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Schweizerisches Bundesblatt.

XX. Jahrgang. lll.

Nr. 56.

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19. Dezember 1868.

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des eidgenossischen Centralkomite für die Wasserbeschädigten über seine Verrichtungen.

(em 4. .Dezember 1868.)

An den hohen schweizerischen Bundesrath.

Hochgeachteter Herr Bundespräsident l Hochgeachtete Herren Bundesrathe .

Gemäss §11 der Jnstruetion vom 14. Oetober 1868 beehren wir uns, Jhue.. über unsere bisherigen Verrichtungen einen ersten Bericht zu erstatten.

Wir sezen voraus, dass es nicht Jhr Wunsch ist, über das sehr weitläufige Detail unsers ganzen Verkehrs Bericht zu erhalten, sondern dass wir uns auf die Mittheilung des Standes unserer Ausgabe im Grossen beschränken sollen.

Sofort nach unserer Eonstituiruug am 15. Oktober haben wir uns vor Allem mit den Hülsseomite's sämmtlicher Kantone in Verbindung gefegt , und es ist diefe bälder oder langsamer mit allen. hergestellt worden. Sodann betrachteten wir es als unsere nächste Aufgabe, theils die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung in den einzelnen Kantonen, was Lebensmittel, Kleider und Wohnnngsoerhältnisse betrifft, theile die Vorräthe , welche allenthalben gesammelt werden , so genau

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912 als moglich festzustellen. Z.^.r Erleichterung hat unser .^uästor Formnlare zu einem regelmässigen speziellen Rapport versandt . aus denen das jeweilige Bedürsniss und die vorhandene Deckung übersichtlich zu ersehen wäre und welche eine umsichtige und prompte Bertheilung der Raturalgaben er.nogliehen sotten. Sodann haben wir auch dafür ge...

sorgt, dass auf den Eisenbahnen der unentgeltliche Transport der Liebesgaben stattfinden konne. Sämmtliche schweizerische Eisenbahnen haben diese werthvolle Erleichterung gewährt.

Um moglichft schnelle und sichere Jnsormation über die Bedürsnisse der betroffenen Kantone zu erhalten , haben wir aus den 23. Oetobe...^ eine Eonserenz in Zürich abgehalten, an welcher die Kantone St. Gallen,^ Uri^ Graubündten und Wallis theilnahmen. Leider erhielten wir von den ^Abgeordneten über die Zahl der Unterstützungsbedürftigen und die Art und den Umfang ihrer Bedürfnisse sehr unbestimmte , aus blossex ungesährer Schätzung beruhende Angaben , welche auch seither trotz wiederholter Mahnungen no.h nicht genügend vervollständigt worden sind.

Wir hoffen , dass wir die wünsehbaren Jnsormationen mit Hülse der Berichte der eidgenössischen Sehätzungseommission uns verschaffen konnen.

Bis jetzt wird die Zahl der Unterstützungsbedürftigen ans eirea 16,500 geschäht, nämlich : in St. Gallen . . . . 5,500 ,, Uri ^. . . . . . 900 ,, Graul.ündten . . . 1,600 ,, Wallis . . . . . 3,000 ,, Tessin . . . . . 5,500

Diesem Bedürfnisse gegenüber reichen die allenthalben gesammelten Vorräthe an Raturalgaben vollständig .aus, und desshalb haben wir die Sammlung von Raturalgaben mit Ende Ravember sür geschlossen erklärt. Wir unterlassen es, über dieselben jetzt unvollkommene Angaben ^u machen , da wir hoffen , bald im Falle zu sein , ein vollständiges Tableau derselben vorlegen zu kouuen.

Ueber die Wohnungsverhältnisse , namentlich im Rheinthal und in Vals, gewärtigeu wir noch immer ans Expertisen gestützte Berichte nnd Begehren, ebenso mit Bezng anf die .^rage der Auswanderung, welche indessen nach dem bisher Bekannten grössere Dimensionen nicht annehmen

dürste. Die Versorgung der Kinder, soweit sie uöthig ist, hat zunächst der Einwohnerverein von St.. Gallen übernommen.

Jn St. Gallen

ist ein As.^.l für Kinder unter .l2 Jahren eingerichtet, das 180 Bewohner zählt. Für ältere Kinder sorgt das kantonale Hülfseomite in St. Gallen.

,,Jm Allgemeinen kann gesagt werden, dass der Roth der Gegen.wart allenthalben befriedigend abgeholfen nnd dass auch sür die spätern

913 Bedürfnisse des Winters und des Frühjahrs möglichst Vorsorge getroffen ist.

Um uns zu überzeugen , dass in den einzelnen Kantonen für die Wasserbeschädigten gesorgt werde, haben wir einzelne unserer Mitglieder an ^rt und Stelle abgeordnet. So ist Herr Diakon Hirzel im Rheinthal und in Ehur, Herr Brosessor Ulrieh in Uri gewesen.

Am meisten Sorge machte uns der Kanton Tessin.

Wir

erhielten

über die dortigen Zustände höchst spärliche Berichte, und der Transport der Lebeusmittel über die Alpen verursachte der Ratur der Sache nach

^ eigentümliche Schwierigkeiten. Erdäpfel haben wir des Missverhält-

nisses der Kosten wegen keine nach Tessin dirigirt, sondern zur Anschaffung von Lebensmitteln dem Eomite in Lugano bereits einen Kredit von Fr. 50.^.0 erosfuet. Aus unser Ansuchen ist Herr eidgenössischer Oberstlieutenant Hess als unser Bevollmächtigter mit genauen Jnstruetionen.

nach Tessin gegangen, und es hat sich diese Mission als eben so noth-

wendig als wohltätig erwiesen. Eine regelmässige Spedition über den St. Gotthard ist nun im Gang, und in den verschiedenen Thälern sind Hülsseomite's in Tätigkeit, um die ankommenden Gaben in Empfang zu nehmen und zweckmässig zu vertheilen.

Mit Jhrer Zustimmung sind das liechtensteinische Dors Balzers und das abgebrannte Bergdorf Fontana in Tessin in die allgemeine Liebessammlung miteingeschlossen worden , und wir haben zur Abhülse der Roth beide Dorser mit dem .....othigen versehen. Aueh Escholzmatt, das ebenfalls durch Ueberschwemmu..g hart betroffen worden , hat aus das Ansuchen von Luzern einzelne Sendungen pon Lebensmitteln .e.

erhalten.

Liebesgaben sind uns aus dem Anslande reichlieh eingegangen.

Die Gaben an Geld haben wir eonse^uent nach Bern abgeliesert, die Raturalgaben bescheinigt und in der Regel besonders verdankt.

Mehrere wasserbeschädigte Gemeinden Graubündtens :

Snrrheim,

Truns^.)..i..ggenberg, Ruis^Waltenspurg, Tomils, Haldenstein --- sind zur

Abwehr dringender Roth gezwungen , uoch .dieseu Winter Wuhrarbeiten vorzunehmen, für wel^e das kantonale Baupersonal Baupläue ausgearbeitet hat. ^hne Uuterstü^ung sind aber diese Gemeinden , welche gern einen Theil der Hülssgelder für Wuhrung perwenden würden, ansser Stande, diese Arbeiten ansznsühren. Das kantonale Hülsseomite sucht daher im Einverftändniss mit der Regierung um unsere Ermächtigung nach , aus den bei ihm eingegangenen Liebesgaben eine ^umme von

Fr. 20,000-30,000 sür Wnhrbauten an den meistbedrohten ^tellen zu verwenden unter Vorbehalt der Verrechnung mit der betreffenden Gemeinde bei der schliesslichen Zutheilung der Gaben und unter der

914 Bedingung, dass die Bauten nach Anleitung des kantonalen .^upersonal^ stattfinden.

.genehmigen Sie die Versicherung unserer vollkommenen Hochachtung und Ergebenheit.^

Zürich, den 4. Dezember 1868.

Jm ^.amen des eidg. Eentralhülfseom.te : Der P r ä s i d e n t ,

^ ^. ^utee.

Der Aetuar,

^^ri.

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Bericht des eidgenössischen Centralkomite für die Wasserbeschädigten über seine Verrichtungen. (Vom 4. Dezember 1868.)

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Jahr

1868

Année Anno Band

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Volume Volume Heft

56

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

19.12.1868

Date Data Seite

911-914

Page Pagina Ref. No

10 005 991

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