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Schweizerische Bundesversammlung.

Die gesetzgebenden Räte der Eidgenossenschaft sind am 11. März 1918, nachmittags 5 Uhr, zur Fortsetzung der ordentlichen Wintersession zusammengetreten.

Als neues Mitglied ist im Nationalrate erschienen : Herr Tschamper, Otto, von und in Strengelbach.

Im N a t i o n a l r a t e eröffnete Herr Präsident Calame die Session mit folgender Ansprache : Am 29. Januar d. J. hatte der freiburgische Nationalrat Herr Karl Wuilleret in Bern einer Sitzung des Verwaltungsrates der Bundesbahnen beigewohnt. Wohl keiner seiner Kollegen dachte damals, dass er ihn zum letzten Male gesehen habe.

Nichts hätte auch darauf schliessen lassen, dass der anscheinend gesunde und kräftige Mann vom Tode bedroht sei. Und doch hat zehn Tage später eine Embolie den Statthalter von Freiburg aus seinem Amte jäh herausgerissen. Herr Wuilleret hatte sich auf seiner Reise nach Bern eine Erkältung zugezogen. Das Missbehagen steigerte sich, und am 8. Februar, um 2 Öhr, trat das Verhängnis ein.

Karl Wuilleret wurde am 1. Februar 1853, in einer durch die freiburgischen politischen Verhältnisse verdüsterten Zeit, zu Freiburg geboren. Er war der Sohn dos wohlbekannten Rechtsanwaltes Louis Wuilleret. Nachdem er in Dole, Schwyz und Freiburg seine erste Ausbildung erhalten hatte, verlegte er sich auf das Studium der Rechte und der landwirtschaftlichen Wissenschaften. Er verbrachte zwei Jahre auf einer landwirtschaftlichen Schule in Worms, worauf er sich an der juristischen Fakultät in Freiburg, sowie im väterlichen Bureau auf den Anwaltsberuf vorbereitete. Des Rechts Praktik und spitze Kniffe vermochten ihn indessen nicht lange zu fesseln. Am 8. April 1882 berief ihn die freiburgische Regierung in seinem 29. Altersjahre auf den Posten des Regierungsstatthalters im Saanebezirk, welches Amt er seither ohne Unterbrechung bekleidet hat.

Im Jahre 1907 .entsandte der 23. eidgenössische Wahlkreis den Regierungsstatthalter Wuilleret in den Nationalrat. Getreulich haben ihm seine Wähler ihr Vertrauen bei jeder Integralerneuerung des Nationalrates bewahrt. Herr Karl Wuilleret ging nicht

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darauf aus, hier eine hervorragende Rolle zu spielen : er hörte mehr zu, als dass er selber sprach, indem er seine Aufmerksamkeit hauptsächlich den landwirtschaftlichen Fragen zuwandte, für die er stets eine ausgesprochene Vorliebe hegte. Er war ·ein verständiger, besonnener Mann, dessen Ansichten namentlich in den Kommissionen geschätzt wurden, wo die Aussprache einen vertrauteren Ton anschlagen kann als in dem manchmal zu geräumigen Ratssaale selbst. Herrn Wuillerets Kollegen in der Finanzkommission, der er während zweier Amtsperioden angehört hatte, werden über seine verbindlichen Umgangsformen und seine leichte Auffassungsgabe Zeugnis ablegen.

Herr Karl Wuilleret hat sich vornehmlich in seinem Kantone dem öffentlichen Leben gewidmet. Seine Freunde heben namentlich seinen Takt, seine Kaltblütigkeit, überhaupt die ihn zum musterhaften Regierungsstatthalter stempelnden Eigenschaften rühmend hervor. Auch zollt man seinen der freiburgischen wie der schweizerischen Landwirtschaft gewidmeten beharrlichen und hingebenden Diensten volle Anerkennung. Herr Wuilleret stand an der Spitze der bedeutendsten landwirtschaftlichen Genossenschaften seines Heimatkantons. Im schweizerischen Verbände der RotfleckViehzuchtgenossenschaften führte er noch den Vorsitz. Ausserdem gehörte er dem Vorstande des westschweizerischen Verbandes der landwirtschaftlichen Genossenschaften an, dessen Geschäfte er unter drei Malen als Vorsitzender leitete. Daneben war er auch Mitglied des schweizerischen Bauernverbandes. In landwirtschaftlichen Angelegenheiten war Herr Karl Wuilleret denn auch eine massgebende Persönlichkeit.

Eine der eigenartigen Gestalten dieses Rates schwindet dahin. Wir teilen die Gefühle der Trauer vollauf, die am Beerdigungstage des Regierungsstalthalters von Freiburg von so vielen Seiten ausgesprochen worden sind.

Ich lade Sie ein, meine Herren, sich zur Ehrung des Andenkens unseres verstorbenen Kollegen von Ihren Sitzen zu erheben.

Im S t ä n d e r a t e hielt Herr Präsident Bolli folgende Ansprache : Meine Herren Ständeräte !

Bevor wir unsere Traktanden an die Hand nehmen, liegt es'uns ob, eines Kollegen aus der Bundesversammlung zu ge-

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denken, der seit der letzten Session vom Tode abberufen worden ist.

N a t i o n a l r a t Karl Wuilleret, Oberamtmann von Fr ei b ü r g , ist am 8. Februar d. J. infolge einer Embolie gestorben, im Alter von 65 Jahren. Hatte es bis vor wenig Monaten noch den Anschein gehabt, als drückte der Schnee der Jahre den aufrechten, würdigen, muntern und liebenswürdigen Magistraten von Freiburg nicht, so erschütterte im vergangenen Winter eine schwere Erkrankung seine Gesundheit. Er glaubte sich wieder genügend erholt zu haben, um einer wichtigen Sitzung des Verwaltungsrates der Bundesbahnen in Bern beizuwohnen.

Doch scheint er sich zu viel zugemutet zu haben und auf eine Erkältung folgte unerwartet rasch der Tod.

Als Sohn des in weiten Kreisen bekannten Politikers Louis Wuilleret wurde Karl Wuilleret am 1. Februar 1853 in Freiburg geboren. Er genoss eine umfassende Bildung in den Kollegien von Dole, Schwyz und an den Bildungsanstalten von Freiburg.

Nachdem er zwei Jahre an der landwirtschaftlichen Schule in Worms sich die Grundlagen für seine spätere hervorragende Beschäftigung mit landwirtschaftlichen Dingen geholt hatte, kehrte er nach Freiburg zurück, studierte an der dortigen Rechtsschule die Rechte, wurde Mitglied des Barreaus von Freiburg und trat in die Anwaltspraxis ein, zunächst auf dem Bureau seines Vaters.

Doch wurde er schon nach wenig Jahren in den Dienst der Öffentlichkeit berufen. In einer leidenschaftlich bewegten und entscheidenden Zeit innerer Kämpfe seines Heimatkantons berief ihn der Regierungsrat in der ausserordentlichen Sitzung vom 8. April 1882 auf den Posten des Regierungsstatthalters des Saanebezirkes. In dieser Stellung, als Oberamtmann von Freiburg,, hat Karl Wuilleret bis zu seinem Tode seine ganze Persönlichkeit, reiches Wissen und Erfahrung, mit grosser Umsicht und Pflichttreue und geleitet von der ihn erfüllenden Überzeugung für seine engere Heimat eingesetzt.

Karl Wuilleret l i e b t e sein L a n d . Und er liebte die S c h o l l e . Er wendete seine ganze Kraft an, um diese Liebe zur Heimaterde bei seinen Volksgenossen zu stärken, zu pflegen und zu entwickeln. Als Besitzer des ausgedehnten Landgutes mit dem ideal schön gelegenen Landsitz von Bertigny fand er Anlass und Ansporn zum Studium, zur Erprobung und zur Erdauerung landwirtschaftlicher Fragen. Und Karl Wuilleret vergrub sein Pfund nicht, er gab in reichem Masse, Die schöne Entwicklung der Landwirtschaft, namentlich der Viehzucht, im,

413 Kanton Freiburg, welche die letzten Jahrzehnte zeigten, ist eng mit seinem Namen verknüpft. Er schützte seine Heimat gegen unbedachte Nachahmung fremder Neuerung, die für deren.

Boden nicht geeignet erschienen, aber er trat auch kräftig ein für die Entwicklung des Gegebenen und des Angestammten.

Sein Einfluss blieb nicht auf den Kanton Freiburg beschränkt.

Er wurde als Berater, Fachmann und Schiedsrichter herbeigezogen im Bund und im Ausland. Er war ein Vorkämpfer der Organisation der Landwirtschaft und deren genossenschaftlicher Entwicklung. So war er an leitender Stelle bei den landwirtschaftlichen Organisationen und Vereinigungen seines Wirkungskreises, Preisrichter an den Ausstellungen in Wien (1891), Paris (1893} und Mailand (1900). Ebenso an den landwirtschaftlichen Ausstellungen in der Schweiz, in Bern (1893), Genf (1896), Frauenfeld (1903) und Lausanne (1909). Keine landwirtschaftliche Frage blieb ihm gleichgültig. Einseitig wurde er aber keineswegs.

Er verwaltete mit Umsicht, Energie und Pflichttreue sein Amt und widmete sich den öffentlichen Dingen noch in anderen Gebieten. So war er Präsident des Aufsichtsrates der Freiburger Kantonalbank und Mitglied desVerwaltungsrates der Bundesbahnen.

In den N a t i o n a l r a t trat Karl Wuilleret ein im Jahr 1907,, als Nachfolger von Nationalrat Bossi. Es war natürlich, dass er in dieser Stellung sich auch in erster Linie und in hervorragender Weise mit den landwirtschaftlichen Fragen und Interessen beschäftigte, wenn er auch darob vermöge seiner umfassenden Bildung nicht versäumte, sich um alle Zweige der Bundesverwaltung zu kümmern. Seinem ganzen innern Wesen entsprechend, liebte er aber nicht Aufsehen erweckendes Auftreten. Er war der Mann methodischer, ruhiger und fruchtbringender Arbeit.

Meine Herren Ständeräte ! Ich lade Sie ein, sich zu Ehrendes verstorbenen Nationalrates Karl Wuilleret von Ihren Sitzen erheben zu wollen.

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Aus den Verhandlungen des Bundesrates.

(Vom 11. März 1918.)

Der Ausführungsverordnung des Kantons Schwyz vom 31. Januar 1918 zum Bundesgesetz über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte wird die Genehmigung erteilt.

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