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Schweizerisches Bundesblatt

XX. Jahrgang lll.

Nr. 50.

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7. November 1868.

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Berichte der Neuerung des Kantons Hessin an den schweizer rischen Bundesrath über die Wasserverheerungen im genannten Danton von Ende September und Anfang Oktober 1868.

(Vom 23. Oktober 1868)

T i t. l Jn unserm Berichte vom 9. dies über die hierseitigen Wasserperheerungen hatten wir unsere Befürchtungen ausgesprochen über das damals noch unbekannte Schiksal des Onsernone Thals , und uns nachträgliche Mittheilungen über dasselbe vorbehalten.

Einige Tage später erhielten wir .Nachrichten , die , wenn sie zu lange auf sieh hatten warten lassen, dafür geeignet waren, das Gemüth etwas auszurichten, das durch die beunruhigende Volksstimme so gedrükt war. Die acht Dorser dieses Gebirgsthales erlitten nicht solche Verheernngen, wie sie das Livinerthal, Blenio und Verzasea trafen, wiewohl auch sie nieht unversehrt davon kamen. Wir erhielten kürzlich ein Schreiben des Friedensrichters, welches summarisch viele Beschädigungen

Bundesblatt. Jahrg. XX. Bd. III.

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592 meldet, die durch Seiteuflüsse und Abrutsehungeu sowohl au der Strasse, welche dieses Thal mit auerkenneuswertheu Opfern und mit Ausdauer hergestellt hatte, als auch an Waldern und bebauten ..^ruudstükeu ange^ richtet worden sind.

Jn der Rahe von V e r g e l e t t o begrub ein Erdschlipf einen Manu,

Vater von 4 Kindern und die Stüze achtzigjähriger gebrechlicher Eltern.

Jm Uebrigen blieben die Häuser verschont , dank ihrer erhohteu Lage und weil der Flnss, nach welchen. sich das Thal nennt, in einen tiefen, durch steile Felsen eingeengten Kanal stürzt.

Erlauben Sie uns, aus das M a g g i a ^ T h a l zurükzukommen..

Hier haben wir vor Allem den Ramen des Flusses zu berichtigen , de^ den Fleken E e v i o in Gefahr und Bestürzung versehe. Derselbe heisst nämlich nicht Bavona , sondern Ropana. Jn diesem Thale endigten

die Unfälle nicht mit dem 28. September , auch nicht am 4. und 12.

Oktober, ja selbst heute scheinen sie noch nicht erschöpft. Das Vor^ebirge, aus dem die bedeutendste Fraktion der Gemeinde Eampo steht, genannt Me.^o - schon bei Anlass der srühern Ueberschwemmungen hergenommen , und zerspalten durch eine innere , langsame aber anhaltende Bewegung des Erdreichs - hatte sich vor einiger ^eit geschlossen. Run aber hat sich dasselbe wieder geosfnet und es stürzen die Gebäude, Stük um Stük,. in die zuseheuds sich erweiternden Spalten. Einige, in der merkwürdigsten Weise zerrissene Wohnungen wurden verlassen. Alles verschworte sich in dem unglüklichen Herbste , den wir durchleben , zur Schädiguug von Eampo , sowohl das Wasser als die Erde. Die Gewässer schlossen sich nach und nach wieder in ihre Rinnsale ein , aber das andere Element hält die dortige Bevölkerung uoch immer tn einem Zustande unbeschreiblicher Beklemmung und Ungewissheit.

Die Bavona ihrerseits , ein starker Wildbach , welcher dem bedeutendsten Gletscher entstromt und von dem höchsten Berggipfel des Kantons in^s Thal niederstürzt , verheerte die blühenden Felder von E a v e r g n o , und riss mehrere Käsereien , Ställe und Brüken mit sich fort.

^luch .^ o e a r n o wurde, am Morgen des 12. dies, neuerdings^ iu Alarm gese^t dnrch die Maggia , welche gegen die untern Häuser-

gruppen losbrach.

Bei Absassnng der Denkschrist vom 9. dies konnte man noch nicht ganz im Klaren sein über die Spuren, welche der Tessin zurükgelassen hatte aus Gebiet von O s o g n a , E r e s e i a n o , E l a r o , aus dem .linken User , und der Gemeinden ans dent rechten Ufer. Man wusste.

593 pon Zerstörungen , allein der hohe Wasserstand verhinderte genauere Messungen des Umfangs.

Jene mit Bflanzuugen und in breiten Strichen mit Saaten bedekten Gegenden standen damals noch unter Wasser, welches theilweise in raschem ^lnsse war, anderwärts aber bloss eine Ex^pansionsbewegnng zeigte.

Nachdem der Fluss zurükgetreten , blieben aus den Saatfeldern , aus den Wiesen und .dämmen theils Steingeroll , theils unfruchtbarer Sand und weiterhin Schlamm oder

Lett zurük.

Jnzwischen sezt sich der Mensch wieder an's Werk. Zu allererst sorgte man für Befriedigung der augenbliklichsten Bedürfnisse der Hilfe Nachsuchenden , für Kleider und Brod , und zwar sowohl durch die Thätigkeit der Behörden , deren Haupt , in der Berson unseres Herrn Bräsidenten , sich bereits in den ersten Augenblikeu auf den Sehauplaz der Verheeruugen begaI.^, als auch durch Hilsskomites ^ und nun beschastlgt man sieh mit der Sichtung der übrigen , privaten und össentlichen Berichte. Die Wiedereröffnung der Kommunikationen, insbesondere derjenigen der St. Gotthard-Verkehrsader, lag uns, nach der Fürsorge für die Rothleidenden, am meisten am Herzen. Und zwar wurde bereits z... einer Zeit, wo die Fluthen noch die User überströmten und die Regengüsse fortwütheten, unter dem lebhasten Jmpulse des an ^rt und Stelle anwesenden Direktors des Departements des Bauwesens und des ^beringenieurs , hieran gearbeitet. Allein das kaum begonnene Werk wurde von dem noch übermächtigen Element wieder zu nichte gemacht.

Sodann hat man die Kommuuikationen in Vallemaggia wieder her-

gestellt, und beschäftigt sieh gegenwärtig auch mit der Wiederherstellung der Verbinduug mit dem Blenio-Thal, wo in Folge der Zerstörung von Strafen und Mühlen eine Lebensmittel-Roth eintrat , so dass die Aermsten , und diejenigen, die ihr Vieh verloren hatten, zu allem sonstigeu Unglük hi^n noch vom Hunger gequält worden wären,. wenn uieht einige Reste der zerstreuten Erntevorräthe vorhanden gewesen wären.

Auf^s thätigste beschäftigt sich dort mit der Wiederherstellung der provisorischen Bässe und Brüken die aargauische ...^appeurkompagnie Rr. 3, der wir alles .^ob zu spenden haben , indem wir Jhnen ungleich deren A^bsendung bestens verdanken.

Unsere Dankbarkeit gegen Sie, Tit., wird noch dadurch erhoht, dass

Sie selbst als Hauptsorderer der schweizerischen Wohlthätigkeit sich an die Spize stellten. So hal^ denn ^selbe ihren Hilferuf bereits bis über

594 den Oeean hinüber ersehallen lassen und nothigt der Welt durch ihre Großartigkeit Bewunderung ab.

Wir erneuern Jhnen , Tit. , die Versicherung unserer eidgenösstschen Anhänglichkeit, und empfehlen uns mit Jhnen in den Machtschuz Lottes.

Lugano, den 23. Oktober 1868.

Für d e n S t a a t ^ r a t h , Der Bradent:

Jng. .^. ^azzi.

Der Staatsrath^Sekretar : ^. ^l. demarchi.

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Nachtrag zum Berichte der Regierung des Kantons Tessin an den Schweizerischen Bundesrath über die Wasserverheerungen im genannten Kanton von Ende September und Anfangs Oktober 1868. (Vom 23. Oktober 1868.)

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1868

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07.11.1868

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591-594

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