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udesblatt*

Jahrgang III. Band i.

Nro. 22.

Samstag, den 3. Mai 1851.

Man abonnirt ausschließlich beim nächstgelegenen Postamt. Preis für das Jahr 1851 im ganzen Umfange der Schweiz p o r t o f r e i Frkn. 3.

Inserate sind fr an! ixt an die Expedition einznfenden. Gebühr 1 Batzen per Zeile oder deren Raum.

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schweizerischen Vizekonsuls in Rio de Janeiro, vom 29. Januar 1851, betreffend die Gründung einer Kolonie zu Donna Franziska in Brasilien (Südamerika).

Ich benuzc die mir ôefaU-Ô1..- erthcilte Bcvollmächtigung, um Ihnen bezüglich der gegenwärtig fich gründenden Kolonie in der Provinz St. Katharina in Brasilien (Südamerika) einige Mittheilungen zu machen, welche, wie ich hoffe, hinreichen werden. Ihnen eine richtige Idee von diesem Unternehmen zu geben.

Die Kolonie Donna granzisfa liegt in der Provinz St. Katharina in Brasilien und bildet einen Theil jener Sander, welche von der kaiserlichen Regierung der Prinzesfin Donna granjfôîa zur -Zeit ihrer Verehelichung mit dem Prinzen von Ioinvillc als Mitgift gegeben wurden.

Bundssblatt. Jahrg. III. ..Bd. I.

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448 Allgemein ist anerkannt, daß diese Länder aus den gesundesten und fruchtbarsten des ganzen Kaiscrftaates ausgewählt wurden nnd die anerkannte Anhänglichkeit Don Petros II. an feine Schwestern ist eine sichere Garantie für die Sorge, die er genommen haben wird, um einer derfelben das Beßte, was er auf seinem weit ausgedehnten ..Territorium finden konnte, als Erbtheil zu geben.

Diese Länder liegen zwischen dem 25° und 26° südlicher Breite. Die Temperatur ist daselbst durchaus milde und mit Ausnahme von zwei bis drei Monaten des Sommers, während welchen noch die Landarbeit sogar für einen Europäer nicht sehr ermüdend ist, gleicht der Rest des Jahres einem immerwährenden Frühling.

In dieser Hinficht, und dieß ist zweifelsohne der wichtigste Punkt, muß man gestehen, daß die Kolonie St.

Franzisfa, bezüglich der ©efundheit und des Wohlstandes, den Auswanderern unserer .Länder die größten Vortheile darbietet. Ohne je etwas von Kälte oder schlechter Witterung zu befurchten zu haben, dürfen sie versichert sein, daß sie nicht gegen die beständige Hize der Tropenländer zu kämpfen haben werben.

Nebst dein gefunden Klima diefer Sander ist zunächst ihre ungeheure, .beinahe wunderbare Fruchtbarkeit in Betracht zu ziehen.

Die Produkte der Tropen: Kaffe, Zucker, Tabaf, Baumwolle und Reis, Alles gedeiht dort im Ueberfluß und mit Leichtigkeit. Diefe .Länder bringen die Produfte der gemäßigten Zone ebenfalls hervor und die Verruche, die man vorzüglich mit Kartoffeln gemacht hat, haben in weniger denn fcchs Wochen die befriedigendsten Refnltate geliefert. Ein Europäer wird nicht leicht an den bewunderungswurdigen Reichthum dieses noch unbebauten

449 Bodens glauben, der denjenigen, ..t)eïche sich die Mühe nehmen wollen, ihn zu bebauen, den sichersten Erfolg verspricht.

Die Natur hat gewiß fiir die Sonder, auf denen die Kolonie Donna Franziska gelegen ist. Alles gethan.

Welches sind nun aber auch die allgemeinen Garantien, welche dieses Unternehmen dem Auswanderer dar.« bietet? -- Die erste, meines Erachtens, ist für den Landerwerber, die Gewißheit ein u n a n t a s t b a r e s Eigenthum zu besizen. Diefe .Sander wurden als Heirathsgut der Prinzessin von Ioinville ausgemessen und ausgemarkt, und die genauesten Plane davon, sowohl in den Staatsarchive« Brasiliens, als Frankreichs niedergelegt. -- Das Eigenthum des Prinzen-und der Prinzessin von Joinville ist demnach unbestreitbar. Ihrerfeits haben die königlichen Hoheiten nicht nur durch einen in London notarifch ausgefertigten und einregistrirten Akt einen Theil diefer Länder dem Handelshaufe der Herren Chr.

Math. Schröder und Comp. in Hamburg verkauft, fondern sie verpflichten sich auch, durch einen hiezu eigens mit einer Spezialvollmacht verfehenen Agenten, alle aus .Ländereien lautende Kauftitel den Kolonisten, welche so durch doppelte Garantie gesichert sind, zu unterzeichnen.

Zu dieser Gewißheit, gesunde und fruchtbare .Ländereien zu besizen und gesichert zu besizen, kömmt noch, daß die Kolonisten von Seite der Einwohner des Lan* des durchaus keine lokalen Schwierigkeiten zu befürchten haben, und vorzüglich hierauf stellt die Kolonifations* Gesellschaft, in ihren Gefuchen und Privilegien, welche sie an die brasilianische Regierung richtete, ab. -- Und {n der That hat sie die freie Einrichtung der Municipien erhalten, d. h. die Kolonisten werden sich untereinander

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durch ihre eigenen Bürgermeister regieren; [enter hat fic erhalten: die Befreiung vom Militärdienst, mit Ausnahme des Nationalgardendienfies im Innern der Munizipien; Befreiung von direkten Abgaben; freie Ausiibung aller christlichen Kulte; zollfreie Gir.fuhr Alles dessen, was den Kolonisten angehört und was fie zum Gedeihen der Kolonie bedürfen. -- Wenn schon die Natur des Bo'oens, die geographische Sage des Sandes, und die erhaltenen Privilegien alle wünschbaren Garantien darbieten, so bietet nun noch mehr der gute Ruf der Personen, welche sich an die Spize dieses Unternehmens gestellt haben, solche dar, und eine ganz besondere Garantie liegt im Charakter des Herrn Senator Schröder selbst, welcher eine der cid>: tungswürdigfien und ältesten Magistratspcrson der Re# publif und Freifiadt Hamburg ist. Ein Name, wie dieser, bürgt uns zum Voraus, sowohl für die Mora* lität, als auch für die Sicherheit des Unternehmens, Und man kann bestimmt darauf rechnen, daß der Kolo-5 nist den ganzen Gewinnst seiner Arbeit genießen, und daß der einzige Vortheil der Gesellschaft im Verkaufe der Sündereien bestehen wird.

Die erwähnte Gesellschaft verpflichtet fich, diejenigen,

welche diese Bestimmung wählten, zu sehr mäßigen greisen von Hamburg aus hinüber schissen zu lassen.

Sie wird dieselben bis zum Flusse St. granzisko, au?

einen Punkt, welcher nur zwei Stunden von dem vorzüglichen Size der Kolonie entfernt ist, bringen. Dort werden sie von Agenten, welche die Gesellschaft schon vor mehr als einem Iahre dahin spedirt hat und die alle nothigen Vorbereitungen zu ihrer guten Aufnahme getroffen haben, empfangen. Weitläufige Schoppen und Wohnhäuser find daselbst erbaut; die erste -Beurbarma-

451 chung hat bereits stattgefunden, und es wurden Lebensmittel im Ueberfluß dahin transportirt.

Der Kolonist darf alfo versichert fein, daß er keinerlei Schwierigkeiten, keinerlei Elend zu ertragen hat, bevor er im Stande gewefen ist, felbst etwas zu schaffen, indem er direkte an den Ort, den er bebauen soll, geführt wird, wo er auch bei feiner Ankunft alles No'thige für seine ersten Bedürfnisse findet. Gr wird dort unter Anderm speziell dazu bestimmte Männer treffen, welche ihm alle zur Bebauung der Erde notwendigen Anleitungcn geben. Sand kann er um mäsfige Preise erwerben und wenn er nicht baar bezahlen kann, so wird ihm dann die Möglichkeit an die Hand gegeben, in Terminen abzubezahlen.

Die Kolonie ist von zahlreichen klcinern Flüssen durchzogen, welche außerdem, daß sie leicht den Bau von Wasserwerken zulassen, auch noch eine bedeutende Einnahmsquelle in einem überreichen gischfang darbieten.

Auch die Iagd, welche völlig sreigegeben ist, bietet einige Aussicht auf Erwerb dar.

Es ist wohl hier am Orte zu erwähnen, daß der Kaiser von Brasilien sich persönlich um diese Kolonifation interessirt, und daß die Kolonisten auf seinen speziellen Schuz rechnen dürfen. --

Bei der leztrn Unterredung, welche Se. Kaiferl.

Majestät mir zu gestatten geruht hat, äußerte er vorzüglich den Wunsch, es möchten schweizerische Kolonisten diesen Theil seines Kaiserreiches bevölkern.

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Bericht des schweizerischen Vizekonsuls in Rio de Janeiro, vom 29. Januar 1851, betreffend die Gründung einer Kolonie zu Donna Franziska in Brasilien (Südamerika).

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