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Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Hate sind am 7, März 1932, um 18 Uhr, zur 2. Tagung der 29. Legislaturperiode zusammengetreten.

Im N a t i o n a l r a t e eröffnete der Präsident, Herr Dr. R o man A b t , die Tagung mit folgender Ansprache : Nur kurze Zeit nachdem die neugewählte Bundesversammlung konstituiert und nach der ersten Session auseinandergegangen war, traf uns schon die erste Todesbotschaft eines lieben Kollegen. Am 7. Januar a. c. starb Nationalrat Karl Stohler im besten Mannesalter von 55 Jahren.

Er wurde am 21. September 1877 in Birsfelden als Sohn einfacher Eltern geboren. Nachdem er die Primär- und Sekundärschule durchlaufen, lernte er den Beruf eines Bau- und Möbelschreiners, um sich nach einigen Jahren der Praxis einer andern gewerblichen Tätigkeit zuzuwenden, aus der er im Jahre 1906 als Inspektionsbeamter in den Dienst der Basler Versicherungsgesellschaft gegen Feuerschaden übertrat. Er wurde 1913 zum Inspektor befördert und übernahm im Jahre 1921 die Leitung der Generalagentur dieser Gesellschaft für Baselland und Baselstadt, welchen Posten er mehr als 10 Jahre lang und bis zu seinem leider allzufrühen Tode mit Erfolg und unter Erwerbung hervorragender Verdienste für seine Gesellschaft bekleidete.

Politisch gehörte Karl Stohler zur freisinnig-demokratischen Partei, für die er in seinem Kanton das Vizepräsidium führte und die er auch in der schweizerischen Geschäftsleitung vertrat. Wirtschaftlich lagen ihm namentlich die Interessen seines Berufsstandes, der Beamtenschaft, nahe. Er war von 1914--1920 ' Mitglied des basellandschaftlichen Landrates, wo er sich, wie überhaupt um seinen Heimatkanton, grosse Verdienste erwarb. Im Nationalrat sass er von 1919--1928, um dann bei den Erneuerungswahlen von 1981 neuerdings in unsern Kreis zurückzukehren, aus dem ihn nun schon nach der ersten Session der unerbittliche Tod wegholte. Der Verstorbene nahm seinerzeit grossen Anteil an der Beratung des Beamten- und des Tuberkulosegesetzes und gehörte auch längere Zeit dem Bureau des Eates an. Als Fachmann auf dem Gebiete des Versicherungswesens fühlte er sich namentlich zu den Beratungen über Versicherungsfragen hingezogen und arbeitete als Kommissionsmitglied wacker mit bei der Ausarbeitung des Verfassungsartikels 15 über die Alters- und Hinterbliebenenversicherung, für deren Ausführungsgesetz er auch
in der Abstimmungskampagne im letzten Herbst mit ganzer Kraft eintrat.

Karl Stohler war persönlich ein lieber, guter Mensch und flotter Charakter.

Ein Selfmademan im besten Sinne des Wortes, hatte er sich die Bescheidenheit bewahrt und sich dadurch, wie auch durch seine persönliche Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft die Sympathien seiner Mitmenschen und auch viele

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Überall wo es galt, in den Vereinen, bei gemeinnützigen Veranstaltungen, in seiner Partei, sei es in Gemeinde, Bezirk, Kanton oder Bund, seine uneigennützigen Dienste zur Verfügung zu stellen, war der Verstorbene dabei.

Noch eine halbe Stunde vor seinem Tode präsidierte er die Schlu.-ssitzung des Organisationskomitees für das erste kantonale Turnfest beider Basel, von der er bewusstlos heimgebracht., nach 5 Minuten an einem Hirnschlag verschied.

Wir versichern seine Familie, der er ein treu sorgender Gatte und Vater war, unseres herzlichen Beileides und werden dem lieben Verstorbenen ein gutes Andenken bewahren.

Wenige Wochen nach dem Tode Karl Stohlers folgte ihm unser Kollege im Ständerat, Paul Charmillot, nach. Er starb in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar, und zwar auf dieselbe jähe, aber sanfte und schöne Art, an einem Herzschlag. Noch war er am Montag, den 2. Februar, früh mit unserm verehrten Kollegen, seinem Freunde Rais, in Courtelary vor Gericht gestanden und dann in eine Kommissionssitzung nach Bern gefahren, von der er am Dienstagabend um 6 Uhr nach seinem Wohnort St. Immer zurückkehrte.

Er verbrachte den Abend bei seinen Freunden im Alpenclub, wo er noch recht fröhlich war, und kehrte zeitig heim und legte sich zur Ruhe, die seine ewige Ruhe werden sollte, von der er nicht mehr erwachte. Möge den Vielen von uns, die es wünschen, das Schicksal dereinst früher oder später auch einen solch sanften und schönen Tod gewähren!

Paul Charmillot wurde am 19. Oktober 1865 in der Uhrenzentrale St.

Immer geboren. Nachdem er die Schulen seines Heimatortes durchlaufen, besuchte er das Gymnasium Pruntrut, wo er 1834 die Maturität machte, um dann in Bern und Leipzig die Rechte zu studieren. Schon 1889 bestand er das bernische Fürsprecher-Examen und eröffnete ein Advokaturbureau in St. Immer, das er betrieb bis ihn nun der Tod in seinem 67. Altersjahra daraus abrief.

Die S:gnatur des Todestages Paul Charmillots war auch die seines Lebens: rastlose und unermüdliche Arbeit ! Lag darin Prinzip und System, so ergaben sich gerade darum für den vernünftigen Haushalter mit seinen eigenen Kräften auch einige freie Stunden, die er, als grosser Freund der Natur, in schönen Jurawanderungen und froher Geselligkeit mit seinen Freunden, denen er ein hochgeschätzter, interessanter Gesellschafter war, verbrachte. Paul Charmillot besass einen feinen Humo/, mit dem er die Pointen seines kritischen Geistes feinsinnig umkleidete, so dass sie niemanden verletzten. Seine Freunde schätzten nicht nur seinen Froh- und Freimut und seine Geistesschärfe, sondern

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auch die Loyalität seiner Gesinnung, seine Treue und den Mut und die Geradheit seines Charakters.

* Paul Oharmillot verkörperte die klassische Trilogie des Juristen, Militä,rs und Politikers.

Er war ein vorzüglicher Jurist und scharfer Logiker, besass aber auch eine enorm praktische Auffassungsgabe, die ihn rasch das Wesentliche des Tatbestandes erkennen liess. Seine Plädoyers waren klar, scharf und überzeugend; aber er blieb dabei ein vornehmer Anwalt. Die berufliche Anerkennung ist ihm denn auch in reichem Masse zuteil geworden. Er war nicht nur eine Zeitlang Präsident des bernischen Anwaltsverbandes, sondern auch von 1910--1920 Mitglied des bernischen Verwaltungsgerichts.

Schon die körperliche Eobustizität, aber auch seine Energie und Entschlusskraft prädestinierten Paul Charmillot zum Militär, in dem er bis zum Infanterie-Obersten aufstieg. Er soll der Typus des tüchtigen Milizoffiziers gewesen sein, der auch im Zivilleben mit seinen Soldaten im Kontakt blieb und dessen Buhe und militärisches Pflichtgefühl vorbildlich waren.

In der Politik betätigte sich Paul Charmillot lange Jahre nur in seiner engsten Heimat und trat erst verhältnismässig spät, als Vertreter der freisinnig-demokratischen Partei, vor das grössere Forum des Kantons und des Bundes. In der Zeit von 1907--1910 gehörte er dem bernischen Grossen Bäte an. 1919 kam er in die Bundesversammlung, wo er sich im Ständerat rasch eine sehr angesehene Stellung erwarb. Er wurde Mitglied der ständigen Finanz- und Alkohol-Kommission und auch der Finanzdelegation und sprach in Militär- und Strafrechtsfragen sein erfahrenes Wort mit. Es war ein Zeichen besonderer Wertschätzung, dass ihn der Ständerat für das Jahr 1930/81 fast einstimmig zu seinem Präsidenten wählte. Aber der grosse Jurassier konnte nach Ablauf seines Präsidialjahres nicht lange der parlamentarischen Buhe pflegen, denn schon 2 Monate nachher legte ihm der Tod die kalte Hand auf seine Schulter. Wir werden Paul Charmillot ein gutes Andenken bewahren und versichern seine trauernde Witwe und seine Verwandten unseres aufrichtigsten Beileides.

Ich bitte Sie, meine Herren, sich zu Ehren der beiden verstorbenen Kollegen von Ihren Sitzen zu erheben.

Im S t ä a d e r a t e eröffnete der Präsident, Herr Dr. Jakob Sigrist, die Tagung mit folgender Ansprache: Wenn ich zu Beginn der
Frühjahrssession die schmerzliche Pflicht erfüllen muss, zweier seit der letzten Tagung der Bundesversammlung dahingeschiedener Mitglieder der eidgenössischen Parlamente in Ehren zu gedenken, so stehe ich mit Ihnen unter dem Eindruck des Dichterwortes : Mitten im Leben Bundesblatt. 84. Jahrg. Bd. I.

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sind vom Tode wir umgeben. Die beiden verdienten Parlamentarier, die nicht mehr mit uns zur Frühjahrssession in die Bundesstadt zurückgekehrt sind, wurden durch einen plötzlichen Tod, für ihre Angehörigen, wie für die weitere Öffentlichkeit gänzlich unerwartet, aus einem arbeitsreichen "Wirkungskreise herausgerissen.

Am Abend des 7. Januars trat drunten vor den Toren von Baselstadt, in Birsfelden, der Tod an die Kraftgestalt von Nationalrat Karl Stohler heran. Scheinbar völlig gesund leitete er mit gewohnter Sicherheit und seinem frischen Wesen die Verhandlungen des Organisationskomitees des kurz vorher erfolgreich durchgeführten kantonalen Turnfestes der beiden Basel, als er plötzlich erblasste und kraftlos zusammenbrach. Freunde konnten den Getroffenen noch nach seinem Heim führen, wo er aber nach wenigen Augenblicken aus dem Leben schied.

Karl Stohler hatte die typische Laufbahn des tüchtigen Mannes eigener Kraft durchlaufen. Aus einfachen Familienverhältnissen herausgewachsen, musste er seine Schulbildung schon mit der Sekundärschule abschliessen, um sodann bei einem Schreinermeister in die Lehre zu treten. Nach Vollendung der Lehrzeit übte er einige Jahre dieses ehrsame Handwerk praktisch auch aus, trat dann in den Wirtestand über und widmete sich später dem Versicherungsfache, in welchem er in verhältnibmässig jungen Jahren zur wichtigen und verantwortungsvollen Stellung eines Chefs der Generalagentur einer Basler Feuerversicherungsgesellschaft aufstieg.

In diesem Entwicklungsgang von Nationalrat Stohler bestätigte sich in eigentlich glänzender Art die in neuerer Zeit auch von der wissenschaftlichen -Pädagogik anerkannte und gewürdigte Erfahrungstatsache, dass die mit geistigem Miterleben betätigte Handarbeit auch das intellektuelle Wachstum des jungen Menschen mächtig fördert und zur Ausbildung seiner Geisteskräfte wesentlich beizutragen vermag.

Karl Stohler muss aber einen lebhaften Geist, grosse Energie und Mächen Wagemut ins praktische Leben hinaus mitgebracht haben. So erklärt es sich, dass er schon in jungen Jahren am gesellschaftlichen und öffentlichen Betriebe der aufblühenden Vorstadtgemeinde Birsfelden, der er Zeit seines Lebens treu blieb, den lebhaftesten Anteil nahm und bei einer Eeihe von Vereinen und Organisationen sehr bald, getragen durch das Vertrauen seiner Mitbürger
und Freunde, in leitende Stellungen sich versetzt sah. Besonders lag ihm das Schützen- und Turnerwesen sehr am Herzen; alle Bestrebungen dieser Art fanden an ihm einen tätigen Freund und Förderer. Auch den politischen Aufgaben seines Heimatkantons widmete er sein Interesse und seine grosse Arbeitskraft. Als Mitglied der freisinnig-demokratischen Partei von Baselland gehörte er von 1914--1920 dem Landrate an, spielte bald eine führende Eolle in der Fraktion seiner Partei und sprach bei Gesetzesvorlagen ein massgebendes Wort mit.

Im Jahre 1919 bei der erstmaligen Anwendung des Verhältniswahlverfahrens wurde er als Mitglied des Nationalrates gewählt, dem er vorläufig

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zwei Amtsperiodén angehören. sollte. Am 6. Dezember des letzten Jahres wurde ihm nach einem dreijährigen Unterbruche das Mandat eines Nationalrates wiederum anvertraut, bis nach Verlauf eines Monates ein jäher Tod seiner parlamentarischen Tätigkeit auch auf eidgenössischem Boden ein unerwartet frühes Ziel setzte. In Bern wendete Herr Nationalrat Stohler seine Aufmerksamkeit insbesondere den sozialen Problemen zu und arbeitete vor allem bei der Schaffung des Verfassungsartikels für die Alters- und Hinterbliebenenversicherung in Kommission und Eat mit grosser Sachkenntnis und warmer Anteilnahme mit.

Es ist verständlich, dass das plötzliche Ausscheiden dieses klugen und schaffensfreudigen Mannes, den auch verbindliche gesellschaftliche Formen zierten, in vielen Kreisen eine schmerzliche Lücke hinterlassen hat, wie das an seinem offenen Grabe zum Ausdruck gekommen ist. Auch wir fühlen das mit und sprechen vor allem seinen Familienangehörigen unser herzliches Beileid aus.

Persönlichkeiten wie Karl Stohler, herausgewachsen aus der Kleinwelt des Volkskörpers, durch FleiSs und Tüchtigkeit in führende wirtschaftliche und politische Stellungen emporgestiegen und doch in engster Verbundenheit bleibend mit den Bevölkerungsschichten ihres Ursprunges, das sind wertvolle Kräfte im Staatswesen.

Bewahren wir dem wackern Bürger und Volksfreunde ein ehrendes Andenken !

Im Tiefsten ergriffen hat uns alle die Kunde vom plötzlichen Hinscheide unseres lieben, hochverehrten letztjährigen Präsidenten Paul Charmillot, in St. Immer. Er wurde recht eigentlich mitten aus seiner parlamentarischen Tätigkeit vom Tode abberufen. In der letzten Woche des Januar arbeitete er noch mit unverminderter Geisteskraft und waimem Interesse im Schosse der Kommission an der Erledigung der zur nochmaligen Prüfung zurückgelegten Artikel des Schweizerischen Strafrechtsentwurfes. Keiner von uns hätte an der frischen lebhaften Erscheinung unseres Kollegen Anzeichen der Veränderung seines Gesundheitszustandes wahrgenommen, wenn auch eingeweihte Freunde wussten, dass die Beschwerden des Alters doch von Zeit zu Zeit bei ihm sich einstellten. Am l. und 2. Februar nahm er in Bern wiederum an den Verhandlungen einer ständerätlichen Kommission teil und kehrte des Abends, nachdem er seinen Kollegen in seiner liebenswürdigen Art den Abschiedsgruss entboten hatte, wohlgemut nach seinem lieben St. Immer zurück. In der gleichen Nacht noch entschlief er unerwartet hinüber in ein anderes Leben.

Die Lebensbahn Paul Charmillots stellt ein völlig anderes Bild dar, als die des ihm einen Monat zuvor in einem ähnlichen Abschied vom Leben vor-

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ausgegangenen Nationalrates Karl Stohler. Geboren im Jahre 1865 war es ihm gegönnt, in normalem Bildungsgange in jungen Jahren schon die Stufen einer akademischen Lebensstellung zu erreichen. Nach Vollendung der humanistischen .Schulung am Gymnasium von Pruntrut, studierte Charmillot an den Universitäten von Bern und Leipzig Jurisprudenz, bestund sodann das bernische Staatsexamen für Advokaten und konnte schon im Jahre 1889 mit 24 Jahren in St. Immer ein Anwaltsbureau eröffnen- Dieses brachte er rasch zu hoher Blüte und leitete es ununterbrochen bis zu seinem Tode.

In diesem seinem Lebensberufe traten in hohem Masse jene vortrefflichen Eigenschaften zutage, welche in spätem Jahren auch seine Tätigkeit in unserem Eate auszeichneten. Dem Advokaten Charmillot wird fleissiges Aktenstudium, klare Erfassung des wesentlichen Tatbestandes, volle Beherrschung des Eechtsstoffes, sowie eine ungemein luzide Darstellungsgabe nachgerühmt.

Damit paarten sich vornehme Umgangsformen ' und ein liebenswürdiges Wesen.

Die gleichen Vorzüge wies auch seine öffentliche Wirksamkeit auf, zu der er nach und nach herangezogen wurde. In Jüngern Jahren galt diese in besonderem Masse seiner Vaterstadt St. Immer und dem Berner Jura. Mit der Gemeinde St. Immer war er ausserordentlich stark verwurzelt. Er nahm regsten Anteil am Vereins- und Gesellschaftsleben des aufstrebenden Iadustrieortes, setzte sich mit Tatkraft für dessen wirtschaftliche Entwicklung ein und stellte seine reichen Geisteskräfte vor allem auch der Gemeindeverwaltung zur Verfügung. Während einer Eeihe von Jahren war er Mitglied der engern Stadtbehörde. Nach dem Ausscheiden aus dieser trat er in das kommunale Parlament von St. Immer über, das er von 1921 an bis zu seinem Ableben präsidierte, so immer in engster Fühlung bleibend mit allen Aufgaben und Lebensäusserungen des auch wirtschaftlich so bedeutenden Gemeinwesens. Nicht ungern sprach er sich im Freundeskreise hier in Bern über die Freuden und Leiden dieser Arbeit auf dem Boden der heimatlichen Kommunalpolitik aus.

Weniger stark trat die Tätigkeit von Ständerat Charmillot auf dem Gebiete der kantonalbernischen Politik hervor. Nur während drei Jahren, von 1908--1910, gehörte er als Mitglied der freisinnigen Partei dem Grossen Rate des Kantons Bern an, um dann mit seiner Berufung in das bernische
Verwaltungsgericht im Jahre 1910 wiederum auszuscheiden.

Hohe Befriedigung bot unserem unvergesslichen Kollegen die militärische Laufbahn- Er kommandierte .schon vor 1914 das Eegiment des bernischen Jura, leistete während der Grenzbesetzung viel Dienst in der Etappe und wirkte auch später, nachdem er zum Oberst befördert worden war, bei grossen militärischen Übungen als Schiedsrichter mit. Wir können es uns erklären, dass Oberst Charmillot mit seiner geschmeidigen, eleganten Erscheinung, seinem frischen offenen Wesen und seiner Leutseligkeit bei den Truppen des Jura sich ungesucht eigentlicher Popularität erfreuen durfte.

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Im Jahre 1919 wurde Paul Gharmillot als Nachfolger des zurückgetretenen Ständerates Dr. Merz vom Grossen Bat des Kantons Bern zum Mitglied unserer Kammer gewählt. Die Wahl löste namentlich in der jurassischen Heimat des neuen Standesvertreters grosse Genugtuung aus, erhielt diese doch nach langen Jahren in dem hochangesehenen Eechtsanwalt von St. Immer zum erstenmal wieder eine Vertretung im Ständerate.

Hier in unserem Kollegium haben die meisten von uns den Abgeordneten aus dem Jura an der Arbeit gesehen. Herr Charmillot war kein Vielredner.

Er ergriff das Wort nur, wenn er wirklich etwas zu sagen hatte. Immer geschah es in einer Art, welche sofort den. hochkultivierten Geist und den tüchtigen Juristen, selten den Politiker und sicher nié den leidenschaftlichen Parteimann verriet. Sehr wertvolle Arbeit leistete Charmillot vor allem als Mitglied vieler wichtiger Kommissionen. Der Sprechende hatte die Freude und Genugtuung, namentlich in zwei Kommissionen mit dem erfahrenen Praktiker zusammenarbeiten zu können. In der Finanzkonxmission schätzten wir mit Vorzug die zuverlässige sachliche Kompetenz in allen Militärfragen, und in der Strafrechtskommission mussten wir immer wieder dessen glänzende Beherrschung des bernischen Bechtes aller Gebiete bewundern. Daneben erwarb sich der feine Jurist noch unsere besondere Dankbarkeit wegen der sorgfältigen Betreuung, die er den französischen Texten angedeihen Hess.

Mit einer bei seinem konzilianten Wesen fast auffallenden Hartnäckigkeit hielt er immer wieder darauf, dass die behandelten Bechtssätze auch in seiner schönen Muttersprache die zutreffende Prägung erfuhren.

Als Kollege und Gesellschafter verkörperte unser Paul Oharmillot beinahe den Idealtypus. Wie schätzten wir alle dessen feine und umfassende Bildung, seine natürliche sich immer gleich bleibende Liebenswürdigkeit, seinen vornehm ritterlichen Sinn, den frischen Humor, der ihm eigen war!

So empfinden wir denn den Hinscheid dieser vortrefflichen Persönlichkeit auch persönlich als schweren Verlust. Wir würdigen voll die Trauer seiner Freunde und Landsleute um den von ihnen so hochgeschätzten Bürger, wir nehmen insbesondere auch wärmsten Anteil am Schmerze der ihm so gleichgearteten Gattin, die in tiefem Leide am Grabe ihres Eheglückes steht. Wir alle werden Ständerat Paul Charmillot ein treues
ehrenvolles Andenken bewahren.

In den N a t i o n a l r a t sind neu eingetreten : Herr Arnold M e y e r , Architekt, von Muttenz, in Pratteln, an Stelle des verstorbenen Herrn Karl Stohler; Herr Dr. Rudolf M e t r y , Fürsprecher und Notar, von Leuk und Albinen, in Leuk-Stadt, an Stelle des zurückgetretenen Herrn Joseph Escher.

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