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Berich t des
schweizerischen Konsuls in Havre (Hrn.
Nidau) über das Jahr
Emil Banner von 1867.
(Vom 6. April 1868.)
An den hohen Bundesrath.
Tit. l I. 1) Während des verflossenen Jahres war die L a g e d e s H a n d e l s im A l l g e m e i n e n eine der traurigsten.
Jn beinahe allen unseren hauptsächlichsten Jmportartikeln machte sich eine namhafte Abnahme bemerkbar.
Diese Abnahme betrug :
für Baumwolle bis ,, Wolle ungefähr " Betroleum ., ,. Knpfer " ,, Kaffee ,.
,, Talg ,, u. s. w.
47 %, 20 %, 14 %, 14 %, 13 %, 11 %,
Zahlreiche und bedeutende Fallimente waren die Folge hievon. Jeh bin so glüklich , bemerken zu konnen , dass nur ein einziges , kleines
Schweizerhaus dieses Loos getheilt hat.
Die Getreideernte war sür den Bedars Frankreichs lange nicht ansreichend. und es trat daher die Notwendigkeit einer überseeischen Einfuhr ein. Sogar aus .Kalifornien und Ehili haben wir Getreide bezogen.
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Seit der Freigebung des Maklergeschäfts ist eine Masse von neuen Mäklern ausgetreten. Bereits hört man die Frage auswerfen, ob diese Freigebung, .neben welcher kaum noch eine Kontrolirung bestehen kann, nicht ^eignet sei, der Regelmäßigkeit einigermassen Abbruch zu thnn, mit welcher man sonst die Geschäfte in unserer Stadt zu behandeln
pflegte.
2) E r z e u g n i s s e der L a n d w i r t s c h a f t , der B e r g w e r k e u n d J n d u st r i e.
Für eines unserer grossen Etablissemente, eine Maschinenwerkstätte, trat die Rothwendigkeit ein , ihren Betrieb in Etwas einzuschränken.
Eine Fabrik vonchemischenProdukten (Extraktion von Farbholzern und .Aniieisarben) hat, von einer Feuersbrunst wieder erstanden, einen neuen Ausschwung genommen. Eine andere Fabrik wurde von der englischen Konkurrenz in die Enge getrieben und musste mit ihren Gläubigern ein Arrangement tressen.
3) T o t a l e i n s u h r. Rachstehende Tabelle (Seite 62t u. 622) gibt über deren Vedeutung, sowie auch über die Ausfuhr, oder genauer^ gesagt, über den ...lbsaz ...lusknnst, den unsere^ Hauptartikel während der lezten drei Jahre in dieser Stadt gesunden haben.
4) E i n s u h r aus der Schweiz. Es ist mir geradezu unmoglich, hierüber genaue Rachweise beizubringen, eben so wenig in Bezug anf 5 ) V e r m e h r u n g d e r E i n - u n d A u s f u h r , abgesehen von der unter Ziffer 3 enthaltenen Mittheilung.
6 ) V e r ä n d e r u n g e n in d e n A n s ä h e n d e r Ein- und A u s f u h r z o l l t a r i f e . Jeh habe im franzosisehen Tarif keine Ver-
änderung von Wichtigkeit zu bezeichnen.
7) D u r e h s u h r aus und nach der ^ehweiz. Aueh hierüber steht mir zu meinem Bedauern ein nur unvollständiges Material zu Gebote.
8) E i s e n b a h n e n umhin, Jhre Ausmerksamkeit die von .Seite verschiedener Schweiz kommenden Waaren
und V e r k e h r s w e g e . Jeh kann nicht aus die Unregelmäßigkeiten hinzulenken, Eisenbahnlinien , aus denen die ans der besordert werden , in Bezug auf Tarif-
Anwendung Blaz gegriffen haben. Gibt es kein Mittel, die Gesellschaft, welche von einer andern Gesellsehast die Waare empsängt, dazu anzuhalten, dass sie dieser leztern nur den taxismässigen Breis, den sie zu beziehen berechtigt ist , ausbezahlt und nieht denjenigen , den fie oft rechtswidrig fordert.^ Dem Handelsstand würden hiedureh lange und
lästige Reklamationen erspart , die schließlich berüksichtigt werden. Wie
Viele gibt es aber, die gar nicht rekl.amiren l Was die Emigrantenguter anbetrifft, die . ohne Waarenführ.er Baris passiren, so wäre es
.
617 dringend nothig , hiesür auszuwirken , dass solche. von dem Bahnhofe, in welchem sie in Baris ankommen , sofort nach demjenigen geschafft würden, von dem ans ihr Weitertransport nach Havre bewerkstelligt werden soll. Es würde hiedurch einer verspäteten Ankunft dieser Güter in unserer. Stadt . erst nach der Abreise des Emigranten , oder auch einer verzögerten Abfahrt des leztern, falls er sein Gepäke erwarten will, vorgebeugt werden.
9)
Banken.
Eines unserer alten Bankhäuser sah sich zur
Liquidation genöthigt. Gegenwärtig gibt es hier nur noch drei Brivat-^ banken.
10) Z i n s - u n d D i s k o n t o s u ss. Derselbe betrug bei der Bank von Frankreich 3 ^ bis zum 31. Mai und von da hin-
weg 1/2 ^/o.
11) V e r s i c h e r u n g s w e s e n . Unsere Seeversieherungsgesellschasten, weiche in ihrer Mehrzahl im verflossenen Jahre starke Verluste erlitten haben , glaubten hievon Anlass nehmen zu sollen , die Brämien u. a.
auch aus den ans den Vereinigten Staaten kommenden Waaren ^u erhohen ; sie mussten jedoch von dieser Massregel. welche^ die Assekuranzen auf andere Bahnen lenkte, bald zurükko.umen. Wir haben hier vier-
zehn Gesellschaften mit einem Kapital von ^r. 13,200,000, die per
Schiff Fr. 787,000 versichern können , serner 27 Agenturen franzosiseher und ausländischer Gesellschaften mit einem Kapital von
^r. 68,700,000, die per Schiff im Ganzen Fr. 2,271,000 zu versiehern im Stande sind.
Unter diesen Agenturen erscheinen auch diejenigen folgender drei ^ Schweizergesellschaften :
der schweizerische Llohd in Winterthur, Kapital 5 Millionen, die Helvetia in St. Gallen ^, 2 ., ,. B.iloise in Basel
,,
5
,,
Maximum per Schiss Fr. 136,000.
ll. 1) Schweizerische A u s w a n d e r u n g . Jm Jahre 1867 haben sich 4010
Emigranten hier eingeschifft.
Sehr wünschenswerth wäre es, konnte man alle die so zahlreichen ^luswanderungsagenten in der Sehwei^ dazu anhalten , sieh für die abzuschließenden Verträge den sranzosisehen Vertrag zum Muster zu nehmen, welcher aus das sranzostsche Gesez über die .Auswanderung basirt ist.
Gegenüber den den Emigranten von Seite einiger schweiz. Agenturen eingeräumten Vortheilen erzeigt sich der franz. Vertrag als weit günstiger
618 für sie , so z. B. in Bezug auf die Vergütung des wahren Werthes eines verloren gegangenen Kosfers und die Vergütung des Bassagiergeldes an jeden Emigranten , der durch eine schwere oder aust.kend... Krankheit an der Abreise verhindert wird.
^
Vor Allem mochte ich allen denen, die in der Schweiz einen Reisevertrag abschließen, anempfehlen, wohl daraus zu achten , dass Alles, was man ihnen verspricht, auch in den Vertrag ausgenommen werde.
Viele jener Unglüklichen, für welche deren Gemeinden den Ueberfahrtskontrakt mit den Agenten in der Schweiz abgeschlossen hatten, beklagten steh bei mir, dass ihnen .Bettzeug und Küehegeräthe verweigert werde , während ihnen doch , wie sie sagten , die Zusicherung ertheilt worden sei, dass sie auch nicht das Geringste hier zu bezahlen hätten.
Einzig meiner Dazwischenkunft, sowie der Mildthätigkeit einiger Auswauderungshäuser hatten sie es zu danken , dass sie unentgeltlich mit fraglichen Effekten versehen wurden . denn nichts in ihre.. Kontrakten berechtigte sie hiezn, und an Geldesstatt befassen sie eine kleine Anweisung aus Rew.^ork , die sie hier uicht eiumal uegoziren konnten.
Jch empfing und empfange noch fortwährend zahlreiche Gesuche um
Anskunstertheiluug über die Auswanderungsmittel, und ich hatte die Befriedigung, eiuer Anzahl Auswanderer die Ueberfahrt zu weit niedrigern Breisen zu ermöglichen , als wie sie von andern , mit den nämlichen Schiffen . reisenden , welche den Vertrag in der .^chwei^ abgeschlossen, befahlt werden mussten. Der Unterschied belie.s sich bereits auf ...0 bis 60 Franken per Kopf^
Jch empfange von einzelneu guten Auswanderuugshäusern Verträge, die aus den mogliehst niedrigen Breis gestellt sind , und übersende sie .dann denjenigen, welche mich darum angehen, wosern sie mir gleichzeitig den Betrag der Bläze nebst meinen ^orrespondeuzkosteu übermitteln.
Rach diesen Verträgen kommen ihnen ans den Eisenbahnen die den Answandernden gewährten reduzirten Breise zu Statteu, uämlich :
Vou Reuenburg
,, .
,, ,,
Biel Bern St. Mauriee.
^afel
,,
Genf
.^ür einen Erwachsenen.
nach Havre ^r. 29. 05
,, ,, ,, ,,
,, ,, ,, ,,
,, ,, ,, ,,
30. 60 31. 50 34. ^9^ -
,,
,,
,,
33. 20
^) Binder unter .^ fahren bezahlen nich^.
Für ein .^ind .^on .^--12 Jahren ^).
Fr. 14. 55
" ,, ^ ,,
15. 35 15. 80 t 7. --14. 50
^,
16.
60
.-
^
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Jm Weitern geniessen sie den unentgeltlichen Transport pou 100 Kilogramm Gepäk per Erwachsenen und 50 Kilogramm per Kind von 3 --.12 Jahren. Auf diese Weise reisen fie von der Schweiz nach Frankreich aus ihre Kosten und frei , kehren in Havre in einem beliebigen Gasthof ein und werden dort verkostigt wie sie es wünschen.
Der lausende Breis ist per Tag Fr. 2. 50 ohne Wein und Fr. 3 mit Wein.
Die Compagnie ^éncr^le transatlantique franche liess zwei Reisen von Auswanderern (nach Rew^ork) mit zwei ihrer Schraubendampser unternehmen, welche früher die Linie von St. Razaire nach Mexiko bedienten^ sie hat dies aber leider nicht fortgefezt, eben so wenig. wie die amerikanische Linie , auf welcher vier grosse Dampfer : Fulton, Arago, Gnidm^sl^r und Mississippi, bis zu monatlich zwei Reisen in Konkurrenz mit der englischen Linie der Schranbendampser Bellona, Eella, Atlanta und William Benn ausführten.
Wir sehen uns nun in Bezug ans Abfahrten nach Rew-^ork (direkte von Havre aus) reduzirt auf diese englische Linie und aus die bimensuellen Fahrten der sranzosischen transatlantischen Generalkompagnie, welche nur eine sehr beschränkte Anzahl von Bassagieren dritter Klasse zu einem relativ, für Auswanderer,^ hohen Breis ausnimmt.
Durch die Gefälligkeit von Hrn. William Jselin, Agent dieser leztern Linie , wurde aus seinen stattliehen Dampfern vielen ihm von mir zugewiesenen Landsleuten Beschäftigung verschafft.
Der Auswanderungskommissär leiht mir stetssori^ seinen wohlwollenden Beistand, so oft ich veranlasst bin, mich an ihn zu wenden.
2) S eh w e i z e r g e s e l l scha f t e n. Meines Wissens sind keine gegründet worden. Bis aus den heutigen Tag habe ich mich der Gründung einer schweizerischen Wohlthätigkeitsgesellsehaft enthalten.
.Ziehe ich nämlieh die Budgets der in den hauptsächlichsten Städten der Welt , sowie den Umstand in Betracht , dass Havre unstreitig einer der Bunkte des Erdkreises ist, wo am meisten ^ch.vei^er durchpassiren, so muß ich finden, dass, .^enn es meinem Amtsvorgänger moglich war, eine solche Gesellschaft zu entbehren , ohne darum ^ semals einen der Unterstüzuug wirklich würdigen Landsmann abweisen zu müssen, auch mir das Rämliehe möglich sein werde.
Jn der That bin ich der Ansieht, dass, je mehr einer Wohlthätigkeitsgesellsehast der Rnf vorausgeht , als stehen ihr grosse Geldmittel zu Gebote , ein desto stärkerer Andrang der Hülssbedürstigen , ja sogar ^ eine Vermehrung der Armut hievon die ^olge sein werde , da eine
solche Gesellschast , freilich sehr gegen ihren Willen , der Trägheit und gar oft auch der schlechten Ausführung Vorschub leistet.
620 Jch glaube nicht, dass^ einer Hülfsgesellschaft die Bestimmung zufalle , solchen arbeitsfähigen jungen Schweizern Unterstuznng zu verabreichen, die in der Absicht, auf kosten aller Derer, denen sie unterwegs begegnen, in der Welt herum zu ziehen, das Vaterland. verlassen. Und.
dennoch war dies die Meinung gar Vieler, die von R e c h t s w e g e n von mir Unterstüzung forderten. Meine unveränderliche Antwort lautete immer dahin , der hohe Bundesrath hätte mix zu solchem Zweke keine
Mittel an die Hand gegeben.
Richts desto weniger gelang es mir, Dank der wohlwollenden Mitwirknng .einiger hiesiger Landsieute und den von den Kantonen Hessin, St. .fallen und ..^raubünden verabreichten Beiträgen , wosüx ich ihnen meinen warmen Dank ausspreche , jedem Unglüklichen , der der Hülfe würdig erschien, eine Unterstüznng gewähren zu können.
^illf..^ .^ Absaz ^n ..llIsern ^..Itl.^artilelu.
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Balissander, ^r, Farbholz, Eaeao , .
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.. . ^ Eoehenille,.
. . ^.
Baumwolle, .e, . . .
Rosshaar, . . .
Leder, . . . .
Bserdehäute, te, . . . .
. Blöke .
,, . Tonnen . Eolli l Säke ^ Fässer . Eolli . Ballen .
,, . Stüke ,,
. . .
Tonnen
Kaffee,
Kupfer,
.
Petroleum,,
. . . . Fässer
Einsuhr.
48,593 l.9,239 15,037 60 497 523,902 6,329 936 295,630 2,701 819,558 79,340 22,104
Absaz.
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.
^
.
.
.
477,230 6,382 312,410 853,866 79,045 .
.
.
Einsuhr.
39,908 6,063 22,376 55,835 490,362 4,169 1,604 532,981 2,889 694,987 74,157 20,050 123,837
Abs^ .
.
.
.
.
.
.
504,474 4,064 474,403 753,526 83,518 .
.
.
Einsuhr.
45,203 .5,73t 25,697 84,833 548,856 ^4,771 1,477 417,847 2,345 786,509 111,503 16,379 74,105
^ ^--
557,164 4,878 477,786 888,738 106,176 .
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
l ^ .
Einfuhr.
Jndigo,
.
.
.
.
.
Absaz.
Einsuhr.
Absaz.
3,590 37,647
3,955 54,162 111,940 2,690 64,700 906
3^621 46,903
.
4,382 77,070 89,666 4,401 46,500 845
5,298 70,067
Säke Eolli
3,122 43,949 144,030 5,387 30,000 884
Fässer
36,999
44,899
45,994
44,206
25,205
27,885
7,779
9,779
2,145
2,145
3,982
3,982
65.160 57,076 19,160 9,864
90,776 79,876
42,555 39,457 25,597 8,614
46,922 52,850
65,149 52,647 52,338 7,111
73,303 56,644
Listen Ballen
Natronsalpeter,
Säke
Botasche,
Reis,
.
.
Roeou,
.
.
.
.
.
. .
Fässer ^
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.
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.
. . . . .
1^7.
Einfuhr.
Wolle und Schasselle, .
.
.
^ .
Absaz.
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.
.
.
.
.
.
^--
-
---
---
Zuker von den franzosischen
Antillen, . . . .
Zuker von Euba, Borto.^ rieo, Brasilien ...e.
,,
Zuker von Reunion, Brasilien und Jndien,
.
^ .
^ .
^
.
Säke
Zuker von Havanna, .
Listen
Talg,
.
.
.
.
.
Eolli
Thee,.
.
.
.
.
.
,,
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Bericht des schweizerischen Konsuls in Havre (Hrn. Emil Banner von Nidau) über das Jahr 1867. (Vom 6. April 1868.)
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Jahr
1868
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2
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27
Cahier Numero Geschäftsnummer
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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum
13.06.1868
Date Data Seite
615-622
Page Pagina Ref. No
10 005 791
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