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Schweiz. Konsulates in Messina über das Jahr 18^ (Vom .l 2. Februar l 862.)

An den hohen Bundesrath.

Tit.

J.l. habe in meinem lezten Berichte die Anst.ht geaussert, dass unter einer neuen Ordnung der Dinge der Reichtum unserer Jnsel schnell ausblühen, ihr Handel zu grosserer Bedeutung sich entfalten und auch die Schweiz in gxosserem Masse dabei sich beteiligen konnte.

Diese Erwartungen haben sich indessen nur zum kleinsten Theile verwirklich. Die Schwierigkeiten, ans welche die Regierung in der Reugestaltm.g aller Verwaltungszweige stosst, sind sehr gross und zwingen sie, nur laugsam vorzugehen. was den Wünschen der Bevölkerung, di.e ohne.

Aufschub in den Gennss der Wohlthateu der neuen Staatseinrichtuugen treten mochte, nicht gerade entspricht. Diese Ungeduld selbst hemmt hinwieder den Gang der Regierung , und darum sind auch die Wirkungen ihrer Thatigkeit nicht so greisbar, wie mau vor einem Jahre sich versprochen hatte. Gleiehwol schreiten d.e Verbesserungen in allen Verwaltungen vorwärts. Von den namentlich ans den Handel Einfluss übenden Geschäftszweigen zeigt die V o s t v e r w a l t u ng bedeutende Fortschritte; die Verbindungen haben sich vermehrt und au Schnelligkeit gewonnen, das Briefporto wurde ermässigt und neue Postschifflinien eröffnet. Rur die Verbindungen im Jnnern der Jnsel lassen uoeh vieles zu wünsehen übrig. Jn der Zollverwaltnng konnten die Schwierigkeiten noch nicht überwunden werden, und sie bedarf vielfacher Verbesserungen. Das mit 1862 eingeführte einheitliche Münzsvstem wird ans manche Hindernisse stossen. Es war nicht möglich alle in Neapel und auf Sizilien zirkulirenden Münden in kurzer Zeitfrist gegen neues Geld umzuwechseln Die von einer solchen Unnvandlung unzertreuulichen Uebeiftände .verden sich noch längere Zeit fühlbar m.ichen und für den Handel namnentlich der Umstand, dass z w e i Münzsysteme gleichzeitig gesez-

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liehe Geltung haben.

1863 eingeführt.

Das einheitliehe Mass und Gewicht wird erst mit

Jm Jahr 1861 hat der Handel Siziliens mehr oder weniger unter dem Druke der Ereignisse in Amerika und der in Frankreich herrschenden finanziellen Krise gelitten. Dessen ungeachtet ist die Ausfuhr belebt, und fast alle Erzeugnisse halten sich auf guten greifen. Durch seinen ausgezeichneten Hafen dient Messina immer als ^tapelpla^ für einen grossen ..^heil des Handels Siziliens.

Wie die Zollschranken nach und nach fallen, wird sein Verkehr wachsen. Freilich hat Messina seit dem l. Januar 1862 auf di... Begünstigungen verziehten müssen, welche die in seinen Mauern zur Zollbehandtung gebrachten Waaren geuosseu. Es bildeten dieselben ein ausnahmweises Vorrecht, das mit Rüksieht auf die übrigen Städte Jtaliens nicht serner zu halten war. indessen bot die Aufhebung der bis dahin entrichteten Freihafengebühren hiesür vollständigen Ersa^.

Unter einem freisinnigen ^stem wird Messina nur blühen konneu und in der Zahl der mittelländischen Handelsstädte den Rang einnehmen , den ihm seine geographische Lage anweist. Es ist nicht wahrscheinlich , dass für einstweilen ihm der Freihafen entzogen werde, obgleich der Minister in seinem die Zollverordnung begleitenden Bericht au den Konig nicht verhehlt, das. e^ in den Absichten der Regierung liegt, mit ^der Zeit die Freihäfen der Städte Livorno, Messina und Aneona aufzuheben und das.

Riederlagss.^stem an deren Stelle einzuführen.

Die Ernten auf Sizilien bieten im ganzen genommen ein et^as über den Durchschnitt stehendes Ergebniss.

G e t r e i d e . Der Ernteertra^ hat den gehegten Erwartungen nicht entsprochen, Jn einigen Bezirken war die Ernte weniger als mittelmassig. Die Ein- und Aussuhrfreiheit hat indessen eine fühlbare ^reiserhohung verhindert.

S e i d e . Die Seide^würmerernte war in Sizilien eine mittelmäßige..

Die Eoeons wurden anfangs zu sehr günstigen Vreisen für die Züchter verkauft und der spater eingetretene Abschlag hat saft nur die Spinnereien getroffen. Die Krankheit ist nur sporatiseh aufgetreten. Der beinahe gänzliche Verlust t.er Ernte in Kalabrien ist hauptsächlich klimatischen Einflüssen zuzuschreiben.

W e i n e . Die Erute ergab beiläufig ein Viertheil weniger als im vorigen Jahre. Die Breise stiegen in Folge dessen bedeutend und wichen erst in den lezten Wochen wieder. Jmmerhin betragen sie noch das Dreifache der vor ^ehn Jahren üblichen,
und die Weinbezirke der Jnsel zeigen allgemeinen Wohlstand.

Oele. Die Ernte ist sehr gut ausgefallen. Mau hatte ans ein starkes Fallen der Breise gerechnet; aliein die Nachfrage für die Ausfuhr ist so anhaltend, dass bis jezt die Vreise nnr wenig gesunken sind. Man glaubt, dass der noch bestehende A..ssuhrzoll von Due. .2. 20 für den

570 Cantaro als mit dem in Jtalien geltenden Zollsystem unvereinbar Lause dieses Jahres ausgehoben werden dürfte.

im

Statistische Rachweise von einiger Zuverlässigkeit über den Handel der Schweiz mit Sizilieu zu geben, ist nicht moglieh, da ich Jhnen nur die als Kaufmann im Geschäftsverkehr erhaltenen Eindrlike mittheilen kann, so muss mein bricht sich auf allgemeine Andeutungen beschränken.

Jch glaube nicht, dass die Zollermässigung in fühlbarer Weise auf den Verbrauch schweizerischer Erzeugnisse eingewirkt habe. Die einheimische Fabrikation vou^Baumwollengewebeu hat nicht abgenommen. freilich sind einige Artikel ausgegeben worden und haben mehrere Unternehmungen ihre Arbeiten einstellen müssen . allein dieselben hatten kaum Anspruch auf Bestand, da sie nur uuter dem Schuze von Zollen zu 50 -.60.^.. hatten Wnr^el fassen kounen. Das kleine Gewerbe hat von der auswärtigen .Konkurrent nichts zu fürchten. Wollten sie im Färben und Appretiren Verbesserungen anstreben , so hätten die einheimischen Fabrikanten in den von ihnen erzengten Artikeln keine Rebenbul^ler zu scheuen.

Ein stärkerer Absaz von Glarner Artikeln ist der Gnnst Anschreiben, deren sich zeitweilig einige derselben erfreuen. Die Leinwand aus dem .Kautou Bern hat auch mehr Liebhaber als früher gefunden, und ^war ^um Rachtheil der englischen Waare, die früher auf dem Markte vorherrschte.

Der Verbrauch von Strohhüten und Strohgeflechten schien in Folge ^Modewechsels abgenommen zu haben. Die in Messina bestehenden schwel Arischen Uhren- und Biiouteriehandlun^en haben wol.^l Geschäfte gemacht,

allein der Verkauf dieser Artikel scheint noch nicht wieder die Lebhastigkeit

gewonnen zu haben, die er vor der Revolution besass. Ohne ^weifel.

wird ihr Verbrauch in gleichem Masse wieder znnehmen, wie uuter dem Schule der nenen Verhältnisse der allgeu^eiue Wohlstand sich in unseren legenden heben wird.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Bericht des Schweiz. Konsulates in Messina über das Jahr 1861. (Vom 12. Februar 1862.)

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1862

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28

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

19.06.1862

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568-570

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