162 #ST#

Ans den Verhandlungen der schweizerischen Bundesversammlung..

(Vom ... Juli 1858.)

Die gesezgebenden Räthe der Eidgenossenschaft konnten zur ordente lichen Sommexfession im neuen Bundesrathhaufe zum ersten Male sich vexsammeln.

Die abtretenden Präfidenten der Räthe eröffneten die Sizung mit 'folgenden Anreden : .... Der Präsident des Nationalrathes, Herr Augustin K e l l e r , in .Aarau.

,,Meine H e r r e n Nationalräthe ,,Es ist mir das providentielle Glük geworden , Sie bei der lezteu Versammlung aus unserem alten Sizungssaale zu verscheiden und heute in dem neuen zu empfangen.

,,Die Räthe der neuen Eidgenossenschaft treten heute zum erfieu Male unter e i n e m Dache zusammen, um über die Angelegenheiten des e i n e n .Vaterlandes zu tagen.

,,Heute zum ersten Male stellt sich der verfassungsmäßige Organismus des neuen Schweizerbitndes äußerlich .n architektonischer Verbindung und Einheit dar.

,,Es steigt dabei das Bild der verjüngten Eidgenossenschaft in höherer

Verklärung vor der Seele Jhres Präsidiums auf.

,,Jch heiße Sie, hochgeachtete Stellvertreter des Schweizervolkes von der Rhone und dem Rheine, aus den Pässen der Alpen und von den Höheu des Jura herab, zum ersten Male im Kapitol unsers Bundes versammelt, mit erhöhten Gefühlen willkommen.

,,Vorab muß sich in diesem Augenblike unser Herz dankbar zu demjenigen erheben , der den Bund der Eidgenossen von Anfang an so gütig erhalten und aus jeder Noth und Gefahr nicht nur wnnderbar gerettet, sondern stets

zur höhern Entwiklung gefördert hat.

,,Der Vögte und des Adels Uebermuth; Oesterreichs Groll und des kühn .n Burgunders Zorn; der Jammer der lombardischen Züge und das Blut der Glaubenskriege; die Henkerbeile und die Jahrgelder der Aristokratien; die Scheiterhaufen der Hexen und die Kezergerichte der Kirche ; die Fäulniß des I8. Jahrhunderts und die französische Knechtschaft; die Restauration der Vorrechte und die Verschwörungen des Ultramontanismus - ein höheres Geschik ließ jedes Verhängnis und jedes Verderben über die Eidgenossen ergehen , um dadurch ihrer politischen und sozialen Entwiklung jedesmal wieder neue Spannkraft und die Weisheit neuer Ersahrungen zu geben.

,,Ein in den Augen der Zeit unheilvolles Bündniß mußte eine andere, .wenn auch für die Sache der Freiheit gewagte Gesezlofigkeit in blutigen

l^ Niederlage vernichten, damit Sieger und Besiegte die Ursache des neue.^ hessern Schweizexbundes würden -- Beide ohne Absicht und Berechnung ^.

weil das schöne Werk einer höhern Fügung und der reinen Hand des.

Gesezes vorbehalten war.

,,Die ersten Steine zu dem Baue, in dessen schönen Räumen sich heute die Vertreter aller Gaue und Orte ^ur Wohlfahrt des gemeinsamen Vaterlandes bundesbrüderlich die Hand reichen, find an der Emme zusammen getragen worden. Aber eine andere Hand, die Hand dessen, der die Herzeu der Menschen wie Wasserbäche leitet, die war's, welche sie zum Hort unsere.^ Freiheit , zum heiligen Symbol unserer Einheit fügte und in die Wölbung legte.

,,Und schon stand der Bau, aber noch war ein Bundesglied zum Erscheinen nicht ebenbürtig ausgerüstet. Da gab die Verblendung den Diener^ eines fremden Fürsten den 3. September des Jahres 1856 ein. Durch nie gesehene Eintracht von der Achtung Europas umgeben, und von dem dankbaren Wohlwollen eines mächtigen Nachbars begleitet, trat die Eidgenossenschaft in den Rath der Großmächte, und verlangte für ihren jüngsten Sohn den verweigerten Freibrief heraus.

,,Der Freibrief, von den Großmächten gesiegelt und gezeichnet, liegt im Archiv der Nation; und heute steht auch das treue N e u e n b u r g als freier Eidgenoß im Kreise seiner Bundesbrüder da.

,,Alles hat die gütige Vorsehung zum Besten u.^s gewendet.

,,Mächtigere Völker waren im Jahr 1848 für die Verbesserung ihre^

politischen Zustände in den Kampf gegangen.

,,Jtalien und Ungarn , das einstige Bollwerk Deutschlands gegen deu Halbmond, bluteten. -- Umsonst. Frankreich stürzte die Orleaniden, und die^ Republik erließ das Manifest der Völkerfreiheit an Europa. Hente findet es im.

K a i s e r r e i c h e die Bedingung des Friedens. Deutschland hatte, wie wir, sein.^ geschlagenen Freischaaren, und legte, wie wir, feine Grundrechte in einer Nationalverfassung nieder. Aber seine Grundrechte blieben auf dem Papier^ und die Bekenner der neuen Freiheit sah es als Märtyrer ihrer Begeiste.^ rung sterben.

,,Einzig die schweizerische Eidgenossenschaft gieng aiis dem verhängniß.^

vollen Sturme jener Tage mit glüklichem Erfolge, mit der Erfüllung ihrer

Wünsche hervor.

,,Und, meine Herren, warum .^ -- Weil ihre Mäßigung und ihr praktischer Sinn, einen höhern Willen erfüllend. die richtige Vermittlung und

billige Verständigung zwischen dem Alten und dem Neuen fand.

,,Wenn wir das Alles in dankbarem Bewußtsein haben, so glaubeich denn aber auch, bei diesem Anlasse Jhrem Gefühle nicht vorzugreifen, wen.^ ich in Jhrem Namen mit verdienter Anerkennung des patriotischen Opfers .ind der Anstrengung erwähne, womit unsere Bundesstadt B e r n die vo^ der Eidgenossenschaft übernommeue Verpflichtung auf den heutigen Tag zu^ Erfüllung gebracht hat.

164 ..Würdig ihrex Geschichte hat fie der Eidgenossenschaft ein Bundeshaus gegeben, das au den Geist jener alten Republik erinnert, die in ihren besten Tagen den Göttern und dem Vaterlande die schönsten Bauten weihte.

,,So, meine Herren, ist es gekommen, daß wir heute hierein diesem Saale versammelt sind.

,,Mit srohen Empfindungen darf es heute wiederholt werden ^ Mehr ist uns geworden , als vor zwei Dezennien noch der kühnste Gedanke von der Gunst des Schiksals zu sordexn wagte.

,,Doch, meine Herreu, die Vergangenheit ist nicht mehr unsere Zeit^ fie ist nur noch unsere Lehrerin ; ihr Ruhm unser Sporn. Aber auch die Zukunft ist nicht unsere Zeit ; sie wird unsere Richterin sein. Die Gegen.^ wart allein ist unser ; ihr Erbe zu wahren und zu mehren , ihre Wahr.zeichen zu verstehen und ihre Forderungen zu erfüllen, darin besteht unser Berns, darin liegt unsere Sendung.

,,Wenden wir uns daher zu dem, was u n s e r ist! Reden wir von de^ Aufgaben, die wir zu lösen haben, oder die, wenn fie noch ferne liegen^ in dem neuen Bundeshause ihre Lösung finden sollten !

,,Auf unsern Traktanden findet sich keine Frage, welche eine B e z i e ^ ^ u n g der E i d g e n o s s e n s c h a f t zum A u s l a n d e direkt berührte.

,,Die Beschwerde des Kantons Genf über Anwendung von Art. 57 de^ Bundesverfassung berührt ein inneresVerhältniß, und wird, nach reiflichem Prüfung der Akten und der Thatsachen, ihre befriedigende Erledigung finden.

,,Die polizeilichen Anordnungen eines Nachbarstaates in unsern eigene^ ^ Gränzen haben das Nationalgefühl vielfach schmerzlich berührt ; indessen scheinen dieselben in der Vollziehung weniger verlezend zu sein.^ ,,Die Beziehungen unsers Bundes zum Auslande dürfen befriedigend genannt werden. Es ist bemerkenswert^ daß die Schweiz unter der Verfassung , die sie sich selbst gegeben , mit dem Auslande in sreundlicherer^ Beziehungen lebt, als es unter der Verfassung geschah, welche mit de.^ Sanktion der Fürsten versehen war.

,,Doch diese Beziehungen hängen von Zuständen ab, welche nicht von der Schweiz bedingt werden , sondern bei der gegenwärtigen Lage Europa's ihre Garantie einzig in der Mäßigung der Kabinete finden. Wir habeI..

aber in jüngster Zeit gesehen , wie gefährliche Proben selbst geborne Re^ genten in dieser Hinsicht zu bestehen haben.

,,Einig, vorsichtig und stets g e r ü s t e t in unserer völkerrechtliche^

Stellung bleiben , wird die einzige Politik sein , die wir störenden Ereig-

uissen entgegen zu bieten haben.

,,Manigfaltiger find die Forderungen, welche das Vaterland an die Räthe der Nation in Beziehung auf die innere Verwaltung stellt.

,,Wohl haben bis dahin die F i n a n z e n des Bundes durch Sparsam^

keit und steigende Einkünfte am Ende des Jahres befriedigende Abschlüsse

gefunden. Aber die Ausgaben werden wachsen und müssen wachsen, während ^ie Einnahmen einzelner Administrationen nicht die gleiche Ausficht haben..

,,Die eidgenössischen Beamten müssen durchschnittlich besser gestellt werden.^

^

.

^

^ie stete Verbesserung des Wehrweseus wird immer größere Opfer erheischen; die Anstalten des Bundes werden mit den Fortschritten der Zeit Erweiterungen fordern ; und je länger je dringender wird sich dem Bunde ^die Pflicht an's Herz legen , zu größexn Nationalwerken die starke Hand ^u bieten.

,,Die gewöhnlichen ^Einkünfte dürften all' diesen und andern Forderungen kaum entsprechen , und den Kantonen nur mit großer Schonung größere Zumuthungeu gemacht werden.

,,Das .. Finanzwesen, der neuen Jnstitutionen goldener Boden, wird .an die weise Sorge der Bundesbehöxden immer höhere Ansprüche macheu.

,,Wohl ist unser Weh r w e s e u in einer erfreulichen Entwiklung begxifsen , und es werden ihm von Seite der Kantone und der Wehrmänner .aerne große Opfer gebracht. Denn seitdem das Schweizervolk freier und eidgenössischer wurde, ist ihm auch die Waffe lieber und der Waffendienst bedeutungsvoller geworden.

,,Aber auch im Frieden ist das Wehrwesen ein ewiger Wettkampf.

Wer im Frieden sich in dessen Pflege und Ausbildung überwinden ließ, ist immer auch im Kriege unterlegen.

,,Und überdem haben selbst Behörden und die ersten Offiziere der ^..xmee bezüglich auf die immer treuere Nationalisierung unsers Wehrweseus so manigfaltige, begründete Wünsche und Ansichten, daß auch hier fortwährend viele wichtige und dankbare Fragen zu lösen fein werden.

,,Wohl ruhen Handel, V e r k e h r und J n d u s t r i e der Schweiz im Allgemeinen auf soliden, weil bescheidenen Grundlagen. Der Schweizersinn ist den fabelhaften Schwindeleien und gewissenlosen Täuschungen des neuen Systems sremd und fern geblieben. Selbst das Schienenfieber scheint seine Krisis überstanden zu haben.

..Aber Handel. Verkehr und Jndustrie gehören heute der Welt, und nicht, mit chinesischer Verzäunung umschlossen, einem einzelneu Lande an.

Sie haben zugleich den hohen Beruf, Millionen und Millionen Arbeitern

Dasein und Hülfsmlttel zur Bildung und Zivilisation zu bieten und zu

sichern.

,,Will die Schweiz, wie sie muß, mit der Welt im erfolgreichen Verkehre stehen und da, wo sie konkurriren kann, die Konkurrenz behaupten, so werden die Räthe der Nation dieser Existenzsrage unsers sozialen Lebens ^etsfort ihre treue Fürsorge erhalten müssen.

,,Doch damit, meine Herren, find die Aufgaben , welche das Vater^ laud an uns stellt , noch lange nicht erschöpft.

,,Das H a n d w e r k , von allen Seiten gedrükt und gedrängt, ruft Sie um Schuz, Hülfe und Rettung an.

,,Die A g r i k u l t u r will als ältere Schwester, und des Vaterhauses

erste Tochter, neben der Jndustrie gleichberechtigt und kein Stiefkiud des Bruders sein.

,,Die N a t i o n a l ö k o n o m i e überhaupt, dieses Evangelium des Brodes, wird je länger je häufiger ^hren.Rath und Jhre Hülfe suchen.

^66 ,,Die G e w ä s s e r des J u r a , der Rhein im Kanton St. Gallen, ^die Liuth, die Reuß, die A a r e , sie schlagen an Jhr Herz, fie fordern Jhre Hand.

,,Der A u s w a n d e r u n g wird das Vaterland endlich doch einen sichern Stab in die Hand geben, uud die scheidenden Kinder auch über die Oeeane ^uit seiner Sorge und den treuen Schuzgöttexn der alteu Heimath begleiten müssen.

,,Und noch nicht werden alle die Wünsche und Forderungen befriedigt sein, so wird man die Zentralifation des Geri ch t s w e s e n s als allgemeines .Bedürsniß des Landes proklamiren.

,,Wäre aber der edle Minister S t a p s e r unter uns, so würde er vor Allem und mit ihm Tausende die Zentralifatiou der Jugendbildung ver..

langen, nicht um die Voxaneileudeu zu hemmen und aufzuhalten, sondern ^denen, welche aus Mangel an Kräften nicht Schritt zu halten vermögen, .brüderlich unter die Arme zu greifen, und die Erfahrungen und Fortschritte des Einen durch eine vermittelnde Autorität zur Kenntniß und Beachtung des Andern zu bringen.

,,Sitten und Einrichtungen lernt der Schweizer vom Schweizer am besten, weil fie, w e die Kinder, einander am besten verstehen, uud, wenn fie beisammen sind, keiner der Lezte fein will.

,,Solange die Jugendbildung der Kantone so weit aus einander steht, so lange wird die fortfchreitende Entwiklung der Eidgenossenschaft langsam, schwierig und von ewigen Mißverständnissen beirrt sein.

,,Wie aber in den Kantonen durch zentrale Organe, so wird sie im ^Gesammtvaterlande nur durch Vermittlung des Bundes sich näher gebracht.

,,Wir müssen eine vaterländische Hochschule haben; aber der Gedanke einer vom Vaterlande getragenen Volksschule ist größer, als die Jdee der vaterländischen Hochschule, und er wird vom Bunde ein Opfer fordern, da.^ nur eidgenöffische Großmuth aus den ...lltar bundesbrüderlicher Liebe zn legen vermag. .^lber dann ist der Bund der Eidgenossen auch von der Z u k u n f t garantirt.

,,Jch weiß, Manche erwarten, ich werde hier auch zu e i d g e n ö s s i schem A u f s e h e n g e g e n j e n e n f r e m d e n F e i n d mahnen, der vor .zehn Jahren vor dem herausgeforderten Feldzeichen der Eidgenossen floh .und heute, in anderer Uniform wiederkehrend , neue Fehde sucht.

,,Wohl tritt ^täglich kühner aus dem Verstek hervor, und wohl hat ex ....a und dort bereite die Lini^ des Gesezes und des Landfriedens über-

schritten; allein noch ist er nicht bei der Angriffslinie angelangt.

,,Komme er aber heute oder morgen, die einfache Theologie der Eidgenossen wird jederzeit dem Ultramontanismus siegreich zu begegnen wissen.

,,Mögen Regierungen fich seines Armes bedien.^, der Schweizerbund .bedarf zu seinen Zweken dessen nicht.

,,Meine Herren l Verzeihen Sie, wenn ich Jhre Geduld e.müdet habe.

Jch schließe.

I67 ,,Der hohe Bundesrath hat Jhnen die Traktanden süx die dermalige Atzung mitgetheilt. Jch glaubte, sie zur Weihe des neuen Saales auch ..r.it einigen Traktanden der Zu ku n st vermehren zu sollen.

,,Ob unserer Versammlung strahlt im Schilde des Saales das heilig...

Pannerzeichen der Eidgenossenschaft, gehütet vom Rhodan mit der Traube, vom Rhein mit dem Symbol des Verkehrs, von der Aare mit den Emble.men des Landbaues, vom Tessin mit dem Maulbeerzweige des Seidenbaues.

,,Mögen auch die Vertreter der Nation in diesem Saale stets sei.1...

treuen Hüter sein! Mögen auch Sie die Strahlen Jhrer Einficht und Weisheit immerfort nach allen Seiten und gleichmäßig auf die verschiedenen Richtungen und Beziehungen uuseres Nationallebens fallen lassen !

,,Mögen die Wünsche, Ansichten, Jnteressen, Anliegen und Lebensfragen aller Kantone , aller Stände und Bürger des Landes hier jederzeit ihre gerechte, und wo das Recht eine Härte wäre, ihre billige und bundes-

brüderliche Würdigung finden !

,,Möge die Verschiedenheit der Sprachen, möge der Kampf der Ansichten , möge der Widerstreit der Jnteressen in diesen Räumen immer in der Liebe und Treue zum Vaterlande verstanden, vermittelt und geeiniget werden !

,,Möge es, meine Herren/ in diesem Saale niemals Vertreter alter und neuer, großer und kleiner, deutscher und welscher Kantone, sondern immer nur Vertreter des g e s a m m t e n , ü b e r a l l g u t e n Schweizervolkes, nur Vertreter des e i n e n . t h e u r e n , ü b e r a l l s c h ö n e n Vaterlandes geben !

,,Jch erkläre die diesjährige ordentliche Sizung des schweizerischen Nationalrathes süx eröffnet. ^ h. Der Präsident des Ständerathes, Herx A. S t ä h e l i n - B r u n ^n e r , in Basel.

,,Hochgeachtete Herren.

,,Es wird mir heute die Ehre zu Theil, den Ständerath in dem neuen Sizungssaale zu eröffnen, der ihm von nun au für seine Beratungen angewiesen ist. Bei diesem Anlasse dürste daher wohl, wenn auch der gewohnten Uebung zuwider, ein kurzes Wort der Anrede am Plaze sein.

,,Meine Herren ! Es sind nun bald zehn Jahre verflossen, seitdem die neue Bundesverfassung in' s Leben getreten ist. Das alte, in unserer.

vaterländischen Geschichte stets hervorragende Bern wurde damals als Bundessiz bezeichnet. Jhm lag es in Folge dieser Wahl ob, sür die den gesezgebenden Räthen und der Bundesregierung nöthigen Räumlichkeiten zit sorgen. So entstand der stattliche Bau, in dem wir uns heute zum ersten Male versammeln. Wer aber wollte im Hinblik auf dieses großartige Gebäude nicht anerkennen , daß Bern in würdiger Weise seine Aufgabe auf-

gefaßt und gelöst hat l Es hat ein Werk hingestellt, das sich sowohl durch Bundesblatt. .^ahxg. X. Bd. II.

17

^8 seine äußerliche Pracht und seine geschmakvolle und bequeme, allen An..^ Forderungen entsprechende innere Einrichtung, wie durch seine herrliche Lage im Angesichte unserer ewig schneebedekten Alpen auszeichnet.

,,Wohl darf ich daher in Jhrem Namen, meine Herren Kollegen, die Anerkennung und den Dank aussprechen für die ausgezeichnete Weife, in welcher Bern seinen Verpflichtungen nachgekommen ist. Der Bundespalast, indem wir heute unsere Sizungen eröffnen, wird stets als ein sprechendes Denkmal des vaterländischen Sinnes der Bundesstadt dastehen.

,,Bliken wir nun aber zurük auf das bald vollendete erste Dezennium der neuen Bundesverfassung, so dürfen wir mit Befriedigung auf die Schöpfungen bliken , die uns dasselbe gebracht hat.

Es find zehn Jahre ruhiger Entwiklung und gedeihlichen Fortschrittes gewesen. Die Gesezgebung konnte ungestört ihren Gang fortgehen, und diejenigen Geseze und Beschlüsse erlassen, die zur Befestigung und Entwiklung der neuen Bun^ deseinrichtungen nöthig waren.

,,Es berechtigt uns dieß zur Hoffnung, daß, auf gleichem Wege fortschreitend, unser Wirken auch in dem neuen Bundespalaste ein erfolgreiches und gesegnetes sein werde.

,,Und so wehe denn auch hier stets über unsere Verhandlungen der

^ Geist der Gerechtigkeit und Klugheit, der Geist der Mäßigung und Anex-

Nennung auch gegnerischer, abweichender Ansichten. Nur das Niedrige und Schlechte bleibe stets von uns entfernt, und so auch alles Unschweizerische, unehrenhafte, alles das, was nicht ^as gemeinsame Vaterland, sondern uur Einzelinteressen im Auge hat.

,,Der Gott unserer Väter aber gebe seinen Segen zu den Verhand^ l.uugen , die in diesem Saale künftig gepflogen werden l ..Jch erkläre hiermit die dießjährige ordentliche Siznng des Stände^ rathes für eröffnet.^

Die Büreaux wurdeu folgendermaßen bestellt.

1) im N a t i o n a l r a t h ^ Präsident: Vizepräsident:

Herr Joh. Jakob S te h l in, von und in Bafel.

.. Friedrich P e y e r im H o f , von und in Schaffhausen.

.Stimmenzähler: Herr Franz W ir z, von und in Sarnen; Samuel F r e ^ , von und in Gontenschwyl die bis(Aargau) ; herigen.

Joh. Georg Kreis, von und in Zihl^

schlacht (Thurgau).,

..

Kaspar L a t o u r , vo.1 und in Brigels (Graubiindeu).

16.^ ^Präsident:

2) im Ständerath^ Herr Niklaus Niggeler, von Ottisw.^l, in Bern.

.Vizepräsident..

.. François B ria t te, von Echichens, in Lausanne Stimmenzählex: Herr Jules Philippin, von und in Neuenburg; .. Niklaus H e r m a n n , von und in Sachfeln.

Als neu gewählte Mitglieder erschienen a. im N a t i o n a l r a t h e s .Herr Heinrich F i e r z , von Meilen, in Fluntern (Zürich), gewählt iu^

2. eidg. Wahlkreise an die Stelle des Hrn. Bundesrath l.^.

Furxer.

.. Ehristian S ah li, von Wohlen, in Bern, gewählt im 9. Wahl^ ,,

kreise an die Stelle des Hrn.^ Buudesrath S t ä m p f l i .

J^ph V o n m a t t , von und in Luzern, gewählt im 11. Wahlkreise für Hrn. Bundesrath Knüsel.

,, Joh. Baptist Weder, von Oberried, in St. Galleu, gewählt i.r^ 28. Wahlkreise für Hrn. Bundesrath N a es f.

.,

Johann P l ü ß , von und in Zofingen, gewählt im 36. Wahlkreis^ an die Stelle des Hrn. Bundesrath Fre.^H erosee.

,. Vietor R u f f y , von und in Lutr.^ (Waadt), gewählt im 4^. Wahl^ ...

kreise an die Stellendes Hrn. Bundesrath F o x n e x o d .

Giaeomo E i an i, von Leontiea (Tesfin), gewählt im .^I. Wahl...

kreise für Hrn. Bundesrath Pi o da.

.. Eamille de^Werra, von und in St. Moriz (Wallis), gewählt iu^ ,,

.Für ..

,, ..

..

47. Wahlkreise für den ablehnenden Hrn. B a r m a n , gewes.

sehweiz. Minister in Paris.

August Dür, von und in Burgdorf, gewählt im 8. Wahlkreise a.^ die Stelle des verstorbenen Hrn. Johann Hub l e r..

b im S t ä n d e r a t h e s Luzern: Herr Johann W i n k l e r , von und in Ludern.

Schw^z: ,, J. Anton S t e i n e g g e r , von und in Altendorf^.

Zug.

,, Karl Anton L a n d w i n g , von und in Zug.

Freiburg: .. Romain W erro, von und in Freiburg, Graubünden: ... Gaudenz Salis, von Malaus, iu Ehur.

... Aargau: ... Tessin:

.. Louis Vieli, von und in Rhäzüns.

,, ,, ..

Friedrich Burli, von und in Baden.

Natale V i e ari, von und in Agno.

Eostant. Mou i g h e t t i , von und iu Biasea..

Schweizerisches Bundesarchiv, Digitale Amtsdruckschriften Archives fédérales suisses, Publications officielles numérisées Archivio federale svizzero, Pubblicazioni ufficiali digitali

Aus den Verhandlungen der schweizerischen Bundesversammlung.

In

Bundesblatt

Dans

Feuille fédérale

In

Foglio federale

Jahr

1858

Année Anno Band

2

Volume Volume Heft

32

Cahier Numero Geschäftsnummer

---

Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

10.07.1858

Date Data Seite

162-169

Page Pagina Ref. No

10 002 521

Das Dokument wurde durch das Schweizerische Bundesarchiv digitalisiert.

Le document a été digitalisé par les. Archives Fédérales Suisses.

Il documento è stato digitalizzato dell'Archivio federale svizzero.