504

#ST#

B

e

r

i

ch

t

des

schweiz. Generalkonsulates in L o n d o n über das Jahr 1861.

(Vom 1. Januar 1862.)

An den hohen Bundesrath.

Tit. l Jn dem Jahre, welches sich so eben hinter uns geschlossen hat, wurde nicht nur nicht die besriedigende Solution der Enropa bewegenden Fragen hervorgebracht, sondern es sind im .gegentheil noch neue Komplikationen aus einem andern, aber mit dem unserigen durch Handelsbande intim verbundenen Welttheile hinzugekommen.

Die Hoffnungen auf eine gütliche Losung des italienischen Konfliktes und endliche Konsolidirung des neuen Königreiches sind nicht in Ersü.lung gegangen, und der im Anfange des Jahres erfolgte Bruch zwischen den nördlichen und südlichen Staaten der amerikanischen Union, welcher bald darauf in offene Feindseligkeiten ausgeartet, und nun schon Monate lang dauert, seheint wie je von dem Ziele einer Vereinigung ferne zu sein.

Dazu kommt nun noeh drittens die unter dem Titel "Trentaffaire" in ganz Enropa bekannte Verlegung der britischen Flagge , welche von Seiten der englischen Regierung zu ernsten Reklamationen Aulass gegeben, deren Resultat gegenwärtig noch nicht entschieden, aber jedenfalls einen bedeutenden Eiusluss auf den Frieden und den Handel der Welt ausüben muss.

Es erscheint unnii...., hier über den allsal.ligen Ausgang dieses augloamerikanischen Konfliktes zu spekuliren , indem seder Augenblick die entscheidende Rachricht bringen kann, deren Juhalt lauge bevor dieser Bericht seine Bestimmung erreichen dürste, durch den Telegraphen über ganz Europa verbreitet sein wird. So viel ist jedoch gewiss , dass hier Regierung und Volk in dieser Frage Hand in Hand gehen, und es sind Handel und Kapital aus das Schlimmste gefasst und bereit, alle moglieheu Opfer zu bringen , dass aber ein daraus entstehender Krieg, messen Ausgang kaum zweiselhast erscheinen kann, wenn die kolossalen Rüstungen Englands, dessen flotte den offiziellen Berichten zufolge aus nicht weniger als 1000 FahrBeugen besteht, in Betracht gezogen werden, diesem Lande bedeutende

505 Opfer kosten. bleibt unbestreitbar, und wenn es hauptsächlich den im Anfange dieses erwähnten politischen Umständen Anzuschreiben ist, dass d.^r Handel im vergangenen Jahre nicht den Umschwung gewonnen, den er ohne diese erreicht . haben würde, so ist nicht zu leugnen, dass fernere .Komplikationen zwischen. den zwei .Landern für 1862 noch zu weit schlechteren .Aussichten Anlass geben dürsten.

Hoffentlich find die eben angelangten Rew-^orker Berichte, obschon nicht offiziell, dennoch authentisch, nach welchen aus eine friedliche Losung zu hoffen wäre, und wozu wohl die finanzielle Lage der nordlichen Staaten, welche sich in eine wachsende Schuldenlast in Folge der eingetretenen Ereignisse stürzen, das ihrige beitragen dürste.

^ie offiziellen Tabellen des Handelsministeriums für die vergangenenll Monate, welche ich, wie gewohnt, diesem Berate beischliesse, bieten, wenn allen Umständen Rechnung getragen wird , dennoch Anlass zur Be-

friedigung.

Es geht daraus hervor,

dass im Jahre 1861 für 11 Monate

115,355,004 Bf. St. gegen 123,714,276 Bf. St. im Jahr t 860 ex^portirt worden sind,

was für

8,359,272 Bf. ^t. ausmacht.

das Jahr

1861 einen Ausfall von

Aus der offiziellen Tabelle der Einkünfte und Ausgaben für 1861,

die ebenfalls mitsolgt, ergibt sich, dass erstere Bf. St. 68,603,85l betrugen gegen ^1,967,495 Bs. St. im Jahr 1860, .vas einen Aussall

von Bs. ^t. 3,363,644 nachweist, es ist indess nicht zu vergessen, dass dieses Defizit mehr anscheinend als wirklich sich darstellt, indem das-

selbe durch Herabsetzung und Abfassung von Steuern verursacht wurde, wie die Reduktion der Jueometax^ von 1 ^en., was allein aus 1,20l),000 Bf. ^t.

anzus.hlagen ist, und die Abolitiou des Bapier^olles, während anderseits eine bedeutende Zunahme in den Zo.leinnahmeu sieh ergibt , hauptsächlich bei Thee , Zucker , Wein und Spirituosen , ebenso bei den Einnahmen des Stempel- und Bost^ffiee.

^ie Ein^ und Ausfuhr von kostbaren Metallen betrug im vergane

genen ^ahre sur die ersten 1I Mouate l 8,^80,525 Bs. ^t. Jmport und 20,050,2l 7 Bf. St. Export.

^ie Circulation der Bank of England Not^n vom

16. Rovemberbis 14. ^ez. 1861 Bs.^t. 20,049,895

,,

,,

von Brivatbanken in

den Ver-

einigten Kouigreichen . . . .

,,

17,3l8,415

und es ist unter dem Einfluss einer ergiebigen Ernte der Vorrath von Gold in der Bank ok En^l^nd Ende dieses Jahres aus 1.^^,..)33 Bf. St., den hoehften Stand im Jahre angewachsen , der niedrigste war am

2.^. Januar 1861 mit 11,521,580 Bs. .^t.

^er hochste ..^iseontosal^ im verflossenen Jahre war vom 27. ^ebruar

bis 3. April mit 8^ p. a. und der niedrigste ist 3^, der seit dem 6. Rovem.ber besteht, und auch setzt noch so sich befindet.

506 Eonsols standen am höchsten im November 186l zu 93^ und am niedrigsten am 3. Juli zu 89.^.

Die Berichte über die Goldproduktion von Australien , Vaneouverland und Britisch-Eolumbia lauten fortwährend günstig , und scheinen befonders in legten Länder.. brillante Resultate zu versprechen.

Jndien hat im verflossenen Jahre einen bedeutenden Sehritt vor.wärts gethan. Unter der tüchtigen Leitung des Generalgouverneurs Lord Eauning, der nun in Lord Elgin, von ^seiner Mission nach Ehina und ^Japan wohlbekannt, einen tüchtigen Raehfolger gesnnden, sind Unternehmungen gefordert, Verbindungen hergestellt, die Eurrene.^ aus einen soliden Fuss gesetzt und dnrch die amerikanische Krisis der Kultur von Baumwolle in jenem Laude ein mächtiger Jmpuls gegeben worden.

So hat unter den. Einflüsse der hohen Breise sur Baumwolle, welche für Rew-Orleans middling am Ende vorigen Jahres bis aus 12 Den. per .^ in Liverpool getrieben waren, der Export von Bombay ans grossartige Weise zugenommen, und es beträgt die Aussuhr vom 1. Januar bis 6. Dezember

186l . . . . . . . . . . . . . . 953,144 Ballen

(die letzten Berichte von Bombay) gegen t 860 in der gleichen Periode . . . . . 632,535^ ,, also ein Surplus von 320,608^ Ballen in diesem Jahre, und wenn der Konflikt in Amerika noch länger andauern sollte und die Begehung von Baumwolle daher ferner unterbliebe, so dürfte leicht .^er Fall eintreffen, dass die Kultnr von Baumwolle in andern Ländern der ^lrt zunähme, dass man in diesem Lande für seiuen Baumwollenbedars nicht weiter von den südlichen Staaten von Nordamerika abhängig wäre . unterdessen trägt die B..volkerung der Manufaktnrdiftrikte die Entbehrungen, welche das System der Arbeitskür^u..g von La..eashire und ^orksl^.ire, das sich in Manchester und Umgegend allein auf drei Tl.eile der Faktorien erstreckt, mit grosser

Resignation und Gelassenheit, wo^u jedenfalls verhältnissmässig billige

Brodpreise das ihrige beitragen mogen. Ein kurioses ^aktam bleibt es ebensalls, dass Nordamerika auf unserm Markte bedeutende Baumwollenankaufe gemacht nnd eiue Anzahl Steamer befrachtet l.^t, um die nun so kostbar gewordene Vfla...,e nach ...em eigenen Vroduktionslande ^urück zu tran.por.tiren.

Die grosse Hoffnung , .oelche n^an sich oon den. mit den Reisen nach Japan zu Stande gekommenen Handelsvertrag gemacht, sind bis

je^t nicht in Erfüllung gegangen, und es ist der Handel mit diesen Gegenden

den neuesten Rachriehten ^ufolge aus sehr preeärem Grund, und das Eigenthum und die ^erson bloss durch wachsames Kreuzen der an der Küste stationirten Kriegsfahr^euge gesichert. Die Jmportationen von hier nach

Japan sind so ^u sagen nnll , den hauptsächlichen Exportartikel seheint die Seide .^n bil^n, doch anch^ dariu .^eigt sich ein wesentliches Defizit gegen l 860, denn während der Export vom 1. Juli bis 1. Rov. .1860

^irka 4200 Ballen betrug, zeigt der Export vom 1. Juli bis 1. Rov. 1861

507 nur 2800 Ballen. Die Ratur dieser Seiden steht im Allgemeinen über ^er Ehin.^s, und es sind namentlich die besten Gattungen so sorgfältig gesponnen, dass sie einzelnen Filardo-Seiden, z. B. den Mittelsorten B r u s s e s merklichen Eintrag thun , nur ist zu bedauern, dass die Sorgfalt der ^.pi^ner sieh nicht auch auf das Sortiren der Waare ausdehnt, ein Uebelstand, der sieh gan^ besonders bei den grobereu Gattungen zeigt und dem Verkauf der sonst, sowohl hier zu Land, als auf dem Kontinent sehr begebt gewordenen ..^e.de manche Hemmnisse in den Weg legt.

Der Handel mit Frankreich hat sich durch die liberale Volitik, welche in dem zwischen den beiden Ländern abgeschlossenen Vertrage aus^..drückt ist, bedeutend vereinfacht, in .^olge verschiedener, erst im legten Jahr in .^rast getretener Stipulationen des Handelsvertrages sür den Eingang von englischen Waaren und Produkten , indem denselben versehie^.ne u...ne Zollstätt^n eroffnet werden und überhaupt beiderseits Alles gethan wird, uni den darin ausgedrückten Provisionen Rachdruck zu geben. Ob, wie man vorausgeht, dnreh Ermässigung der Weinzolle bis aus 1 ss. per Gallone die leichten Weine Frankreichs in unlimitirte .^onsumation in England gebracht wurden, bleibt eine andere ^rage, jedenfalls ^ehl ab..r aus den Tabellen hervor, dass im Jahre 1861 ^irka 11 Millionen Gallonen ko^.sumirt wurden, während die Durchschnitttskonsumation früherer Jahre bloss eir..a die Halste betrug , was die Weisheit der Massregel in

der Richtung des Freihandels eklatant darthut.

Verschiedene wichtige Telegrapheunet^e sind im vergangenen Jahre hergestellt und vervollkommnet worden. so ist z. B. jet^t die TelegraphenVerbindung über den indischen Eo^.tinent zwischen Bombay und Ealeutla in vollem Gange, ebenso von Aler^audria nach Malta, und es können nun seitdem Berichte von Eanton in 38 Tagen und von Melbourne in 43 Tagen in Loudou anlangen.

Eine Kompaguie hat ebenfalls der Regierung eine ^sserte behuss Erstellung eines neuen Drathes ^wischen Englaud und Amerika gemacht, und will Jahre lang sür seine Dauerhaftigkeit einstehen ; die Summe, die sie dasür verlaugt, soll 700,0l)0 Bf. ^t. sein, eine Kleinigkeit in Betragt der Jnteress....., welche si.h ...n ein solches Unternehmen knüpfen, und es steigt einem ..^abei unwillkührlieh das Bedauern aus, dass dieses .^ommunikatiousmittet nicht behuss schneller und friedlicher Losung des anglo-amerikanischen Konfliktes den beiden Rationen zur Verfügung gestauden.

Die offiziellen Emigratioustabellen für das vergangene Jahr sind erschienen und von nicht geringem Juteresse. Die Zahl der Auswauderer, welche den Hafen von Liverpool für die Vereinigten Staaten, Britisch Rordamerika , die australischen Kolonien und das Eap der guten Hoffnung verlassen haben, betrug 55,02..) gegen 83,774 i. J. 1860, also eine Abnahme von 28,7.15 , was ohne Zweifel den amerikanischen Wirren zuzusehreiben ist, indem in .^olge derselben die Auswanderung naeh Australien eine Vermehrung in den Tabellen ausweist.

508 Der im April vorigen Jahres in diesem Lande vorgenommene Zensus hat die Gesammteiuwohnerzahl 2..),334,788 gefunden , was gegen die letzte ^..hlung vor 10 Jahren eine Zunahme von l ,609,900 unserer Bevölkerung ergibt, und eine Zunahme der Bevölkerung von 13.^. Millionen seit dem Jahre 1801 . ferner hat der letzte Eeusus gezeigt, dass in England aus 100 männliche 106 weibliche Personen komme.., wahrend in

Schottland dieses Missverhältniss noch bedeutender ist, nämlich ans 100 männliche 115 weibliche Bersonen.

Die drei hauptsächlichen, sich auf Handel und Finanzen begehenden Akte des legten Parlamentes bestehen in einem neuen und radikal revidir.ten sogenannten B^n^rnplcy .^nd .lusolv^n.^ Bill , welche den l.lnterschied , die früher zwischen Traders und von Traders er^istirte , abschafft u^.d überhaupt bei Bankerotten einen schnellern, summarischen und weniger

kostspieligen Modus statuât ; der zweite Akt ist die BostosfieeSaviugs Bauk.

und zulegt, aber nicht minder wichtig, kommt der liberale Akt zur Anshebung des Zolles auf Bapier, wodurch der Schai^ka.^ler auf ein Mal eirea ^ Million Bs. St. seiner Einkünfte dem Verstünde opsert.e.

Die Trasie - Tabellen der diversen Eisenbahnen ^er vereinigten Königreiche betrugen im Jahre l86l aus t0,8l1 englischen ^Meilen

28,263,374 Bf. St. und für das Jahr 1860 aus 10,273 Meilen

27,576,783 Bs. St. , also ein Zuwachs in der Meile^ahl oon 538 Meilen und in den Einkünfte.. von 686,5..)1 Bf. St., was, wenn dem Umstünde des vorigen Stillstandes der Banmwollenznfnhr von Amerika Rech- .

nnng getragen wird, kein ungünstiges Resultat genannt werden kann.

Eine grosse Ealamität, die ieh hierzu erwähnen nicht unterlassen kann, hat die Herrseherin dieses Landes uud die ganze Ration betrossen, die bei diesem Jahresschluss einen der herbsten Verluste erlitten^ haben, welche eine Fürstin und Ration erleiden kann. Brinz A l b e r t , der Gemahl Jhrer Majestät der Konigin, ist am 14. Dezember in Folge eines ^iebers in der Blüthe seiner Jahre gestorben.

Das grosse interesse, das derselbe an Allem genommen, was Kunfte, ^ Wirtschaften und den internationalen Verkehr zwischen alleu Volkern fordern und heben konnte, stempelt den ..Verlust ^u einem e u r o p ä i s c h e n , was durch die allgemeiuen ...^..^npathien der zioilisirten Volker aueh voll-

ständig bewiesen ist.

Die kommende Ausstellung von 1862, deren Erosfuung zu sehen ihm, dem Gründer der Ausstellungen, nicht mehr vergonnt war, verliert in dem Brinzen einen warmen Forderer und Vertreter ihrer Jnteressen und Europa einen klugen und eifrigen Vermittler.

man,

Was die Brospekte sür das neu angetretene Jahr anbelangt, so dars was Europa anbetrisst, der Hoffnnng Raum geben, dass die .^orge

für^ ihren eigenen Heerd, die .^erstellnng des E.^uilibers ihrer Defizite und der zerrütteten Finanzen den betreffenden Fürsten ihre Hauptaufgabe sein

509 werde, und dass der Handel stets^ f^i.er von den Schranken, in den ihn in verschiedenen Ländern eine wenig ausge^te Bolitik annoch zurückhält, seine vorwärts strebende Tendenz bald werde entwickeln können. und dass, was Amerika anbelangt, dem dort herrschenden Bruderkrieg durch die allmächtige Hand Gottes ein baldiges und für beide Barteien und die kon-

tinentale Welt im Allgemeinen glückliches Ende gemacht werde.

Von sonstigen kommerziellen, finanziellen und andern Begebenheiten des vergangenen Jahres erlaube mir noch die folgenden besonders zu berühren.

Der erste Theil des Jahres 1861 zeichnete sich durch eine Reihe ..^n Suspensionen im griechischen un.^ levantis.hen Handel aus, in ^olge der ^ina..^- und Hand^lskrisis in Konstantin opel. seitdem hat man ^indess, trol^ ^er Rauheit der Geschäfte in Folge der unsicheren politischen Zustände, in andern Branchen nur wenige Fallimente von einiger Bedeu-

tnng zu beklagen gehabt.

Jm

Januar

1861

wurde

eiue

indische

5 ^.

Anleihe

von

3,000,000 Bs.^t. angekündigt zu .)8^, wofür Applikationen für 6,000,000 Bf. St. eingereicht wurden, und es ward die Anleihe zum Durchschnittspreise von Bf. St. .)8. 14. 5.^ genommen; eine weitere ind.sche Anleihe von 4,000,000 Bf. ^t. zu 5^. kam am 1. Juli heraus, wofür im Ganzen 21,000,000 Bs. St. gezeichnet wurden zum minimen Breise von Bs. St. 08. 18. 6..

Der Handelsvertrag zwischen England und der Türkei trat am 13. März in Kraft. derselbe fi^irt die ^olle ans Jmport und Export zu 8.^ .^d valorem anstatt wie bisher zu 5.^, auf Jmport un.^ 12^ anf Export. Diese Abgabe von 8 ^ ist je l ^ per Jahr zu redu^iren, bis dieselbe bloss 1 ^ betragen wird. Der Vertrag ist für 28 Jahre gült.g, mit Bereehtignug einer Revision in 18 Jahren, ein ähnlicher wurde auch mit Frankreich abgeschlossen.

Jm Mo^at Juni hatten wir den Abbruch eines grossen Feuers in den neben der London Bridge gelegenen Wersten ^u beklagen, das Waaren im Werthe von l^ Million Bf. .^t. zerstörte, und seit dem grossen Brande in der City ok London im Jahre 16^ soll kein Feuer von solchem Umfange mehr stattgesunden haben. Am 27. November wurde die Ausfuhr von Salpeter, Schwefel ^.. nebst Kriegswaffen und Munition aus diesem Lande verboten.

Jn ^olge einer zwischen England, Frankreich und Spanien abgesehlossenen Eonoention ist eine alliirte flotte nach Me^.^ko abgegangen, um iu diesem unglückl.icheu Laude Ruhe und Ordnung heimstellen und die vielfa.ch verlebten Jnteressen ihrer .^....ndesangehoxigen ^.. schüfen und ^n sichern. Jm Jnteresse der Humanität wäre ein unblutiges und baldiges Resultat dieser Unternehmung sehr erwünscht.

Was die hauptsächlichsten, von der ^chwei^ nach England importirteu Artikel anbetrifft, so l^abe ich, wie gewohnt, die verschiedenen Details

510 aus^den zuverlässigsten kompetenten ^......^.en gesehopst, und lasse solche hiemit folgen : U h r e n h a n d e l . Das vergangene ..^ahr war für diesen Jndustriezwei^ ein ganz exzeptionelles, was hauptsächlich dem Handelsvertrag Zwischen England und Frankreich ^us..hreil....m ist, indem durch die Ab.^ Schaffung des Eingan gs^olles anf Uhren d.e Jmportatiou der geringern Sorten wenigsten^ verdoppelt und verdreifacht wurde, was um so leu.hter

erklärlich seheint, da früher eine Uhr in Metall oder Silber mit Glas den gleiehmässigen Eingangs^oll von 2 Schil. 6 Benee bezahlte, gleichviel,

ob der Werth der Uhr Fr. 10 oder ^r. 50 war, was anf eine Qualität von 15 bis 20 Franken eine Differenz vo.. 15^ betrug und naturgemass die Käufer anziehen musste.

Wie diess in ähnlichen fällen nun in der Regel geht, hat die Fabri^

kation diesen vorübergehenden Absa^ falsch anfgefasst, und soleheu als permanenten Consumo in diesem Lande angenommen, und eine solche Masse von derartigen Uhren sabrizirt, ^dass heute eine silberne Uhr aus einen solchen Breis gefallen ist, wie Riemand sie in den schlechtesten Zeiten der Handelskrisis erwartete.

Man muss indessen .zugeben, dass die ..^ehwei^er Fabrikanten zn diesem Aeussersten gezwungen wurden durch den Bürgerkrieg in Amerika, woselbst srül^r ihr hauptsächlicher Absat^ war, und der sich auf einmal abgeschnitten fand, so dass die Arbeiter zu redu^irteu Breisen für England zu arbeiten anfingen.

Dieses unnatürliche Verhältniss konnte nichts wieder ansgleiehen, als eine Untersuchung oder wenigstens grosse Verminderung in der Fabrikation.

Der Export nach den Kolonien war massig und vernünftig, und obgleich man si..ht, dass die Ordres eingeschränkt sind, so bleibt es besrie.

digend ^u entnehmen, dass die Kolonisten sieh nicht mehr ^er Ueberfül^rnug ihrer Märkte aussehen wollen. .

Was die Aussichten für das lassende Jal^r anbelangt, so dars man annehmen, dass weniger Ul^ren verbaust werden dürsten als im vergangenen ; aber wenn auch die verkaufte An^al..l die gleich.. ..^ohe erreichen sollte, so bleibt doch der Ru^en so beschränkt und ausser Verhältnis ndt deni Risiko, den mau zu gelten hat, dass jedes vorsichtige Haus seine Gesehäste eher einzuschränken als auszudehnen suchen wird.

.^ e i d e n st o s f e u n d .^ e i d e n b ä n d e r.

Mit der Aushebung des englischen ^olles im Frühjahr l 860 auf alle Seidenstoffe^) beginnt eigentlich das hiesige Geschäft in Schweizer ^abri-^ katen. Zürich nnd Basel hatten für Stosse vorher den .hiesigen Markt gänzlieh vernachlässigt und sieh vorzugsweise für die nor^amerikanisehen Staaten eingerichtet. ^Die Stockung des an.erikanischen Begehrs u.it der

gleichzeitigen Erosfnung des hiesigen Marktes l..att.. den natürlichen Erfolg, ^ Siehe Bnndesbla^ v. .^ 18...^, Band II^ S.^e 185 n. 18^.

51l die .Aufmerksamkeit der Produzenten mehr aus E n g l a n d zu leiten, wo sie ihre sich nunmehr anhäufenden Vorräthe absehen wollten , und ungleich ihren Arbeitern weitere Besehästigung zu sichern hofften. Jm Ganzen wurde ein beträchtliches Gesehäst gemacht. Wenn man aber berücksichtigt, dass für L^oner Stoffe der Absa^ nach Rew-^ork ebenfalls stockte und dass solche hier zu sehr gedrückten Vreiseu einen Abgang suchten , dass die englischen Fabriken den grossten Effort machten, um für ihr billiges Produkt ein Feld zu behaupten. aus dem sie von Zürich plo^lich verdrängt ^n werden bedroht waren . dass durch den Druck dieser versehiedenen Konkurrenten die Vreise der Waareu sehr sinken mussten: so ist es klar, dass dieses bedeutende Geschäst nicht lohnend war.

Die Schweizersabrikation hat aber für die Folge einen grossen Markt gewonnen; das nunmehr eröffnete Feld wird für lange Zeit reiche Ernten bringen.

Ein anderer, dem Geschäfte hinderlicher Umstand wird mir aus kompetenter Quelle erwähnt , nämlich dass Warenposten hin und wieder in unreelle Hände gelangten und auch durch nicht genügende Vlatz- und Saehkenntniss ^u schlechten Breisen weggegeben wurden und dem Gesehäst im .Allgemeinen schadeten, was nameutlieh aus den Werth von Taklel^s noir einen erhebliehen Einfluss ausgeübt haben soll.

Die Aussichten für 1862 sind nunmehr besser, und man hofft Ende des Jahres eiu grosses und diessmal lohnendes Geschäft in Züricher- und Baseler^eidenstossen not^ren zu konuen.

^ e id e n b a n d er. Für diesen Artikel sind die Verhältnisse ganz perschieden.

Aarau und Basel haben seit Jahren mehr und mehr St. E t i e n n e im hiesigen Markte verdrängt, uud mit Aufhebung des Zolles die englischen Fabriken mit Erfolg angegriffen. Dennoch ist das Gesehäst seit zwei Jahren sehr schlecht in diesem Artikel, was jedoch hauptsächlich einer Modeveränderung zuzuschreiben ist.

Die Schwerer - Jndustrie in Bindern scheint für d.e Folg.. dem hiesigen Markte den grosseren Theil des ganzen Bedarfs zn liesern bestimmt zu sein.

Mousseliue, g e w o b e n und gestickt.

Unter

uud V o r h ä n g e .

gewobener Mousseline stehen in erster Linie Plnme..ik oder

Blattstich (Rulleu, Bouquets, Millellenrs und R^.^.^.^^s), von welchen seit einer Reihe von Jahren bedeutende Quantitäten eingeführt worden sind, und eine ^tapelwaare geworden ^u schein scheinen. Die geringen Aorten find zum Theil dem schottischen Artikel ... a p p e t s genannt der Neuheit wegen ^org.^o^eu werden ; allein dadurch wurden die Fabrikanten angetrieben, demselben durch neue Dessins einen Aufschwung zu verschaffen, uud sie haben dann in der legten Zeit ..usfallende Fortschritte gemacht. Diese geringen Sorten werden meistens zu kleinen Vorhängen (Vitr.^es) besser aber zu Teppichen (Toilette.^) uud auch ^leidehen gebraneht. .^o lauge Mautillen, Spenders und Manches Mode waren, find sie auch dazu verwendet worden.

512 Der Kousnmo ist wahrend des vorigen Jahres nicht gefallen ; allein es war nie eine regelmassige oder willige Nachfrage, sondern alles erzwungene Gesehäste unter dem Vreis, weil sich .die Lager in St. Gallen wegen gänzlicher ..Stockung des amerikanischen Geschästes mehr und mehr anhausten, daher immer neue Bartien nach England konsignirt und dann zu sehr gedrückten preisen realisirt worden sind.

Der Ums..^ wird daher die Summe srüherer Jahre nicht erreichen.

Ramages konnen zu den Breiseu, wie sie hier bezahlt werden, nicht fabrizirt wer^eu. Von andern gewobenen Artikeln sind Ja.^uards (Monss.

et G^e) kaum der Erwähnung werth, so beschränkt ist der Verkauf.

Ju gesackten ^.tückwaaren wird gar n....hts Ramhaftes umgese^t; man kann z. B. in M^eile.....^ den schottischen Fabrikanten nicht beikommen, weil unsere glatten Mousseline^ oder Boden nicht klar und lauter genug fabri^irt werden.

Die Langstieh^ und ^roehet-Waaren werden in andern Landern meistens ^u Vorhängen verwendet, hier aber allgemein abgepasste Vorhänge vorge^ogen.

Der Verlas von Vorhängen ist in England sel..r bedeutend. Vor der Einsuhr der schweizerischen fabrizirte Sehottiand nur Mouss.^..e-GazeBordüren,. und als unsere Laugstiche, die wohlfeiler und neu waren, aus den Vlal^ kamen, waren ihre Waaren für mehrere Jahre fast ganz von dem Markte vertrieben.

Einige Jahre später brachte.. die Rottinghamer Fabriken einen neuen Tüll-Artitel aus, der iu der Ausstellung von 1851 von uusern Schweizer Fabrikanten sehr bewundert wurde und unserm Konsumo in mittlexn und gnten Qualitäten, namentlich in ^üll grossen Eintrag gethan hat,. was von Jahr zu Jahr fühlbarer geworden ist.

Die schottischen Fabriken haben sodann ihre Vrodukte in Ja^uards so merklich verbessert, dass deren Fabrikat den Vorzug vor unsern Langsti.hen und Erochets geniessen.

Der Verkauf ^lor t^ Millions^ ist uns daher entgangen und in^ ^bgelanseneu Jahr im Ganzen sehr beschränkt worden.

Schweizer Gaze-Vorhänge sind schon seit mehreren Jahren zu Brisen verschleudert worden, welche weder den Fabrikanten, noch den Zwischenhandler entschädigen konnen.

Während iu Glasgow und Nottingham grosse Anstrengungen gemacht werden, um Nonveant.^ hervorzubringen, siud unsere Fabrikanten stillgestanden und betreiben die Fabrikation , als wenn sie keine Konkurrenz zu bestehen hätten. England
ist ein gnt..r Markt sür die genannten Waaren ; ohne bedeutende Anstrengung und bessere Anwendung von Mustern, die von ^eit ^u Zeit gesaudt werden, siud wir der Gefahr ausgesät, denselbem fast ganz ^u verlieren.

513 B a um w o l l e nw a a r e u , b e d r u c k t e und .... nb e d r u ckte.

Das Jal..r 18.^ ....ar für di... Fabrikation dieser Artikel nicht günstig.

Die .^auptursache davo.. war, dass die überseeischen Märkte mehr oder weniger überführt waren, und es den Schweizer Fabrikanten nicht moglich war, mit den Manchester und .Schottischen zu konkurriren; auch konnte in Folge der so sehr gesteigerten preise der rohen Baumwolle das Ge^ schäft kein lohnendes sein, denn es war häufig der Fall, dass in den indischen Märkten ^otton-Stoffe billiger ^u kaufen waren , als sie bei den zeitweiligen preisen des Rohstoffes hergestellt werden konnten.

T ü r k i s chroth-Gar n.

Die Vreise dieses Artikels waren hoch und die Geschäfte darin limitirt.

S c h w e i z e r i s c h e S t .. o h w ... a r e n.

Rach diesen war wieder wenig gefragt in diesem Lande während des verflossenen Jahres, aber in Folge der Lage der Dinge in Amerika wurde der Verkauf von gewissen Gütern aus dem hiesigen Markte soreirt zu sehr niedrigen ^reisen und fanden dadurch Abnehmer.

Die Nachfrage begeht sich hauptsächlich auf Rosshaar-Geflechte, welche in den Kantonen Aargau, ^ürich und Ludern verfertigt werden, und welche den beträchtlichsten Theil der verkauften Waaren bilden.

Man kann die Summ^.. der in den legten 12 Monaten in diesen

Stossen abgesehen ..^aar^. auf 40,000 bis 50,000 Vf. St. veranschlagen.

Garnitur.... (lancy Trunmiu^s), deren Verkauf stets das am meisten lohnende Geschäst ist, werden am besten in Wohlen sabrizirt, wo darin sehr guter Geschmack gezeigt wird ; auch im vorigen Jahre war nach diesen Artikeln geringe Nachfrage, und so lange die herrschende Mode nicht ändert, und zu jener Art Fabrikate wieder zuruckkehrt, werden die schweizerischen Strohmanusakt..reu schlechte Ze.ten haben.

Jn andern unbedeuteudern Artikeln, die aus der Schweiz kommen, wie z. B. Käse, Weine und Eigarren, geht hier immerhiu etwas ; das Re..

sullat dieses Geschästes ist indess zu unbedeutend und geschieht zumeist im

Detail, dass es der Mühe nicht lohnte, besonders darüber zu berichten.

Auf den Waarenhaudel im Allgemeinen noch zurückkommend, habe ieh noch beifügen, dass, obgleich die Geschäfte im Ganzen im vorigen Jahre nicht glänzend zu nennen .oaren, doch in einzelnen Artikeln, wie z. ^.

in Baumwolle, Jndigo, Salpeter .^e., bedeutende Summen gewonnen wurden ;

hinsichtlich des Geschäftsganges in roher ...^eide beziehe ich mich auf den Jahresbericht meines Dauses J o h n Rapp u. E ...m p., den ich Jhnen .vie gewohnt zur gefälligen Durchsieht überreiche.

Bunde^blatt. ^ahrg. ^Iv. Bd. Ill.

40

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des schweiz. Generalkonsulates in London über das Jahr 1861. (Vom 1. Januar 1862.)

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1862

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

26

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

07.06.1862

Date Data Seite

504-513

Page Pagina Ref. No

10 003 727

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.