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Bemerkungen des

Verfassers vom Berichte über die Betheiligung der Schweiz au der internationalen Ausstellung zu Paris im Jahr 1867.

Die in den grosseru Staaten veranstalteten Berichte über die internationalen Jndustrieausstelln..gen siud stets von zahlreicheren .Commissionen, aus Fachmännern der verschiedensten Richtungen zusammengefegt hervorgegangen. Die deutschen, sranzosischen und englischen Dokumente über die Aufstellungen von 1851, 55 uud 62 stellen meist ziemlich umfangreiche, mehrbändige Werke dar. Sie beschränken sieh nieht auf Raehweisung und Beurtheilung des vom eignen Laude Geleisteten, sondern bezwecken ein Bild des Ganzen zu geben. Jeder kundige wird einstimmen, dass diese Versuche des festhaltend einer vorübergehenden, mächtigen , reizvollen Erscheinung , u.as doch eine jede der bisherigen grosseu Ausstellungen war, durch die .Mittel der Schrift, als sehr unzureichend anzusehen sind , uud wird zugeben , dass sehr häufig ganz hervorragende Dinge iibergangen sind, dass selbst die allerwiehtigsteu Momente zur Beurtheilung des Erschienenen unbeachtet blieben. Aber auch Jeder , dem eiu einigermasseu geübter Blick in das gewerbliche Leben nnsrer Zeit zukommt, Wird die Schwierigkeit einer richtigen Hervorhebung

nur des Wichtigsten, ja die Unmöglichkeit eines annähernden Genügens in sachlichem Wissen, in Gedächtniss , vollständiger Aufzeichnuug und Unbefangenheit des Urtheils erkennen.

Wenn das, was unter Benützung manchsaltiger und gut ausgewählter Kräfte zu Stande gebracht wurde , das Gepräge des Mangelhaften an sich trägt, so darf man billigermassen fragen, woher bei dem Beschränkten aus ho.hst bescheidene Mittel der Muth genommen wurde, eiueu Bericht über die bei Weitem grosste, imposanteste der WeltausStellungen zu veröffentlichend

Man stellte sich, in Erwägung der schwierigkeiten der Ausgabe, ein viel näheres Ziel, indem. man nur Dasjeuige, was von Seite nnsrer

694 schweizerischen Jndustriellen geleistet worden , freilich unter Hinweisnng des in den gleichnamigen Produkten vom Auslande Ausgewiesenen, einer .eingehenderen Besprechung unterzog. Aber auch bei solcher Einschränkung auf ein leichter übersehbares Gebiet blieben dem mit der Abfassung des Gesammtberichtes Beauftragten Bedenken genug.

Zu bedeuten war, dass jeder ähnliehe Bericht, der nur eine Rekapitulation des Ausgestellten ist, trocken und interesselos erscheinen muss.

mag man sich Leser dafür denken , welche man will. Der, u.eleher die Ausstellung besncht hat , wenn er in einem ^aehe Spezialkenntniss b^ si^t, hat das ihn Jnteressirende in der Regel genauer augesehen, als dass ihm ein Bericht etwas Reues sagen konnte. D^r Dillettant, den nur^ allgemeine Schaulust hinführte, hat sieh gewohnlich das Einzelne nicht

genug eingeprägt , als dass ihn eine später ihm zu Gesicht kommende

Reproduktion und Kritik des Dagewesenen zu fesseln vermochte. Für alle Diejenigen, die von der Ausstellung serne blieben, muss eine Diskussion , ^ie sieh lediglieh ^an Objekte knüpft, die dort sichtbar waren,

nothwendig eindruckslos bleiben.

Es erscheint an der Hand solch' naheliegender Erwägungen die Ausarbeitung eines Ausstellunasberichtes als ^ eine wenig dankbare.

Um das Juteresse an dieser Arbeit etwas zu erhohen, und ihr einen mehr dauernden Werth zu geben, wurde .^er Versnch gemacht, nicht nur das bei der Ausstellung gerade zur Erscheinung gekommene zum Gegenstand der Betrachtung zu ma.hen, sondern die .Snelle, woraus es floss, auszusuchen , und die Zustände und Lebensbedingungen wenigstens der herrschenden einheimischen Jndustrien, in historischen und statistischen gedrängten Skizzen dem Leser vor Augen zu bringen.

R.^ue Bedenken konnten dieser Erweiternng des Blanes nicht ferne bleiben. Unsre Gewerbsstatistik hat zwar mehrere werthvolle, ja vielleicht einzelne mustergültige Znsan.menstellnugen aufzuweisen, im Ganzen aber befinden wir uus doch noch tro^ der Thätigkeit von Vereinen und Behorden in den ersten Ansängen dieser Arbeiten , und das publi^irte Material, das demjenigen zu Gebote steht, der sich über die Ausdehnung irgend einer Jndnstrie genauer zu unterrichten sucht, ist zur Stunde uoch ganz und gar lückenhaft.

Bei Ermittelung der einzelnen Produktionen, wofür detaillirte Aussuhrlisten ein uus^hä^bares , ost die eigentlich eharakteristiseheu ^aktoren lieferndes Hülfsmittel sind, mnss man in den meisten fallen nnsre Tabelleu des Exportes als unbrauchbar zur Seite legen. Aus den Angaben de.^ Bruttogewichtes kann man sehr hänfig gar nichts schlössen.

Wertangaben werden uicht gefordert und den Sendungen zu Handln u u s r e r ^ollbehordeu nicht beigegeben, und endlich werfen die Tabellen eine Menge der heterogensten Gegenstände sehr oft in eine Rnbrik zusamn.en, was gan.^ in Ordnung gesunden werden kann, ^oenn man ihnen

695 lediglieh fiskalische Zwecke und nicht daneben auch die Ausgabe zuschreibt, Ausschluß zu geben über die Handelsbewegung an der Grenze. Ziemlich besser genügen zu solchen Zwecken uusre Einfuhrtabellen. Sieh unter soleheu Umständen in eine Berichterstattung über a l l e Gruppen und Klassen der unzähligen und vielartigsten Erzeugnisse einzulassen, konnte pon einem Einzelnen nur in der Zuversicht gewagt werden , dass man ihm von Seite kompetenter Fachmänner entgegenkomme. Diese Zuver-

ficht ist nicht getäuscht worden, und im vollsten Verpfliehtuugsbewusstsein

und dankbar soll hier angegeben werden, von wie vielen Seiten Hülfe geboten worden ist.

^ ^ Jn Gruppe I (Kunst) in den Klassen 8 (dekorative Künste --- Holzschwere.), 23 (Uhren), 27 (Baumwolle), 3l (Seide), 33 (Spieen

und Stickerei), 43 (Tabak), 45 (Färberei und Zeugdruck), 55 (Spinn-

und Webemaschinen) , 6.) (Käfe) waren die Herren G l e ^ r e nnd A.

B o v ... in Baris, Brofessor W a r t m a u n in Gens, W i l l e in Ehaux^ de-^onds, O b e .. st v. G o n z e n b a ch in St. Gallen, K ü r st e i n e ..

in St. Gallen, B a t t i e r in Baris, B a um ^ n u ^ Z ür r e r in Zürich, O r m o n d in Veve^, W i l d .. S i e b e r in Zürich, R e p o n d in Freiburg und der Unterzeichnete als Mitglieder oder zugezogene Speziale^perten der Jur^ thälig, und ihre an das Generalkommissariat eingereichten Berichte dienten vielsach als Grundlage zu dem Gesammtrapport oder wurden u...ie derjenige, Klasse 23, von Hrn. W a r t m a n u unverändert dariu ausgenommen. Den Bericht über Klasse 48 (landwirthsehaftliehe Geräthschasten) halte der hervorragende Sachkenner, Herr ...^ ch .. ^ m .. n n , D i r e k t o r der l a n d w i r t h s c h a s t l iche n S eh u I e i u K r e u z l i n g e n , die Güte zu übernehmen.

Herr N a t i o n a l r a t h A. J s l e r in Wildegg lieferte einen höchst werthvollen Beitrag in einer Mittheiluug über den Bestand der ^troh- ^ waarenindustrie.

Herr K a u t o u s b a u m e i st e r S a l v i s b e r g eineu solchen über die Oberlander-.^huil^r^i und .^err Bros. K i n k e l iu .^ürieh über die Ku..stabtheilung. Mehrere Roti^eu, Jndustrien des Kantons ^euenburg betreffend, verdanken wir Herrn Brosessor E. K o p p iu Reuenburg. Herr Dr. S t osse l , ...^ekreta... des eidgeuossischen statistischen Bureau, gewährte in zuvorko...meudster Weise Auszüge aus den offiziellen Erhebungen dieses Justitutes. Von k a n t o n a l e n B e h o r d e u sind es .besonders die F i n a u z d i r e k t i o n uud D om a i n e u k a n z l e i i u Z ü r ich, die a a r g a u ^ s eh e S t a a t s k a n z l e i uud das D e p a r t e m e n t d e s J u n e r u d e s Kaut o n s S o l o t h u .. n , die durch die Hand der .^erreu R.^R. W i l d uud Dome.inenkassiex S t o k e r .^ Essl i u g er i n Zürich, Staatsschreiber R i n g i e r in Aarau uud R.-R. B a u m g a r t u e r in .^olothurn ,

die erbetnen Mittheiluugen zur Verfügung stellten. Theils iu .mündlicher

Unterredung, theils in ^olge angeknüpfter Korrespondenz gelaugten wir.

sur beinahe säm.utliche Klassen zu ost ganz wichtigen Jnsormatioueu, und wir konnen nicht uuterlassen , dankend zn erwähnen der Beiträge :

6.^6

Alasse 10, von Herrn B a i l l a r d , V a u eh e r und von der J nd u st r i e g e s e l l s eh a s t in St. E r o i r. , von Herrn J. B i l in Gens, Herrn R i e t e r ^ B i . ^ d e r m a n n in Winterthur, Herren H ü n i . ^ H u b e r t und S p r eche r ..^ E o m p. in ^ürieh.

Klasse 12 von der G e n fe r ^ G e s e l lseh a f t für Herstellung musikalischer Jnstrumente, von den Herren K e r n , ^. .. s i und H o m m e l in Aarau , Dr. A m s l e r- ^ a s s o n in S.haffhansen , Brosessor .L a v i z a r r i in Mendrisio , von Herrn L. A. G r o s e l a n d e und B. G r a b h o r u in Genf.

Jn blasse 13 von Herren W n r sl.. e r ^ R a n d e g g e r in Winterthur.

,, ,.

14 ., Herrn W e ... e r m a n n in J..terlake.. , W issi e r..

^ ^ o m p. in Goldbach und E o l o u.. b oe E o m p.

in Aigle.

,.

,.

16

,, Herrn Reg.-Rath W a s s a l i in E^ur und Herrn E h a t e l a i n in Münster (Bern).

,, Herrn H e i z in Münchweilen, v. R e i n h a r d in ^rauenfeld, Ad. G u ^ e r in Renthal, L e u p o l d in Zofingen , J r m i n g e r in Menzikon , R nssb a u m ^in Birrw...l (Aargau) , Schl ä p f e r in Herisau und S t e i g e r in Herisa...

,.

^,

27

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28 ,, Herrn J. U. R o t h l i s b e r g e r in Wall^ngen

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Z i e g l e r ... E o m p. in Winterthnr.

,, 46 ,, Herrn J. W u n d e r l i in Zürich.

und . ^ c h o o p V o n d e r W a h l i n Dozweil.

2..) und 30 von Herrn ^ a b h a r d in Eremine, Kt. ..^ern, und ^ l e k e n s t e i n - ^ e h u l t h e s s in Wadensweil.

31 von Herrn H. E. E sche r in Zürich, A. D ü r st e l e r in We^iton , Nationalrath F e e r .. H e r z o g in Aarau.

33 ., .^exru ^ u t e r - ^ t ä h e l i in ^t. Gallen und Herrn F . R i t t m e . ^ e r ^ Z i e g l e r i n ^t. Gallen.

35 ^ Herrn J. .^. A u. m a n n in Winterthur, S t r u b ^ H e e r nnd K n n ^ und D e m e u g a in ^lten, A v o e a t ^ E o m p o n d u in .^nlle und A. B e l l in Krieus.

36 ^, Herrn R o s s e l ^ ^ o h n in Gens und R e .^ u a u d ... E o m p. iu Gens.

.^^ .^ He^u B e ^ e r ^ J m h .^ f uu^ Herrn A ni s i e r ^ a f s o n iu Sehasfhausen.

43 ,, Herrn J. K o t t m a n n in Solothnrn, Gebrüder V a u t i e r in Grandson, J. ^ r o s s a r d in ..^a^erne und Herrn T o r r e n t i in Sitten.

45 ,, Herrn^ Eosm. J e n n .^ in Glarus, J. E. K o eh in Zürich, J. R. S u t e r in Zofingen, E g g - Z i e g l e r G r e u t e r .... E o m p. und Herrn R i e t e r -

697 Jn truppe VI von Herrn J. J. R i e t e r ^ E o m p. in Winterthur, . G e b r ü d e r S u l z e r in Wmterthur. E sche r , W i^ ss ..^ E o m p. in Zürich, Brof. E o l I a d o n in Gens , Bros. A m s l e r - L a f f o n in Schasfhausen, A l d e r ^ G o l a . ^ in Gens, Th. ^ T. ^ B e l l in Ariens , B u s e r ^ K r a u s h a a r in Basel, W e g m a n n ^ E o m p . in Baden, E.

H o n e g g er in Rüti, B o r e l in Eouvet, ^ t a m m e l b ach^ B o l e .^ in Ehaux^-de^onds, H a s l er ^ E sche r in Bern, H i p p in Reuchatel, G i m^ p e r t in Küssnaeht , von der G a s s a b r i k in .^ Reuchatel, R a u s c h e n b a c h in Schasfhausen, von der J u d u st r i e - G e s e l l scha s t in Reuhausen.

Jn Klasse 69 von Herrn M a t t i , Direktor der landwirtschaftlichen Schule in Rütti bei Bern.

,, ,, 72 ,, Herrn S u eh a r d in Reuenbnrg.

Die Ueberse^nug des grossern Theils des deutschen Manuseripts wurde bereitwilligst übernommen von Herr.. B o d e n h e i m er, Jngenieur an der Staatsbahn in Bern, sur die Gruppe V von Herrn Brivatdo^ent J. B i e e a r d in Zürich , sür Gruppe Vll , Vlll und l..^ von .^errn R i b e a u d , Bolhtechniker ans Bruntrut, in Zürich, und sür die Klasse 23 (Uhren) aus dem Fran^ zosischen in^s Deutsche von .^errn W i e d e m a u n in Genf.

. Eine Uebersicht der ganzen Arbeit und die Verifikation einer grossen Menge einzelner in den Katalogen und Rotizen des Berichterstatters nicht vollständig oder genau genug verzeichneten Thatsaehen liess sich Herrje erH e r z o g , eidgenossischer Generalkommissär, angelegen sein.

Tro^ dieser reichlichen Untersti^ung, die der Verfasser sand, blieb, wie er gerne zugesteht, noch manches Zweifelhafte stehen , manche der gründliehern Bearbeitung wertl^e Verhältnisse unvollkommen behandelt.

Allein dem Bemühen einer mogliehst ers.hopfeuden Losung seiner Ausgabe musste Einhalt geboten werden durch die Unzulässigkeit längrer

Verschiebung der Bublikation des Berichtes. Er hofft von Allen, welche sich iu das Gefühl verse^eu konnen , wie peinlich eine Thätigkeit nach

so uugewohnlieh zersplitterten Richtuugen hin ist, und die aus Erfahrung wissen, wie hoehst schwer es ist, aus so dehnsamem, mit Willkürliehkeiten angefülltem unsichererem Material einen greisbaren reellen Jnhalt herauszuschälen , auf Rachsicht, sowie von den Beobachtern unsrer gewerblichen und gewerbstatistisehen ^iteraturerscheinungen auf das Zugeständniss, dass der Bericht Vieles enthält, das bisher unbekannt geblieben ist.

Zürich, Ende März 1868.

.^.

^. B^,

Brosessor am eidg. Bol.^technikum.

698

^nzess.on.^rneneruug fur die ^igne .^talie.

^.

Bericht .^ Bnn.^ratl,^ ^n ^ie Bnnd^.^er^nlmlun^.

(Vom 11. Dezember 1867.)

Tit..

Nachdem die Generalversammlung der Aktionäre der Gesellschaft der Li^ne d'Italie.. welcher durch Kon^essi.onsakten vom 11. Januar 18^3 (genehmigt durch Bundesbeschluß vom l./2. Februar 1853) und 29.

Rovember 1854 (genehmigt dureh Bundesbeschlnss vom 20.^21. De-

zember 1854) der Bau und Betrieb ^der Eisenbahnlinien Bouveret^ Sitten Bitten ..Brieg^. italienische Grenze und Bouveret^St. Gingolph eonzedirt worden, dureh Beschluss vom 30. Juni 1865 sich ausser ^tand erklärt hatte , ihren Verpflichtungen nachzukommen , wurde aus deren Verlangen von der Regierung des Kantons Wallis, uni den Fortbetrieb der erstellten Streken (Bouveret^Massonger^Sitten) und die übrigen mit der Unternehmung der L^ne d'lt^lie verbundenen ofsentlichen Jnteressen zu sichern, durch Besehluss des Staatsrathes vom 3. Juli 1865 über fragliche Eisenbahnen der Sequester verhängt, woraus dann unmittelbar das bei dem schlimmen finanziellen Stande der Unternehmung unver-

meidliehe Falliment der Gesellschaft erfolgte.

Während nun, in Folge dieser von der Regierung getrofsenen Massregel , der Betrieb der Bahn unter kantonaler Administration fortgesezt

699 wurde, suchte das mit der Liquidation der .Konkursmasse beauftragte (in Genf domizilirte) S^ndieat der Faillite die Bahn mit dem Material und ihren Dependenzen zu veräußern, und es wurde zu diesem Zweke ein als Grundlage sür den Verkauf bestimmtes Bflichtenheft aufgestellt und vom Grossen Rathe des Kantons unterm 17. Februar 1866 genehmigt, durch welches einzelne Bestimmungen der eingangs erwähnten, vom Bunde genehmigten Konzessionen modifiât wurden.

Unterm 20. Februar 1866 übermittelte uns die Regierung von Wallis dieses Bfliehtenhest mit dem Ersuchen . sür den Fall , dass wir überhaupt die Bundesgenehmigung für nothwendig erachten sollten, die..selbe bei der Bundesversammlung auswirken zu wollen.

Wir erwiderten hierauf der Regierung, dass nach unserm Dafürhalten eine Genehmigung des fragliehen Bfliehtenhestes, welches faktisch nichts Minderes als eine modifizirte Konzession sei, die an die Stelle der bisher bestandenen zu treten habe , erst dann erfolgen konne , nachdem dasselbe von einem bestimmten neuen Konzessionär angenommen sein werde.

Raeh. verschiedenen von Seite des S.^udieates der Faillite behufs des Verkaufs der Bahn augeordneten erfolglosen Steigerungen ersolgte

endlich unterm 15. Juli ds. Js. der .Anschlag der Aktiven der Gesell-

schaft au Herrn de La Valette , Samens einer ..neuen internationalen Gesellschaft der L^ae d'ltalie^, die dann bei der Befiznahme fraglicher

Aktiven bei der Regieruug von Wallis die Aushebung des ^..ee.uesters anbegehrte, welchem Verlangen von Seite der leztern durch Sehlussnahme vom 7. Oktober abhin entsprochen wurde.

Dem Verkaufe der Bahn war das obenerwähnte , jedoch infolge der diessfalls stattgehabten Unterhandlungen in verschiedenen Bestimmungen wieder modisizirte Vfliehtenhest vom Februar 1866 zu Grunde gelegt worden.

Durch Dekret des Grossen Rathes des Kantons Wallis vom 23.

November abhin ist dieses Bfliel.tenheft definitiv festgestellt und nuumehr mit Sehreiben des Staatsrathes vom 30. Rovember behuss Auswirkung der Genehmigung desselben durch die h. Bundesversammlung eingereicht worden.

Wir haben dieses Vflichtenheft , welches, wie schon oben bemerkt, an die Stelle der bisher für die Walliser Bahn bestandenen Konzessionen treten soll , an der Hand dieser leztern und mit Berüksichtigung aller hiebei in Betracht kommenden gesezlichen Bestimmungen geprüft, und find nunmehr im Falle , Jhnen dasselbe , dem Ansuchen der Regierung von Wallis entsprechend, vorzulegen,. indem wir den nachfolgenden Entwurf

eines bezüglichen Buudesbeschlusses , welcher die hierseits für nothig

700 erachteten besondexn Bedingungen und Vorbehalte enthält, zur Genehtnigung empsehlen.

Genehmigen Sie, Herr Präsident, .^erren .^ational.^ und Stände.^ ...äthe, die Versicherung unserer vollkommensten Hochachtung.

B e r n , den 11. Dezember 1867.

.)m .I.^men i^ s^ei^i^n ^un^ta..^,

Der Vizepräsident: ^. ,^. Dnbs.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft : ^e^,.

Beschluß Entwurf.

Die B u n d e s v e r s a m m l u n g der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsieht: 1) eines Schreibens des .^taatsrathe.^ von Wallis, d. d. 30. Rovember 1867, laut welchem Herr Graf .Adrian de la Valette Ramens der neuen Gesellschast der .^L.^ne internationale d'Itali am 15. Juli 1867 in ^olge ossentlicher Steigerung das Guthaben der Faillite der ^Li^i.... d^ltalie par la vallée du B.houe et le .^implon^ erworben hat.

2) eines neuen, vom Grossen Rathe des Cantons Wallis unterm

17. Februar 1866 und 23. Rovember 1867 für die Fortsezung des

Baues und des Betriebes der .Linien Bouveret..Sitten, Sitten-italienisehe Grenze und Bonveret-St. Gingolph erlassenen Vsliehtenhestes , welches laut Art. 58 desselben bestimmt ist, an die Stelle der für die genannten .Linien vom Grossen Rathe des Kantons Wallis unterm 22. Januar 1853 und 4. Dezember 1854 ertheilten und von der Bundesversamm-

lung unterm 2. Februar 1853 und 21. Dezember 1854 genehmigten

Konzessionen zu treten .^ 3) eines sachbezüglichen Berichtes und Antrages des Bundesrathes vom 11. Dezember 1867.

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und in Anwendung des Bundesgesezes vom 28. Juli 1852.

^ beschliesst: Es wird diesem Pflichtenhest , beziehungsweise dieser Konzession, unter nachstehenden Bedingungen die Genehmigung des Bundes er-

theilt:

Art. 1. Jn Gemässheit von Art. 8, Lemma 3 des Bundesgesezes über den Bau und Betrieb von Eisenbahnen wird dem Bundesrathe vorbehalten , sur den regelmässigen periodischen Personentransport , je nach dem Ertrage der Bahn und dem finanziellen Einflusse des Unternehmens aus den Postertrag . eine jährliche Konzessionsgebühr , die den ^ Betrag von ^r. 500 für jede im Betriebe befindliche Wegstreke von einer Stunde nicht übersteigen soll, zu erheben. Der Bundesrath ^..ird jedoch von diesem Rechte so lange keinen Gebrauch machen. als die Bahnunternehmung nicht mehr als ^ 4 ^ nach erfolgtem Abzuge der aus Abschreibungsrechnung getragenen oder einem Reservesond einverleibten Summen abwirst.

Art. 2. Der Bund ist berechtigt, die hier konzessionirte Eisenbahn, so weit sie wirklich erstellt worden ist, sammt dem Material, den Gebäulichkeiten und den Vorräthen , welche dazu gehoren , mit Ablauf

des 30., 45., 60., 75., 90. u.td 99. Jahres, vom 1. Mai 1858 an gerechnet, gegen Entschädigung an sich zu Riehen , falls er den Rükkauf jeweilen 5 Jahre zum Vorans erklärt hat.

Kann eine Verständigung über die zu leistende Entschädigungssumme nicht erzielt werden , so wird die leztere durch ein Schiedsgericht bestimmt.

Dieses Schiedsgericht wird so zusammengeht, dass jeder Theil zwei Schiedsrichter erwählt uud von den ledern ein Obmann bezeichnet wird.

Konnen si.^ die Schiedsrichter über die Person des Obmanns nicht vereinigen, so bildet das Bundesgericht einen Dreiervorschlag, aus welchem zuerst der Kläger und hernach der Beklagte je einen der Porgeschlagenen zu streichen hat. Der Uebrigbleibende ist Obmann des Schiedsgerichtes.

^ür die Ausmittlung der zu leistenden Entschädigung gelten sol.^ gende Bestimmungen :

a. Jm Falle des Rükkauses im 30. , 45. oder 60. Jahre ist der 25sache Werth des durchschnittlichen Reinertrages derjenigen 10 Jahre, die dem ^Zeitpunkte, in welchem der Bund den Rül.kanf erklärt , uumittelbar vorangehen . im Falle des Rükkauses im

75. Jahre der 22^sache,^ und im ^alle des Rükkauses im

90. Jahre der 20faehe Werth dieses Reinertrages zu bezahlen; immerhin jedoeh in der Meinung, dass die Entschädigungssumme

in keinem Falle weniger als das ursprüngliche Anlagekapital be-

tragen dars. Von dem Reinertrage, welcher bei dieser Berechnung

702 zugrunde zu legen ist, stnd übrigens Summen, welche auf Ab^..

sehreibungsreehnung getragen oder einem Reservefond einverleibt werden, in Abzug zu bringen.

b. Jm Falle des Rükkaufes im 99. Jahre ist die muthmassliche Summe,

welche die Erstellung der Bahn und die Einrichtung derselben zum Betriebe in diesem Zeitpunkte kosten würde, als Entschädigung zu bezahlen.

c. Die Bahn sammt Zugehox ist jeweilen , in welchem Zeitpunkte auch der Rükkauf erfolgen mag, in vollkommen befriedigendem Zustande dem Bunde abzutreten. Sollte dieser Verpflichtung kein Genüge gethan werden , so ist ein verhältnissmässiger Betrag von .

der Rükkaufssumme in Abzng zu bringen.

Streitigkeiten, die hierüber entstehen mochten, stnd durch das oben erwähnte Schiedsgericht auszutragen.

Art. 3. Binnen einer Frist von 6 Monaten, von dem Tage dieses Beschlusses an gerechnet, ist der .Ansang mit den Erdarbeiten für die noch zu erstellenden Streken der Bahn zu machen und zugleich genügender Ausweis über die gehörige Fortführung der Bahnunternehmung zu leisten, in der Meinung, dass widrigenfalls nach Ablauf jener Frist

die Genehmigung des Bundes für das vorliegende Bfliehtenhest erlischt.

Art. 4. Es sollen alle Vorschristen des Bundesgesezes über den

Bau und Betrieb von Eisenbahnen vom 28. Juli 1852, sowie der sämmtlichen einschlägigen Bundesgeseze genaue Beaehtnug finden , und es dars denselben durch die Bestimmungen des vorliegenden Pflichtenhestes in keiner Weise Eintrag geschehen.

Jnsbesondere sol.l die volle Anwendung des Bundesgesezes , betreffend Verbindlichkeit zur Abtretung von Brivatrechten vom 1. Mai

1850, dureh die Art. 14, 27, 28 und 31 des Vslichtenheftes keinerlei

Beschränkung erleiden und ferner dem Art. 12 des Bundesgesezes über das Eisenbahnwesen vom 28.

Juli 1852, beziehungsweise der Verordnung über die technische

Einheit der Eisenbahnen vom 9. August 1854 dureh Art. 2t, 26 und 45 des Bflichtenhestes.

dem Art. 10 des obenerwähnten Bundesgesezes durch Art. 49 des Vfliehtenhestes ; dem Art. 17 des gleichen Gesezes dureh Art. 51 des ^flichtenhestes .

dem Art. 13 des gleichen Gesezes durch Art. 39 des Bfiichtenhestes keinerlei Eintrag geschehen.

Das Traeé der Linie Bonveret^t. Giugolph ist dem Bundesrathe zur Wahrung der militärischen Jnteressen der Eidgeuossenschast zur Genehmigung vorzulegen.

703

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II. B e r i c h t der

Eisenbahnkontrnisston des Ständeraths über das konzesstonresp. Ratifikationbegehren des Stande... Wallis betreffend Fortsetzung der Eisenbahn Bouveret-Sitten und Bouveret.St. Gingolf.

(Vom 17. Dezember 1867.)

Tit. l Die Gesellschaft der Ligne d'ltahe, bis anhin im Befitz der ne.u zu vergebenden Eisenbahnlinien , ist in Concurs gerathen. Jn diesem Eoneurs hat der Graf A d r i a n de la V a l e t t e die Rechte der srühern Gesellschaft durch Kauf von der Masse an sieh gebracht und auf

Grundlage eines neuen Bflichtenhefts , welches ausdrücklieh ( 58) die

frühere Konzession aufhebt, hat der Kanton Wailis diese neue Konzession festgestellt, deren Genehmigung nachgesucht wird.

Die kommission, nachdem sie die ihr vorgelegten Akten, namentlich das neue Vflichteuhest, resp. die neue Konzession, die eingelangten Zuschritten des Grafen la Valette und den bundesräthliehen Bericht, ein-

lässlich geprüft hatte, fand sich über den ganzen jetzigen Stand der Sache nicht hinreichend aufgeklärt und es erweckten namentlich die erwähnten letzten Zuschristen und die Verhandlungen zwischen dem ndieat von Genf und dem Grafen B e d e n k e n , die sich aus den Akten nicht befriedigend heben l.iessen und aus denen der Antrag auf ,,R icht e i n t r eten zur Zeit hervorgegangen ist.

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