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schweizerischen Generalkonsuls in Mailand (Hrn. J. K. Sche n n i s von Zurich) über das Jahr

1867.

(Vom 15. März 1868.) .

An den hohen Bundesrath.

Tit. .

Das Jahr 1867 gehorte hinsichtlich der kommerziellen Lage im A l l g e m e i n e n , sowie der meisten Brauchen zu den mittelmässigen, ja in Bezng auf einzelne derselben sogar zu den schlechten, je nachdem der fortbestehende Zwangskurs auf ihnen lastete. Dieses ist nun an.h der Fall mit allen Jmportationen unserer Schweizerartikel, und es find T.erminverkäuse, die nicht in Effektiv gemacht werden können , bei den

Fluktuationen des Agio, das im legten Semester zwischen 10 a 15 ^

variirte, zu riskirt, und bei Efsektivverkäusen kommen viele bei Seadenz mit Verlangerungsgesucheu ein, in der Hosfnung eines bessern Knrses.

Diess ist die Hauptsache des schleppenden Geschäftsganges.

Der E i s e n b a h n v e r k e h r des lombardischen Netzes war

geringer

.als im Jahr 1866. Die Einnahmen bewiesen sich 1866 auf .Lire 10,403,096. 36, diejenigen von 1867 aber nur auf Lire 10,102,459. 65, und diess trotz einer Mehreinnahme von Lire 1,081,463. 30 für Waarentransport p...r ptite vitesse.

Dieser Ausfall ist sowohl den politischen als gesundheitlichen Verhältnissen der beiden Jahre zuzuschreiben , indem 1867 die Eireulation

namentlich durch die Eholera gestort, das Vorjahr dagegen durch Militär-

transporte begünstigt war. ferner mochte dieser ...lussall auch den hohen Fahrpreisen , namentlich denen der dritten Klaffe zuzuschreiben sein ., denn derjenige Theil der Bevölkerung , der sonst diese Wageuklasse zu benutzen pflegt und von Jahr zu Jahr in der Zunahme begrissen ist,

600 bedient sich anderer Transportmittel. So sehen wir die Brivatdiligeneen, welche zwischen Mailand, Monza , Bavia , Varese . .^reseia, Eremona gehen, ganz vorzügliche Geschäfte machen, ungeachtet die Eisenbahnen nach allen diesen Städten führen.

Die D a m p f s c h i f f a h r t auf dem Langen- und Garda-See soll befriedigende Resultate und gegenüber 1866 einen Mehrerlos von Liren 66,219. 12 geliefert haben, diejenige auf dem Eomersee behauptet sieh in ihrer bisherigen günstigen Stellung tro^ der Konkurrenz, die ihr durch die Einsührung der so notwendigen und von allen Reisenden mit Bei.^ fall ausgenommenen schweizerischen Bostverbindung Eolieo^Leeeo entstanden ist.

Eine erfreuliche Wahrnehmung war im legten Jahre die Solidität, mit welcher die hiesige B a u m w o l l i n d u s t r i e die ausserordentliche Kris.^ überstanden hat. Die Breise, die sich zu Ansang des Jahres aus

eirea Lire 220 per 50 Kilo für amerikanische und ans Lire 195 für

italienische Baumwolle hielten, sanken Ende Juni aus Lire 16.... und 150 , und standen am Ende des ^Jahres ans 115 und 105. Von welcher Erschütterung dieser Abschlag von zirka 50 ^/o begleitet war, kann Jedermann leicht selbst ermessen. Verluste aus den Ri.nanenzen

Ungewissheit und Misstranen in die Zukunft, Widerwille gegen Ankaufe,

Schwierigkeit sür Verkänse -- und dennoch vermochten alle diese Uebelstände den Gang dieser Jndustrie nicht auszuhalten , welche im Gegentheil an Ausdehnung gewonnen hat. Die ^rage, .,ob die Banmwoll,,industrie durch die Valutaverhältnisse begünstigt worden sei^, muss ich den Männern von Fach zur Beantwortung überlassen. Es sällt in Betracht, dass. wenn auch diese Jndustrie das Rohmaterial zum Theil gegen Esfektiv aus dem Auslande beziehen musste, hinwieder doch ein anderer Theil in Jtalien selbst erzengt wird , dass serner die Kosten der Ge.^el^ zur einen Hälfte aus den Rohstoff und zur zweiten ans die Arbeits^ lohne sallen, und dass demnach aus dieser ledern Hälfte 10 bis 1^ ^ an Agio gewonnen werden. Ge.viss ist, dass im Jahre 1867 hier zum ersten Male Artikel erzeugt worden sind , die man früher vom ^Ausland bezog, wie z. B. die Damas^irten, Biquets. Barchent lind baumwollenen Hosenstoffe, die früher aus der Schweiz und Belgien eingeführt wurden.

Versuche für Fabrikation von feinen Geweben (Rr. 36 .^ 44) waren dagegen weniger glücklich, und wir konnen die schweizerische Einsuhr hiefür nicht entbehren , auch hat die Schweig ein ausehnliches ^nantum Garne von Rx. 30 a 40 geliesert.

Für die früher aus England bezogenen Warps (vorbereitete Ketten sür die verschiedenen Gewebe) hat sich di.^ .Lombardei die Maschinen angeschasst , ein Vortheil , den sich auch d^ Schweiz zu eigen machen konnte. Viele Spinnereien und Webereien litten an Wassermangel und behalsen sich, tro^ Krise und theuern Brenn-

materials , mit der Dampskrast. Die mechanischen Webstühle , die

^.

601 meistens aus der Schweiz bezogen wurden, haben an Zahl zugenommen.

Was die Baumwolliudustrie überhaupt betrifft, wird berechnet, dass wenn

das Jahr 1866 dasjenige von 1865 um 15 ^ übertraf, das letzte Jahr dagegen seinen Vorgänger um 20 ^ überstiegen hat.

Seiden und S e i d e n i n d u f t r i e hatten einen unerwartet güusti^en Verlauf. Die Ernte übertraf die vorige in quantitativer Hinsicht, und es lösten die Grundbesitzer sür ihre Eoeons schone Vreise. Der Mittelpreis hiesiger Handelskammer war .Lire 7. 33. .....Qualitativ waren die Eoeons aus den japanesischen Eartons im Allgemeinen geringer, und es büssten einerseits die Zwirner durch Minderproduktion der verarbeiteten Seide einen Theil von ihrem grossen Gewinne wieder ein , während andererseits, aus demselben Grunde die Waare fortwährend selten blieb und sich eines progressiven .Aufschlags zu erfreuen hatte.

Für die nächste Ernte haben wir Mangel an japanesisehen Eartons, indem bei doppelt theuren preisen nur die eiue Halste der Bestellung gen ausgeführt . werden konnte. Seidenabfälle , lange vernachlässigt, brachten den Spekulanten Verlast , scheinen aber einer bessern Zukunft entgegen zu gehen. Die Totalaussuhr von Seide waren über den

Splügen Ballen 8165 gegen 8164 im Jahr 1866 Gotthard ,, 4010 ,, 3659 ,, ,, ,, 12,175 1^823^ Es lassen aber diese Ziffern eine .^chlusssolgerung aus die Seidenproduktion in^ Jtalien nicht zu , da ein grosser Theil hier gezwirnter asiatischer ^eide mit iubegriffen ist.

^orn, W a i z e n , Mais, H a s e r und Reis machten sehr gute Ernten , uud mit Ausnahme von Reis , welcher sür Export weniger verlangt war .tnd im Vreis fast stationär geblieben, machten erstere nach der Ernte folgenden Aufschlag : .^orn von Lire 27^ a 29 stieg auf Lire 38.^ à 39.,^

Waizen ,,

,,17

Mais Hafer

,, 17^ ,,19 ,,16 ,, 17

,,

,, 28^ ,, 2^

,, ,,

,, ,,

., ,,

Re^ ,, ,, ^0 ,, 43 ^ per 100 .^ilo in Papiergeld.

,,

,, .^^^ ^, 4^

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,, 19 ,,

23 25

,, 24.,^ ,, 26

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06.06.1868

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