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Schweizerisches Bundesblatt

29. Jahrgang. III.

Nr. 26.

# S T #

9. Juni 1877.

Botschaft des

Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend Beschaffung von verbessertem Material für die schweizerische Gebirgsartillerie.

(Vom 24. Mai 1877.)

Tit.!

Schon Mitte der dreißiger Jahre machte Prinz Louis Napoleon, später Kaiser der Franzosen, damals als Hauptmann der Berner Artillerie, auf die Notwendigkeit aufmerksam, die im Gebirge kämpfenden Truppen mittelst Zugabe sogenannter Bergartillerie zu unterstüzen und empfahl zu diesem Endzwek die "damals erst wenige Jahre zuvor (1829) in Frankreich eingeführte glatte 12cm Berghaubize.

Bei der Reorganisation der eidgenössischen Armee nach Tagsazungsbeschluß über Reorganisation des Bundesheeres vom 15. Februar 1841 wurden zwei Gebirgsbatterien errichtet, und zwar sollten die Kantone Graubünden und Wallis die hiezu erforderlichen Trainabtheilungen, bestehend per Batterie aus: l Pferdarzt, 1 Trainwachtmeister, 2 Trainkorporale, 4 Traingefreite, 2 Hufschmiede, l Sattler und 44 Trainsoldaten, total 55 Mann stellen, währenddem die Besezung mit Offizieren Bundesblatt. 29. Jahrg. Bd. III.

l

und Kanoniermannschaft durch Positionskompagnien zu geschehen hatte, welche zu diesem Behufe mit einem verminderten Bestand an Kanonieren ausrüken sollten, nämlich mit l Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Unterlieutenants, l Arzt, l Feldweibel, l Fourier, 5 Kanonierwachtmeister, 5 Kanonierkorporale, 10 Kanoniergefreite, l Frater, l Schlosser, l Wagner, 3 Trompeter, 28 Kanoniere statt 40 bei den Positionskompagnien, total 61 und inclusive Trainmannnschaft total 116.

Die Zahl der Pakpferde war auf 44 Stük normirt, dagegen war in keiner Weise für Reitpferde der Offiziere und höhern Unteroffiziere gesorgt : An Material enthielt eine solche Gebirgsbatterie : 4 12cm Gebirgsgeschüze, 6 Laffeten, worunter 2 Vorrathslaffeten, 40 Munitionskasten, 4 Kasten für Schmiede, Sattler und Wagner.

Das Unzureichende dieser Organisation war offenkundig, namentlich unzwekmäßig die Theilung von Kanonier- und Traininannschaft, weßhalb man bei der Reorganisation der Armee im Jahre 1850 diesem Uebelstande zu begegnen trachtete.

Gemäß der Organisation vom 27. August 1851 wurden 4 Gebirgsbatterien geschaffen, wovon 2 des Auszuges und 2 der Reserve.

Die Kantone Graubünden und Wallis hatten den gesammten Stand je einer Auszüger- und einer Reservebatterie zu stellen und der Bestand des Personellen wurde auf 115 M a n n erhöht, nämlich: l Hauptmann, 1 Oberlieutenant, 2 Unterlieutenants, l Arzt, l Pferdearzt, Uebertrag

6

Uebertrag

6 l Feldweibel, l Fourier, 1 Trainwachtmeister, 5 Kanonierwachtmeister, 5 Kanonierkorporale, 2 Trainkorporale, 10 Kanoniergefreite, 4 Traingefreite, l Frater, l Hufschmied, l Schlosser, l Wagner, l Sattler, 3 Trompeter, 28 Kanoniere, 44 Trainsoldaten,

total 115 Mann.

Der Bestand an Pferden wurde gleichzeitig auf 53 S t ü k erhöht, nämlich: 6 Offizierspferde, 3 Reitpferde für Train Wachtmeister und 2 Trainkorporale, 44 Saumthiere, total 53.

In materieller Hinsicht wurden keine Veränderungen vorgenommen. Das damalige Gebirgsgeschüz, war eine genaue Copie des von der französischen Artillerie im Jahre 1828 eingeführten 12cm Gebirgsgeschüzes: Kaliber der Bohrung .

. 120,5 mm.

., ., Kammer .

. 83,0 ,, Länge der Seele .

.

. 740,0 ,, oder 6 lk Kaliber.

,, ,, Kammer .

.

70,0 ,, Ganze Rohrlänge, incl. Traube 970,0 ,, Rohrgewicht .

.

. 100 Kilo.

Gewicht der Granate .

.

4,03 .n ,, _ Ladung .

. 270 Gramm.

4

Verhältniß der Ladung zum Geschoßgewicht 1/15: Länge d e s Laffetenkörpers .

.

.

. l,500m Totallänge der Laffete abgeprozt .

.

. l,820m Höhe der Rohrachse über dem Boden .

. 0,705m Geleiseweite 0,750m Höhe des beschlagenen Rades .

.

. 0,956m Länge d e r hölzernen A c h s e . . . .

0,960m Gewicht des Laffetenkörpers .

.

. 6 3 Kilo.

,, ,, Rades 23,5 ,, ,, d e r Gabeldeichsel .

.

.

. 13,0 ,, Größte gestattete Elévation des Rohres . 12°.

Die Anfangsgeschwindigkeit der Granate bei 270 Gramm Ladung beträgt 244 Meter. In Folge der Kürze der Seele und des Spielraums von l,5mm ist die Tragweite, sowie die Treffsicherheit eine ziemlich beschränkte.

Bei dem natürlichen Visirwinkel von 1/2 ° betrug die Visirschußweite 200 à 220 Meter und das französische Aide-Mémoire gibt zwar noch die Aufsäze bis zur Schußweite von 700 Meter an, und nach dem Werke von Piobert ,,traité d'artillerie" sind solche sogar bis 1200 Meter aufgeführt, allein die Treffsicherheit nimmt schon von 500 Meter an bedeutend ab, denn nach dem AideMémoire wird die Treffwahrscheinlichkeit folgendermaßen ausgedrükt: Man erhält Treffer von 100 Schüssen gegen ein Scheibchen von 50cm Durchmesser a u f 3 0 0 Meter .

.

.

.

.

.1,9 ,, 400 ,, 1,5 ,, 500 ,, 0,9 ,,600 ,, 0,6 ,,

700

*

0,4

Nach demselben Werke beträgt der Rüklauf ohne Gebrauch des Hemmseiles bis 11 Meter, mit demselben wird er auf 4 Meter beschränkt.

Die Erfahrungen, welche bei den Schulen und Wiederholungskursen der Gebirgsbatterien gemacht wurden, namentlich anläßlich des Truppenzusammenzuges im Hochgebirge 1861, ließen die Wünschbarkeit einiger Vermehrung des Mannschaft- und Pferdebestandes der Gebirgsbatterien erkennen, welche in unserer Botschaft vom 23. Juni 1862 ihren Ausdruk fand, der die hohe Bundesversammlung beipflichtete.

Der Mannschaftsbestand wurde von 115 auf 128 Mann gebracht, indem die Zahl der Kanoniergefreiten um 2 Mann vermindert, da-

gegen die 4 Traingefreiten auf die Zahl von 6 erhöht wurden, die Zahl der Schmiede und Sattler auf 2 statt l und die der Trainsoldaten auf 55 statt 44 gebracht wurde.

Der Pferdebestand wurde durch Zugabe von zwei Reitpferden für Feldweibel und Fourier von 53 auf 55 erhöht. Zugleich wurde bestimmt, daß die 2 Vorrathslaffeten der Batterie in die Linie zu folgen haben, statt wie bisher dem Depotpark zugetheilt zu werden, und es wurde die Zahl der Werkzeug- und Vorrathskisten verdoppelt, resp. auf 8 Stük erhöht.

Die Bundesversammlung beschloß im Prinzip, daß die Gebirgsgeschüzröhren in gezogene Geschüze umgewandelt werden sollen.

Diese Arbeit wurde in den Jahren 1863 und 1864 ausgeführt, indem jedes Jahr 10 der vorhandenen 20 Gebirgsgeschüze umgegossen und gezogen, sowie deren neue Munition erstellt wurde, was mit Zuhülfenahme des gewöhnlichen Budget für Materielles ohne Extrakredite geschah.

Das auf diese Weise entstandene Gebirgsgeschüz entsprechend der sub 5. Februar 1864 genehmigten Ordonnanz über die gezogenen Vierpfünder-Gebirgskanonen hatte dasselbe Kaliber wie die gezogenen Vierpfünder-Vorderlader und schoß das nämliche Geschoß (Granate mit 6 Warzen und Expansionsspiegel, resp. mit den Verbesserungen durch Herrn Oberst Müller in Aarau).

Länge der Bohrung 10,35, Kaliber 0,873 Meter.

Zahl der Züge 6, deren Drallwinkel 5° 53' beträgt, wobei sie im Rohre circa 1'a Umgang machen.

Länge des Rohres vom hintern Ende des Bodenstüks bis zur Mündung 3' 3" 6"' = 1,080 Meter.

Gewicht des Rohres 102,* Kilo.

Hintergewicht circa 17 Kilo.

Die Laffete blieb die nämliche wie die frühere und au den Munitionskasten wurde blos die innere Eintheilung zur Aufnahme der Geschosse und Patronen geändert. Die Munition bestund aus der Sprenggranate, anfänglich mit Zeitzünder, der später wie bei den Feldgeschüzen in einen Perkussionszünder umgeändert wurde, und der Büchsenkarl ätsche.

Gewicht der fertig laborirten Granate 3,920 Kilo.

,, " Sprengladung 220 Gramm.

-., ,, Büchsenkartätsche, deren Füllung aus 41 Zinkkugeln zu 62 Gramm Gewicht besteht, Kilo 3,280.

Gewicht der Geschüzladung 296 Gramm Pulver Nr. 5.

Jeder Munitionskasten wurde mit 8 Sprenggranaten und l Büchsenkartätsche und mit 9 Patronen beladen, wobei das Gewicht der Munitionskasten 50 à 51 Kilo betrug.

Daß durch diese Verbesserung der Gebirgsartillerie ein recht beträchtlicher Fortschritt erzielt worden, zeigen die Schicßversuche, die im Jahr 1862 in der Schule für Offiziere des Artilleriestabes gemacht wurden und wobei auf die Entfernung von 1000 Schritten (750 Meter) die frühere glatte Berghaubize mit dem gezogenen Geschüz verglichen wurde.

8,5cm gezog. Gebirgskanone.

12TM GeMrgslaubize.

Schritte. Schritte. Schritte. Schritte. Schritte.

Mittlere Schußweite . .

,, Schußdifferenz Größte Schußdifferenz Längenstreuung Mittlere Seitenabweichung Größte ,, links ,, ,, rechts Breitenstreuung . . . .

572 27 50 89 1,11 1,86 3,14 5,0

1032 29 89 138 3,8 5,1 6,9 12

1500

39 90 144 4,8 14,3 12,7 27

2021 1063 36 155 106 353 608 175 5,8 45,9 18 80,5 21 161,5 242 39

Seit Anschaffung dieser 20 Geschüze sind nun aber nahezu 13 Jahre verstrichen, während welcher dieselben in den Rekrutenschulen und Wiederholungskursen der Gebirgsartillerie sehr stark gebraucht wurden, wodurch deren Treffsicherheit wesentlich abgenommen hat, so daß unter allen Umständen ein baldiger Uniguß dieser Geschüze erforderlich wäre, sollen solche in feldtüchtigem Stande erhalten werden.

In diesen 13 Jahren sind aber auch wieder große Fortschritte im Gebiete des Geschüzwesens zu konstatiren und zu dieser Stunde führt die türkische, chinesische und japanesische Artillerie, sowie diejenige einiger kleiner Staaten auf der westlichen Halbkugel weit wirksamere Gebirgsgeschüze als die uusrigen.

In der gleichen Zeitfrist hat seit 1864 die Bewaffnung deiInfanterie aller unserer Nachbarstaaten ganz beträchtliche Verbesserungen in Bezug auf Tragweite, Präzision und Durchschlagkraft erlitten, die Gewehre von damals stehen weit unter dem fusil Gras der Franzosen, dem Mausergewehr der Deutschen, dem

Vetterli-Einlader der Italiener, dem verbesserten Werndl-Gewehr der Oesterreicher, denen gegenüber die Feldartillerie wie die Gebirgsartillerie mit verbessertem Geschüz auftreten muß, wenn sie nicht sehr bald unterliegen soll.

Der Ruf der Artilleristen von Graubünden und Wallis ist daher ein vollkommen gerechtfertigter, hinsichtlich Tüchtigkeit der Bewaffnung und Ausrüstung der Gebirgsartillerie sich auf der Höhe der Zeit zu halten und die beiden taktischen Einheiten, welche die neue Militärorganisation von 1874 noch beibehielt, mit Geschüzen von perfekter Konstruktion auszurüsten.

Nach der neuen Organisation wurde die Gebirgsartillerie auf zwei Batterien beschränkt, dagegen deren Bestand von 4 auf (> Geschüze erhöht, wodurch die Wirksamkeit einer solchen Batterie beträchtlich vermehrt wird und gegenüber den vier kleineu Batterien nicht unerhebliche Ersparnisse an Personal und theilweise auch au Material erzielt werden.

Statt der 20 frühern Geschüze mit Inbegriff von 4 Ergänzungsgeschüzen werden nunmehr 18 Geschüze, wovon 6 als Schul- und Ergänzungsgeschüze zu betrachten sind, geniigen.

Nach der neuen Formation besteht nun eine Gebirgsbatterie aus: 1 2 2 l l

A. P e r s o n a l .

Hauptmann, Oberlieutenants, Lieutenants, Arzt, Pferdearzt,

7 Offiziere mit 8 Reitpferden.

l Adjutant-Unteroffizier, l Feidweibel, l Fourier, l Trainwachtmeister, 7 Kanonierwachtmeister, 4 Trainkorporale, 15 Unteroffiziere mit 4 Reitpferden.

15 Gefreite, 1 Wärter, 2 Träger, 2 Hufschmiede, l Schlosser, 1 Wagner, 2 Sattler, 4 Trompeter, 120 Soldaten.

148

Gesammttotal 170 mit 12 Reitpferden und 71 Saumthieren -- 83 Pferden oder Maulesel.

B. M a t e r i a l .

6 Geschüze sammt deren Laffeten, 2 Vorrathslaffeten, 60 Munitionskisten, 8 Werkzeugs- und Vorrathskisten, 2 Arztkisten, 2 Pferdearztkisten.

Bevor wir zu Vorschlägen für ein neues System von Gebirgsgeschüzen übergehen, haben wir uns umzusehen, aus welchen Gebirgsgeschüzen dermalen die Bewaffnung der Bergartillerie der hauptsächlich in Betracht kommenden Staaten besteht.

Frankreich.

Soviel bekannt besteht in Frankreich noch das im Jahr 1859 angenommene Gebirgsgeschüz, dem das unsere von 1864 mit wenigen Abänderungen nachgebildet wurde.

Kaliber 86,5mm, Totallänge des Rohres 960mm, Länge des gezogenen Theiles der Seele 715mm, Zahl der Züge 6 mit Drallwinkel 6° 53' 10", Rohrgewicht 100 Kilo, Hintergewicht 15 Kilo, Laffete wie die unsrige. Munition: Sprenggranaten 4 Kilo schwer, dann Shrapnels im Gewichte von 4,718 Kilo, enthaltend 85 Kugeln von 19 Gramm Gewicht und Büchsenkartätschen mit 41 Kugeln von 70 Gramm, Geschüzladung 300 Gramm nebst Wurfladungen von 150 und 100 Gramm für hohen Bogenwurf. Jeder Munitionskasten enthält 7 Sprenggranaten, l Shrapnel und l Büchsenkartätsche.

Die Batterie ist mit 150 Schüssen per Geschüz ausgerüstet, wovon 54 den Zügen zugetheilt sind und der Rest bei der Reserve bleibt.

Ueber die ballistischen Verhältnisse dieses Geschüzes gibt das Werk l'Artigliera da campo in Europa nel 1876 von Hauptmann Clavarino der italienischen Artillerie folgende Aufschlüsse:

Entfernung.

Elevations-

Fall-

Win kel.

Meter.

Grade.

in "/»o.

500

2° 20'

1000

5° 30'

49 135

1500

10° 40'

259

2000

16° 20'

421

Rechtek, enthaltend 50 % dei Schüsse.

Höhe.

Breite.

Meter.

0,81 2,96 8,12 15,22

Endgeschwindigkeit.

Meter.

0,93

200

2,03

175

5,07

154

10,14

134

Die Anfangsgeschwindigkeit wird zu 225 Meter angegeben und die Querschnittsbelastung zu 72 Gramm per Quadrat-Centimeter.

Von dem nämlichen Autor wird erstere für unser dermaliges Gebirgsgeschüz zu 238 und leztere zu 70 Gramm angegeben, sodann sind unsern Schußtafeln und Präzisionstabellen folgende Vergleichswerthe zu obigen Angaben zu entnehmen : Elevations-

Entwinkel, resp.

fernung. AbgaogsMeter.

richtung.

Grade.

500

2° 48'

Fallwinkel.

Zielgröße fiir 50 "/n der Schüsse a s Treffer.

Höhe.

Breite, Me ter.

Grade.

Endgeschwindigkeit.

Meter.

52 121

1,60

0,90

209

6°!'

4,20

2,00

1500

9° 45'

215

9,10

3,50

2000

14° 12'

355

--

--

184 161 141

; 1000

wobei bemerkt werden muß, daß hier die Erhebungswinkel des Rohres mit 0° 45' mitgerechnet sind, so daß die bloßen Elevationswinkel sich zum Vergleich mit dem französischen Berggeschüze

10

auf 2» 3' für 500 Meter, 6° 16' für 1000 Meter, 9° für 1500 und 13° 27' für 2000 reduziren. Diesen Daten zu Folge stünde unser dermaliges Gebirgsgeschüz hinter dem französischen an Präzision wenigstens bezüglich der Höhenstreuung etwas zurük, wogegen das erstere lezteres in Bezug auf Rasanz, Anfangs- und Endgeschwindigkeit übertrifft.

Oesterreich.

Das österreichische Geschüzsystem vom Jahr 1863 enthält auch ein Gebirgsgeschüz vom 3-Pfund-Kaliber nach dem Bogenzugssystem konstruirt, welches bis in jüngste Zeit noch im Gebrauche stand, indessen jezt durch ein sogenanntes 7om Rohr, Hinterlader, ersezt worden ist. Das bisherige Rohr hat das Kaliber von 74,lmm, sechs Bogenzüge mit Drallwinkel von 8°30'. eine Totallänge des Geschüzes von 1,027 m, Bohrungslänge 0,908 m, wovon 0,816m auf den gezogenen Theil kommen. Dieses Rohr wiegt bloß 87 Kilo mit, einem Hintergewicht von 21 Kilo. Die Laffete hiezu ist aus Eisenblech erstellt, mit Winkelblechen und mit hölzerner Achse, ihr Gewicht beträgt 94 Kilo. Sie gestattet eine Erhöhung des Rohres bis zu 25° und eine Inklination von 8°.

Die Räder haben einen Durchmesser von 947 mm und ein Gewicht von 19 Kilo. Die Munitionskisten enthalten je 8 Schüsse ein und derselben Munitionsgattung.

Die Batterie hat nur 4 Geschüze. mit 56 Munitionskasten, in welchen 112 Schüsse per Geschüz nachgeführt werden, nämlich 72 Granaten, 24 Shrapnels und 16 Büchsenkartätschen. Die Granaten haben ein Gewicht von 2,817 Kilo, die Shrapnels ein solches von 3,089 Kilo, indem sie 55 Kugeln von je 13 Gramm enthalten. Die Büchsen kartätsche enthält 34 Kugeln von 52 Gramm Gewicht und wiegt 2,26 Kilo. Die Schußladung beträgt 210 Grammes, die Wurfladung 1ÌO Gramm. Erstere gibt der Granate eine Anfangsgeschwindigkeit von 235 Meter. Die Querschnittbclastung bei der Granate ist 63 Gramm per Quadrat-Centimeter. Die ballistischen Verhältnisse sind folgende:

11 i

Entfernung.

Elevationswinkel.

Fallwinkel in

Meter.

Grade.

°/oo.

2° 6'

54 123 218 330

500

1000

5° 27'

1500

9° 22' 14° 5'

2000

Streifen, Endge- : der 50% der Schüsse sclrwindig als Treffer aufnimmt.

keit.

Höhe.

Breite. ;

1,82 4,70 10,80 --

0,96

204

2,40

183

5,56

165

--

152

Nach den Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens, herausgegeben vom technischen und administrativen Militärkomite, 3. Heft, Jahrgang 1877, hat die österreichische Artillerie im Jahr 1875 ein neues Gebirgsgeschüz erprobt, welches jedoch noch nicht allen Anforderungen entsprach, weshalb im Jahr 1876 ein zweites Rohr desselben Kalibers 66 mm, in Stahlbronze, mit verstärkter Ladung erprobt worden ist. Dieses Rohr ist als Hinterladungsrohr konstruirt, l Meter laug und inklusive Verschluß 91 Kilo schwer, somit um 4 Kilo schwerer als das Rohr vom System 1863.

Es besizt 18 Züge, die auf 1,980 m oder auf 30 Kaliber Länge eine Umdrehung vollführen. Der Gasabschluß wird durch einen Broadwellring und eine Dichtungsplatte, beide ans Kupfer, bewirkt.

Die Laffete ist von Eisenblech konstruirt und der Rüklauf derselben wird mit Hemmstriken beschränkt.

Das Gewicht, der geladenen 6,6 cm Kinghohlgeschosse beträgt 2,90 Kilo, das der Shrapnels 3,140 und dasjenige der Büchsenkartätschen 3,120 Kilo ; die zwekmäßigste Schussladung wurde zu 250 Gramm, die Wurfladung zu 110 Gramm feinkörnigen Pulvevs ermittelt. Mit der erstem erzielte man eine Anfangsgeschwindigkeit von 267 Meter, mit der leztern eine solche von 160 Meter.

Die Versuche im Schießen und Werfen ergaben im Vergleich mit dem Gebirgsgeschüz vom Jahr 1863 eine drei- bis viermal größere Leistung in der Präzision und übertrafen somit alle Erwartungen, dagegen hielt man die Perkussionskraft der Sprengstüke und Shrapnelkugeln nicht für ganz hinreichend, namentlich in Anbetracht der Ausdehnung, welche das wirksame Infanteriefeuer gewonnen und war deshalb bestrebt, hierin durch Verstärkung der Ladung nachzuhelfen. Neuesten Nachrichten gemäß ist diese le/Aere

12 auf 350 Grammes gebracht und das neue Geschüz von der österreichischen Artillerie definitiv angenommen worden.

Italien führt noch eine gezogene Gebirgskanone nach Modell 1861, vom Kaliber 86,5, in Bronze. Dieses Geschüz, nach dem La Hitte System gezogen, hat 6 Züge mit Dralhvinkel 7 ° 2' und eine Totallänge von 1,060 m, wovon 0,813 m auf die Bohrung kommen. Sein Gewicht beträgt 100 Kilo, das Hintergewicht 12,5 Kilo.

Hierzu dienen als Geschosse : Granate mit Zinkwarzen und Büchsenkartätschen aus Zinkblech, mit 41 Kugeln von 73 Gramm Gewicht, 4,57 Kilo schwer, währenddem die Granate bloß 2,95 Kilo wiegt und eine Sprengladung von 200 Gramm Pulver faßt. Die gewöhnliche Schußladung beträgt 300 Grammes, nebenbei werden aber auch Wurfladungen von 100 und selbst von 50 Gramm verwendet.

Bei Anwendung einer so leichten Granate, welche bloß eine Querschnittbelastung von 53 Gramm per Quadrat-Centimeter ergibt, erhält man zwar eine Anfangsgeschwindigkeit von 268 Meter, allein die Präzision bleibt gegen andere Gebirgsgeschüze sehr zurük, wie aus mitfolgender Zusammenstellung ersichtlich ist.

1 Entfernung.

Elevationswinkel.

Fallwinkel.

in

Meter.

Grade.

"/<.*.

500

1°12'

42

1000 1500 2000

4° 16' 8° 37' 14° 18'

105 202 344

Zielstreifen, Endgeder 50 % Treffer zeigt. schwindigkeit.

Höhe Breite Meter.

Meter.

1,76 5,17

1,42

221

2,99

188

15,20 43,10

5,49 10,0

164 145

Die italienische Artillerie befaßt sich nach neuesten Mittheilungen mit der Umänderung ihrer Gebirgsartillerie in gezogene 7,5TM Hinterlader.

13 Russland.

Die russische Artillerie hat schon seit 1866 eine Hinterladerkanone vom Kaliber 76,2 mm als Gebirgsgeschüz eingeführt. Die Länge dieses Geschüzrohres beträgt 799 mm, dessen Gewicht 101,4 Kilo und das Hintergewicht mit dem Verschlußkeil 32 Kilo. Das Rohr hat zwei Visirlinien, wovon die längere 691mm, die kurze bloß 291mm mißt.

Die Laffete, von Eisenblech und Winkelblechen erstellt, hat parallel laufende Wände und eine eiserne Achse. Ihr Gewicht beträgt 142,5 Kilo mit und 90 Kilo ohne Räder. Der Durchmesser der Räder ist 864 mm, deren Gewicht 27 Kilo. Die Gabeldeichsel wiegt 41 Kilo. Leztere und die beiden Räder werden zusammen einem Pferde aufgeladen. Die Laffete gestattet die Ertheilung einer Elévation des Rohres von +15 ° und eine Inklination desselben von - 7 0 Die Munitionskasten enthalten jeweilen 7 Schüsse und wiegen verpakt 49 Kilo. Auf jedes Geschüz werden 98 Schüsse gerechnet und zwar 42 Granatschüsse, 42 Shrapnelschüsse und 14 Büchsenkartätschen. Die Granaten mit Bleimantel sind 4 Kilo schwer und enthalten eine Sprengladung von 154 Gramm. Das Shrapnel ist eine mit Bleikugeln gefüllte Granate, im Gewicht von 4,550 Kilo.

Die Büchsenkartätsche wiegt 3,964 Kilo. Die Geschüzladungen bestehen aus 340 Gramm feinkörnigem Pulver, welche der Granate eine Anfangsgeschwindigkeit von 211 Meter geben. Die ballistischen Verhältnisse sind folgende :

fernung.

Elevationswinkel.

Pallwinkel in

Meter.

Grade.

"'""·

500 1000

3° 20'

61

7° 3'

1500

11 ° 40'

Ent-

',

Zielstreifen für 50°/o Treffer.

Meter.

Höhe.

Breite.

Endgeschwindigkeit.

Meter.

2,02

179

140

1,39 5,80

5,74

143

238

16,50

9,52

10t

14 Spanien.

Anfänglich konstruirte sich die spanische Artillerie ein Gebirgsgeschüz nach französischem Muster, mit Laffete nach demselben System, welche jedoch 1869 in eine Wandlaffete mit convergimi den Wänden und mit eiserner Achse umgewandelt wurde. Als jedoch für die Feldartillerie Hinterladergeschüze eingeführt wurden, fand man auch nothwendig, die Gebirgsartillerie mit wirksamem Geschüzen auszurüsten und nahm das sogenannte Modell Plasentiu an, welches seinen Namen nach dem Erfinder Oberst Plasentin erhielt.

Das Rohr ist aus Gußstahl, vom Kaliber 78,5 mm, hat 12 Keilzüge von 1,25mm Tiefe, 18mm Breite im Bodenstük und 16,3 an der Mündung. Der Drallwinkel beträgt 4° 42'. Die Bohrung hat eine Länge von 840mm, wovon 634mm auf den gezogenen Theil kommen und die Gesammtlänge des Geschüzes beträgt 940 mm, das Rohrgewicht 102 Kilo, das Hintergewicht 21 Kilo. Der Verschluß ist eine Nachahmung des Eastmann'schen Schraubenverschlusses, ähnlich demjenigen der französischen Reffye-Geschüze. Die Zündung ist eine zentrale durch die Verschlußschraube gehende, mit einer Sicherung gegen zu frühzeitiges Abziehen. Die Laffete zu diesem Geschüz ist aus Winkelblechen und Eisenblechtafeln konstruirt mit nach hinten convergirenden Wänden. Die Achse von stahlartigem Eisen ist so in die Laffete eingelegt, daß sie leicht von derselben entfernt werden kann, um damit beim Transport der Batterie auf Mauleseln das Gewicht der Laffete durch getrenntes Verladen von Achse und Rädern zu erleichtern.

Der Munitionskasten faßt 10 Schüsse, worunter 7 Granaten, 2 Shrapnels und l Büchsenkartätsche. Die Bleimantelgranate wiegt 3,65 Kilo und faßt 240 Gramm Sprengladung. Die Geschüzladung von 400 Gramm feinkörnigen Pulvers ertheilt diesem Geschosse eine Anfangsgeschwindigkeit von 285 à 290 Meter.

Die Schußtafel für die Granate geht bis 3000 Meter und ergibt : für 500 Meter einen Elevationswinkel von 1° 40' n 1000 ,, 1500

» ,,

» ,,

,-

,, ,,

* ,,

4

°~ 6" 38'

,, 2000 ,, ,, ,, ,, 9» 55' » 2500 ,, ,, ,, ,, 14» 40' » 3000 ,, ,, ,, ,, 20» 35' Das Shrapnel für dieses Geschüz wiegt 4,67 Kilo und ergibt Wirkung bis 1900 Meter. Seine Anfangsgeschwindigkeit bei 400 Gramm Geschüzladung beträgt 270 Meter.

Ueber die Treffsicherheit geben folgende Daten über in Spanien angestellte Versuche einige Anhaltspunkte : Abmessungen des Rechteks, in welchem alle Treffer lagen.

Breite.

Länge.

Elévation.

Mittlere Schußweite.

Grade.

Meter.



1162

26,5



1671

88,5

10° 16°

2167

63,5 77,5

2946

7,6 12,4 13,8 25,2

Mittlere Abweichung nach Länge.

|

Seite.

Meter.

6,9

2,3

21,8

2,7

16,5

2,9 5,7

23,8

England führt nicht weniger als sieben verschiedene gezogene Gebirgsgeschüze, welche insgesammt vom Kaliber 7,6 als Vorderlader konstruirfc sind und sind dieselben namentlich durch verschiedene Rohrlänge, Gewicht, Vertheilung der Metallstärken, sowie dann durch das Material unterschieden, indem drei Modelle in Bronze gegossen sind, während 4 andere aus Gußstahl bestehen. Die Gewichte variiren von 150 bis 224 Pfund englisch.

Die neuesten Modelle in Bronze, sowie in Stahl datiren vom Jahre 1873, haben bloß 3 Züge von 2,5 mm Tiefe und 15,2mm Breite. Der Drallwinkel ist 8 ° 55' 40". Die Totallänge des bronzenen Rohres 1,003 m, die des stählernen 1,041, wovon 813 und respektive 864 mm auf den gezogenen Theil der Seele kommen.

Das Gewicht des Bronzerohres beträgt 101 Kilo, dasjenige des Stahlrohres 91 Kilo.

Diese Geschüze verfeuern gewöhnliche Granaten, mit Boxerschen Zeitzündern mit 9 Sekunden langer Brennzeit oder mit Perkussion«zündern versehen, eine Sprengladung von 198 Gramm fassend und 3,317 Kilo schwer oder Doppelwandgranalen von 5,443 Kilo Gewicht und eine Sprengladung von 454 Gramm enthaltend, oder: Shrapnels mit 21 Kugeln von 13 Gramm und ebenso vielen von 25 Gramm Gewicht gefüllt, vom gleichen Totalgewicht wie die Granate. Büchsenkartätschen, 70 Stük 28 Gramm schwere Kugeln fassend und 2,835 Kilo schwer. Leuchtgranaten, deren Kopf theils aus Holz, theils aus Zinn besteht und welche mit 13 Cylinderchen

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aus Karton gefüllt und mit einem Leuchtsaz ausgeschlagen sind und 18 Sekunden lang brennen. Sie werden durch eine unten in der Granate enthaltene Ausstoßladung vom Geschosse mittelst eines Treibspiegels ausgeworfen, welche Ladung 9 Gramm Pulver beträgt und durch einen Boxer'schen Zeitzünder entzündet wird. Die hiebei verwendeten Ladungen betragen bloß 28 oder 113 Gramm, um das Geschoß auf 366 oder 550 Meter unter hohen Elevationswinkeln zu werfen.

Die Granaten, Shrapnels und Büchsenkartätschen werden mit der Ladung von 227 Gramm für das bronzene und von 340 Gramm für das stählerne Rohr abgeschossen, während die Doppelwandgranate bloß mit der Ladung von 113 Gramm abgefeuert wird, somit mehr als Wurfgeschoß betrachtet wird.

Die nöthigen Daten zur Vergleichung der ballistischen Verhältnisse konnten nicht vollständig zur Stelle geschafft wei'den, indem die Schußtafel für die Ladung von 340 Gramm fehlt.

Die Laffeten sind aus Eisenblech koustruirt, mit zusammenlaufenden Wänden und eiserner Achse. Die Räder sind denen der Feldartillerie ähnlich (Modros-Rad). Zur Fortschaffung der Laffete in der Ebene oder ungebastet dient eine Gabel mit 2 beweglichen und 2 Querarmen. Die Munitionskasten fassen entweder 8 Granaten, Shrapnels oder Büchsenkartätschen, oder bloß 5 Schüsse für Doppelwandgranaten und sind aus starkem Leder mit eisernem Beschlag gefertigt. Für die Expedition nach Abessinien wurden auch kleinere Munitionskasten verwendet und deren jedem Saumthier 5 aufgeladen (statt wie sonst überall 2), nämlich 4 mit je 5 Granaten, somit 20 Stük, und ein Kasten mit Patronen, Zündungen u. s. w.

Das Geschilzrohr und die Laffete werden in der Richtung ihrer Längenachse dem Saumthiere aufgebastet.

Für Abessinien war die 150 Pfund schwere stählerne Bergkanone quer über den Sattel verladen.

Das mitgeführte Munitionsquantum von bloß 60 Schüssen per Geschüz wurde als ungenügend erachtet.

Deutschland hat bekanntlich keine Gebirgsartillerie.

17 Diese Vergleichung der hauptsächlichsten Gebirgsgeschüze läßt uns solche in 2 Gruppen theilen, nämlich in die Geschüze älterer Konstruktion, meistens Vorderlader vom Kaliber von 74 bis 86 mm, und in solche neuern Ursprungs, wobei man bei Anwendung stärkerer Anfangsgeschwindigkeiten zu etwelcher Reduktion des Kalibers gezwungen wurde, weil in Folge des Transportes per Saumthier das Maximalgewicht des Geschüzrohres von zirka 105 Kilo ein gegebenes war. Wir finden daher beim neuen österreichischen Gebirgsgeschüz sogar das Kaliber von bloß 66 mm , bei dem russischen, englischen und spanischen solche von 76,2 und 78 mit Granatgewichten von 3,3 bis 4 Kilo gehend, indem die Haupttendenz weniger dahin geht, dem Geschüz die Eigenschaft der kurzen Haubize zu ertheilen, um den hohen Bogenwurf zu kultiviren, als vielmehr bedeutende Tragweiten, rasantere Geschoßbahnen und vermehrte Perkussionskraft der Geschosse zu erzielen.

Diesem System ist auch die Firma Friedrich Krupp in Essen bei ihren neuesten Konstruktionen gefolgt und nachdem die Bundesversammlung die nöthigen Kredite zur Anschaffung von einem Probe-Gebirgsgeschüz schon im Sommer 1876 bewilligt hatte, konnten die Versuche mit demselben im Februar 1877 in Thun durch die Artilleriekommission vorgenommen werden.

Dieses gußstählerne Gebirgsgeschüz ist als Hinterlader mit Broadwell-Verschluß konstruirt. Das Kaliber der Bohrung beträgt 75 mm, die Zahl der Züge 24, von 1,25 mm Tiefe und 7 mm Breite.

Die Dralllänge ist von 35 Kalibern. Die Zündung ist eine zentrale, schräg durch den Verschlußkeil gehende. Totallänge des Rohres 0,975, des gezogenen Theiles 0,615 m.

Das Geschüzrohr hat das Gewicht von 105 Kilo und dabei ein Hintergewicht von 28 Kilo.

Die Geschosse waren theils gewöhnliche Granaten mit Kupferbandführung für die Versuche über Tragweite und Präzision, theils Doppelwandgranaten für die als Sprenggranaten verwendeten Geschosse.

Das Geschoßgewicht betrug 4,2, dasjenige der Ladung 400 Gramm Artilleriepulver Nr. 5. Diese Ladung ertheilte der Granate eine anfängliche Geschwindigkeit von 273 Meter auf 35 Meter vor der Mündung, während in Essen mit etwas schneller brennendem altpreußischem Geschüzpulver eine solche von 286 Meter auf 36 Meter vor der Mündung erzielt wurde.

Die Laffete ist eine Wandlaffete mit zwei parallel laufenden Wänden, von
Stahlblech und Winkeleisen konstruirt. Die Achse ist von Stahl, ebenso die Richtschraube. Die ganze Länge des Laffetenkörpers beträgt 1,326 Meter gegenüber 1,500 Meter bei unBundesblatt. 29. Jahrg. Bd. III.

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18 serer dermaligen Gebirgslaffete. Der Durchmesser der Räder, die nach dem Thonet'schen System konstruirt sind, beträgt 0,935 Meter.

Die Laffete gestattet eine Elévation des Rohres bis zu 16 ° und eine Inklination von 10 Graden. Ihr Gewicht sammt den beiden Rädern beträgt 145 Kilo, wovon 54 Kilo auf die Räder kommen.

Die vom 13. bis 16. Februar 1877 vorgenommenen Schießversuche erstrekten sich auf: 1. Die Ermittlung der Anfangsgeschwindigkeit der Granate und deren Endgeschwindigkeit auf 500 Meter; 2. auf die Ermittlung der Tragweiten der Geschosse bei verschiedenen Elevationen und der Schußpräzision auf sechs verschiedenen Entfernungen von 600 bis 3100 Meter ; 3. auf das Schießen scharf laborirter Geschosse auf 1000 und 1500 Meter.

Die bedeutende Ueberlegenheit dieses Krupp'schen Geschüzes über unser bisheriges leuchtet auf den ersten Blik hervor. Zum Vergleich gegenüber den Angaben Clavarino's über verschiedene Gebirgsartillerie-Systeme wird nachfolgende Tabelle aufgestellt : Elévations winkel.

Fallwinkel in ,,

Meter.

Grade.*)

o/oo.

500

1° 8'

Entfernung.

1000

3° 23'

37,8 81,4

1500 2000

5° 52'

137,5

8° 33'

189,6

Zielstreifen für 50 °/0 Treffer.

Höhe.

Breite.

(600) 0,72

1,20

0,40 1,40 2,60

--

--

0,80

Endgeschwindigkeit Meter.

261 230

208 186

Es geht aus den Versuchen hervor, daß 1) in Bezug auf Tragweite das Krupp'sehe Geschüz diejenige unseres jezigen Gebirgsgeschüzes um wenigstens 1000 Meter überholt und dabei noch eine Trefffähigkeit ergibt, die größer ist als diejenige des jezigen Gebirgsgeschüzes auf halber Entfernung ; *) Der Abgangswinkel von 8,3 °/oo ist hier der Vergleichung mit Clavarino's Angaben wegen in Abzug gebracht worden.

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2) in Bezug auf Rasanz der Flugbahn das neue Krupp'sche Geschüz durchschnittlich einen Vorsprung von zirka 50 % gewährt. Es verhalten sich nämlich die bestrichenen Räume wie folgt : Distanz.

Meter.

500 1000 1500 2000

Bestrichene Räume gegen ein Ziel von Differenz in % 1,8 Meter Höhe.

zu Gunsten des Ordonnanz-Vorderlader- cm Krupp'sches Krupp'schen gebirgsgeschüz. 7,5 Gebirgsgeschüz.

Geschüzes.

Meter.

Meter.

%

35 15 9 5

47,6 22,1 13,1 9,5

36 47 45,5 90

Aehnliche Verhältnisse beurkundet der Vergleich der Ordinaten der Flugbahn für die Distanz von 1000 Meter.

Solche sind : beim Ordonanz- beim Krupp'sehen geschüz.

Geschüz.

für Entfernung 100 Meter 9,6 Meter 6,58 Meter 200 ,, 17,3 ,, 12,3 ,, ,, ,, 300 ,, 23,9 ,, 16,3 ,, 400 ,, 26,7 ,, 18,7 ,, 500 ,, 28,2 ,, 19,67 ,, 600 ,, 28,1 ,, 19,05 ,, 700 ,, 24,4 ,, 16,97 ,, 800 ,, 18,9 13,0 ,, " 900 ,, 10,08 ,, 7,4 ,, somit durchschnittlich um zirka die Hälfte höher beim jezigen Gebirgsgeschüz gegenüber dem Krupp'sehen.

3) In Bezug auf Treffsicherheit übertrifft das Krupp'sche Geschüz unser jeziges Berggeschüz auf 500 Meter um das Doppelte, auf 1000 Meter um das Fünffache, auf 1500 Meter um das Siebenfache, was die Streuung nach Höhe anbetrifft. Diejenige nach Seite kann nicht in Vergleich gezogen werden, wegen den heftigen und ungleichen Windstößen, die den Versuch beeinträchtigten.

4) Die Endgeschwindigkeiten der Geschosse des Krupp'schen Gebirgsgeschüzes übertreffen diejenigen unseres gegenwärtigen auf 500 Meter um 24 °/o, 1000 Meter um 25 %, auf 1500 Meter um 29% und auf 2000 Meter um 32 % in Folge günstigerer Geschoßkonstruktion und verschaffen daher dem ohnehin schwerern Geschoß (4,2 Kilo gegenüber 3,92 Kilo") eine bedeutend beträchtlichere Perkussionskraft, welche z. B.

auf 1500 Meter um 80% größer ist als diejenige unserer dermaligen Granate.

20 Bei den Versuchen mit scharf geladenen Granaten mit Perkussionszündern wurden gegen das gewöhnliche Kavallerieziel auf 1000 Meter 20 Treffer per Schuß und auf 1500 Meter 5 Treffer per Schuß erhalten, wobei das vortreffliche Verhalten der Kruppschen Zünder ganz besonders auch die Aufmerksamkeit der ArtillerieKommission fesselte.

Nach solch' vorzüglichen Ergebnissen des Krupp'schen Gebirgsgeschüzes beantragte die Artilleriekommission einstimmig, es möchte von der h. Bundesversammlung der benöthigte Spezialkredit verlangt werden, um an Stelle unserer nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehenden Gebirgsgeschüze und deren Laffeten, die ohnehin durch dreißigjährige Verwendung fast felduntüchtig geworden sind, Krupp'sche Gebirgsgeschüze sammt Laffeten und Munition nach den erprobten Modellen mit einigen unwesentlichen Detailänderungen anzuschaffen.

Rechnet man zu den beiden Batterien à 6 Geschüzen und 8 Laffeten noch als Ergänzungs- und Schulgeschüze'6 weitere Geschüze und 8 Laffeten und nach Bestimmung der Militärorganisation je 200 Schüsse per Geschüz, so werden sich die Kosten auf folgenden Betrag stellen : 18 7,5om Stahlgeschüzrohre mit Verschluß und Zubehörde, à F r . 1650 .

.

.

.

F r . 29,700 24 Laffeten von Stahlblech, mit Rädern, Gabeldeichseln und Ausrüstung, à Fr. 1450 .

.

.

,, 34,800 Abänderung der Einrichtung der Munitionskasten zur Munitionsaufnahme, à Fr. 25 per 180Kasten ,, 4,500 3600 Granaten mit Perkussionszündung, à Fr. 11 per Stük ,, 39,600 Umlaboriren der Patronen und Mehrbedarf an Pulver, à Fr. l per Schuß .

.

.

.

,, 3,600 Transportkosten nach Thun und in verschiedene Depots ,, 3,400 Untersuchungskosten .

.

.

.

.

.

.

1,400 Total

Fr. 117,000

Wenn sich nicht in der Zwischenzeit Gelegenheit bietet, unser dermaliges Bergartillerieinaterial sammt Munition zu ordentlichen Preisen zu verkaufen, so würde von obigem Betrage von Fr. 117,000 noch abzuziehen sein :

21 Fr. 117,000 a. Der Erlös aus der Bronze der vorhandenen 20 Geschüzröhren, 40 Zentner à Fr. 90 Fr. 3,600 b. Werth des Gußeisens der Geschosse, zirka 280 Zentner à Fr. 4 .

,, 1,120 c. Werth der Räder und der Beschläge der 28 Laffeten, à Fr. 20 per Stük . ,, 560 ,,

5,280

wonach* die Kosten auf Fr. 111,720 vermindert würden, immerhin noch eine ziemlich hohe Summe, für welche dann jedoch die Gebirgsartillerie mit einem Material dotirt sein wird, welches lange Jahre hindurch unübertroffen dastehen dürfte und der Truppe, welche es zu bedienen und im Felde zu verwenden berufen ist, einen erfreulichen Impuls und Zuversicht in ihre Waffe verleihen wird.

Wir empfehlen Ihnen den nachstehenden Beschlußentwurf zur Genehmigung und benuzen diesen Anlaß, Sie unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 24. Mai 1877.

Namens des Schweiz. Bundesrathes, Der Vizepräsident: Schenk.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Schiess.

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(Entwurf)

Bundesbeschluss betreffend

Beschaffung von verbessertem Material für die Schweiz.

Gebirgsartillerie.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht einer Botschaft des Bundesrathes, vom 24. Mai 1877, beschließt: 1. Es sollen für die Gebirgsartillerie 18 Stük 7,5cm Stahlgeschüzrohre (erprobtes Krupp'sches Modell von 1876), nebst 22--24 Laffeten von Stahlblech, und 200 Schüsse per Geschüz ' angeschafft werden.

2. Hiefür wird für 1877 und 1878 ein Gesammtkredit von Fr. 117,000 bewilligt, in der Meinung, daß das obsolet werdende Gebirgsartilleriematerial möglichst vorteilhaft zu Gunsten der eidg.

Staatskasse verwerthet werde.

3. Dieser Beschluß wird als dringlich erklärt und tritt sofort in Kraft.

Der Bundesrath ist mit dessen Vollziehung beauftragt.

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Botschaft des Bundesrathes an die hohe Bundesversammlung, betreffend Beschaffung von verbessertem Material für die schweizerische Gebirgsartillerie. (Vom 24. Mai 1877.)

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Jahr

1877

Année Anno Band

3

Volume Volume Heft

26

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

09.06.1877

Date Data Seite

1-22

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10 009 585

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