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Aus den Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 20. Dezember 1856.)

Mit Riikficht auf die gefahrvolle Lage des Vaterlandes hat der Buudesrath beschlossen zwei eidg. Divistonen in deu aktiven Dienst einzuberufen, und zwar a. für die nordwestliche Schweiz:. die dritte Armee-Division, unter dem Kommando des Herrn eidg. Obersten Bourgeoisi.

Doxat mit dem Hauptquartier in Liestal.

b. für die nordöstliche Schweiz : die fünfte Armee-Division, unter dem Kommando des Herrn eidg. Obersten Ziegler, mit dem Hauptquartier in Frauenfeld.

Ferner wurde der ganze übrige Buudesauszug und die R e s e r v e auf's Piket gestellt.

(Vom 21. Dezember 1856.)

Der Bundesrath hat die Einberufung der Geuerakstäbe von vier Armee-Divistonen beschlossen, und zwar .

den Generalstab von der zweiten Armee-Division, Hauptquartier Mvutier.

., ,, .. .. vierten ,, ...

Aarau.

..

..

,, ., sechsten ,.

...

St. Gallen.

...

,.

., ... achten .., ..

Züxich.

Ferner beschloß der Bundesrath ^ es seien die Pferderationen an die gerittenen Offiziere des Generalstabes, vom 21. dieses Monats au, zu vergüten.

Ein von der neuenburgischen Pol;iei aufgegriffener badischer Handelsreifender, Ludwig Benzinger von Mannheim, wohnhaft in Heidelberg, welcher überführt wurde, als Agent provocateur unter den deutschen Flucht^ lingen zu wirken versucht zu haben , ist vom Bundesrathe aus der Eidgenossenschaft weggewiesen worden.

(Vom 22. Dezember 1856.)

Die Studirenden am eidg. Polytechnikum und an der Hochschule in Zürich haben, bei der gegenwärtigen Lage des Vaterlandes, dem Bundesrathe ihre militärischen Dienste angeboten und den Wunsch ausgesprochen, mit den Studenten anderer Kantone als geschlossenes Korps orga.uifirt zu werden.

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(Vom 22. Dezember 1856.)

Der Bundesrath hat den bisherigen Pofthalter in O s o g n a , Kts, Tessin, wegen Unterschlagung von Geldpaketen, im Betrage von Fr. 172. 80, von feiner Stelle entlassen und ihn den kantonalen Gerichten zur Bestrafung ..iberwiefen.

(Vom 23. Dezember 1856.)

Der Bundesrath hat seinem Militärdepartement

ertheilt :

die Ermächtigung

1. den Generalstab der l. eidg. Armee -Division, Kommandant Herr . eidg. Oberst Veillon, Fréd., Hauptquartier Biel, in den aktiven Dienst einzuberufen ; 2. eventuell die Offiziere des Geniestabes und die Sappeurs des Auszuges einzuberufen ; 3.

an die Kantone die Einladung ergehen zu lassen , die ReserveSappeurs-Kompaguieu um je 32 Mann zu vermehren , und die Scharfschüzen-Kompagnien bis zu der Zahl von 115 Mann pex Kompagnie einrüken zu lassen;

4.

behufs der Armirung der Dampfschiffe auf dem Bodensee die nöthigen Laffetten und Kanonen herbeizuschaffen; 5. Für die Sicherung der schweizerischen Häf..n am Bode..fee die nöthigen Vorkehrungen zu treffen.

Herr Rudolf v. Erlach, von Bern, wurde vom Bundesrathe zum Hauptmann im eidgenöfsiichen Artilleriestabe ernannt.

(Vom 24. Dezember 1856.)

Der Bundesrath hat sich veranlaßt gefunden, an fämmtliche KautonsRegierungen das nachstehende Kreisschreiben zu erlassen.

Tit.

,,Bei der ernsten Lage des Landes leben wir uns veranlaßt, Jhre "Aufmerksamkeit auch speziell auf den Pol.zeidie..st zu richte und Sie zu versuchen, dafür besorgt zu sein, daß derselbe besonders nach zwei Rich"tungen hin mit aller Energie durchgefüh... würde.

,,Auf der einen Seite ist es erwiesene Thatsache, dass gebungene "Spione und Agents provocateurs das Laud Durchziehen. Die Astern ex,,forschen die Vertheidigungsmittel des Landes und trachten, Durch allerhand ,,Gerüchte Zwietracht und Muthlofigkeit zu pflanzen; Die leztern wenden "sich an die Fremden und besonders an politische Flüchtig und suchen "sie zu revolutionärem Handeln in ihrer Heimath zu bestimmen, aber we-

765 ,,nigstens zu Aeußerungen in diesem Sinn. Wollen Sie daher Jhrex ,,Polizei die größte Wachsamkeit, so wie energisches Einschreiten gegen solche ,,Jndividuen befehlen."

,,Eben so nothwendig scheint es uns aber auf der andern Seite, so ,,viel an uns zu verhindern, daß nicht durch Fremde von unsexm Gebiete ,,aus gefährliche Umtriebe gegen andere Staaten angezetttelt werden.

,,Zeigen wir durch unser Verhalten, daß unsere Sache eine nationale, ,,die Verteidigung unsers Rechtes eine ehrenhafte sei und daß wir durch ,,die That die Beschuldigung zurükweisen, fremden demagogischen Zweken ,,zu dienen. Sie werden daher ersucht, einen allfälligen Zudraug neuer

,,politischer Flüchtlinge zurükzuweisen, die vorhandenen forgfältig zu über-

,,wachen und denselben anzeigen zu lassen, daß s.e sich aller politischen ,,Manifestationen, so wie aller geheimen Umtriebe zu.. enthalten haben, ,,widrigenfalls sie mindestens sofortige Ausweisung zu gewärtigen haben.

,,Endlich sprechen wir noch den Wunsch aus, Sie möchten Jhren ,,ganzen Einfluß verwenden, daß die schweizerische Presse die Situation ,,ernst und würdig bespreche und gemeine Beschimpfungen und polterude ,,Herausforderungen verschmähe...

(Vom 25. Dezember 1856.)

Der Bundesrath hat dem Herrn eidg. Obersten Egloff, Kommandanten der 1V. eidg. Division, die Vollmacht ertheilt, nötigenfalls die gesammte noch verfügbare Militärmacht der Kantone St. G a l l e n und A p p e n z e l l beider R h o d e n in den Dienst berufen zu dürfen.

(Vom 26. Dezember 1856.)

Jn Beziehung auf die Organisation der Landwehr, f... wie allfällig weiterer Wehrkräfte, hat der Bundesrath das nachstehende Kreisschxeibeu an die Kantonsregierungeu zu erlassen beschlossen :

Tit.

,,Nachdem nun bezüglich des Auszuges und der Reserve die erfordere ,,derlichen Verfügungen getroffen sind, erachten wir als die höchste Zeit, ,,auch die Organisation der Landwehr, so wie allfäl.lig weiterer Wehrkräfte ,,näher in's Auge zu fassen.

,,Wir richten daher an die sämmtlichen h. Kantonsregierungen die drinAgende Einladung, da, wo es noch nicht geschehen ist, unverzüglich die ,,Landwehr zu organifiren, die Infanterie in Bataillone oder Halbbatailloue, ,,die Spezialwaffen aber in Kompagnien einzuheilen. Diejenigen Kantone, ,,welche genügendes Personal in der Landwehr haben, könnten sogleich ihre ..Bataillone in Brigaden sormiren, um als solche der. Militärbehörde zur.

..Verfügung gestellt zu werden.

Bundesblatt. Jahrg. vIII. Bd. II.

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766 ,,Alle übrige , nicht bereits in den Auszug , die Referve oder in die .,,Landwehr eingeteilte Mannschaft sollte dann ebenfalls in Korps organi,,fixt werden.

,,Besonders wünnschenswerth ist die Organisation von Schiizenkorps, ,,wozu der schweiz. Schüzenverein Hand bieten wird. Eben so die Bildung ,,akademischer Korps, nach welcher die studirende Jugend allerwärts ruft.

,,Auch die b e r i t t e n e n Leute wären als solche in Korps zu ver..

,,eiuigen.

,,Der Rest der Mannschaft wäre, wo er Waffen hat und diese zu ,,führen weiß, der Landwehr einzuverleiben oder als Bürgerwachen zu or,,ganisiren, um in Städten und Dörfern die Polizei zu handhaben.

,,Insbesondere endlich ist dieBildung von S c h a n z e n a r b e i t e r t o r p s , ,,die, mit Schaufeln, Haben und Beilen versehen, sehr gute Dienste leisten ,,können , zu empfehlen.

.

,,Alle diese Körper sind gehörig zn organisiren und mit Führern zu ,,versehen, wobe.. als Grundsaz festzuhalten ist: lieber weniger, aber gut ,,orgaurfirt, als viel ohne Organisation.

,,Schließlich ersuchen wir Sie, dem eidgenössischen Militärdeparte-

,,mente beförderlich, wenn möglich bis zum 15. Januar 1857, Kenntniß ,,zu geben, was nach allen diesen Richtuugen in Jhxen Kantonen geschehen ,,sei und über was verfügt werden könne. ^ Herr Bundesrath und eidg. Oberst F r e y - H e r o s e e suchte beim .Bundesrathe um die Genehmigung nach, bei der Bundesversammlung das Gesuch zu stellen, in die zur Verteidigung des Vaterlandes aufgestellte Armee eintreten zu dürfen. Die nachgesuchte Genehmigung wurde ohne Anstand ertheilt.

Von ehemaligen Schweizermilitärs find dem Bundesrathe häufige Anerbieten zum aktiven Dienste gemacht worden , weßnahen er beschloffen hat , solche Anerbietungen jedesmal gehörig zu verdanken, die weitern dieß fälligen Verfügungen aber seinem Militärdepartemente zu überlassen.

Der Bundesrath bewilligte dem schweizerischen Minister in Paris einen Kredit zur Verabreichung von Beiträgen an Reifekosten für bedürstige, im Ausland lebende Schweizer, welche nach Hause zr.r Armee fich begeben wollen.

Wahlen des Bundesrathes.

Postbeamte .

23. Dezember, Hexx Karl R u m p f , in Basel, zum Kommis auf dem dortigen Hauptpostbiixeau.

25.

...

Herr Pierre Kohler, von Landiswyl, Kts. Bern, zuw Posthaltex in FontaineIuelon, Kts. Neuen...urg.

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27.12.1856

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