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739

Schweizerisches Bundesblatt mit schweizerischer Gesetzsammlung, 70. Jahrgang.

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Bern, den 30. Oktober 1918.

Band IV.

9 5 1

Botschaft des

Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1919.

(Vom 23. Oktober 1918.)

Wir beehren uns, Ihnen den vom Verwaltungsrate der schweizerischen Bundesbahnen eingereichten Voranschlag für das Jahr 1919 mit unserem Bericht und Antrag zur Genehmigung vorzulegen.

I. Allgemeines.

Die in der Botschaft zum Voranschlag von 1918 geschilderten ungünstigen Einflüsse auf den Ausbau, den Betrieb und den Unterhalt der Bundesbahnen haben sich, wie allbekannt ist, seither noch verschärft. Der Verkehr bleibt noch äusserst eingeschränkt.

Die wichtigsten Materialien für Bau und Betrieb sind nicht nur schwerer erhältlich geworden, sondern auch im Preise fortwährend gestiegen. Dazu kommt, dass auch der Lebensunterhalt des Personals zusehends teurer wird, so dass die Gehalts- und Lohnzulagen in ausserordentlicher Weise gesteigert werden müssen.

Als Folgen ergeben sich: geringere Betriebsüberschüsse, eine rasche Zunahme der Schulden, erhöhte Passivzinsen und ein beständiges Ansteigen des Fehlbetrages der Gewinn- und Verlust Bundesblatt. 70. Jahrg. Bd. IV.

51

740

rechnung. Die schlimme Finanzlage wird durch Erhöhung der Tarifansätze, Einschränkung der Ausgaben, soweit möglich, zu verbessern gesucht. Solche Massnahmen sind aber nur bis za einem gewissen Grade durchführbar ; sie genügen bei weitem nicht, um das gestörte Gleichgewicht herzustellen. Dies wird erst möglich sein, wenn der Verkehr sich in unserem Lande und über seine Grenzen hinaus wieder frei entfalten kann.

Die Betriebslänge der Bundesbahnlinien hat infolge des Ankaufs der Tösstalbahn und der Strecke Wald-Rüti um 46 km zugenommen und wird im Jahre 1919 2882 km betragen. Für Rechnung Dritter werden 137 km betrieben.

Diesen allgemeinen Bemerkungen folgen diejenigen zu deneinzelnen Abschnitten des Voranschlages.

II. BaiiTorauschlag.

Gegenüber dem Vorjahre weist der Bauvoranschlag für dasJahr 1919 wiederum ein ganz bedeutendes Mehrerfordernis auf, das fast ausschliesslich durch die Fortsetzung und Ausdehnung der Arbeiten für die Einführung der elektrischen Zugförderung verursacht wird. Für diese Arbeiten allein ist im Voranschlag eine Ausgabe von rund 30,3 Millionen Franken eingestellt, gegenüber 19,5 Millionen im Vorjahre. Ausser den mit der Elektrifikation zusammenhängenden Um- und Erweiterungsbauten sollen auf den bestehenden Linien die bereits angefangenen Bauten, soweit möglich weitergeführt werden ; wir erwähnen hier beispielsweise den Bahnhofumbau Biel, den Umbau der linksufrigen Zürichseebahn und die Bahnhoferweiterung Chiasso. Die Inangriffnahme neuer Bauten dagegen ist nur in dem Masse in Aussicht genommen, als hierfür eine unumgängliche Notwendigkeit besteht.

"Wie aus der nachfolgenden Zusammenstellung ersichtlich ist,.

beträgt die Vermehrung des veranschlagten Ausgabenbetrages für Bahnanlage und feste Einrichtungen gegenüber dem Vorjahre Fr. 9,129,800.

Bahnanlage und feste Einrichtungen.

Banvoranschlag

Wirkliche Banansgaben im Jahre

1916

1917

Fr.

33,237 4,091,151 1,449,907

Fr.

113,101 2,304,828 224,494 7,615

Genfer Verbindungsbahn . . . .

Simplontunnel Brienzerseebahn Surbtalbahn Einführung der elektrischen Zugförderung . . . . . . . . 1,191,020 Generaldirektion (Bauten auf Betriebslinien) 876,940 Kreis I 930,792 H 3,239,701 T)

,,"n m ,, I V

,, v

5,094,495

589 1,347,428 2,277,100 1,298,118 3,006,605 723,693 722,846 1,278,138 1,346,940

Gesamtsumme 15,112,697 16,444,863

1918 Fr.

200,000 3,500,000

1919

Vermehrung oder Verminderung 191 9 gegen 1918

Fr.

Fr.

280,000 + 80,000 810,000 - 2,690,000

19,471,000 . 30,276,500 + 10,805,500 2,204,000 3,557.000 6,131,200 1,578,000 2,021,000

2,056,000 4,200,000 3,853,000 1,483,500 4,833,000

-- 148,000 + 643,000 - 2,278,200 -- 94,500 + 2,812,000

38,662,200 47,792,000 + 9,129,800

-a

4

742

Ausser diesen Erörterungen allgemeiner Natur erlauben wir uns, aus dem Bau veranschlag für das Jahr 1919 noch folgendes hervorzuheben : Die Weiterführung der folgenden grössern, bereits in frühem Voranschlägen enthaltenen Bauten, deren Gesamtkostenvoranschlag Fr. 100,000 übersteigt, ist in Aussicht genommen: Ausgabe, Gesamt- vorgesehen kosten- ftlr das Jahr voranschlag 1919 Sau neuer Linien.

Genfer Verbindungsbahn Simplontunnel

Bet rage in tausenc Franken 10,000 280 34,600 810

Einführung der elektrischen Zugförderwng.

Strecke Erstfeld-Bellinzona Strecke Brig-Sitten Strecke Scherzligen-Bern

38,500 6,000 4,600

22,500 1,300 1,300

1,400 225 260 213 8,300

20 150 140 100 100

200 175 3,200 2,140

140 5 300 500

26,500 5,450 494 1,770 1,090 280 190

200 300 100 200 100 50 10

Kreis I.

Bahnhoferweiterung Nyon Stationserweiterung Allaman . . . .

Stationserweiterung S t . Prex . . . .

Stationserweiterung Monthey . . . .

Bahnhofumbau Neuenburg . . .

Stationserweiterung Corcelles -Cormondrèche Hochbauten Station Palézieux . . . .

I I . Geleise Daillens-Ependes . . . .

II. Geleise Siviriez-Romont Kreis II.

Rangierbahnhof Basel-tyluttenzerfeld .

Zentralbahnhof Thun Stationserweiterung Luterbach Erweiterung Hauptbahnhof Solothurn .

Bahnhoferweiterung Delsberg . . . .

Ausweichgeleise Roches Stationserweiterung Tavannes . . . .

743 Ausgabe, Gesamtvorgesehen kostendas Jahr voranschlag fUr 1919

Beträge in tausend' Franken Bahnhofumbau Biel Speiseanstalt Rangierbahnhof Biel .

Gütergeleise Biel-Brügg II. Geleise Rothenburg-Emmenbrücke II. Geleise Kiesen-Thun II. Geleise Lengnau-Mett

.

13,700

2,300

125 110

45 30 10 200 150

1,704 2,300 1,365

Kreis III.

Stationserweiterung Schlieren . . . .

Bahnhoferweiterung Brugg Hochbauten Station Äugst . . . . .

Umbau der linksufrigen Zürichseebahn .

II. Geleise Thalwil-Richterswil Bahnhoferweiterung Wädenswil .

Ersatz der Reussbrücke bei Luzern .

Stellwerkanlage Bahnhof Altstetten .

Kreis IV.

II. Geleise Rorschach-St. Margrethen .

Stationserweiterung Heerbrugg Verlegung der Station Rebstein-Marbach Bahnhoferweiterung Buchs Stellwerkanlage Bahnhof Landquart .

Kreis V.

Bahnhoferweiterung Erstfeld Stationserweiterung Gesehenen Stationserweiterung Airolo B.ahnhofumbau Bellinzona Bahnhoferweiterung Chiasso . .

Stationserweiterung Hendschikon .

Bahnhoferweiterung Lenzburg . .

I I . Geleise Giubiasco-Lugano . .

I I . Geleise Lugano-Maroggia . .

Verstärkungen und Umbauten Brücken Erstfeld-Bellinzona

2,070 2,050 123

17,180 7,370 2,630 600 182

3,000 665 198 255 137 345

. .

1,000 500 100 100 130 500 50 150 97 117

1,390 12,900 2,500

100 500 300 400 600 20 30 100 30

3,535

1,900

2,100 1,080 3,565 9,000 210

. .

. .

. .

von

500 300 80

744

Von den im Bauvoranschlag enthaltenen n e u e n Bauten sind folgende mit einem Gesamtkostenvoranschlag von mehr als Fr. 100,000 zu erwähnen: Ausgabe, Gesamtvorgesehen kostenvoranschlag fUr das Jahr 1919

Einführung der elektrischen Zugförderung.

Strecke Bellinzona-Chiasso Kreis I.

Stationserweiterung Vouvry

. . . .

Kreis III.

Stellwerkanlage Station Möhlin Kreis V.

Um- und Frei Verladeanlagen im Bahnhof Luzern Stationserweiterung Muri Bahnhebung bei der Grossen Schliere bei Alpnach-Dorf . . . . . . . . .

Bet rage in tausenc . Franken

14,820

4,000

110

60

150

150

230 410

100 50

394

100

Wir stimmen der Bemessung der veranschlagten Beträge für die einzelnen für das Jahr 1919 vorgesehenen Bauten zu.

Für die Anschaffung von Rollmaterial sind vorgesehen : Fr. 33,254,000 gegenüber Fr. 12,643,000 im Voranschlag pro 1918.

Erstgenannte Summe setzt sich wie folgt zusammen: Anteil pro 1919 für in den Jahren 1919 und 1920 zu beschaffende 46 elektrische Streckenlokomotiven und i Fr. 20,062,000 5 elektrische Rangierlokomotiven J 65 Personenwagen ,, 1,152,000 800 Guterwagen ,, 11,370,000 10 Heizwagen oder Einrichtung für elek,, 670,000 trische Heizung Total Fr. 33,254,000

745

Dampflokomotiven sollen keine angeschafft werden.

Ausrangierung sollen kommen: 11 Dampflokomotiven, 5 Personenwagen, 10 Gepäckwagen, 20 Güterwagen.

Zur

III. Betriebsvoranschlag.

Unter den jetzigen Verhältnissen hält es schwierig, die künftigen B e t r i e b s e i n n a h m e n richtig zu schätzen. Während man vor dem Kriege mit dauerhaften Tarifverhältnissen und einer ziemlich gleichmässigen Verkehrsentwicklung rechnen konnte, mussten seither die Taxen wiederholt bedeutend erhöht und der Verkehr nach Möglichkeit eingeschränkt werden.

Die Bundesbahnen haben bei ihrer Schätzung auf den voraussichtlichen Verkehr des Jahres 1918 abgestellt, unter Berücksichtigung der Mehreinnahmen, die sich infolge der am 10. Mai 1918 für den Güterverkehr und am 1. Juni 1918 für den Personenverkehr eingeführten neuen Zuschläge ergeben werden.

Eine weitere auf Ende 1918 geplante Taxerhöhung ist dagegen nicht in Betracht gezogen worden. Im ganzen sind die Betriebseinnahmen, unter Einschluss derjenigen der Tösstalbahn und der Wald-Rüti Bahn, auf 261,7 Millionen veranschlagt.

Zur Ermöglichung einer Vergleichung stellen wir die Einnahmen des letzten Friedensjahres 1913 und der Jahre 1916 und 1917 mit den Voranschlägen für die Jahre 1918 und 1919 zusammen : Rechnungen Voranschläge 1913 1916 1917 1918 1919 Betriebseinnahmen: in Millionen Franken Personenverkehr 84,o 63,o 69,7 71,B 79,7 Gepäck, Tiere und Güter . . 117,o llü,7 116,8 134,o 168,5 Postverkehr 2,s 1,4 l,s 1,5 1,8 Total Verkehrseinnahmen .

Verschiedene Einnahmen .

. 203,3 181,i 188,3 .

8,9 11,5 13,i

Zusammen Betriebseinnahmen.

Zunahme in %

212,7 192,6 201,4 3,2 -9,4 4,6

207,o 250,o 10,2 11,7 217,2 261,7 7,8 20,5

Die verschiedenen Einnahmen sind für 1919 gegenüber dem Vorjahre um l,s Millionen höher eingeschätzt, weil auf einen

746

höheren Ertrag der Rollmaterialmieten und der Hülfsbetriebe gerechnet wird.

B e t r i e b s a u s g a b e n und Ü b e r s c h ü s s e . Die Höhe der Betriebskosten wird in der Hauptsache durch die Aufwendungen für das Personal und für das Verbrauchsmaterial bedingt. Der Stand des Gesamtpersonals wird für 1919 mit 33,086 angegeben.

Er ist um 37 Angestellte niedriger als im Voranschlag für 1918.

Die Totalausgaben für das Personal sind auf 155,6 Millionen Franken geschätzt. In diesem Betrage sind inbegriffen : 4,s Millionen für die am 1. April 1918 eingetretenen ordentlichen Gehalts- und Lohnerhöhungen, 48,7 Millionen als Teuerungszulagen gemäss Bundesbeschlüssen vom 21. Dezember 19 i 7 und vom 30. September 1918, sowie 6 Millionen Franken als Zahlungen an die Hülfskasse. Dagegen ist die von den eidgenössischen Räten den pensionierten Angestellten für 1918 zugesprochene Aufbesserung von rund Fr. 1,950,000 weder im Voranschlag von 1918 noch in dem von 1919 inbegriffen. Die im Mai 1918 eingeführten und die auf Ende 1918 in Aussicht genommenen neuen Taxzuschläge sollen einen teilweisen Ausgleich für die vermehrten Ausgaben schaffen.

Die Zusammenstellung auf Seite 58 des Voranschlages gibt ein Bild von der ausserordentlich rasch zunehmenden Verteuerung der Verbrauchsmaterialien für die Beleuchtung und Heizung der Bahnlokale, für den Lokomotivdienst usw. Für 1919 sind 78,s Millionen vorgesehen gegenüber 45,4 Millionen Franken im Voranschlag von 1918 und 29,7 Millionen Franken laut der Rechnung von 1917. Auf dem letzten Betrage bedeutet der neue Ansatz eine Zunahme von 165 °/o. Bei Mitberiicksichtigung der Drucksachen, Bureaubedürfnisse und der Materialien für den Geleiseund Rollmaterialunterhalt würde sich noch ein grösserer Unterschied ergeben haben. Für die Kohlen allein sind für 1919 voraussichtlich 180 °/o mehr aufzuwenden als im Jahre 1917.

Dieser Unterschied ist gewaltig, namentlich wenn berücksichtigt wird, dass im Jahre 1917 der mittlere Preis der Tonne .schon auf Fr. 54 gegenüber Fr. 27 im Friedensjahre 1913 gestiegen war.

Diese Tatsachen kennzeichnen eindringlich die schwierige Lage, in die unser Land infolge der durch den Krieg verursachten wirtschaftlichen Störungen geraten ist.

Die nachfolgende jahrweise Vergleichung zeigt das rasche Anwachsen der Betriebskosten und die stetige Verminderung der 'Einnahmenüberschüsse.

747 Rechnungen

1913

1916

Voranschläge

1917

1918

1919

Betriebsausgaben: in Millionen Franken Allgemeine Verwaltung . .

4,s 4,o 4,o 4,s 4,-t Unterhalt und Bewachung der Bahn 21,s 18,6 17,B 20,7 23,0 Stationsdienst und Zugsbegleitung 49,2 48,9 49,7 51,6 54,z Fahr- und Werkstättedienst 56,s 55,4 61,9 76,6 111,4 Verschiedene Ausgaben . . 12,9 13,6 12,2 13,s 13,2 Auf Betrieb zu verrechnende Bauausgaben, abzüglich Einnahmen aus Gemeinschaftsbahnhöfen und für Betriebsbesorgung --2,o --1,6 --3,6 --1,8 --1,8 Zusammen 142,4 138,s 141,7 Dazu: Teuerungszulagen. . -- 3,2 17,2

165,2 205,9 17,8* 48,?

Gesamtausgaben 142,4 142,0 158,9 183,o 254,6 Zunahme in °/0 .

4,o 0,4 12,o 15,2 39,i * Die wirklichen Ausgaben für Teuerungszulagen werden etwa 50 Mili.

Franken betragen.

In den Rechnungen und Voranschlägen der Bundesbahnen sind die Teuerungszulagen teils in die Gewinn- und Verlustrechnungen, teils in die Betriebsrechnungen aufgenommen worden.

In obiger Zusammenstellung sind diese Aufwendungen für jedes Jahr ausgeschieden und durchwegs den Betriebsausgaben zugeschieden worden, um eine Vergleichung dieser Ausgaben in den einzelnen Jahren zu ermöglichen.

Rechnungen

1913

1916

Voranschläge

1917

1918

1919

in Millionen Franken

E i n n a h m e n ü b e r s c h ü s s e . 70,3 50,6 42,s 34,2* 7,i Abnahme gegen Vorjahr in % -- 28,0 16,o 19,5 79,2 ·Abnahme seit 1913 in % . -- 28,o 39^5 51,4 90,o * Ohne Berücksichtigung der nachträglichen Erhöhung der Teuerungszulagen.

Die oben aufgeführten Betriebsausgaben schliessen auch diejenigen Kosten in sich, die zu Lasten der Fonds für Erneuerung, Unfall usw. fallen. Werden diese abgerechnet, so verbleiben die r e i n e n Betriebskosten und die wirklichen Überschüsse aus dem Betriebe.

748 Es betragen:

Rechnungen 1913

1916

Voranschläge 1917

1918

in Millionen Franken

1919

die A u s g a b e n zu Lasten der Fonds . . . . .

9,3 7,7 5,8 6,4, 7,o die r e i n e n Ü b e r s c h ü s s e 79,e 58,s 48,i 40,e 14,i Abnahme in % . . . . + 0,2 26,s 17,s 15,6 65,s Abnahme seit 1913 in % . -- 26,8 39,6 49,o 82,3 Die Fahrleistungen, die die Rechnungsergebnisse am meisten beeinflussen, betragen für die abgelaufenen Jahre und für 1918 und 1919 gemäss den Voranschlägen: Lokomotivkm in Millionen 48,s 38,s 30,4 26,i 21,7 Das rasche Sinken der Betriebsüberschüsse auf den ausserordentlich niedrigen Betrag von 14,i Millionen Franken zeigt den Ernst der Finanzlage der Bundesbahnen. Solange die Störungen in der Weltwirtschaft fortdauern, steht eine Besserung nicht zu erwarten. Bis dahin bleibt für die eidgenössischen Kate, die Behörden und das Bahnpersonal die ernste Pflicht fortbestehen, bei unserer grössten Staatsunternehmung auf einen möglichst sparsamen Betrieb hinzuarbeiten.

IT. Gewinn- und Yerlnstrechnung.

Der für 1919 vorausberechnete, stark verminderte Betriebseinnahmenüberschuss wird für die Erfüllung der bestehenden finanziellen Verpflichtungen bei weitem nicht ausreichen. Der Rückgang führt für das Jahr 1919 zu dem ausserordentlich hohen Fehlbetrag der Gewinn- und Verlustrechnung von Fr. 71,780,780 Für die Vorjahre kommen hinzu : Fr.

Fehlbetrag für 1918 laut Voranschlag 38,593,960 zuzüglich Mehrausgabe 1918 für Teurungszulagen 30,900.000 für Lokomotivkohlen 16,000,000 für Nebenbezüge und Unfallversicherung 3,000,000 88,493,960 abzüglich : voraussichtliche Mehreinnahmen i m Jahr 1918 . . . . 37,000,000 Gesamter Fehlbetrag für 1918 51,493,960 Fehlbetrag auf Ende 1917 . . 73,771,400 Mutmassliches G e s a m t d e f i z i t auf E n d e 1919 197,046,140

749

Diese Darstellung entspricht derjenigen auf Seite 79 des Voranschlages. Darin sind nicht berücksichtigt die Mehreinnahmen, die von der in Aussicht genommenen neuen Erhöhung der Gütertaxen erwartet werden. Auch aus dieser Aufstellung geht hervor, wie stark die Fehlbeträge von Jahr zu Jahr zunehmen ; sie betrugen auf Ende 1914: 17,2 Mili., auf Ende 1915: 16,8 Mili., auf Ende 1916: 18,7 Mili, und auf Ende 1917: 73,8 Millionen.

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass während der ganzen Kriegsdauer die gesetzlichen Amortisationen durchgeführt worden sind. Diese erreichten für 1914 bis 1919 eine Höhe von 60,8 Millionen Franken. Ausserdem wurden auch Abschreibungen auf untergegangenen Anlagen, auf Geldbeschaffungskosten und auf dem Fehlbetrag der Hülfs- und Pensionskasse vorgenommen.

T. Kapitalbedarf und Kapitalbeschaffung.

Der K a p i t a l b e d a r f für das Jahr 1919 erreicht unter den obwaltenden Verhältnissen einen weit höhern Betrag als in den Vorjahren. Für die Einrichtung des elektrischen Betriebes allein ist eine Ausgabe von 50 Millionen Franken vorgesehen, und zwar 30 Millionen für Kraftwerke und Leitungen und 20 Millionen für elektrische Fahrzeuge. Der gesamte Bedarf wird wie folgt veranschlagt: Fr.

1. Ausgaben zu Lasten des Baukontos . . . .

78,600,000 2. Rückzahlung fällig werdender Anleihen . . .

8,635,500 3. Fehlbetrag der Gewinn- und VerFr.

lustrechnung 71,780,780 zuzüglich : Ausgaben zu Lasten der Spezialfonds, weil deren Mittel nicht verfügbar oder nicht veräusserlich sind 6,959,660 78,740,440 abzüglich: Tilgungen und Abschreibungen Gutschrift an die Spezialfonds .

12,323,000 7,427,100 58,990,340

Gesamter Kapitalbedarf für 1919 146,225,840 oder rund 146,000,000

750

Diese von uns bisher eingehaltene Darstellungsform weicht von derjenigen der Bundesbahnen ab, indem die Anleihensrückzahlung, die Vermehrung und Verminderung der Spezialfonds und die Tilgungen zur Verdeutlichung besonders aufgeführt sind.

Der Minderbetrag von Fr. 440 rührt von einer Aufrundung her.

Der ermittelte Kapitalbedarf für 1919 kann angesichts der unsichern Verhältnisse noch wesentliche Änderungen erfahren.

Kapitalbeschaffung. Die Bahnverwaltung sieht Fr.

vor, vom Bedarf von 146,000,000 durch Abgabe von Depotscheinen aus den verfügbaren Mitteln der Pensions- und Hülfskasse zu erheben 9,000,000 und durch vorübergehende Anleihen zu beschaffen 137,000,000 Ausser der Deckung des Kapitalbedarfs für 1919 ist aber auch auf die Konsolidierung der schon vorhandenen schwebenden Schulden Bedacht zu nehmen.

Laut der Bilanz auf Ende 1917 besteht eine Schuld an die Nationalbank in il/z °/o, alle drei Monate zu erneuernden Schatzscheinen von . .

68,000,000 Im Voranschlag der Bundesbahnen sind an Stelle dieses Betrages 90 Millionen als Barbedürfnis für 1917 eingesetzt. Es ist dies der seinerzeit budgetierte Betrag, der nach der Rechnung nicht erreicht wurde.

Für 1918 sind gemäss Bundesbeschluss vom 17. Dezember 1917 zum Voranschlag, unter Einschluss eines Kredites von rund 10 Millionen für die Elektrifikation der Linien Scherzligen-Bern und Brig-Sitten und nach Entnahme von Fr. 8,000,000 aus der Pensions- und Hülfskasse, aufzubringen Fr.

85,000,000 Dazu kommen: der Nachtragskredit für elektrische Lokomotiven, Bundesbeschluss vom 26. Juni 1918, von F r . 5,600,000, rund . . . .

6,000,000 und der Mehrbedarf für Kohlen und Nachteuerungszulagen . . .

15,000,000 Zusammen Übertrag

106,000,000 106,000,000

205,000,000

751

Übertrag 106,000,000 205,000,000 Dieser für 1918 vorgesehene t , Geldbedarf ist um 16 Millionen höher eingeschätzt als im Voranschlag der Bahnverwaltung, in welch letzterm die beiden Ergänzungskredite von 10 und 6 Millionen nicht berücksichtigt sind.

Gedeckt sind durch Ausgabe von 41/2 % Kassascheinen auf drei Jahre Fr. 10,677,000 und durch 5 % Anleihen Fr. 50,000,000, im ganzen rund . . . . ' . . .

60,000,000 Restbedarf für 1918 46,000,000 Gesamter Kapitalbedarf auf Ende 1919, die Konsolidierung der schwebenden Schulden inbegriffen 251,000,000 Es wird sich empfehlen, einen Teil dieses Bedarfs im geeigneten Zeitpunkt durch Aufnahme von festen Anleihen zu decken, um die schwebenden Schulden nicht allzuhoch anwachsen zu lassen.

VI. Antrag.

In Übereinstimmung mit der Vorlage des Verwaltungsrates der schweizerischen Bundesbahnen vom 7. Oktober 1918 erlauben wir uns, Ihnen nachstehenden Beschlussesentwurf zu unterbreiten.

In Ziffer II findet sich eine unseren Ausführungen entsprechende Ergänzung.

Wir benützen den Anlass, Sie unserer vollkommenen Hochachtung zu versichern.

B e r n , den 23. Oktober

1918.

Im Namen des Schweiz. Bundesrates, Für den Bundespräsidenten:

Decoppet.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: Scliatzmann.

752

(Entwurf.)

Bundesbeschluss betreffend

den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1919.

Die Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, nach Einsicht 1. des Berichtes und Antrages des Verwaltungsrates der schweizerischen Bundesbahnen vom 7. Oktober 1918, 2. der Botschaft des Bundesrates vom 23. Oktober 1918, beschliesst: I. Die nachfolgenden Voranschläge der schweizerischen Bundesbahnen werden genehmigt : 1. Der Bauvoranschlag für das Jahr 1919 im Betrage von Fr. 78,639,540; 2. Der Betriebsvoranschlag für das Jahr 1919, abschliessend mit Fr. 261,684,650 Einnahmen und mit Fr. 254,592,070 Ausgaben.

3. Der Voranschlag der Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 1919, abschliessend mit Fr. 19,652,620 Einnahmen und Fr. 91,433,400 Ausgaben.

4. Der Voranschlag für den Kapitalbedarf für das Jahr 1919 im Betrage von Fr. 137,000,000.

II. Der Bundesrat wird ermächtigt, im Benehmen mit dea Organen der schweizerischen Bundesbahnen im geeigneten Zeitpunkte zur Deckung der schwebenden Schulden und des Kapitalbedarfs für das Jahr 1919 feste Anleihen aufzunehmen.

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Botschaft des Bundesrates an die Bundesversammlung betreffend den Voranschlag der schweizerischen Bundesbahnen für das Jahr 1919. (Vom 23. Oktober 1918.)

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