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des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Erstellung eines Postgebäudes in Bern.

(Vom 25. Juni 1858.)

Tit. .

Mit unserer Botschaft vom 10. Dezember I857 haben wir bei der .Bundesversammlung um die Vollmacht nachgesucht, behufs Erstellung neuer Postgebäude in Bern und St. ..Gallen wohlgelegene Baupläze in diesen Städten anzukaufen und zugleich die Gründe ans einander gesezt, aus welchen die Erstellung solcher Gebäude überhaupt als nothwendig zu erachten ist.

Durch Beschlüsse vom 21. gleichen Monats^) find wir von der Bundes..

Versammlung ermächtigt worden , die bezeichneten Baupläze auf Rechnung der Bundeskasse anzukaufen , wobei im Weitern (Axt. 3) bestimmt worden, daß die Post- und Telegraphenvexwaltung das für den Bau verwendete .Kapital alljährlich zu 4 % an die Bundeskasse zu verzinsen habe.

Die Dringlichkeit dieser Bauten ist durch die seither erfolgten Fortschritte in Eröffnung von Eisenbahnen vollkommen bestätigt worden, indem fich erzeigt, daß es im höchsten Jnteresse des Postdienstes liegt, die Hauptpostbureaux möglichst nahe an die Bahnhöse zu versezen. Hiedurch wird nicht nur der leichte Uebergang der Reisenden von den Eisenbahnen auf die Seitenpostkurfe und umgekehrt vermittelt, sondern die Versendung und der Empfang der Korrespondenzen und der F..hrpoststüke mittels der Eisenbahn und deren Umspedition nach den Seitenrouten erleichtert und für die Distribution in der betreffenden Ortschaft felbst größere Befchleunigung und

Regelmäßigkeit ermöglicht.

Auch wird hiedurch die Postverwaitung der

Unterhaltung besonderer Omnibus oder Waarenfonrgons zur Vermittlung des Postverkehrs zwischen dem Bahnhof und den Postbüreaux, die für die Postkasse mit bedeutenden Unkosten verbunden sind, enthoben. Gleichartige Verlegungen werden auch von Seite der ausländischen Postverwaltungeu .a ausgeführt, wo die Bahnhöse in der Stadt selbst gelegen sind, indem Vorerst anzunehmen ist, daß der kaufmännische und industrielle Verkehr fich allmälig mehr und mehr den Bahnhöfen zn nähern sucht, und es sich von selbst versteht, daß zur Ausgabe von. Briefen durch Anbringung von Briefeinwürfen, und bei größern Ortschaften , wenn erforderlich , durch Unterhaltung eines Filialpostbüreau zur Aufgabe von Paketen und Geldern in andern vom Bahnhofe und dem Hauptpostbüreau entlegenen Quartieren ^) S. eldg. Gesezsammlung , Band VI, Seite 3 und .....

Bundesblatt. Jahrg. X. Bd. II.

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^4 hinreichende Gelegenheit geboten wird. Jm Uebrigen tritt noch der Mangel der notwendigen Räumlichkeiten in den bisherigen Postlokalen hinzu, so .wie der Umstand , daß für die bisherigen Lokale , deren Beibehaltung zu dem der Postverwaltung nicht gesichert ist, die Miethzinse fortwährend gesteigert werden.

Wir haben nun, nach Maßgabe dieser Verhältnisse und der BundesBeschlüsse vom 2t. Dezember 1857, in der Voranssezung gehandelt, es .liege im Willen der Bundesversammlung , den Bau beider Posthäufer in V er n und St. G a l l e u wirklich auszuführen und die Eingabe von Bau- .

planen^ zum Konkurse ausgeschrieben, um die vorzüglichsten Vorarbeiten hierüber für die Aufstellung und Vorlage eines definitiven Bauplanes zu henuzen. Die Ausarbeitung des Planes nebst Baubeschreibung und KostenBerechnung für das Postgebäude in Bern haben wir dem Hrn. Architekten Friedrich St ud e r in Bern übertragen. Diese Arbeiten werden hiemit der Bundesversammlung vorgelegt.

^ ^ Das Postgebäude in Bern hat eine etwas größere Dimension anuehmen müssen , damit die ganze Verwaltung des Telegraphenwefens , die Werkstätte inbegriffen, in demselben untergebracht werden könne.

Es ergaben sich hienach von selbst weitere, zur Verfügung ^bleibende Räume sowol im Erdgeschoß als im zweiten Stokwerke, welche einstweilen, solange fie nicht zu Bundeszweken verwendet werden müssen , sehr vorteilhaft an Privaten vermiethet werden können, was bei den unabhängigen Zugängen und der innern Einrichtung des Postgebäudes keinen Schwierigkeiten begegnet. Die Eintheilung im Jnnern, bezüglich des Postdienst^s, ist unter Zurathziehung der erlangten Erfahrungen und in bester Bennzung ^es Raumes getroffen worden. Die Anweisung von Amtslokalen für den Kreispostdirektor, so wie für den Direktor der Telegraphen-Werkstätte im Postgebäude selbst, kann für die Ueberwachung des Dieustes nur sehr vortheilhast sein. Es ist übrigens verstanden , daß dieselben eine billig berechnete Miethe hiesür an d^e Post- und Telegraphenverwaltung vergüten.

Ueber die finanziellen Ergebnisse dieser Bauführung stellen wir hiemit folgende nähere Berechnung auf.^ I Ankauf d e s Bauplazes .

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. F r . 60,000

Il. Beitrag zur Erstellung der großen Treppe

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IV. Konkurs und Expertise .

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V. Plane, Bauleitung und .Bauaufsicht .

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VI. Verzinsung der Kosten während der Bauzeit .

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Ill.^ Baukosten

1 ,000 450,000 4,000 20,000 35,000 Fr. 570,000

.Der jährliche .^ins dieser Baukosten beträgt zu 4 vom Hundert

^ Fr. ^2,800

Hiezu. rechnen wir noch die Kosten des Unterhalts des

Gebäudes mit .

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. ,, 1,200

so daß uns .die jährliche Leistung auf .

zu stehen kommen würde.

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Fr. 24,000

1l5 An Miethzinsen wird die Postverwaltung Für 4 Privatwohnungen, à Fr. 1000 ^ .

,, 3 Amtswohnungen, à Fr. 600 .

,, 2 Wohnungen in der Attique .

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... die Restauration .

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.. ,, Telegraphenwerkstätte .

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,, . Telegraphenbüxeaux .

im Ganzen . . .

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.dagegen erheben können ^ .

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. Fr. 4,000 .

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.. t ,800 .

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. ^ ,, l ,000 .

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,, 2,000 . . . . .

... ^3,000

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. . 1,.^00 . F r . l 3,000

so daß für die ^Bureaux der Postverwaltung und der Kreispostdirektion uoch e i n Zins v o n .

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Fx. 1l ,000

zu bestreiten übrig bleiben wird.

Bisher bezahlte die Postverwaltung für mäßigen Miethzius von nur .

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m i t d e m Remisenzins v o n .

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ihre Bureaux einen sehr .

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. Fr. 3,768 .

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,, 1,300

zusammen .

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. F r . 5,068 Allein die bisherigen Lokalitäten waren sehr weit entfernt, den Bedürfnissen eines sichern und geordneten Dienstes zu entsprechen. Eine Erwerbung neuer Bureaux wäre unerläßliches Bedürfniß, wenn die Post au bisheriger Stelle belassen werden wollte. Eine noch bedeutendere Kostenvermehrung würde aber durch die Errichtung eines Fourgondienstes eutstehen, indem die Postverwaltung genöthigt wäre, den Verkehr zwischen dem Bahnhof und der P.^st durch einen Pakwagen mit 6-10 täglichen Fahrten zu vermitteln. Die Kosten eines solchen Dienstes würden sich an^ nähernd auf Fr. 3000 ^belaufen. Der bisherige Miethzins von Fr/4000 kann daher nicht ^wol allein als Maßstab zur Vergleichung der durch den Neubau entstehenden Kosten angenommen werden. Richtiger erscheint es, den Zins derjenigen Postgebäude zu vergleichen, die dem Bedürfniß entsprechend eingerichtet worden sind. Wir bezahlen z. B.

in Genf .

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^ Fr. 12,465. -

.. Basel ,, Zürich

.

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^

,, 13,630. 1^,130. -

Da nun in Bern der Dienstumfang annähernd der gleiche ist, wie in den benannten Städten, fo läßt es fich wol rechtfertigen, wenn wir die Erhellung eines Neubaues empfehlen, der vollständig dem Zweke entsprechend eingerichtet werden kann , zugleich den Bedürfnissen der Telegxaphenverwaltung ^nd der Telegraphenwerkstätte entspricht und für. die Postverwaltung allein nur auf eine jährliche Leistung von Fr. 11,000 zu ^stehen kommt. Wir wollen übrigen^ nicht verhehlen , daß , wenn für die Beqnemlichkeit des Publikums vollständig gesorgt werden will , neben dem Poftgebände auch im Junern der Stadt gleichwoi n^.ch ein Filialbüreau beibehalten werden sollte, so wie wir hinwieder bei Beibehaltung des bis.herigen Postgebäudes nicht vermeiden könnten, im Aufnahmsgebäude des Bahnhofes oder in möglichster Nähe auch ein Filialbüreau zu errichten, das annähernd eben so viel kosten w.irde, als^die Beibehaltung eines Fi.Iialbüreau in den jezigen Lokalitäten.

1^6 Eventuell hat dießfalls bereits eine Verständigung mit der Direktion der Domänen und Forsten des Kantons Bern stattgefunden, wie aus denr.

beigelegten Schreiben vom 20. Juni 18^7 zu ersehen ist. . Je nachdem die ^Postverwaltung eines oder zwei der au dex^ Hauptstraße gelegenen Büreau....

in Anfpruch nehmen will , ist ihr bereits die Ueberlassung derselben gegen einen Miethzins von Fr. ^00 ....der Fr. 1600 zugesichert. Ferner wird auch die Anschaffung des Mobiliars einigermaßen ^.in Betracht kommen müssen , welche aus das Jahr des Bezuges stattfinden muß , jedoch nichts sehr erheblich sein kann,^ und ...ei Vergleichung dex Verzinsung des Neubaues mit Miethzinsen anderer Postgebäude nicht in Berechnung fallen darf..

Schließlich dürfen wir wol noch hervorheben, daß es sowol für die Postals die Telegraphenverwaltung von hohem Werthe ist, durch den Neubau.

in den Befiz eines günstig gelegenen und den Anforderungen des Dienstes.

iu^ allen Beziehungen bestens entsprechenden, e i g e n t ü m l i c h e n Gebäudes^ zu gelangen, und dadurch gegen die Wechselfälle geschüzt zu werden, welchen die Verwaltungen durch künftige Steigerung der Mietpreise oder Aufkündungen ausgesezt bleiben. Die Erfahrung hat au..... dargethan, daß die fortwährende Entwiklung des Dienstes und die Ausdehnung der Geschäfte von Zeit zu .Zeit bauliche Aenderungen erfordern, die in alten Gebäuden immer mit großen Kosten verbunden sind und von dem Eigenthümer in ...er Regel selbst gegen hohe Verzinsung der Reparaturen nicht übernommen werden wollen, und^ daher immer den eidgenössischen Verwaltungen zur Last fallen, während bei dem Neubau auf künftige Ausdehnung des Verkehrs und Anweifung neuer Räumlichkeiten, die aus Rüksichten auf Oekonomie einstweilen an Privaten vermiethet werden , leicht^ Bedacht genommen wer-.

den .kann.

^ Unter diesen Verhältnissen können wir die betreffende Bauführung nu.^ als eine sehr zwekmäßige und nüzliche Unternehmung erachten. Bezüglich der Bestreitung der Kosten sind wir der Ansicht, es sei hiefür jährlich ir.

die Budgets der nächsten drei Jahre sue..essive der erforderliche Ansaz auf^ zunehmen, über die allmälige Verwendung ^desselben Rechnung zu sühren, die bezügliche Kapitalauslage aus der Postkasse an die Bundeskasse zu 4.^,.

zu verzinsen, wobei es, um die Zeit der gleichzeitigen Miethenzahlung
und betreffenden Verzinsung abzukürzen^ im Jnteresse der Postverwaltung liegen wird , die Ansführung der Bauten möglichst zu befördern und dieselben in 2 bis 21^ Jahren, also auf Mitte oder Ende des. Jahres 1860, zu vollenden.

Wir haben nunmehr die Ehre, den eidgenössischen Räthen zum Behuse ^er Ausführung dieser Bauten den Entwurf eines Beschlusses hiermit zu.

^beliebiger Schlußnahme vorzulegen.

B e r n , den 25. Juni 1858.

Jm Namen des fchweiz. Bundesrathes, Der Vizepräsident: .^tämpsli.

Der Kanzler der Eidgenossenschaft: .Schieß..

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Beschluß ^ Entwurf, Die der

B u n d e s v e x sa m m l u u g

s c h w e i z e x i s c h e n E i d g .e n o s s e n s ch a f t ,

nach Einsicht des Bundesbeschlusses vom 2l.

Ehxistmonat 185.^ .(VI, 3), betreffend Ankauf eines Bauplazes für ein ^ostgebäude in Bern,.

und einer bezüglichen Botschaft des Bundesrathes vom 2^. Br..rchmonat

1858,

beschließt: l.

Der Bundesrath ist ermächtigt, zur Aufnahme der Büxeaux der Kreispostdirektion und dex Lokalpostbüxeaux, serner dex Telegraphenbüreau^ und der Werkstätte nebst Dependenzen, so wie der damit in vorteilhafter Weise zu vereinigenden Räumlichkeiten , in Bern ein neues Postgebäude zu erstellen, auf Grundlage der vorgelegten Plane, Baubeschreibung und Kostenberechnung, bei deren Ausführung dem Bundesrathe die zwekmäßig scheinenden Abänderungen vorbehalten bleiben.

...:. Dem Bundesrathe wird hiefür ein Kredit von Fr. 510,000 auf die Bundeskasse eröffnet.

3. Die Kosten dieses Baues sind auf der Generalrechnung der eid^ genössischen Staatsrechnung un:er die ..Jmmobiliar.. Erwerbungen^ aufzu-^ nehmen, wogegen die Postverwaltung das für den Bau verwendete Kapital jährlich zu 4 vom Hundert an die Bundeskasse zu verzinsen hat.

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Botschaft des Bundesrathes an die h. Bundesversammlung, betreffend die Erstellung eines Postgebäudes in Bern. (Vom 25. Juni 1858.)

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Jahr

1858

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30

Cahier Numero Geschäftsnummer

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Numéro d'affaire Numero dell'oggetto Datum

29.06.1858

Date Data Seite

113-117

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10 002 510

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