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Schweizerisches Bundesblatt.

^. Jahrgang. II.

Nr. ^2.

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^1. Dezember 1858.

Botschaft des

Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die internen Telegraphentaxen.

(Vom 27. Dezember 1858.)

Tit. l Mit

unfern zwei Botschaften vom 21. dieses Monats glauben wir

die Nüzlichkeit und die Vortheile der Telegraphenverträge, die wir mit allen uns umgebenden Staaten vor Kurzem abgeschlossen haben, und die, um in Wirksamkeit treten zu können, nur noch .der Gutheißung von Seite der obersten Bundesbehörde bedürfen, dargethan zu haben. Jn unfern Berichten konnten wir über Einzelnheiten nicht eintreten, sondern mußten uns darauf beschränken, die Hauptzüge hervorzuheben, welche die Verhandlungen der Konferenzen in B e r n und F r i e d x i c h s h a f e n. bezeichnet haben.

Der wichtigste dieser Hauptzüge war das deutlich kund gegebene Streben nach einer europäischen Einheit im Telegraphenwesen.

Diese Einheit wurde von der schweizerischen Telegraphenverwaltung schon bei der telegraphischen Konferenz zu Paris vorangestellt und seither überall in Anregung gebracht. Sie arbeitete an ihr aus allen Kräften, und darf nun mit gutem Recht stolz sein, den Anfang zur Verwirklichung dessen zu sehen, wonach fie lange eifrig gestrebt hat.

Man gelangte nämlich dazu, 1) daß fast in ganz Europa die Einheit in Anwendung der Taxe auf die Wörterzahl angenommen wurde; .^) daß man die einfache Depesche überall aus 20 Wörter und die Progression auf je 10 Wörter festsezte ; 3) daß die Wörter nach einer und

derselben Art gezählt, die Depeschen abgefaßt und befördert werden; 4) daß ein gleiches System in Bezug auf die Apparate , das Alphabet und die Dienstzeichen .^. .e. überall Geltung findet, Bundesblatt. Jahrg. X. Bd. II.

7....

684 Allein alles , was wir erlangt und mit dem Auslange in Anwendung zu bringen gedenken , ist bei uns nicht eingeführt. Wir haben noch die Progression der Wörter und Taxen, ferner die im Jahr 1852 bei Eröffnung unserer ersten Telegraphenlinien eingeführte Art, die Wörter zu zählen und die Depeschen abzufassen , so wie das alte Alphabet und die Dienst.^ zeichen.

So lange wir um uns her kein Einheitssystem hatten, konnten wir wohl nnnöthige Aenderungen vermeiden und mit Beibehaltung unserer ein^ fachen und praktischen Taxen die Vervollkommnung des Systems in au^ dern Staaten abwarten , um uns an dasselbe anzuschließen. Nunmehr besinn wir aber ein E i n h e i t s s y s t e m , das nach unserer Ansicht gut ist; weßhalb wir keinen Grund mehr haben , dasselbe nicht auch für unseru internen Telegraphenverkehr anzunehmen.

Wir könnten zwar bloß einen Theil der neuen Vervollkommnungen in Anwendung bringen, ohne etwas ^an unfern gegenwärtigen internen Taxen abzuändern; allein dieses wäre für uns ohne Zweifel weit schlimmer, als wenn wir einfach unser altes System beibehielten.

Bei t h e i l w e i s e r Annahme der Verbesserungen würden wir in das erlernte und angewöhnte Verfahren unserer Telegraphenbeamteu eine unan^ genehme Störung bringen, indem sie ^auf einmal zwei neue Reglemente, zwei Gewichte und Maße für den nämlichen Gegenstand anwenden müßten.

Dabei giengen auch ohne Zweifel alle während der lezten sechs Jahre gemachten sehr wexthvollen Erfahrungen verloren.

Daher entwarfen wir einen Bundesbeschluß,^) welcher an die Stelle desjenigen vom 16. Dezember 1854 (V, 8^ kommen sollte.

Die gegenwärtige Taxe für die telegraphischen Depeschen im Jnnetn Die vorgeschlagene .ist: der Schweiz beträgt: Für eine Depesche Für eine Depesche

bis auf 25 Wörter . Fr. I. .-- bis ans 20 Wörter .

von 26 bis 50 Wörter . 2. - von 2.I bis 30 Wörter 31 40 ,. ^ ,, 100 ,. ,, .^ ^

41 50 ^l 60 61 70 7l 80 8I 90 9l ^ l 00

Fr. 1. --

25 1. 50 1. 75 ^.-^. 25 2. 75 3. -.

.

.

.

.

.

5 0

Die einfache Depesche wird von 25 auf 20 Wörter herabgefezt.

Betrachtet man aber die Sache genauer, so fieht man, daß die siir den internationalen Dienst anzuwendende neue Jnstruktion nicht mehr die Angabe des Orts und des Datums im Texte der Depesche erfordert, während beides bisher immer bei den internen Telegrammen taxirt wurde..

^) Siehe Seite ...^ hievo^

.

.

.

^

In Zukunft werden daher wenigstens z w e i Wörter nicht mehr zur Wörterzahl gerechnet, oder 25 der jezigen Wörter werden sonach auf ..^ reduzirt. Beim internationalen Telegraphendienfte hatte man auch 25 Wörter angenommen; allein man kam davon auf 20 zuriik. Die Ersahrung hat bewiesen , daß .^ der Absender von Depeschen die drei Wörter entbehrlich zu machen wissen, und dann bloß eine einfache Gebühr zu bezahlen haben.

Diejenigen Depeschenaufgeber (1/^), di.. sich aus 20 Wörter nicht beschränken können , würden schwerlich sich mit 23 zu behelfen wissen, und der größte Theil derselben müßte bei dem jezigen Stand der Dinge über diese Wörterzahl hinaus gehen und dann Fr. 2 bezahlen ; Einige , die durchaus bloß 23 ...Wörter gebrauchen wollten, würben dadurch ihre De^ peschen unverständlich machen; bei einigen Andern wären endlich die drei wegzulassenden Wörter gerade nöthig , um ihre Gedanken vollständig auszudrüken. Diese leztern verlieren offenbar bei dem im Vorschlage liegenden Maßstabe. Sie bilden aber nur einen ganz kleinen Theil der Ausgeber, und allgemeine Regeln müssen sür die M e h r z a h l derselben berechnet sein.

Von dieser Mehrzahl werden die meisten sich mit 20 Wörtern zu behelfen wissen und die Uebrigen den Vortheil genießen, ihre Depeschen

vervollständigen und die Wörterzahl bis aus 30 (gegenwärtig 32) Wörter sür eine Gebühr von Fr. I. 25 bringen zu können,

Fr. ^ für die gleiche Depesche bezahlen müßte.

während man jezt

Es wird Jedermann einlenchteu, daß der jezt^ nicht bestehende Vortheil, eine Depesche von 32 Wörtern sür eine Taxe von Fr. 1. 25 versenden zu können , die kleine Verminderung von 3 Wörtern sür die Depesche von Fr. I auswiegt. Dieses wird bei näherer Untersuchung der Sache noch mehr in die Augen sallen.

Ein bloßer Blik aus den vorgeschlagenen Taris zeigt, daß derselbe

(diese Ausnahme ^abgerechnet) dem alten Tarise gegenüber dem Publikum, sowol mit Rüksicht aus die Taxermäßigung als aus die Bequemlichkeit, die wesentlichsten Vortheile darbietet.

So würde es sich eher darum handeln . die Fr..ge zu untersuchen, ob die Anwendung dieses Tariss nicht eine, den regelmäßigen und progres^.

siven Fortgang der Telegraphenverwaltung störende Verminderung der Ein^ nahmen verursachen könnte.

Jn dieser Hinsicht können wir ebenfalls die beruhigendsten Verficht rangen geben.

Es folgen hier einige Zahlen, w.lche aus den auf einer beträchtlichen Anzahl interner Depeschen gemachten Erhebungen beruhen.

Unter 10,000 Depeschen befanden sieh im Durchschnitt:

9,219 mit 1--25 Wörtern zu l Fr. ..^ Fr. 9,219 733 .. 26--50 ,, ,, 2 .,, ...:. ,, 1,466 48 .. 51-100 ,.

,, 3 ,, .... ..

144

10,000 Depeschen mit einem Ertrage von

Fr. 10,829.

^

686 Von Depeschen iiber l 00 ..Wörter findet steh unter 20,000 Depeschen nur e i n e , weßhalb diese Kategorie ohne Nachtheil außer Acht geladen werden kann.

Bei Anwendung des neuen Tarifs wird sich aus der nämlichen De^eschenzahl annähend folgendes Verhältnis. herausstellen :

^,500 1,100 300 40 60

mit 1^25 Wörtern zu Fr. 1. -- Fr. 8,500 ,, 2l--30 ,, ,, ,, l. 25 ,, 1,37^ ,, 31-40 ,, .. ,, I. 50 ,, 450 ,,. 41--50 ,, ,, ,, I. 75 ,, 70 ,, n.ehr als 50 Wörtern zu ,, 2. 50 im Durchschnitt ,, I....0

10,000 Depeschen mit einem Ertrage von

Fr. 10,5.15.

^ei Vergleichung beider Su.umeu stellt sich heraus, daß die in Folge der Einführung des neuen Tarifs voraussichtlich sich ergebende Verminde^ xung der Einnahmen gering ist, indem sie sich kaum aus 2.^ .^ beläuft.

Wir haben di^fe Se..la über das wahrscheinliche Verhällniß der De^

peschen b^i Anwendung des vorgeschlagenen Tarifs auf ganz unabhängige Weise , mit alleiniger Rüksicht auf die jezigen Ergebnisse des Telegraphen Betriebes, und gestüzt ans die oben gemachten Betrachtungen aufgestellt.

Wir sind daher um so befriedigter gewesen, diese mutmaßlichen Ergebnisse durch die statistischen Angaben eines andern Staates (nämlich Belgien) über die von dem Pariser Vertrage regnlirten telegraphischen Verbindungen genau betätigt zu sehen.. Dieser Vertrag stellt, wie bekannt, den Modus der Wörterzahlung auf ganz gleiche W.^ife fest^ wie der Vertrag von Bern, welchen Modus wir für den internen Verkehr angenommen sehen machten.

Wir finden in dem amtlichen Berichte der belgischen Regierung über die Ergebnisse des Telegraphe^.betriebes in den Jahren 1856 und 1857, daß unter 100 nach dem Vertrage von Paris behandelten Depeschen sich 95 zu 1 bis 25 Wörter und 5 n.it mehr als 25 Wörter befanden.

Wenn man in Betracht .zieht, ^aß außer den 25 Wörtern noch 5 Wörter für die Adresse angenommen wn.^n. so findet man, daß die von dem Pariser Vertrage festgesezten 25 Wörter den 30 Wörtern des Berner Vertrags so ziemlich gleich kommen. Ein Unterschied zu Gunsten dieses leztern besteht jedoch ^arin, d^, da die Adresse oft nur aus ^ und meistens nur aus 3 Wörtern besteht , 27--28 Wörter für den Text übrig bleiben, während nach dem Pariser Vortrage der Text auf 25 Wörter

beschränkt i^, gleichviel, ob die A...^ 5 oder 2 Wörter zähle. Die belgische Verwaltung hat gefunden, daß auf 100 Depeschen 95 bis auf

25 Wörter ohne die Adresse enthaltender Depescheu kommen , und nach unsern Zahlungen beenden sich unter 100 Depeschen 96, welche 30 Wörter enthalten.

Nach unferm Dafürhalten fi^ --. wir wiederholen es - die Vor^ theile, welche der neue Tarif dem Publikum darbietet, fehr wesentlich, und werden auch von demselben gewürdigt werden ; auf der andern Seit^

^ find wir nberzeugt, daß die Einfiihruug des Tarifs aus die Einnahmen der Telegraphenverwaltung keine nachtheilige Wirkung ausüben wird.

Wir haben daher die Ehre, der hohen Bundesversammlung die Annahme unsers Beschlußentwurses zu beantragen , und benuzen diesen Anlaß, sie unserer vorzüglichen Hochachtung neuerdings zu versichern.

B e r n , den 27. Dezember 1858.

Jm Namen des schweiz. Bundesrathes, Der Bundespräsident : Dr. Furrer.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Schiess.

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Aus den .Verhandlungen des schweizerischen Bundesrathes.

(Vom 29. Dezember ..858.)

Der Bundesrath wählte zu Posthaltern : in Eoppet (Gens): Hrn. Alphonse K e r v a n d , von dort.

,, ....hezlebart (Neuenburg,.: Hrn. Eharles Auguste M a r t h e , von Gorgier.

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A n sr ns an die schweizerischen Vereine im An-

und Ausland.

Das unterzeichnet.. Departement beabsichtigt, eine Vereinsstatistik der Schweiz auszuarbeiten, um dadurch eine nebersicht zu bieten über all die verschiedenen Kräfte, welche sich verbanden, um gemeinsam aus diese oder iene Weise den Zwek und die Aufgabe des Staates fordern zu helfen.

Die Aufgabe ist allerdings keine leichte, einesteils weil uns die hohen Regierungen der Kantone nicht wie hei anderweitigen statistischen

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Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die internen Telegraphentaxen. (Vom 27. Dezember 1858.)

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1858

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