlusse des Jahres 1854. Hinsichtlich der Baum-

.volle sindet ein ähnliches Verhältnis,. statt. Die Einfuhr, aus 119,489

Eolli bestehend, war zwar um 28,000 Eolli geringer als Anno 1854, überstieg aber immerhin noch die früheren Jahre. Am Jahresschluß war der Vorrath auf rirea 2300 Eolli zusammen geschmolzen, gegen 15,300 am vorigen Jahresschluß. Die Vereinigten Staaten sollen eine sehr gesegnete Aernte gehabt haben und daher beträchtliche Zufuhren zu erwarten sein, was nicht ohne Einfluß auf die Preise bleiben dürfte. Auch Reis hat, wie es fich bei den hohen Korn- und Kartosfelpreisen voraussehen ließ, eine bedeutende Rolle gespielt; zwar fehlten die a m e r i k a n i s c h e n Sorten, in Folge der vorjährigen schlechten Aernte, sast gänzlich auf unserm Markte. Die Einfuhr aus O s t i n d i e n erreichte eirea 193,000 Säke und überstieg die vom vorigen Jahre um eirea 67,000 S.äke.

Die Preise der übrigen Eerealien sind natürlich auch für Reis maßgebend, in welkem übrigens eine bedeutende Konjunktur sich gezeigt haben würde, wenn der Zollverein P r e u ß e n s Vorschläge zu einex .momentanen Zollermäßigung angenommen hätte. Unter den Waaren, die

243 r.icht den Hauptartikeln unsers Handels beizuzählen find, erregte besondexs auch S a l p e t e r Aufmerksamkeit, dessen Einfuhr und Preife eine verhältnißmäßig s.^hr bedeutende Höhe erreichten. Daß Einiges von diesem Artikel seinen Weg nach dem Osten genommen haben mag , wird niemand bestreiten , verdient aber hinsichtlich der Quantität gewiß nicht die Beachtung, welche die Westmächte davon genommen, die in ihrem Kriegseisex,

entrüstet über die hiesige bedeutende Einfuhr, es gar nicht berüksichtigt zu

haben scheinen, daß S a l p e t e r neben großen Quantitäten Guano zu landwirthfchaftlichen Zweken immer mehr Verwendung findet, und daß auch die deutschen Staaten, die dann doch bei der Lage Euxopa's nothwendig einige Rüstungen vornehmen mußten, zu diesem Zweke auch einer gxößexn Quantität Salpeter als gewöhnlich bedurften. Noch ist zu erwähnen, daß die Einfuhr von England an Twist und Baumwollengarn auf 39,409 Eolli gestiegen ist, und daher die Einfuhr von 1854 um 245^

Eolli übersteigt.

,,Ein großes Hemmniß an kaufmännischen Unternehmungen bildet auch der gegenwärtige hohe Stand unsers Geldmarktes. Der Zinsfuß, welcher Jahre lang so niedrig war, daß die Rentiers fich gezwungen sahen, andere Verwendung für ihre Kapitalien zu suchen, ist in der lezten Hälfte des vorigen Jahres plözlich und widex Erwarten zu dem andern Extrem übergegangen. Der Zinsfuß, der schon 7 o,^ erreicht hatte, und jezt zwischen 5 und 6 ^ variirt, hält man nach f r ü h e r e r Erfahrung zu hoch für einen soliden Geschäftsgang.

,,Die Auswanderung über unfern Plaz hat fich im vorigen Jahre außerordentlich vermindert, und belief sich bloß aus 18,652 Personen,

gegen 50,819 im Jahr 1854^) Das Defizit entsteht hauptsächlich aus dem verminderten Emigriren nach den Vereinigten Staaten N o r d a m e r i k a ' ^

das fich von 37,695 Personen im Jahr 1854 auf 11,573 im Jahr

1855 vermindert hat, wie es auch nicht anders zu erwarten war.

Die Folgen der schlechten Aerute vom Jahr 1854, die in manchen Theilen der Union fast zu einer Hungersnoth führten, das traurige Schiksal der Einwanderer unter diesen Umständen, die brieflichen Berichte darüber, besonders aber die mündlichen Klagen der zahlreich Zurükgekehrten, hat die Bevölkerung Deutschlands von den fieberhaft glänzenden Einbildungen über amerikanische Zustände geheilt. Nicht allein Hunger und Elend hat diese Reaktion bewirkt, sondern eben so sehr das wenige Mitgefühl eines großen Theils der eingeboxnen Bevölkerung und deren Antipathie gegen deutsche Sitte und Denkungsaxt.

,,Nach Brasilien dagegen hat sich die Auswanderung im J. 1855 noch vergrößert, zumal während demselben 1978 Personen auswanderten und

r.ux 1394 im J. 1854.

Man sucht dort die Einwanderung zu begünstigen,

und kommt den Einwanderern zu diesem Zweke sowol von Seite der Regierung^ *) Siehe Bundesblatt vom Jahr 1855, Band I, Seite 203.

^244 .als der Privaten entgegen, und bietet ihnen die Hand zur Erleichterung ihres Fortkommens. Dazu kommt der glükliche Umstand, daß der Ein^anderer mit seinem Gepäke auf dem W a s s e r w e g das Ziel feiner Reise beinahe überall zu erreichen vermag, so daß mit dem Ende der Seereise die Reisestrapazen meistens überstanden find; in den Vereinigten Staaten aber beginnen sie bei der Asuschiffung eigentlich erst recht, indem viele hundert ^Meilen noch über Land zurük zu legen find, bevor der f e r n e W e s t e n .erreicht ist, wo allein der mittellose Landmann eine unabhängige Stellung durch schwere Arbeit, und dann auch nur u n t e r günstigen Um.ständen, fich zu erringen vermag. Es ist daher mehr als wahrscheinlich, daß die Emigration nach Brasilien, wohin in den Jahren 1852 bis 1855 uber diesen Plaz 5644 Personen ausgewandert find, sich noch merk..lich heben dürfte.^

(Vom 21. März 1856.)

Mit Depesche vom 14. dieß brachte der schweiz. Generalagent in Neapel dem Bundesrathe zur Kenntniß, daß die Regierung Beider Sizi.lien, welche durch Dekret vom 4. l. Mts. die Ausfuhr des Zwiebaks ^.und der italienischen Pasten (pates d'ltaiie) gegen einen Zoll von Duk. 1 -- Gr. per Eantaro (89 Kilogramm) , der Bohnen gegen einen Zoll von ^0 ., ,.

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und der Lupinen (Wolfsbohnen) ..

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gestattete, unterm 13. dieß die Verfügung getroffen ^habe, daß bis Ende künftigen Aprils auch Korn, Mais, H a f e r und ^Gerste ausgeführt werden dürfe, was seit mehr als zwei Jahren ver^oten war.

Der Ausgangszoll für das Korn ist Duk. 2. ....... pex Eantaxo.

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.^ahlen^des Bundesrathes.

Zollbeamte ^ ^24. März, Herr Pierre Baud, von Chéne-..fh..)nex, Kts. Gens, zum Gehilfen des Hauptzolleinnehmers im Freihafen zu Genf.

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Herr Hans Engel, von Langwies, Kts. Graubünden, zum zweiten Gehilfen beim eidg. Niederlagshaus in Ehur.

Postbeamte .

26. März, Herr Louis R a u s c h e r t , von Morsee, in Breuets, Kts.

Neuenburg, zum Posthalter am leztern Orte.

28.

..

Herr Alois Müller, Fürsprech, von Hospenthal, Kts. Uri, und -...

Herr August U n g e r er, von Klein - Hüningen , zu Post..

kommis iu .Basel.

245 Auf dem Hauptpostbüreau B a s e l sind befördert worden .

Herr Johannes G ü r t l e r , von Allschwyl, zum Adjunkten der Kreispostdirektion ; ... J. Christian F r u t i g e r , von Bafel, an eine besser besoldete Kommisstelle.

Zu Pulvervexkäufern wurden patentirt..

Herr Johann Dietrich, v. Därligen, Krämer in Neuenegg, Kts. Bern...

,. Kafpax Schnee li, in Wallenstadt, Kts. St. Gallen.

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Pietro Z a no lari, in Brusio, Kts. Graubünden.

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Eidgenössisches Polytechnikum.

Der Unterricht des Sommerhalbjahres beginnt Montags den 14. April.

Anmeldungen von Zuhörern sind bis zum 9. April der Kanzlei des schweiz.

Schulrathes in Z ü r i c h (Stiftgebäude, Kirchgasse) einzugeben.

Das Programm über die t.nterrichtsgegenstände, so wie alle andern, .das Polytechnikum betretenden Schriften, sind ebenfalls bei der Kanzlei ...es Schu l r a t l.. e s zu beziehen.

Zürich, den ....5. März 1856.

J. W. v. Deschwanden, Direktor des Polytechnikums.

Ausschreibung von erledigten Stellen.

(Anmeldungen ohne gnte Leumundszeugnisse können nicht berük.

sichtigt werden.)

1) Visiteur bei der Hauptzollstätte Col des Boches, Kts. ...teuenburg.

Jahresbesoldung Fr. 840. Anmeldung bis zum 12. April nächsten bei der Direktion des V. Zollgebiets in Lausanne.

2) P o s t h a l t e r tu D e g e r s h e i m , Kts. St. Galleu. Jahresbesoldung

Fr. 120. Anmeldung bis zum 10. April nächsten bei der Kreispost.

direktion St. Gallen.

....) Posthalte... und Telegraphist in A a r b u r g , Kts. Aargau.

Jabresbesoldung Fr. 1000 uebst Fr. 180 sür Telegraphendienst. Au.

meldung bis zum 10. Aprii nächsthiu bei der Kretspostdirektiou Aarau.

4 ) P o s t k o m m i s in Lausaune.. .Jahresbesoldung Fr. 804. Anmeldung bis zum 15. Avril uächsthin bei der Kreispostdirektiou Lausanne.

.5) Briessammler (leveur de boites) in Gens. Jahresbesoldung

Fr. 644. Anmeldung bis zum 15. April n...chsthin bei der Kreispostdirektion Genf.

6) Pulvermacher in Altstätten, Kts. Zürich. Anmeldung bis Ende

April d J. beim eidgenössischen Pulververwalter in Bern, oder b.'iui Pulvermagazinverwalter in Zurich.

^

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

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1856

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1

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15

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.03.1856

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