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Bundesversammlung.

Am 30. September 1930 haben die Präsidenten der gesetzgebenden Räte den Hinscheid des am gleichen Tage verstorbenen Herrn Bundesriohters Camille Guggenheim mitgeteilt.

Im S t ä n d e r a t widmete der Präsident, Herr Messmer, dem Verstorbenen folgenden ehrenden Nachruf: Hochgeehrte Herren Ständeräte !

Letzte Nacht ist in Lausanne nach langer Krankheit und schweren Leiden ini Älter von nicht ganz 36 Jahren Herr Bundesrichter Camille Guggenheirn gestorben. Die Beerdigung findet nächsten Freitag, den 3. Oktober, nachmittags 3 Uhr, in Bern statt, Camille Guggenheim, bürgerlich von Oberendingen (Aargau), wurde am 10. Dezember 1894 in Zofingen geboren.

Er besuchte die Primarschule und das Progymnasium in Thun, wo seine Eltern eine Handlung betrieben, und später das städtische Gymnasium in Bern. Daselbst studierte er auch Jurisprudenz. Im Herbst 1917 machte er das Staatsexamen und begab sich sofort in die Praxis zu alt Nationalrat Goelschel in Delsberg. Ein Jahr später etablierte er sich in Bern als Fürsprech und erwarb sich durch seine hervorragende Intelligenz, Arbeitsfreude und menschenfreundliche Gesinnung bald eine ausgedehnte Praxis. Daneben entfaltete er auch eine rege Tätigkeit in der sozialdemokratischen Partei, die den jungen Mann in den Stadtrat von Bern und den bernischen Grossen Rat delegierte und ihm, neben einer Fülle anderer Aufgaben, zeitweise auch die Geschäflsleilung der schweizerischen sozialdemokratischen Partei übertrug. Im Dezember 1929 wählte die Bundesversammlung Canaille Guggenheim zum Mitglied des Bundesgerichts, wo er sich rasch Ansehen, Beachtung und Einfluss zu verschaffen wusste. Doch schon bald nach Antritt seiner neuen Stelle wurde er in der Ausübung seines Amtes durch eine schwere Krankheit verhindert.

Zweimal unterzog er sich Operationen, um Linderung und Genesung zu finden, aber die gehegten Hoffnungen erwiesen sich leider als trügerisch. Das Übel kam wieder, jeweilen stärker als zuvor und brach schliesslich nacli langem Ringen die einst zähe Manneskraft. An seiner Bahre steht eine schwergeprüfte junge Frau, trauern die betagten Eltern. Ein grausamer Schicksalsschlag hat sie getroffen, den sie nur mit Mut ertragen können,

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im Gedenken, dass der Tod als Erlöser an ein hartes Schmerzenslager kam ; ihnen entbieten wir unsere aufrichtige Teilnahme.

Ich ersuche Sie, zu Ehren des Verstorbenen sich von Ihren Sitzen zu erheben.

Die Ansprache des Präsidenten des N a t i o n a l r a t s , Herrn Graber, ist in der französischen Ausgabe des Bundesblattes (1930, Bd. II, S. 454) veröffentlicht worden.

An Stelle des zurückgetretenen Herrn Dr. Gustav Keller ist als Mitglied des S t ä n d e r a t s eingetreten: Herr Dr. Emil Klöti, Stadtprasident von Zürich, von Zürich und Wetzikon.

An Stelle des Herrn Dr. Emil Kloti ist als Mitglied des N a t i o n a l r a t s eingetreten : Herr Heinrich B r ä m , Verwalter, von Zürich, in Affoltern a. A.

Die Herbstsession ist Samstag, den 4. Oktober 1930, geschlossen worden, Die Übersicht der Verhandlungen wird nächstens dem Bundesblatt beigegeben werden.

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Aus den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 29. September 1930.)

Das Rücktrittsgesuch des Herrn Bernhard Simon, von Ragaz (St. Gallen), schweizerischer Konsul in Medan, wird unter Verdankung der geleisteten Dienste angenommen. Mit der Leitung des Konsulates wird vorläufig dessen Kanzler, Herr Hans Rubin, von Reichenbach (Bern), betraut.

Die Österreichische Gesandtschaft in Bern teilt mit, das österreichische Bundeskanzleramt (Auswärtige Angelegenheiten) habe infolge der auf Ende September 1930 eingereichten und von ihm angenommenen Demission des

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Jahr

1930

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08.10.1930

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442-443

Page Pagina Ref. No

10 031 167

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