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Schweiz. Konsulates in Genua über das Jahr 1^1.

(Vom 12. März 1862.)

An den hohen Bundesrath.

Tit!

Die Lage der Handelsgeschäfte auf hiesigem Vlaze ist im legten Jahre keiue sehr glänzende gewesen. Die Ereignisse, welche in Nordamerika stattgesunden haben , und der Blokus, der daraus entsprang, haben den dortigen Handelsverkehr mit unserm Plaze ganz zerstort. Viele Häuser haben darunter gelitten und werden noch lange die Rachweheu fühlen.

Auch mit andern Landern, wie die argentinische Republik und Brasilien, welche ziemlich bedeutende Absazmärkte, so.vol sur die Ausfuhr hiesiger Landesprodukte, als sür die Einfuhr von Kolouialwaaren , Leder und dergleichen bildeten , . hat steh die Konsumation beträchtlich vermindert.

Der Handel dieses Blaues mit den anexirten Provinzen und besonders mit Unteritalien hat steh im legten Jahre eher vermehrt, allein das allgemeine Ergebuiss der daherigen Geschäfte war bei der Schwierigkeit der Transaktionen und bei mehreren wichtigen Fallimenten, die ein grosses Missbehagen hervorriefen, kein sehr befriedigendes. Obwohl die Erute überall nicht sehr schlimm ausgefallen war, so machte sich doch hier wie an den andern Bläzen eine gedrükte Stimmung geltend, als deren Ursache vielfaeh. nicht bloss der überseeische Handel, sondern die politische Lage des Landes bezeichnet wurde, die sieh noch durch Kriegsgerüchte betretend die venelianische und xomisehe Frage verwikelte.

Alle diese Umstände verfehlten eines grossen Einflusses ans den Absaz der ans der Schweiz eingeführten Artikel nicht. Jch bedaure indessen, Jhueu den genauen Betrag dieser Einsuhr nieht mittheilen zu konnen ; allein nach den .Angaben , die uur zugekommen sind , hat der fragliche Absaz denjenigen von l 860 nicht erre.cht. Die im Anfang des Jahres in's W ...r k gesezte Herabsezung der Zölle auf gewobeneu und bedrukten Baumwollenwaaren , die sür d.e Schweiz von grosser Bedeutung war,

572 hatte den Geschäften wahrend einigen Monaten einen gewissen Aufschwung verliehen ; allein der Mangel an Konsumenten se^te demselben bald darauf ein Ziel, und seit Juli wurden nur noch wenige Gesehaste in den betreffenden Artikeln gemacht. Freilich trng zu diesem Einhalten der Unistand bei, dass mehrere schweizerisch.. Fabrikanten mit ihrem Breis.., besonders in Bezug ans manche Banmwollenzeuge, in ^olge der Theure des Rohftosfes, aufschlugen. Jch zweifle keineswegs an dem Wi.^eraufschwm.g der Geschäfte , sobald der Verbrauch wieder seinen regelmäßigen Lanf nimmt. Jmmerhin ^arf ich Jhnen einen Umstand nieht verhehlen , der in den lezten Monaten des Jahres vorgekommen ist.

Viele inländische Fabrikanten haben sich , aufgeregt dureh den ^u niedrigen Verkauf ihrer Erzeugnisse, vereinigt, um bei der Regierung mit der Beweissnhrnng e.nzukommen, dass die Herabsezung der Zolle ans den Baumwollenartikeln ihre Geschäfte bedeutend benachteilig.. und sie desshalb eine Erhohung der betreffenden Zolle verlangten. Mau hält im Allgemeinen dafür, dass sie dieses Ergebniss mit Unrecht der .Konkurrenz mit auswärtigen Brodukten zuschreiben, gegen welche sie noch dnreh Ansähe von 10 bis 12^.. auf den an. meisten in Verbrauch kommenden Artikeln gesehüzt werden , dass vielmehr die loyale Kris.^ und die allgemeine Gesehäftsstoknng die ^ehul^ au den erwähnten Uebelftäude.. tragen.

Jch glaube, dass die italienische Regierung diese Ansicht theilen und den Betitionen keine Folge geben werde.

^ie Konsumtion an ..^t. Galler Artikeln, für welche hiesiger Blaz jederzeit einer der grossten .^lbsazmärkte war, hat auch bedeuten^ unter der Verkaussstokung gelitten ; in feinen Artikeln und Stikereieu wurden beinahe keine Geschäfte geu.acht, und nur in glatten und broschirteu Stoffen wurde etwas umgesezt.

Baumwollene, wollene und gemischte Hosenstoffe haben dieses Jahr an den englischen Produkten eine gefährliche Mitbewerbung gefunden; der Geschäftslage des hiesigen Blaues gemäss wurden Massen ^er leztern hergesendet und um jeden Breis verkauft.

Ebenso ging auch der Handel mit Bijouterien und ^ Uhren sehr schlecht; viele Produzenten, welche in Folge des ...^esehäftsmangel.^ in andern Gegenden den hiesigen Blaz nicht besuchten, haben Bartien von Waaren zu höchst ungünstigen Bedingungen losgeschlagen. ^ie Raehwehen hievou werden
in diesem Geschäftszweige noch für längere Zeit fühlbar sein.

Sogar .^äse und Milehzuker, die jedes Jahr einen regel^uässigen Absa^ fanden, haben ein schlechtes Ergebuiss geliefert. Viele Fabrikanten hatten weit über den Bedarf eingeliefert, wodurch die Breise im Allgemeinen sehr gedrükt wurden.

^ie Ermässigung der Gebühren ans den Spirituosen und dem Absinth hat einige Geschäfte ermoglicht, allein die französischen Brodukte werden vermoge ihrer Wohlseilheit immer die Oberhand behalten.

573 Was den Ausfuhrhandel des hiesigen Blazes mit

der Schweig be-

trisst, so ist er sich ^iemlich gleich geblieben. Er bestand in .^..el. züchten und Kolouialwaar.m , Getreide u. s. w. für die Kantone Tessin und Graubünden. Uebrigens werden Jhnen Jhre Grän^ollämter bessern Ausschlug über dessen Bedeutung geben als ich es ^u thun vermag.

Auch der Transit hat unter der Geschästskrise gelitten, er ist in den legten Monaten des Jahres weniger beträchtlich gewesen als im Vorjahre, eine Erscheinung, welche aueh dem Umstande zugesehrieben wird, dass viele Waaren aus Livorno, Eivitaveehia und Unteritalien gegenwärtig den Weg

über Marseille einschlagen. D.. ^ie vorzüglichsten Speditionshäuser, die vorhandenen Uebelstände wie ich glaube mit Recht den ^ormlichkeiten an der Douane beimassen, welche dureh einen neuen Erlass des italienischen Ministeriums wieder eingeführt worden wareu, so petitionirten sie bei der Regierung um deren Abschaffung. Es geschah mit theilweisem Erfolg, allein es bestehen noch viele solche kleinliche. Förmlichkeiten und Kosten, welche die Entwiklung des Transithandels beeinträchtigen.

Die Beziehungen des Konsulats ^ur Regierung waren fortwährend von der befriedigendsten Art. Jn den ersten Monaten des Jahres hatte ich mich mehrfach an die Militärbehörde ^u wenden, sowohl .vegen des Ansentöltes der in Gaeta gefangen genonunenen ^eh.^eizer, als wegen der Verfüguugen über die Rüksendung all' dieser Leute an ^ie ^chweizergrän^e ; in dieser Angelegenheit beziehe ich mich aus die Berichte, welche ich Jhnen seiner ^eit .^u erstatten die Ehre hatte.

Da die durchreisenden Schweizer, mit Ausnahme derjenigen, welche nach ^ran^reich oder Brasilien gehen, nicht mehr verpflichtet sind, sieh ^nm Visiren ihrer Bässe bei hiesigem Konsulat ^u stellen , so bin ich ausser Stande , Jhnen eine genaue Angabe über die daherige Bewegung zu machen.

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Bericht des Schweiz. Konsulates in Genua über das Jahr 1861. (Vom 12. März 1862.)

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1862

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19.06.1862

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571-573

Page Pagina Ref. No

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