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Schweizerisches Bundesblatt

XX. Jahrgang. l.

Nr. 7.

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15. Februar

1868.

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der

nationalräthlichen kommission über den Gesezesentwurf betreffend einige Abänderungen in

der Bekleidung und Ausrüstung

des Bundesheeres

(Vom 10. Dezember 1867.)

Tit. l Schon im Jahr 1860, bei der Vorlage einer d i e s e l b e Materie beschlagenden Gesezesvorlage , war das Bedürfniss einer weitergehenden Reform im Bekleidungswesen des Bundesheeres gesuhlt und demselben von Seite des Bundesrathes in seiner Vorlage auch Ausdruk gegeben worden. . Die eidg. Räthe traten aber aus dieselbe nur in einem be schränkten Sinne ein : sie begnügten sich wesentlich mit der rung des Wasfenrokes für die Fusstruppen und die Stäbe , einer theil weise veränderten Farbe der Beinkleider, etwelchen Modifikationen in der Kopfbedekung und in dem Lederzeug. Wie sieh alle solchen Reform men bei einer Milizarmee nur sueeesstve gestalten , so .oagte mau dan.als uoch nicht , den Anforderungen der Oekonomie und Beweglichkeit der Truppen die gebührende Rechnung zu tragen und liess namentlich die berittenen Eorps aus der Revision sast intakt hervorgehen. Seithex Bols.haft des Bundesrathes ......m 20. November 1867.

Bd. III, S. 63.

Bundesblatt. jahrg. XX. Bd. I.

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Bundesblatt

1^2 machten sieh diese Rüksichten in und außerhalb der Sphäre der Armee wiederholt und sehr nachdrüklich geltend.

Vorab war es die Versammlung der kantonalen Militärdirektoren, welche bei ihrem Znsammentritt in A^rau im Februar des Jahres 1865 aus den Gegenstand zurül.kam und sieh zu nachstehendem Wunsche an das

eidg. Militärdepartement einigte:

,,Es mochte anlässlich der Znsammenstellung des neuen Bekleidungs-, ^Bewafsnungs- und Ausrüstungsreglements untersucht werden, ob nicht

^Vereinsamungen ^in der Bekleidung und Ausrüstung der Spezialwassen

,,und die Beseitigung gewisser dureh das Bedürfniss nieht geforderter ,,Distinktionszeichen , sowie die Massregel geboten sei , die Beschasfnng .

^oder Richtbeschassnng des zweiten Vaar Beinkleider und der Sommer,,kamasehen den Kantonen srei zu stellen.^ Eine zweite. in gewissen Kreisen sehr epochemachende Anregung finden wir in der Broschüre des Herrn Landwehrhauptmann Bürkl.^

(v. J. 1865), welche ,uns die Einsnhrnng des W^..hr- und Bürger-

kleides gleichsam als Symbol unserer neutralen Stellung im Volkerperbaude empfiehlt.

Jnzwischen haben sich auch mehrere Osfiziersgesellschaften und Schulen für Vereinfachungen im B^.kleidungswesen und insbesondere für das Fallenlassen der kostspieligen Distinktionszeichen und der sch....er^ fälligen Eavalleriehelme ausgesprochen.

Jn neuester Zeit beschäftigte sich sehliesslich die sogenannte Ersparnisse kommission mit der Frage und gelangte zu ähnlichen , sa noch weitergehenden Resorm-Anschaunugen. Der vorliegende Gesezesentwurs Rr. l basirt wesentlich ans dieselben.

Jm Gegensaz zu diesen Kundgebungen stellen sich die unmittelbar por und im Laufe der Session eingelangten Zuschriften der waadtländi^chen und genserischen .^ssiziersgesellschasten, sowie die Zuschrift des Hrn.

ei.^g. Obersten Baravieini, aus den Standpunkt der Erhaltung des Bestehenden oder mindestens der Verschiebung der Frage , während der iuzernische und th..rgauisehe Ossiziersverein (^ach ^en Zeitungen auch der bernerische und St. Gallische) das Vorwärtsgehen in der Angelegenheit auf Grundlage des bundesräthlichen Entwurfes mit Zuschriften vom 27. November und 8. Dezember befürworteten.

Die Erscheinung, dass die Frage einer abermaligen Resorm im Bekleidungswesen nach einer so kurzen Zeitspanne wieder an uns herantritt , so unangenehm sie Manchen berühren mag , ist keine erkünstelte, keine Modeersch..inu..g. Es handelt sich sowohl hier wie bei andern Vorlagen , zu denen sich der Bundesrath in nächster Zeit noch veranlasst finden wird, um endliche Verwerthung der in den lezten Feldzügen gemachten Erfahrungen, überhaupt darum, die verschiedenen Zweige des

163 .Kriegswesens den durch die Uebertragung all' der grossen und gewaltigen Fortschritte der Technik und Jn..ustrie ans das Gebiet der .Kriegführung gegen ehedem so ganz veränderten Vrinz^pien anzupassen und sowohl sur die ..^rnppenausrüstung als die Bewegung die passenden Grundsäze auszustellen.

Die Erscheinung ist keine vereinzelte, wir sehen sie in allen Staaten mehr oder weniger umfangreich austreten, wo die Lehren der Vergangen-

heit aus einen en^sängliehen Boden g.^sall^n sind und sich die Erk.mntniss

für ^as Bessere und Vernünftige Bahn bricht.

Für unsere Verhältnisse ^kann bei der Behandlung der betreffenden ^^.sezesvoriage kein anderes Prinzip maßgebend se.n als: neben der

möglichsten Beschränkung der Ausgaben für die Truppen-

au.^rüstung diese lezte.re zugleich d e r a r t zu e r l e i c h t e r n , um

die Bewegungs- und Verwendungsfähigkeit der Truppen den d u r eh die R a schh e i t der S eh l ä g e bei der neuen ^ r i e gführung so ungemein gesteigerten Ansprüchen anzupassen.

Diesem ^rinz.p b^ allgemein als nothw..ndig erkannten Reformen in der ^.ruppeuausrüstnng seine Anerkennung versagen zu wollen, heisst sieh in ein ausgangslose^ ^ab^rinth begeben.

Selbstverständlich schliesst dasselbe nicht aus, unseren Milizpflichtigen die Ausrustnngsgege..stä...^e in gesällig..r unb ihre Lust zum dienst hebender ^.orm zu verabfolgen, während militärpolizeiliche, sanitarie, i..

soeiale .)^^sichteu es v.roi..teu, eine Einrichtung zu tr^.fsen, vermittelst

wel^..r man sich mit einem bloss^n Eivil- qu.^ ..^el^rkleid b..gn..gte, das

der einzelne Mann, gleichviel ob reich oder arm, in .guter o.^er schlechter ...Qualität selber zu beschaffen hätte.

Der Vorschlag des Bundesrathes stellt sich wesentlich ganz auf den von uns, d. h. von der Mehrheit ^er kommission angedeuteten .^tandpunkt: J^.dem er eine einzig.. und leichtere .^opsb^.ku..g anstrebt, die Epaul^.tt^n und bei den Stäben eine M..nge von militärisch.... Undingen beseitigt, die Ermelweste und ^as zweite .^..ar B..n^lei..^r fallen lä^t, das ^.^iteug^wehr re^irt ^e., vermindert er nicht bloss die T^aglast für den Maun, sondern auch die .^lusrüstungskost^n für ..^..sen und die .^an-

tone. Die Einführung des Wafsenrokes bei der .^lrtill..rie und Eavall^rie

ist eine naturg n.ässe E..twik..uug der schon im Jal.r 18^0 für die ^usstruppen gemachten und seither lieb gewonnenen Erob..ru^.g, und kann keine dienstlichen Jueonveuienzen bieten, wenn es die Militärbehörde, wie wir nicht ^...ifetn, v..rst.^ht, ^as neue ^leid den Bedürfnissen der betressen^en Wassen anzupassen.

Bemühend ist allerdings die. durch den Gesezesporschlag wieder in

^rage gestellte Unifor^nität ^er Truppen. Allein di^.s bietet kein massgebendes und jedenfalls kein genugend^s Motiv g..^^. das Eintreten in

denselben. Der Hauptkern der ^lrmee. d. i. die Mannschaft der Fusstruppen, wird durch die Neuerung überhaupt nur unwesentlich berührt, und es wird einzig der Wechsel der .^opsbedekung, von dem wir übrigens annehmen, dass er sich der Annehmlichkeit .veg^.n rasch vollzieh.., diese Waffe für einige Zeit ..esormiren. Bei der Artillerie und Kavallerie bleibt die Grundfarbe des ^.berkleides die gleiche, und mag man für die Uniformität no^h so aussehliesslich eingenommen sein, so .vird nich.. ausbleiben, dass der s^lose und sür ältere Jahrgänge unpassende kurze Uniformfrak, sowie der schwere und verunstaltende Helm dem Zahne der Zeit dennoch früher oder später anheimfallen. Dadurch endlich, dass der eidg.

Stab den dreiekigeu Hut mit Feder, die grünen Hosen mit ihren brei.^ ten Streifen, die Epauletten, ^h.irpen und Schleifen, welche Gegeu.^ stände selten uniform getragen werden, von Gesezes .v..g^n ablegen mnss, wird nicht bloss keine Disharmonie , sondern vielmehr das Gegentheil geschaffen.

Hauptsache scheint der Mehrheit der kommission zu sein, dass man endlieh .^s über Bord werfe, was man im ^.elde nicht braucht, was kostspielig ist oder was nur dazu dient, die Betreffenden unnüzerweise dem feindlichen ^euer aus^use^en. --- und zwar je früher je besser. Der le^te ^eld^ng in Bohmen hat die Unabweisbarst dieser Forderung nu.: erneuert. Beinahe bei jeder Aktion, so heisst es in einer militärischen Mittheilung , sind die s.hwerbep^.kteu Tornister von den Truppen abgelegt worden, und nachher ost erst nach Wochen oder aber auch ^ar nicht in dereu Bes^ ^urükgelangt. Ebenso hat das Gepäk der Leute oft bei 20 Grad Hize und darüber , wo sich die Gelegenheit dazu nnr irgend vorfand, gefahren werden müssen. ^.icht besser erging es der schweren

.^opsbedekung.

^lng.siehls dieser Erscheinungen hielte es die Mehrheit der Eommissio...

nicht für gerechtfertigt, die Erledigu g der Bekleidungssrag^ ^. vertagen.

Die ebenfalls h.^n^ende Bewafsnungs^ und Reglemeutssrag.. wird mit Uugrund für die Verschiebung ins ^.ld geführt. Gerade dieser gegen-

über steht die Resorm der Truppenausrüstung in eausalem ^nsa^nmenhaug. ^ine grossere Feuerwirkung rust einer grossern Beweglichkeit und diese ledere wiederuu. einer leichten personlichen Traglast. Dessgleichen liegt in der Riehtvorlage pon definitiven Ersazmodellen für die .^opsbedetung und die Unterscheiduugszeiehen der bisherigen ^rdounan^ kein Motiv für Versehlebnng.

Diese Modelle werden passender dem .Ermessen des ^ Bundesrath^ als der gese^gebenden Behorde anheimgestellt , die si.^h nur schwer und piell^eht gar nicht znm Vortheil der ^ache darüber einigen dürste. Es ist diess an.h uoeh mit andern nieht minder wichtigen ...lnsrüstungsgegenständen der ^all, deren nähere B.^stin.mung jenem ebenfalls überlassen werden mnss. Wir nennen beispielsweise das Seitengewehr, den Reiter-

165 mantel, den Tornister, das Kochgeschirr u. s. w. Alle diese ..^egenstände barren einer seldgemassern Einrichtung und sind von der Jnitiativbehorde bereits in selbständige Revision genommen.

Das prinzipielle Vorgehen der Bundesversammlung bedingt aber.

den theilweisen Abschlnss auch der leztern Revision, indem selbstv.rständlieh die Tornisterfrage nieht gelost werden kann , bis man den Jnhalt der gesammten Bekleidung u. s. w. kennt.

Die Verschiebung hätte auch noch einen anderen ....achtheil: Die Ungewißheit in der Bekieidungssrage hat bereits seit Jahren lähmend

aus die Kantone und viele Dienstpflichtige eingewirkt. Ueberall hält man

mit den Ansehaffungen zurük, weil Niemand gerne zu unnüzen oder mindestens solchen Ausgaben sich versteht, die sich leicht verringern lassen.

Aus diese Weise werden die M.^gazinvorräthe verbraucht, ohne dass

ein baldiger Ersaz dasür in Aussieht steht, und es wächst bei Einzelnen die anstekende Lust .^u unreglementarischen und gerade die Unisormität stosenden Anschaffungen. Es ist daher dringend nothwendig, dass diesem unsichern und unheimlichen Zustande ein Ende gemacht werde.

S.hliesslich mog^n die Gegner des Vorschlages b^.den^en , dass die Bekämpfung des Wenigen, was darin liegt, nicht das richtige Mittet ist, um einem stch.xlich ni^ht ausbleibenden, aber immer radikaler werdenden Anlause gegen die bisherige Ordonnanz wirksam zu begegnen.

Einl.ässlichere Erorterungen für die artikelweise B^.rathung vorbehaltend , beantragt die M..hrl..eit der kommission das Eintreten auf den t. Gesezesvorsehlag des Bundesrathes.

^

Bern, den 7/10. Dezember 1867.

Samens der Mehrheit der nationalräthlichen Eommission:

^chmgrz.

^it^liel^er der .^.....u.us^a.

.^e.^ren : S. Schwarz, ln Aarau.

^. Barman, St. ^au.^ee.

C. Berna^eonl, Chiasso.

J L. B..rno^d, Wallenstadt.

^. .^u.^onnet, in Lausanne.

^. S^erz, ln Bern.

^. ^idmer^ünl, .Borgen.

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Bericht der nationalräthlichen Kommission über den Gesezesentwurf betreffend einige Abänderungen in der Bekleidung und Ausrüstung des Bundesheeres (Vom 10. Dezember 1867.)

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17.02.1868

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