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Botschaft de...

^

Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Eisenbahnlinie Biel-Neuenstadt.

(Vom l0. Juli 1860.)

Tit.!

Unterm 27. Jänner 1860 beschloß der schweizerische Nationalrath auf den Bericht der nationalräthlichen Kommission über die Eisenbahn..

linie Biel-Nenenstadt..

..Es sei die Motion (Biinzii) an den Bundesrath überwiesen mit ,.der Einladung: 1) ,,den Fortgang der Arbeiten ans der Linie Biel-Neuen..stadt auch serner zu überwachen, um sich zu versichere, diese ,,Bauarbeiten werden so Befördert, daß die Bahn ans ....en l. Ok,,tober 1860 eröffnet werden kann; 2) ,,dem Nationalrathe in seiner nächsten Sizung jedenfalls ,,Bericht zu erstatten, und wenn die Untersuchung aller und jeder ,,Verhältnisse das Eintreten des im dritten Saze des Art. 3 der ,,Bundesgenehmigung vom 2. Dezember 18.58 vorgesehenen Falles ,,befürchten lassen sollte, entsprechende Anträge vorzulegen. ^ Jn Nachachtung dieses Auftrages haben wir die Ehre, Jhnen folgenden Bericht zu unterbreiten : Wir haben keinen Augenblik unterlassen, den Fortgang dieses Unternehmens im Auge zu behalten. und alles gethan , was uns zur Förderung desselben durch schleunige Het.ung aller Anstände, welche dem Fortschreiten der Arbeiten heniniend entgegentraten und durch Aufmunterungen und Aufforderungen an die Direktion der Ostwestbahn möglich war. Wir waren öfters ini Falle. theiis selbst. theils dnrch unser Departement des Jnnern Besehwerden von Seite der Ostwestbahnverwaltung gegen die Schäzungskoinniission, hänsiger aber solche von Expropriaten gegen die Bahngesellschaft, betreffend die Expropriationen. ihrer Erledigung entgegenbringen

593 zu helfen. Des Nähern hier einzutreten und diesen Gegenstand in Details .aus einander zu sezen. halten wir für überflüssig.

Mit Sehre.iben vom 17. Februar l. J. theilten roir der Direktion der Ostwest.bahn den Beschluß des Nationalraths vom 27. Jänner mit und luden dieselbe zugleich ein, uns über verschiedene Punkte Auskunft zu ertheilen. Gleichzeitig beauftragten wir unser Departement des Jnnern, in der ersten Hälfte des Monats^April I860 die von der Bahnverwaltung erhaltenen Mittheilungen verifiziren und den Stand der Unternehmung überhaupt untersuchen zu lassen, und uns den daherigen Bericht vorzulegen.

Mit Zuschrift vom 30. März entsprach die Direktion der Ostwestbahn unserer Einladung. Aus ihrer Antwort ergibt sich im Wesentliche^ Folgendes: 1. Am 20. Februar I860 wurde der definitive Traeéplan für die Gemeinde Biel mit Jnbegriff der proviforifchen Verbindung mit der Zentralbahn von der Regierung von Bern genehmigt. Hierauf wurde fofort die Aufnahme der Katafterpläne und die Ausarbeitung der Grnnderwerbungstabellen vorgenommen. Die Planauflage erfolgte am 11. und 12. März und die Publikation durch Ausschreiben in drei Blättern und durch öffentliches Ausrusen. Das Ende der Frist znr Einziehung von Reklamationen ward bestimmt auf 18. Aprii. Die Zahl der Grnndstüke, die in der Gemeinde Biel erworben werden müssen, beläuft sich auf I3; es muß aber bloß mit 8 verschiedenen Bestzern unterhandelt werden. Die Geuieinde Viel hat auf jede Einsprache ge.^en die Arbeiten aus ihrem Ge^ biete (Brüke über die Scheuß) verzichtet.

2.

^uaßen:

Mit

dem Expropriationsverfahren

verhält

es sich folgender-

a. Jn der Gemeinde Neuenstadt waren in Sunima^95 Expropriations..

fälle ..u behandeln. Dieselben sind alle definitiv erledigt, theils durch gütliche Verträge, theils durch Entscheide der Sehäzungskommission, resp. des Bundesrathes; nächstdem ist noch in den Gemeinden Tüscherz und Vingelz je ein Expropriationsfall gütlich

zuin Abschluß gekommen, also definitiv erledigt;

b. betreffend die Zahl der in den übrigen Gemeinden (Ligerz, Tüscherz, Aifernie und Vingelz) noch pendenten Expropriationsfälle kann noeh nichts Bestimmtes angegeben werden. bevor die Reknrsfrist, die erst am 25. März abläuft, verflossen ist. Die Expropriationsfälle in der Gemeinde Twann belaufen fich auf 231 ; die Rekursfristen laufen am 8. ^lpril ab; c. in allen noch langt werden.

zn erlegenden Expropriaten

unerledigten Fällen ist die sofortige Abtretung verDie Schäzungskonimission hat die Höhe der eventuell Kantion normirt. Von der großen Mehrzahl der ist die Arbeit ohne weitere Beanstandung . gütlich ge-

^.)4 hattet worden, so daß vom 3. Dezember 1859 bis jezt nur Kaution geleistet Werden mußte sür 11 Expropriaten in der Gemeinde Neuenstadt, geleistet rn Wert.h^ papieren von

Fr. 22,923. 43 1 Expropriat in der Ge..

meinde Tüscherz . . ,, ^0,000. --

26 Expropriaten in den Ge..

meinden Ligerz, Twann

und Neuenstadt . . . ,, 49,200. --

5 Expropriaten in der Ge.^

nieinde Tüscherz . . . ,, 11,750. 43 Expropriaten . . . Fr. 93,873. 43

Fr. 24,.500 ,,11,000 , .^6.^00

.. 12,^00 Fr. 104,500

3. Die bedentendern Kunstbauten sind: Stüzmauern in den Gemeinden Tüscherz und Vingelz, Brüke über den Gränzbaeh bei Neuenstadt, ,, Twannbach, ,, ,, die Scheuß und den Kanal.

Der gegenwärtige Stand der Arbeiten ist folgender: Jn der Gemeinde Neuenstadt ist der Bahndamm erstellt von Nr. 0--97

und Nr. 107-115. Der Einschnitt Nr. 115-^125 wird in eirea 14.

Tagen vollendet sein. Nr. 130-135 und Nr. 1.46-151 ist das ^ En...

rochement theilweise erstellt.

Jn der Gemeinde Ligerz sind die bedeutenden Durchlässe theils aus^ geführt, theils in Arbeit begriffen.

Für die Durchlässe in der Gemeinde Twann sind die Steine größten^ theils zugerichtet, der Bahndamm 317-327, so wie die Straßen Korrektionen 321-325 erstellt.

Jn den Gemeinden Tüscherz sind die Einschnitte Nr. 3I5--35^ und Nr. 361 --371 ui.d Nr. 378-390 in Angriff genommen. Von Nr. 390 --41^ sind die Seemauern und Felseinschnitte nahezu vo.lendet, die Stüzmauern und Felseinschnitte zur Straßenkorrektion Nr. 408--4I9 theilweise ausgeführt.

Jn der Gemeinde Vingelz sind die Stüznianern zu der Straßen^ Korrektion Nr. 419-424 in Arbeit, von Nr. 429 --433 nahezu vollendet; der Bahneinschnitt Nr. 434-- 438 ist in Angriff genommen. Stüz.Bauern Nr. 448-462 in Arbeit, theilweise erstellt. Felseinschnitt

Nr. 461-464 in Angriff genommen und Nr. ^64-470 Dainm zur

Straßenkorrektion theilweise ausgeführt. Für die Scheußbrüke werden di.^ Steine zugerichtet. Die Bahn ist von 0--40 beschottert.

Die Schienen find von 0-97 provisorisch gelegt.

595 4.

Die Beschotterung erfordert 8400 Schachtruthen.

Der Bedars

^u Schwellen erfordert 18,000 Stük und derjenige an Schienen ^400 .^ ..^ und hiezu nöthige^Befestigungsmittel. .

Ziix Stelle befinden sich:

2,258 15.827 3,791 3,750 7.030 103,485

Stük Stoßschwellen, .. Zwischenschwellen, ,, Sehienen, ,, Platten, ,, Bolzen, ,, Hakennägel.

Anf der ganzen Streke Biel-Nenenstadt sind bis 25. März .ausgeführt worden: an Erdarbeiten . . . . . . .

.., Felsarbeiteu . . . . . . .

l8^

11,860 Schachtruthen, 4,220 ..,

,, Mauerwerk . . . . . . . 283,300 Fuß,

,, Steinwurf und Dämme ,,

Beschotterung

. . . 263.000 ,,

. . . . . .

6 5 0 ..^chachtruthen.

Die Blechbrüken Nr. 0 und 12 sind niontirt. Der eiserne Oberbau der säin.ntlichen Brüken und Durchlässe ist in Arbeit.

Der Güterschuppen in Neuenstadt ist erstellt; die erforderliehen I4 .Bahnwärterhäuser sind verakkordirt.

. Jn Vollziehung unsers Auftrages vom 17. Februar ordnete sodann unser Departement des Jnnern eine Expertenuntersuchung durch Herrn Oberingenieur H a r t m a n n (unter Beiordnung des Sekretärs des Bauwesen^ zur Mithilfe bei der Untersuchung der Expropriationen) an, welche an^

14. April stattfand.

Der Berieht des Experten, Herrn Oberingenieur ^. Mai geht iin Wesentlichen dahin: 1.

Hartmann, vom

Auf der ganzen Linie konnte nur ein ganz geringer Theil der

Expropriationen aiif gütlichem Wege erlediget werden ; die Ballgesellschaft war daher genöthiget, für alle von der Bahnlinie berührten Gemeinden (Init Ausnahme derjenigen von Biel^ die Vermittlung der eidgenöfsifchen Schäznngskonimission in Anspruch zu nehmen. Jn diesen Gemeinden

.(Neuenstadt, Ligerz, Twann, Tüscher.z und Vingelz) hat die Schäzungs-

kommission die ihr obliegenden Geschäfte bis auf einige Fälle, welche .Wegrechte betroffen und welche im Einverständnisse mit den Reklainante^ erst später bereinigt werden, definitiv erledigt.

Von den 19.5 Expropriationsfällen in der Gemeinde Neuenstad^ wurde ein Theil durch gütliche Verträge und die übrigen Fälle durch de.^ Entscheid einer bnnde.^gerichtlichen Kominission erledigt. so daß kein Fal^ .an das Bundesgericht gelangte.

596 Von den 300-.400 Fällen in den übrigen Gemeinden konnten nur zwei Fälle, einer in der Gemeinde Tüscherz und der andere in der Ge..

meinde Vingelz, definitiv erledigt werden.

Den größten Schwierigkeiten begegnet die Expropriation in der Gemeinde Twann, in welcher Gemeinde allein der Bahnbau bisher noch ^gar nicht in Angriff genommen worden ist.

Für sänirntliche Expropriationen ist von Seite der Gesellschaft die sofortige Abtretung verlangt worden.

Die Schäzungskomniission hat daher sogleich nach geschehener Schäzung für säinmtli^e Expropriationen die von der Gesellschaft zn leistenden Kantionen bestimmt und die daherigen Entscheide allen Betheiligten zugestellt.

Die von der Schäzungslommission sestgesezten Kautionen belaufen sich im Ganzen auf Fr. 874,136; dieselben vertheilen sich auf die verfehie.^ denen Gemeinden wie folgt : Neuenstadt

Ligerz Twann Tüscherz Vingelz

Fr.

,, ,, ,, ^,, Fr.

90,450

150.000 287.850 237,313 108,523 874,1.^6

Die bis jezt geleisteten Kautionen betragen Fr. 129,250, und zwax^

für ,, ,, ,,

Neuenfiadt Ligerz Twann Tüscherz

Fr. ..^4,500 ,, 57,400 ,, 28,400 .. 18,950 Fr. 129,250

Rekurse gegen die Entscheide der Schäzungskominisfionen sind dem Bundesgericht im Ganzen 60 eingegangen. nämlich 7 von Seite der G...^.

sellfchaft und 53 von Seite der Expropriaten , wovon jedoch 21 bereits geregelt sind.

Ferner sind 8. Expropriationseinssprachen beim Bundesrathe anhängig..

Dieselben wurden schon im Monat Januar der Gesellschaft zur VernehmFassung zugestellt, jedoch ungeachtet erlassener Rechargen noch nicht beantwortet.

Was die Rekurse anbelangt, so können dieselben die Gesellschaft iu .^er Ausführung der Arbeiten nicht hindern, vorausgefezt, daß sie v o r .der Besiznahnie die^ vorgeschriebenen Kautionen leiste.

2. Was nun den Stand der Arbeiten anbetrifft. fo muß zugegeben werden, daß dieselben feit der Expertise vom 22. Oktober 1859 wesentlich befördert worden find, znmal in Berechtigung des langen und harten.

597 .Winters; allein bei der großen Urgenz und dem strengen Bautermine hätte um Vieles mehr geleistet werden sollen und geleistet werden können.

Jn den lezten 7 Monaten ist zwar die größere Hälfte des Unter^aues hergestellt worden; allein die noch übrige Arbeit am Unterbau. abgesehen davon, daß sie wenigstens 6 Wochen vor Vollendung des Oberbaiies fertig sein sollte, wird namentlich in Bezug auf die Kunstbauten am See bei Twann und an der Scheuß viel schwieriger, weil der See schon sehr gewachsen ist , also Fundationen unter Wasser, Wasserschöpfen und ^erspundungen nothwendig werden , welche im Winter großentheils hätten erspart werden können.

.^. Gemachte ^beiteli.

G e m e i n d e Neuenstadt.

Der Unterbau sammt den Kunstbauten ist durch diese ganze Gemeinde

^(15,000 Fuß iang) so zu sagen vollendet und der Oberbau gelegt.

Die. Kunstbauten sind im Allgemeinen, sowol in der Gemeinde Neuenstadt, als in den andern, kunstgerecht und hinreichend solid ausgeführt; dagegen sind die Böschungen und Gräben noch nicht sauber planirt und der Oberbau bloß provisorisch für Fortschaffung des Baumaterials gelegt.

Ueber die Gränzbrüke ist der Oberbau noch nicht so weit hergestellt, daß mit einer Maschine darüber gefahren werden könnte.

An der Station Neuenstadt befindet sich ein kleiner Güterschuppen, aber noch kein Stationsgebäude. Am Hasen ist eine Flügelmauer gemacht, die, weil sie unter Wasser ist, das Landen mehr ers.^wert, als wenn .nichts da wäre.

Durch die G e m e i n d e L i g e r z (6000 Fuß lang) ist die Erdarbeit in vollem Betriebe und kann in zwei Monaten vollendet sein. Die Kunst.bauten (Durchlässe und Passagen) find beinahe alle erstellt, die übrigen in Angriff genommen; dagegen sind noch zwei Straßenkorrektionen auf 1200 Fuß Länge und noch 800 Fuß Seemauern herzustellen. An leztern ist angefangen worden.

Jn der G e m e i n d e T w a n n (11500 Fuß, ein Fünftel der .ganzen Bahnlänge) sind weder Bahnbauten, noch Straßenkorrektionen von .Belang ersichtlich; nur zwei Durchlässe sind angefangen, und auf der Landstraße liegt ein ansehnlicher Vorrath von gearbeiteten und rohen Steinen zn den fehx vielen Kunstbauten, die hier vorkommen. An der Station ist ^auch noch nichts angefangen.

Durch die G e m e i n d e T ü s ch e r z (auf 9000 Fuß Länge) ist der Unterbau der Bahn. so wie die Straßenkorre.tionen, ziemlich weit gediehen ; leztere aber erfordern durch die Felsköpse noch massenhafte Sprengungen und Stüzmauern.

598 Die größten Felssprengungen, Mauern und Straßenverlegungen koin men in der G e m e i n d e V i n g e l z (5500 Fuß lang) vor. Die Kunst^ bauten und Mauern sind zum größten Theil erstellt; dagegen erfordern die Straßenkorrektionen und Sprengungen , welch' leztere hauptsächlich . a^ Material für den SeedamnI liefern. noch große Anstrengungen und deßhalb viel Zeit.

Es fehlt also in der Gemeinde Twann noch der Unterbau gänzlich :, ebenso fehlen etwa 20 größere oder kleinere Kunstbauten, Durchlässe, See..

mauern, in Tüscherz und Vingelz noch ansehnliche Straßenkorrektionen und Felsfprengungen. der Damm durch den See an der Bielergränze. so wie.

der Erddanim zum Bahnhose in Viel .nit den beiden Scheußbrüken.

^ 4.

Die eigentlichen Kunstbauten auf dieser Eisenbahnlinie machen sich mehr durch ihre Anzahl als durch ihre Dimensionen bemerkbar ; sie legen also einer schnellen Vollendung kein Hinderniß in den Weg. Die Er^ schwerung ihrer Ausführung besteht hauptsächlich in dem Unistande, da^ der niedrige Wasserstand des See's ver.äunit wurde und daß aifo die vieleu Durchlässe und Durchfahrten bei Twann und die beiden Brüken über die Scheuß tiefer unter Nasser fundirt werden müssen, und daß man fich^ bei den Seemauern wi.d provisorisch mit Steinvorlagen behelfen müssen.

Die wichtigsten der sogenannten Kunstbauten. könnten möglicherweise in dre^.

Monaten hergestellt werden.

Bis auf 8 Fuß Lichtöffnung der Durchlässe iind Passagen werden die Schienen ans eichene Balken gelegt; weitere Oeffnungen e. halten Eisen^ konstruktiven , und solcher kommen nur 1 i vor, nämlich 2 GitterbrükeI.^ von 71 Fuß Länge und 9 Blechbrüken, wovon jene über den Tivannbach

mit 40 Fuß Länge die größte ist.

Die Eifenkonstruktionen find den Herren O t t und M a l e r in Beri.

übergeben, und es versicherten dieselben. daß vier Wochen nach gänzliehex Vollendung der Maurerarbeiten auch das Eisenwerk dieser Brüken Inontirt sein solle. Das erforderliche Eisenniaterial ist größtenteils schon im Ateliei.

vorhanden.

^. .^berbt^material.

Die Schwellen für diese ganze Linie sind in hinreichender Menge und^ von guter Oualität herbeigeschafft ; eben so verhält es sich mit dem größten Theile der Schienen und Befestignngsmaterialien ; der Rest davon liegt theils in Magazinen am Hafen bei Nidau, theils noch in Basel; jeden^ falls scheint sicher, daß Mangel an diefen Materialien keinen Einfluß auf Verzögerung der Bauausführung haben wird. i^dein aiich noch anderwärts disponible Vorräthe angehäuft sind. Schotter ist auf der Linie nur eine sehr kleine Ouantität, kaum der zehnte Theil, vorräthig und muß also entweder erst bereitet oder ans der Entfernung beigeschafft werden.

59.^ Aus dem Vorgebrachten geht also klar hervor, daß die Ausführung Dieser Bahnbaute nicht allein noch weit zurük ist, sondern daß die Bausührung, wie sie gegenwärtig betrieben wird, wirklieh der Besorgniß ^auu.^ gibt, daß der lezte, von der Bundesbehörde gestellte peremtorische Termin^ (1. Oktober dieses Jahres) nicht eingehalten werden möge. Es kann aber^ dennoch die Ueberzeugung ausgesprochen werden, daß es auch je.zt noch wol möglich sei, die ganze Bahnlinie von Biel bis Neuenstadt auf den.

1. Oktober dieses Jahres vollständig betriebsfähig herzustellen, unter dex^ Bedingung, daß die Expropriation dem Foxtbau keine weitern Hindernisse in den Weg lege und daß die Ausführungsarbeiten auf eine viel euergischere Weise als bisher betrieben werden.

Am Ende seines Berichts schäzt Herr Oberingenieur Hartmann die Kosten der ganzen Bahn approximativ auf . . . .

Fr. 4,400,000^

und die hieran bestrittenen auf . . . . . . .

,, 2,260,000.

so daß die noch zu dekenden Kosten ungefähr betragen

würden . . . . . . . . . . . . Fr. 2,140,000.

Diesen Expertenbericht theilten wir mit Schreiben

vom 7. Mai der

Ostwestbahndirektion mit, mit der gleichzeitigen Erklärung, daß mit Rükficht auf den gegenwärtigen, in hohem Grade unbefriedigenden Stand der Arbeiten ernstere Maßnahmen im Sinne des Nationalrathsbefchlusses vom 27. Januar hinlänglich gerechtfertigt wären, daß wir aber, bevor wix dem Nationalrathe in diefer Angelegenheit weitergehende Anträge stellen, die uns hiesür noch bleibende Frist bennzen wollen, um der Ostwestbahngefellsehast Gelegenheit zu bieten . die gegründeten Bedenken , welche sich gegen die rechtzeitige Vollendung der Bahn geltend gemacht haben, so weit^ möglich zu heben und durch energisches Vorgehen zu zeigen, daß sie wirklich Willens und im Stande fei, den an fie gestellten Forderungen ein volles.

Genüge zu leisten. Daß wir deßhalb unfer Departement des Jnnern eingeladen haben, über den Stand der Arbeiten auf der Linie Biel^ Neuenstadt in der Mitte des Monats Juni nochmals eine Expertise abhalte^ zu lassen und uns, gestüzt auf das dannzumalige Resultat der Untersuchung, Bericht zu erstatten ; daß wir daher die Bahnverwaltung darauf aIIfinerksam machen , daß die weitern Schritte der Bundesbehörden in dieser Angelegenheit sich wesentlich nach dem Resultate dieser nochmaligen Expertise richten werden.

Jn Betreff der Expropriationsangelegenheiten , in deren langsamen.^ Voranfchreiten der unbefriedigende Fortgang der Arbeiten bis jezt haupt..

sächlich lag , können wir melden , daß dieselben auf eine ziemlich b
ungünstigen Verhältnisse^ allein ans wiederholten Versieherungen der Bahn-^ Verwaltung an unser Departement des Jnnern ergibt sich , daß dieselbe

^00 ^ie Kaution erst dann erlegte, wenn die Arbeiten des betreffenden Grundstükes an die Hand genommen wurden. Allerdings sind zwar verschiedene .Beschwerden gegen die Bahngesellsehaft eingelangt, weil dieselbe die Arbei..

ten hatte beginnen lassen, bevor die Kautionen geleistet waren ; allein diese Beschwerden waren in keiner so bedeutenden Anzahl , als sich aus dem ^vorerwähnten Verhältnisse der zu leistenden und bereits erlegten Kaution ^ätte erwarten lassen. Die meisten dieser Beschwerden wurden auch größ^tentheils durch das Einschreiten unfers Departements des Jnnern bei der ^ahndirektion erledigt.

Jn Vollziehung unsers Beschlusses vom 7. Mai fand dann ain ^3. ^ Juni abhin durch den Vorsteher unfers Departenients des Jnnern mit ^Beiziehung des Herrn Oberingenieur Hartmann als Experten eine aber.malige Untersuchung statt. Als Resultat derselben erstattet uns das De.^artement des Jnnern folgenden Bericht:

1) Die Expropriationssrage hat seit der lezten Jnspektion ihre prakMische Erledigung in so weit gefunden . als gegenwärtig^ aller Boden von .der Neuenburgergränze bis an die Gränze von Biel durch die Eisenbahn^ unterläge und Straßenbauten in Anspruch genommen worden ist.

2) Seit der lezten Jnspektion vom 1. Mai ist der Bahnbau im All...

^gemeinen sehr wesentlich gefördert worden. Das Traeé ist nun anf der ganzen Linie durchbrochen , auch im Gebiete der Gemeinde Twann ; nur fehlen noch die erforderlichen Verbreiterungen bei Tüfcherz, Alferme und Bingelz, an welchen Orten auch zu gleicher Zeit beträchtliche Straßenbauten an der Hauptstraße auszuführen sind. Der große Damin durch den See beim Eintritt in die Gemeinde Biel ist seit dem lezten ^Augenschein sehr wenig vorgeschritten, und die Einrichtung zur Ausführung Desselben ist noch gegenwärtig so mangelhaft, daß wenn nicht schnell eine andere Baneinrichtung mit dem Damm eingeführt wird, vor 4 Monaten .die Vollendung dieses Dammes nicht in Aussicht steht. Die Daminarbeiteu uber die Bieler^Allmend bis zum Bahnhofe in Biel sind gar noch nicht angefangen.

3) Die Kunstbauten sind bedeutend vorgerükt, so daß in Bälde alle Brüken und Durchlässe zwischen Neuenstadt und der Bielergränze als fertig betrachtet werden können. An der Twannerbrüke ist das rechtseitige Wider..

.lager außer Wasser ; an dem linkfeitigen werden gegenwärtig die Verspundungen zur Fundainentirung geschlagen. .^ln den beiden Scheußbrükeu ^st jedoch seit der lezten Expertise durchaus nichts gemacht worden.

4) Der Oberbau ist beinahe auf zwei Dritttheile der ganzen Bahnklänge gelegt, allein bloß provisorisch, zur Benuzung für die Hilfsmafchine, Welche den Transport des Damrnmaterials und des Ballasts besorgt. Nach ^ Aufhören dieser Hilfsvorrichtung muß jedoch der Oberbau noch um 1 bis .^ Fuß, d. h. um die ganze Ballasthöhe gehoben werden.

60l ^au ^daß ^ine .den .bau

Von der Neuenhurgergränze abwärts wird eine lange Streke Oberals definitiv und fertig angegeben; es ist jedoch dabei zu bemerken,.

der Oberbau aus der Gränzbrüke noch nicht so solid erstellt ist, daß Lokomotive ohne Gefahr darüber pafsiren könnte; ebenso müssen in Kurven die Schienen gebogen werden, zu. welchem Behufe der Oberin den Kurven total neu umgelegt werden muß.

5) An Hochbauten ist in Neuenstadt das Güterschöpslein fertig, und .in Twann find die ersten Fundamente zu einem solchen gelegt; sonst sinb ^ioch keine Vorkehrungen getroffen.

6) Die Ostwestl.ahngesellschaft hat für ihre Linie Biel-Neiienstadt die ^lnschlußverhäitniffe mit der Eentraibahn in Biel und mit der francoPuisse in Neuenstadt zwar in so weit geordnet, daß sie unterin 28,^29.

November 1859 mit der Eentralbahn über den Betrieb der Linie Biel-Ne.ien-.

.stadt einen Vertrag abgeschlossen hat. Durch diefen Pachtvertrag .ist der Anschluß an die Eentxalbahn gesichert und der leztern die Verpflichtung ^iiserlegt, die Jnitiative zur Abschließung eines Vertrages über den An...

schlnß mit der ^ranco-Suisse zu ergreifen , was^ aber bis jezt noch nich^

^geschehen ist.

7) Die Konklusionen des Experten, Herrn Oberingenieur Hartmann.

sind die gleichen. wie diejenigen feines Berichtes vom 1. Mai; dieselben ^ehen näiulich dahin , es könne die Bahnlinie Biel-Neuenstadt auch von ^ezt an noch bis zum I. Oktober dieses Jahres in betrieb.sfähigen Zustand fertig hergestellt werden ; es gehöre aber dazu aller Ernst und guter Wille .von Seite der Generalunternehmer und eine strenge Kontrole von Seitr ^er Bauaufsieh.t der Gesellschaft.

8^ Bei der^ Untersuchung über den Stand der Arbeiten versicherten .^ie Bauunternehmer anf's Bestimmteste, die Bahn könne am 1. Oktober 1860 dem Betriebe übergeben werden.

Hiebei ist zn bemerken , daß die über die Unternehmer selbst einge^ogenen Erkundigungen sehr günstig lauten.

Wir haben den vorstehenden Bericht absichtlich in dieser etwas weitläufigen Form abgefaßt , um eine bessere Einsicht in das fueeessive Fortschreiten der Arbeiten zu gewähren.

Schließlich haben wir noch einen Beschluß der Regierung des Kan^ons Bern mitzuteilen , der wesentlich zur rechtzeitigen Beendigung der ^)ahn beitragen wird. Wie sich nämlich aus einein Schreiben der Direk^ion der Entsuiiipsungen und Eisenbahnen des Kantons Bern, vom 6. dieß, an unser Departement des Jnnern ergibt, hat der Regierungsrath des Kantons Bern unterm 4. dieses Monats, in der Absicht, die BetriebstÖffnung auf der Linie Biel-Neuenstadt auf nächsten 1. Oktober unter ^eden Umständen zu ermöglichen, beschlossen, der Verwaltung der Ostwest-

.

.

.

.

.

.

0 2

.^ahn einen lediglich auf jene Linie zu verwendenden Geldvorschuß vo^ .Fr. 600,000 zu machen und die Finanzdirektion mit der sofortigen Vol.l^ ziehung dieses Beschlusses beauftragt.

Wir

sehen uns daher,

in B e t r ach t : 1) daß die Arbeiten auf der ganzen Bahnstreke, mit Ausnahme einiger weniger Punkte, in Angriff genommen sind und thätig fortgeführt werden ; 2) daß die thatsächliche Besiznahme des Bodens auf dex ganzen Streke, mit Ausnahme einzelner weniger Stellen, stattgefunden hat; 3) daß zufolge dem Berichte unseres Experten , Herrn Oberingenieu^ Hartmann , die Bahnlinie Biel-Neuenstadt auch noch vom Datu^.

seines Berichtes an bis zum I. Oktober dieses Jahres in betriebst fähigen Znstand hergestellt werden kann ; 4) daß sich mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen läßt, der vorge-.

sehriebene Termin werde in Folge des obgemeldeten Schrittes de.^ Regierung des Kantons Bern eingehalten werden, veranlaßt, keine Anträge zu außerordentlichen Maßregeln (beziehungsweise gegeI^ deu Kanton Bern) zu stellen.

Genehmigen Sie, achtung.

Tit.,

die Versicherung unserer vollkommenen Hoch^

B e r n , den 10. Juli I860.

Jm Namen des schweizerischen Bundesrathe^ Der B u n d e s p r ä s i d e n t:

^. Fre^-Herosee.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft:

Schien.

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Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Eisenbahnlinie Biel-Neuenstadt. (Vom l0. Juli 1860.)

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1860

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38

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

14.07.1860

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592-602

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