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Bundesblatt

80. Jahrgang.

Bern, den 13. Juni 1928.

Band II.

Erscheint wöchentlich. Preis 20 Franken im Jahr, 10 Franken im Halbjahr, zuzüglich Nachnahme- und Postbestellungsgebühr.

Einrückungsgebühr : 50 Rappen die Petitzeile oder deren Raum. -- Inserate franko an Stampfli & de. m Bern.

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Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphenund Telephongebäudes in Baden.

( Vom 11. Juni 1928.)

I.

Die Diensträume für Post. Telegraph und Telephon in Baden vermögen den Anforderungen nicht mehr zu genügen und müssen durch neue ersetzt werden. Wir beehren uns. Ihnen hierüber folgendes zu berichten.

Am 1. Januar 1874 wurde das damals vereinigte Post- und Telegraphenamt Baden im Hause Guggenheim an der Badstrasse eingemietet, wo es sich noch Leute befindet. Nachdem sich im Jahre 1885 eine Telephonzentrale mit 19 Teilnehmern hinzugesellt hatte, wurden Telegraph und Telephonini Jahre 1896 von der Post abgetrennt und im l. Stock des gleichen Hauses eingerichtet, so dass die Post nunmehr einzig über die Erdgeschossräumlichkeiten verfügte. Trotzdem begannen schon zu jener Zeit die Bemängelungen der Lokalverhältnisse beim Postamt durch die Presse, durch Vereine und durch die Stadtbehörden. Beanstandet wurden namentlich die Unzulänglichkeit des Schalterraumes und die beschränkte Schalterzahl. Im Jahre 1904 kam dann eine Erw eiterung der Postlokale zustande, indem das Erdgeschoss des anstossenden Hauses Diebold hinzugemietet und mit den bestehenden Diensträumen in direkte Verbindung gebracht werden konnte. Es war keine ideale Lösung: denn der Fussboden der neuen Räume liegt 32cm höher als derjenige der alten, und die Trennungsmauer, die zum Teil stehen bleiben musste, hindert die Übersicht. Immerhin brachte diese Erweiterung eine fühlbare Verbesserung und konnte auf Jahre hinaus genügen. Die Kritik kam für einige Zeit zur Buhe, um dann ums Jahr 1911 herum neuerdings einzusetzen und die Beschaffung neuer Lokale zu verlangen. Eine gewisse Unzulänglichkeit der Postdiensträume musste zugegeben werden. Die Verwaltungen erneuerten daher die auf 1. Mai 1914 zu Ende gehenden Mietverträge nur für5 Jahre, d. h. bis 1. Mai 1919, in der Meinung, man werde bis zu diesem Zeitpunkt neue Lokale beschaffen können. Es zeigte sich aber bald, dass eine zweckmässige Lösung nur mit der Erstellung eines Neubaues zu erzielen sei. Dabei nahm man an, dass die Ausführung des Baues Bundesblatt. 80. Jahrg. Bd. II.

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138 durch private Unternehmer oder durch die Stadt erfolgen könne. Letztere lehnte dies jedoch ab, und der Kriegsausbruch brachte die Angelegenheit etwas ins Stocken. Im Jahre 1917 gingen alsdann die ersten Mietangebote für Neubauten ein. Diese Projekte hätten aber zu grosse Mietzinse erfordert, so dass nicht darauf eingetreten werden konnte, und zwar um so weniger, als sie in bezug auf Grosse den Anforderungen nicht entsprachen. Man suchte daher nach andern Lösungen. Um hierfür die notige Zeit zu gewinnen, wurden die bestehend en Mietverträge nochmals una 5 Jahre, d.h. bis I.Mai 1924 verlängert.

Zugleich wurden an den Postlokalen gewisse Verbesserungen angebracht, um den bestehenden Mängeln nach Möglichkeit zu steuern.

Seit der letzten Erweiterung der Postlokale im Jahre 1904 ist auch eine erhebliche Verkehrszunahme zu verzeichnen, die das Bedürfnis nach zweckrnässigern Diensträurnen immer fühlbarer werden liess. Leider standen aber einer allseitig befriedigenden Lösung dieser Frage grosse Schwierigkeiten im Wege, so dass die Mietverträge im Jahre 1924 noch einmal um 6 Jahre, d. h.

bis zum 30. April 1930 verlängert werden mussten. Heute sind nun die räumlichen Verhältnisse nicht nur in bezug auf die Post, sondern namentlich auch in bezug auf die Telephonzentrale so unzureichend geworden, dass die Beschaffung neuer Diensträume nicht mehr länger hinausgeschoben werden kann.

Nachstehende Zahlen geben ein Bild von der Verkehrsentwicklung seit 1904: Post.

1904

Gewöhnliche Briefpostgegenstände .

Eingeschriebene Briefpostgegenstände Zeitungen Pakete Postanweisungen und Postchecks .

Wertzeichenverkauf

. . 1,753,660 . .

46,106 1,319,210 211,088 . .

69,115 Fr.

130,796

1913

1926

1,652,144 86,418 1,128,666 287,321 90,175 206,477

1,945,031 131,060 1,714,133 338,846 146,283 513,356

Telegraph.

Telegramme, abgehende und ankommende

1904

1913

1926

26,590

50,593

43,233

1904

1913

1926

Telephon.

Teilnehmer 317 449 919 Ortsgespräche 145,861 275,483 535,232 Ferngespräche 112,512 235,479 852,928 Durchgangsgespräche -- ·-- 152,463 Wie schon erwähnt, konnten die im Jahre 1917 eingegangenen Projekte für ein neues Postgebäude in Baden ihrer teilweisen Unzulänglichkeit und ihrer

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hohen Kosten wegen nicht in Berücksichtigung gezogen werden. Auch das im Jahre 1919 von der Direktion der eidgenössischen Bauten für das sogenannte Hirschliareal ausgearbeitete Projekt, das einen Kostenaufwand von 1,372,000 Pranken erfordert hätte, war zu kostspielig. Auch die eingehende Prüfung der Präge, ob durch Umbau und Erweiterung der gegenwärtigen Posthäuser eine billigere und doch zweckmässige Lösung zu erreichen wäre, führte zu einem negativen Ergebnis. In der Folge wurde dann für das vom Bund zu erstellende Postgebäude ein neues, reduziertes Projekt unter Beanspruchung des Hirschliareals ausgearbeitet, das eine annehmbare Lösung ergeben hätte. Aber auch dieses musste wieder verlassen werden, weil die früher oder später zu gewärtigende Unterführung der Bruggerstrasse in bezug auf den westseitigen Zugang zum neuen Gebäude grosse Schwierigkeiten voraussehen liess. Im Einvernehmen mit der Gemeindebehörde wurde für den Postneubau schliesslich der Platz am Bahnhof in Aussicht genominen, den wir Ihnen heute zum Ankauf empfehlen.

Der Kaufpreis wird zwar den Betrag überschreiten, den man ursprünglich hierfür glaubte anlegen zu dürfen. Die vorzugliche Lage unmittelbar am Bahnhof -- der Neubau wird teilweise auf das Bahnareal übergreifen -- wird aber Einsparungen im Betriebe gestatten, so dass sich die Mehrausgabe rechtfertigen lässt. Der Bauplatz entspricht nicht nur den Anforderungen der Verwaltung, sondern auch denjenigen der Gemeinde und des Publikums. Die Stadt Baden hat denn auch beschlossen, an die Kosten des Postgebäudes einen Beitrag von zirka 10 %, im Maximum Fr. 90,000 zu leisten.

Der Bauplatz setzt sich zusammen: a. aus der Liegenschaft der Frau Witwe Heuer zum Chalet Berna, im Halte von 608m2 Bis jetzt konnte mit der Eigentümerin eine Einigung über den Kaufpreis nicht erzielt werden. Sollte eine Verständigung nicht zustande kommen, so musste zur Expropriation geschritten werden, da diese Liegenschaft für die Ausführung des Bauprojektes notwendig ist.

6. aus der Liegenschaft der Frau Witwe Lehner, Parkstrasse Kr. 3, im Halte von 665 in2 zum Preise von Fr. 115,000; 1 . aus einem Streifen Land der Schweizerischen Bundesbahnen im Halte von zirka 220 m2 zum Preise von Fr. 11,000, wozu noch Fr. 17,700 für ein abzubrechendes Wärterhaus, die Verlegung eines Unterkunftslokals und die Versetzung
von zwei Säulen des Bahnsteigdaches kommen, so dass sich die Gesamtkosten des Bauplatzes, ohne die Liegenschaft Heuer, auf Fr. 143,700, und mit Einschluss der Handänderungs- und Stipulationskosten auf rund Fr. 144,500 belaufen werden.

140 IT.

Die projektierte Anlage besteht aus dem Hauptgebäude, dem Kemisengebäude und dem überdachten Hofraum.

Ä. Hauptgebäude.

Kellergeschoss: Heizungsanlage und Kohlenraum Betriebsräume des Telephons Arbeitsräume, Garderoberäume und weitere Kellerräume

150 m2 126 m2 290 m2

Brdgeschoss: Betriebsräume der Post, mit Schalter-, Schlossfächer-, Telegraphenund Telephonräumen 464 m2 Erster Stock: Betriebsräume des Telephonamtes Verwaltungsräume des Telephonamtes und Aufenthaltsraum . . .

188 m2 168 m2

Zweiter Stock: Vermietbare Bureaux 322 m2 Aus architektonischen Gründen ist der Aufbau eines zweiten Stockes eine Notwendigkeit. Auch wirtschaftlich empfiehlt er sich. Die Erstellungskosten sind verhältnismässig gering, weil Fundament und Dach dadurch keine Mehrkosten erleiden. Anderseits werden voraussichtlich Geschäftsräume in dieser Lage gut vermietet werden können. Endlich bildet der zweite Stock eine Eaumreserve für das Telephonamt sowie für die Post.

B. Eemisengebäude.

Kellergeschoss: Es wird nur ein kleiner Teil des Eemisengebäudes unterkellert. Hier sind untergebracht: 2 Wohnungskeller, die Waschküche und ein Tröckneraum, zusammen 52 rn2 Erdgeschoss: Paketlokal und Eeserveraum der Post Karren- und Veloremise Linienmaterialmagazin, Werkstatt und Garage des Telephonamtes Gedeckter Post- und Telephonhof mit Auffahrts- und Verladerampen

131 na2 60 m2 191 m 2 265 m 2

141 E r s t e r Stock: Apparatenmagazin des Telephonamtes, Wohnung für den Hauswart und eine vermietbare Vierzimmerwohnung 106 m2 Die überbaute Fläche misst 1,050 m2 Der Kubikinhalt des umbauten Baumes (der überdeckte Posthof ist nicht inbegriffen) beträgt 11,980 m3 Die nähere Anlage der Bäume ergibt sich aus den Bauplänen und dem detaillierten Kostenvoranschlag.

Die Baukosten belaufen sich auf: a. Hausbaukosten b. Umgebungsarbeiten c. Einrichtungen

Fr. 659,697 » 9,672 '> 28,974 Zusammen Fr. 698,343

Aus dem Kostenanschlag ergibt sich nach Vornahme der üblichen Abzüge für die nicht eigentlich zum Bau gehörenden Einrichtungen ein Einheitspreis des umbauten Baumes von Fr. 55. 85 per m3.

Das Projekt ist von Herrn Professor Dr. Moser, Architekt in Zürich, aufgestellt worden. Es ist beabsichtigt, ihm auch die Bauleitung zu übertragen.

Die Fassaden sind rein sachlich gehalten und tragen das Gepräge des modernen Verwaltungsgebäudes. Zum Zweck der bessern Isolation gegen Kälte und Feuchtigkeit erhalten sie eine Verkleidung aus Kunststeinplatten. Die Dachflächen, die eine schwache Neigung haben, werden mit Kupferblech eingedeckt.

Diese Art der Eindeckung garantiert ein in jeder Beziehung tadelloses Dach und schliesst erhebliche, jährlich wiederkehrende Unterhaltskosten aus.

In Berücksichtigung der dargelegten Verhältnisse ,ersuchen wir Sie, dem nachstehenden Entwurf eines Bundesbeschlusses Ihre Genehmigung erteilen zu wollen.

Genehmigen Sie die Versicherung unserer besondern Hochachtung.

Bern, den 11. Juni 1928.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Der B u n d e s p r à s i d e n t :

Schulthess.

Der Vizekanzler:

Leimgrub er.

142 (Entwurf.)

BundesTbeschluss betreffend

die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Baden.

Die Bundesversammlung der schweizerischen E i d g e n o s s e n s c h a f t , nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrates vom 11. Juni 1928, beschliesst :

Art. 1.

Für die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Baden wird ein Kredit von Fr. 843,000, wovon Fr. 144,500 auf den Ankauf des Bauplatzes und Er. 698,500 auf die Ausführung des Baues fallen, unter der Bedingung bewilligt, dass die Gemeinde Baden an die G-esamtkosten einen Beitrag von 10 %, aber höchstens Fr. 90,000 leistet.

Art. 2.

Der Bundesrat wird ermächtigt, die zur Ergänzung des Bauplatzes erforderliche Liegenschaft der Witwe Heuer, zum Chalet Berna, im Halte von 608 m2, zu erwerben, nötigenfalls auf dem Wege der Enteignung.

Art. 3.

Dieser Beschluss tritt als nicht allgemein verbindlicher Natur sofort in Kraft.

Art. 4.

Der Bundesrat ist mit dem Vollzug beauftragt.

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Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Ankauf eines Bauplatzes und die Erstellung eines Post-, Telegraphen- und Telephongebäudes in Baden. ( Vom 11. Juni 1928.)

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1928

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13.06.1928

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137-142

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